Welcher Tubus ist bei RC Ritchey-Chrétien besser Carbon Truss Tubus oder Carbon Tubus ?

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Papa Brummbär

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Hallo Astrofreunde,
erst einmal ein gesundes, erfolgreiches, glückliches, wolkenfreies und dunkles 2022.

Ich hab zu dem o.g. Thema nichts gefunden oder konnte es nicht richtig suchen. Da ich mir zukünftig ein 8" bzw. 10" RC zulegen möchte bin ich auf einmal nicht mehr sicher was was OK ist. optisch neige ich zum Gitterrohrtubs aber ich glaube technisch ist der Carbon Tubus besser.

Folgende zwei Produkte habe ich mir angeschaut:

1. TS-Optics 10" Ritchey-Chrétien Pro RC Teleskop 254/2000 mm Carbon Tubus und
2. TS-Optics 10" f/8 RC Teleskop mit Carbon Truss Tubus and Focuser Tilting

Eigentlich dachte ich, ich kaufe die Carbon Truss Variante, sieht schick aus, ist sicher leicht und hat noch ein Focuser Tilting (wobei ich hier noch nicht wirklich verstanden habe ob das wirklich nötig ist).

Aber dann habe ich gesehen, dass die Carbon Tubusvariante nur 14,6kg wiegt (der Carbon Truss 15,2kg), also ist er nicht leichter sondern 0,6kg schwerer.
Dann habe ich mir die Konstruktion genauer angeschaut und mir mal überschlägig die Wärmeausdehnungen der Tuben ausgerechnet.

Beim Carbon Tubus sind es ca. 0,001mm und bei dem Gitterrohrtubus ca. 0,075mm bei 20K Temperaturdifferenz (der Truss hat viele Aluminiumklemmböcke und Stahlteile).

ct.jpg


gr.jpg


7/100mm kommt mir da doch etwas viel vor oder? Ich habe hier 20K angenommen aber 10K wären es dann immer noch knapp 4/100mm?

Danach habe ich noch einen Youtuber gefunden der bei dem Truss über negative Effekte durch Streulicht berichtet hat, da müsste man noch eine zusätzliche Blende anbringen usw. dann würde es besser werden.

So jetzt bin ich total irritiert, da ich die Argumentationen für einen Gitterrohrtubus nicht mehr verstehe.

Könnt Ihr mir da einige Tipps oder Eure Anregungen, Meinungen oder Erfahrung zu den Teleskopen sagen.
Oder was würdet ihr kaufen? Ich möchte das Teleskop primär Fotographisch nutzen, dachte mit einer 2600er Farb-Kamera.

Also schon einmal im Voraus vielen Dank,

LG und CS
Hampo
 
Hallo Hampo,
ich kann dir leider nicht mit Messungen dienen, aber mit ein klein wenig Erfahrung mit dem 10" RC mit Carbontubus.
Bisher musste ich in einer Nacht noch nicht Nachfokussieren. Maximale Temperaturdifferenz bisher ca 12 - 15°.
Wenn ich Aufbaue, lasse ich die Lüfter an der Rückseite solange laufen, bis ich soweit bin den Fokus einzustellen. Ohne die3 Lüfter hat man doch arge Probleme die Temperatur des Spiegels halbwegs an die Aussentemperatur anzupassen...(mein Teleskop lagert in der Transporttasche in der Wohnung) das sollte ein Vorteil des Truss sein, jedoch hatte ich mich auch gefragt, wo genau die Vorteile liegen sollen im Vergleich zum Carbonvolltubus.
Eine Tiltshift Einheit ist bei mir auch verbaut, unabdingbar, um das RC zu Justieren. Damit ist der Auszug vom Hauptspiegel "entkoppelt" .

Grüße Rainer
 
Hallo Rainer,

OK, vielen Dank für die schnelle Antwort und Deinen kurzen Erfahrungsbericht. Mit was justierst Du den RC und wie schwer ist es den Fokus zu finden? Ich habe zur Zeit einen F4 Newton da ist die Fokuslage sehr eng. Benutzt du einen Brennweitenreduzierer und wenn ja welchen?

Danke

LG und CS
Hampo
 
Hallo Hampo,

Persöhnlich würde ich mir keine Gedanken machen aus welchen Material der Tubus gefertigt ist, bei den Volltubus 8"&10"RC´s(GSO, TS, ...) zwecks Ausdehnung.
Die beidseitigen Schienen und Halterungsblöcke sind direkt verschraubt in die Hauptspiegel-sag ich mal Halterungs-"Schale"(sorry kenn den Fachausdruck nicht...), und den Spinnen-Halterungsring. Also sehe ich die Ausdehnung des Tubus als sekundär, mag seine Vorteile haben zwecks dem Gewicht.

Gut finde ich beim "Truss" das man den OAZ direkt justieren kann(kein unzugänglicher extra Ring erforderlich, wer den eventuell braucht), und ich glaube zu lesen gehabt das man auch den Blendentubus am Hauptspiegel seperat justieren kann zumindest bei den grösseren Truss-RC´s. Da macht mir auch gleich Sinn das Takahashi Justierokular, oder/plus eine passende Justierkamera.
Mechanisch gesehen gefällt mir persöhnlich für sehr präzise Arbeiten(z.B. Astrometrie...) der:
Gut der Preis ist auch gleich mal ganz happig, aber macht mir gleich sehr viel Sinn bei diesen Teleskopen.

Selber habe ich nur ein kleinen 6"RC, und der lässt sich gut justieren, Cheshire fürs grobe, und der Rest an den Sternen.
Sinnvollste Anleitung habe ich hier gefunden:
Das ist auch gut hier suplementär:
Um den Hauptspiegel optisch auf die Mitte zu kriegen fand ich diese Info hilfsreich bei den kleinen RC(Step 1):

Persöhnlich habe ich ordentlich was Zeit investieren müssen um zu lernen so ein Reflektor zu verstehen und zu justieren.
Fokussieren mit einem EAF mach ich zwischen ausserhalb 1/3 - 2/3 der Bildmitte per FWHM am PC, je nach mit Reducer oder Flattener beim 4/3 Sensor, wohlgesagt beim RC6"! Beim 8" oder 10" wird das je nach Sensorgrösse/Reducer noch was anderes sein, kommt darauf an was der persöhnliche goal ist bei der Astrofotografie/Interessengebiet.

MfG&CS!,
- Martin
 
Hallo Hampo,
zum Justieren habe ich das Takahashi Justierteleskop, bisher habe ich ausschliesslich mit dem Astro Physics Reducer Fotografiert.
Den Fokus stelle ich mit Hilfe einer Bahtinovmaske an einem mittelhellen Stern ein. Den Vorschlag von Martin, etwas auserhalb der Bildmitte scharf zu stellen, werde ich auch mal Testen ;)
Für die Justage muss man sich erstmal einlesen, dann klappt das aber, mich hatte überrascht, wie sehr sich da bei minimaler Drehung der Justageschrauben, das Bild im Justierteleskop sich ändert.
Welchen Auszug möchtest du an deinem RC montieren? Meines hatte ich gebraucht gekauft und da war ein 3" Monorail dran. Allerdings lag dem Teleskop noch ein 2" Moonlight mit Motorfokus bei, den habe ich noch vor dem ersten Einsatz getauscht. Mit dem "Poblem" dass das Anschlussgewinde nicht 100% gepasst hat...etwas Graphitpulver (von einer Bleistiftmine abgeschabt) hat geholfen. Zumindest so, dass ich den Auszug montieren konnte.
Das angehängte Bild ist beileibe noch nicht perfekt, und ist das erste mit meinem RC...H-Alpha mit der ASI 1600MM Pro.

Grüße Rainer
 

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Hallo Hampo,
bei der Truss-Bauweise wird die Gewichtseinsparungen gegenüber der Tubusvariante oft als Hauptvorteil genannt.
Einsparung von Gewicht gehört tatsächlich oft zu den Vorteilen der Truss-Bauweise, neben ein paar Freiheiten bei der Balance.

Zu den Vorteilen ist aber auch ein geringeres Tubusseeing zu zählen. Das sehe ich bei dem von Dir genannten Teleskop als Hauptvorteil.

Die Vorteile werden, wie so oft, mit einigen Nachteilen erkauft. Dazu gehören z.B. der oft höhere Preis, höherer Justagebedarf, mehr Arbeit beim Kompensieren der temperaturabhängigen Fokusveränderung, mehr Aufwand bei Tauschutz des Hauptspiegels, Anfälligkeit für Lichteinfall / Reflexe.......

Da das Tubusseeing aber auch von den thermischen Bedingungen am Beobachtungsort abhängt, (zumindest beeinflusst wird) ist zu überlegen, wie dieser Vorteil in der eigenen Situation zu gewichten ist.
Einen beeindruckenderen Auftritt hat der Truss in jedem Fall, gegenüber einem schnöden Rohr.....

CS

Dietmar
 
Hallo Leute,
vielen dank für die vielen Ratschläge und Tipps, ich selbst möchte eigentlich Langfristig, das Teleskop unter einer Kuppel betreiben, da es dann immer nahe der Außentemperatur ausgesetzt sein wird denke ich, dass das mit dem Tubusseeing, der Abkühlzeit und wahrscheinlich das Thema mit dem Streulicht vernachlässigt werden kann. Bei den kleinen Bauweisen denke ich macht der Truss Tubus nur optisch was her, denn leichter ist er nicht und steifer auch nicht.

Da ich mit dem f4 Newton auch schon ziemlich genau justieren muss (Ebenen- und Fokuslage) hoffe ich sollte ich dank Eurer Information auch mit einem RC Teleskop nach und nach klar kommen.

Was ich nicht einschätzen kann ist (da ich das noch nie gemacht habe) wenn ein Teleskop mit NINA die ganze Nacht durcharbeitet wie sich da die Temperaturdrift bzw. Tau bemerkbar macht. Ich hatte mal gelesen, das wenn ein Teleskop unter einer Kuppel betrieben wird Tau kein Thema wäre stimmt das? Hat da jemand von Euch Erfahrung mit?

Dann noch zu dem Thema von Martin mit den zwei Prismenschienen am Tubus

Prismenschienen.jpg
Detailansicht von TS-Optics

Hier sieht es aus als würden diese nur am Carbon Tubus verschraubt sein, ob das so ist ? Sollte eine Seite ein Festlager sein und die andere Seite ein Loslager dann wäre das OK sonst muss ich hier Matin recht geben nur Show. Dann würden die zwei Prismenschienen den Tubus verspannen.

Also ich schau mir mal die Links von Martin genauer an und melde mich wieder wenn ich Fragen haben.

Nochmals Vielen Dank für Eure Hilfe.

Bis bald LG und CS
Hampo
 
Hi Hampo,

Ich habe meins schon ein par mal auseinander gebaut, und verglichen mit anderen RC´s und CC´s 6",8",10" im Aufbau, und sie scheinten mir so ziehmlich alle gleich von den Verschraubungen und Schalen her.
*entfernt* hatte da gerade sein CC8 zerlegt, da sind die selben "Schalen"und Verschraubungen wie bei den RC´s:
Bei den Bildern vom RC10 beim Tommy zumindest bei der hinteren Schale sehe ich den Aufbau als gleich:
Vieleicht könnte ein Carbon-tubus Besitzer einfach mal ein par Fotos mit dem Handy machen vorne bei dem Spinnen-Halterungsring drinnen, wie das da verschraubt ist.

MfG&CS!,
- Martin
 
Hallo Martin,
vielen Dank für Deinen Beitrag, ja wenn die Fassungen so fest mit den Prismen-Schienen verbunden ist dann stellt sich wirklich die Frage welchen Einfluss der Tubus noch auf das System hat?
Die Anregung von Dir mal ein Foto von einer Carbon-Variante zu sehen ist echt gut.
Danke und LG
Hampo
 
Hallo Hampo,

ein paar Anregungen aus meiner persönlichen Erfahrung: Ich habe schon diverse Teleskope in einer Kuppel betrieben.

- Tau ist ein viel geringeres Problem, als bei "offenem" Himmel, dennoch nicht völlig aus der Welt. In kalten und/oder besonders feuchten Nächten wirst du um eine Fangspiegel (und in Extremfällen auch um eine Hauptspiegel-)Heizung nicht herumkommen. Beim Truss (damit habe ich keine persönliche Erfahrung) würde ich stets eine HS-Heizung verbauen.
- Vernachlässige nicht den Einfluss von minimalen Streulichtquellen. Hast du absolute Dunkelheit in der Kuppel oder gibt es irgendwo eine Diode, die ständig, vielleicht auch nur periodisch aufleuchtet? Bei mir war es eine einzige Diode, die mit in einem Volltubus(!)-Newton, in den ich seitliche Lüfter gebohrt hatte und der unten nicht abgeschlossen war, die Anfertigung von Flats völlig verdorben hat. Damit hatte ich niemals brauchbare Flats. Mein Rat ist also, wenn du nicht mitten in der Atacama stehst: Immer auf maximalen Streulichtschutz achten. Vielleicht hat ja auch deine Kamera eine Diode, du hast einen Laptop in der Kuppel oder der Himmel ist einfach nur heller als 22mag SQM-L.
- Zur Fokusstabilität kann ich nicht viel beitragen, außer dass die Carbontuben da schon recht gut sind. Bestimmt geht es dem Truss ähnlich. Ich würde das nicht überbewerten, wenn du mit NINA aufnimmst, hast du doch sicher einen motorischen Fokussierer (falls nicht: bitte einplanen). Dann lässt du eben jede Stunde oder bei X Grad Temperaturdifferenz einmal nachfokussieren. Ich nutze seit einiger Zeit Voyager, das läuft perfekt und kostet keine 3 Minuten, bis die Serie wieder läuft.

Vielleicht helfen die Eindrücke ein bisschen. Viel Erfolg!

CS,
Stefan
 
Hallo Stefan,

vielen Dank für die Ratschläge und Deine Erfahrungen, da ich noch keine Kuppel habe aber eine auf der Garage oder dem Dach plane kann ich natürlich "absolute Dunkelheit was LED´s angeht" mit einplanen. Das mit dem Tau bei feuchtem Wetter leuchtet mir ein, wobei ich hier noch keine Erfahrung habe, ich habe vor ca. 2 Monaten einige Kalibrieaufnahmen mit dem Leitfernrohr gemacht wobei ich da durch die feuchte ordentliche Halos um die Sterne bekommen habe.

Das war am Anfang Dez21 die Einzige Nacht für eine Stunde dann war es schon Bewölkt. Die EQ6r habe ich jetzt schon seit Monaten gefühlt ist die Garantie bald vorbei und hatte noch keine vernünftige Gelegenheit damit was zu machen. Nun ja da meine Astrokamera auch noch nicht da ist bin ich noch geduldig.

test.jpg


Da ich in der Astrophotographie noch ein Neuling bin, kann ich manche Einflüsse noch nicht so richtig einschätzen. Einen Autofokusser habe ich schon, leider konnte ich es mit NINA nicht auszuprobieren.

Vielen Dank für Deine Infos steter Tropfen höhlt den Stein, allmählich komme ich voran.

LG und CS
Hampo
 
[…] So jetzt bin ich total irritiert, da ich die Argumentationen für einen Gitterrohrtubus nicht mehr verstehe. […]
Hallo Hampo,

eine offene Tubuskonstruktion (z.B. Gitterrohr) hat für mich den Vorteil, dass ich je nach Beobachtungssituation eine Strumpfhose (Streulichtschutz, Tubusseeing, Bodenseeing) drüberziehen kann oder eben nicht.

Gewicht wird im Quervergleich nur dann gespart, wenn die konstruktive Ausführung auch intelligent ausgeführt wird. Carbon um des Carbons willen, weil es beispielsweise gerade in der Szene en vogue ist, ist für einen Konstrukteur ein eher nicht so optimales Motiv. Allerdings, wenn es sich gut verkauft … oder verkaufen soll ;-)

Im konkreten Fall ist das Gitterrohrkonstrukt sehr raumgreifend ausgeführt. Das führt zu größerem Abstand des Schwerpunktes von der Rektazensionsachse als beim Rundtubusmodell. Die Montierung muss also im Quervergleich größere statische und vor allem dynamischere Drehmomente handhaben.

Selbst bei der Rohrtubusvariante würde ich die gegenüberliegende Schiene abschrauben. Ein sinnloser Gewichtsbringer. Bei diesen Schienen wäre der Einsatz von Carbon eine Überlegung wert. Zubehör achsfern anbringen zu wollen, erzeugt die gleichen Herausforderungen an die Montierung wie eine unnötig achsferne Montage des Teleskopes selbst.

Der Rohrtubus hat in bestimmten Situationen das Bedürfnis nach Lüftung. Dieser Rohrtubus hat Lüfter, insofern ist das Thema kein Thema.


Müßte ein Orginal von Ritchey sein. Jedenfalls alles richtig gemacht, kurze Achsabstände, Rohre nur knapp außerhalb des Spiegeldurchmessers.

Grüße, *entfernt*
 
Hallo Reinhold,

danke für Deine Unterstützung, allmählich stellt sich mir die Frage ob es nicht besser ist das Teleskop selbst zu bauen?
Denn wenn ich das ganze hier zusammenfasse kommen doch viele Punkte zusammen, die die gekauften Teleskope nicht erfüllen.
Da spricht "jeder" davon wie schwer es ist die Fokuslage zu halten und die Teleskopkonstruktion die man so erhält weisen "nur Mängel" auf (etwas scharf Formuliert).
Aber dennoch vielen Dank für die Infos mal sehen wo mich die Reise hinführt.

LG und CS
Hampo
 
… nicht bange machen lassen, der 10“ CC von GSO/TS im Rohrcarbontubus mit Lüfter kann vom Start weg alles, was so ein Teil können muss … Bebachtungsfreude ohne Ende!
 
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