Wie auf Erden, so auch im Himmel – das Märchen von der Romantik der Sterne

Himmelsguckerin

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Hallo ihr Freundinnen und Freunde des heiteren Astro-Märchens.

Angeregt durch unsere Sammlung romantischer und lustiger Himmelsobjekte an anderer Stelle im Forum, kam mir heute dieses kleine Märchen in den Sinn. Viele dieser Objekte schlichen sich in diese Geschichte hinein. Vielleicht erkennt ihr ja das eine oder andere davon wieder. Der Vollständigkeit halber füge ich unten die von mir erstellte Liste der Objekte an, die wir bis jetzt in dem anderen Thema zusammengetragen haben.

Viel Spaß beim Lesen!


Wie auf Erden, so auch im Himmel – das Märchen von der Romantik des Sternenhimmels

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da saß ein Sternchen weinend im „Gebrochenes Herz Haufen“. Träne um Träne kullerte über ihre Wangen, so dass sich schon ein großer glitzernder Wasserfall über den Himmel ergoss.

Sternchen war ganz in sich und ihren Kummer versunken. So zuckte sie erschreckt zusammen, als sie plötzlich jemand in lallendem Singsang ansprach: „Na, na, Kleine. Hicks! Wasssn los? Warum schschschitzt du denn da und flennst?“

Zuerst konnte Sternchen niemanden sehen. Doch da schwankte ganz nahe an ihren Füßen eine Eidechse noch ein Stück näher heran. Den dazu passenden Geruch hätte es gar nicht gebraucht, um zu erkennen, dass diese Eidechse sturzbesoffen war. Sternchen rümpfte die Nase und wandte das Gesicht ab. „Geh weg, ich will allein sein.“

„Aber, aber, Liebschen. Nu sei mal nicht so uuuunfreundlisch, wenn man freundlisch zu dir ist! Was iss denn?“

Da hatte der Krabbelkerl nicht ganz unrecht. Außerdem war es vielleicht gar nicht schlecht, mit jemandem darüber zu reden. Und überhaupt, ihr sollte es nur recht sein, wenn das ganze Universum von diesem Schuft erfuhr, der sie so gemein hatte sitzen lassen!

„Also gut“, begann sie. „Aber setz dich ein Stück weiter weg. Ich brauch etwas mehr, äh, Platz.“

Die Eidechse platschte schwankend am Rand der Kaskade entlang und ließ sich auf einer verborgenen Galaxie ganz in der Nähe nieder. Dort angekommen rülpste sie erst einmal genüsslich und streckte dann alle Beine von sich. „Gut so?“

Sternchen nickte angewidert. „Gut so.“

„Na dann, leg los, Liebschen, wie heißt der Schuft?“

Woher wusste dieser Kerl, ...? Auch egal! „Er sagt, er sei Jupiters Geist, er...“

Die Eidechse prustete los und schlug sich auf die Schenkel. „Potzblitz, dieser Weiberheld! Schickt der olle Jupiter nu schon seinen Geist los, damit er noch hinterher kommt, Frauen unglücklich zu machen!“ Er lachte so laut, dass der Wildenten-Haufen, der gerade über sie hinwegzog, kurzzeitig die Formation verlor.

„Ach, Liebschen“, fuhr die Eidechse fort, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, „um den brauchst du nischt zu weinen. Der hat keine einzische deiner Tränen verdient.“

„Red nicht so über ihn! Du kennst Jupiters Geist doch gar nicht. Er war so nett, so gebildet – und, naja, auch gutaussehend. Er hat mich zu seinem Segelboothaufen mitgenommen. Einen Edelsteinhaufen hat er mir zu Füßen gelegt. Dann hat er mir süße Dinge ins Ohr geflüstert. Ich sei sein Herzerl, hat er gesagt. Am Wünschelbrunnenhaufen haben wir uns geküsst und uns unsere gemeinsame Zukunft ausgemalt. Ach, Eidechse, ich hatte einen ganzen Schmetterlingshaufen im Bauch, als er mich fragte, ob ich für immer an seiner Seite bleiben wollte! Natürlich wollte ich. Und er sagte, er werde mir als Zeichen seiner Liebe eine Silbernadel bringen. Dann verschwand er – und kehrte nicht wieder.“

Während Sternchen erzählte, schmatzte und grunzte die Eidechse und kicherte in sich hinein. Nun warf sie einen abgenagten Apfelgrutzen hinter sich. „Jaja, Liebschen. So läuft dass mit den Männern. Sie protzen und flüstern süüüße Worte, hicks. Und wenn es dann ernst wird, schwupps, müssen sie nur mal kurz eine schilberne Nadel holen. Hihi.“

Sternchen wandte den Blick von dem betrunkenen Kerl ab. Sie bereute bereits, ihm die Geschichte erzählt zu haben. Neue Tränen purzelten über ihre Wangen und den himmlischen Wasserfall hinunter.

„Ach, Liebschen!“ Die Eidechse tappte auf Sternchen zu. „Jetzt hör auf zu flennen. Ich kann dir ja nicht mehr zuschauen. Glaub mir, dieser Kerl hat deine Tränen wirklisch nischt verdient. Such dir einen anderen, besseren.“ Der Krabbler baute sich imposant vor ihr auf. „Mich sssum Beispiel. Einen Edelsteinhaufen kann isch dir nicht zu Füßen legen. Aber wenn du willst, hol isch dir Carolines Rose. Na, was meinst du?“ Er schielte sie schwankend an und ließ seine Zunge durch eine Zahnlücke schnellen.

Voller Ekel schob Sternchen ihn von sich weg. „Ich will nichts, das einer anderen gehört. Lass mich in Ruhe!“

Plötzlich brauste eine zart bläulich schimmernde, nebelartige Gestalt zwischen die beiden und gab der Eidechse einen Stoß, so dass diese bis zum Hals in einem Spinnenspuckehaufen landete.

„Was ist denn hier los?“, donnerte eine wütende Stimme, so dass die Eidechse sicherheitshalber auch noch den Kopf in der Spinnenspucke versenkte.

„Da bist du ja!“ Sternchen sprang auf und fiel ihrem Liebsten um den Hals.

„Ja, es hat etwas gedauert“, meinte Jupiters Geist. „Und um es gleich zu sagen: Die versprochene Silbernadel kann ich dir auch nicht geben.“ Beschämt wich er ihrem Blick aus. „Das ist der Grund, warum ich so lange fort war. Ich suchte und suchte, konnte sie aber nirgends finden.“

„Ach, ich brauch keine Silbernadel“, meinte Sternchen und schmiegte sich an ihn.

„Das ist gut. Denn ich habe dir als Ersatz etwas anderes mitgebracht und hoffe, du nimmst es an.“ Er kramte in seiner Hosentasche herum und zog einen Verlobungsring heraus.

Sternchen war sprachlos vor Glück. Aller Kummer war vergessen. Und nur kurze Zeit später heirateten die beiden.

Es gab eine rauschende Glühwürmchenparty mit einer Menge Gäste: Tweedledee und Tweedledum tanzten durch den Eulenhaufen, die sieben Schwestern woben die Schicksalsfäden des Paares im Zauberernebel zu einer Perlenschnur des Glücks. Und mitten im größten Trubel grölte und jubelte eine sturzbetrunkene Eidechse, die in der Zwischenzeit noch keine Minute lang nüchtern gewesen war.

Versteckt unter dem langen Tischtuch der Festtafel blitzten lauernd zwei Katzenaugen aus der Dunkelheit hervor. Als Gaias Wurst einen Moment lang unbeaufsichtigt auf dem Teller lag, nutzte die Katze ihre Chance. Sie ließ die silberne Nadel, die sie seit einer Weile als ihren größten Schatz gehütet hatte, aus ihren Krallen fallen, und stibitzte sich den Leckerbissen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann feiern sie alle noch heute.
 

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Haha... wie schön. Du hast ja wirklich alles untergebracht :D
 
Waren eigentlich Tanja Borealis und Tanja Australis auch auf der Party?
Die müssen sonst immer die Bärinnentatzen spielen.
(Die - meist arabischen Sternnamen finde ich auch sehr hübsch).
Felix
 
Hi,
tja, so ist das eben in den Märchen. In der Realität dagegen sind die Sternchen meist mit betrunkenen Eidechsen verheiratet :love:
-cb
 
Hallo ihr!


Waren eigentlich Tanja Borealis und Tanja Australis auch auf der Party?
Na klar. Die beiden waren es, die mit Gaia quatschten, als die Katze ihre Chance auf die Wurst bekam. 😉

Ja, ich finde viele der Sternnamen ebenfalls ganz hübsch. Wenn auch teilweise gewöhnungsbedürftig. Mit Beteigeuze zum Beispiel komm ich inzwischen klar. Bei Fomalhaut bin ich mir noch nicht sicher...


tja, so ist das eben in den Märchen. In der Realität dagegen sind die Sternchen meist mit betrunkenen Eidechsen verheiratet :love:
Deshalb braucht die Welt Märchen, viele, viele Märchen. 😀

Herzliche Grüße
Sabine
 
Eigentlich eine moderne Version von den alten griechischen Mythen. Der ewig untreue Jupiter, heulende und gerettete Prinzessinnen. Ich habe mir die Abfolge der Sternenkonstellationen eigentlich immer gut mit ihrem Bezug zu ihrer Geschichte gut merken können. Nun sind mir Dank Deiner Fantasie Carolines Rose und die Tweedledums unvergesslich! Was musst ich schmunzeln. Nicht dass die betrunkene Eidechse dem Adler zum Opfer fällt ....
amüsierte Grüsse von Anette
 
Eigentlich eine moderne Version von den alten griechischen Mythen.
Ja, das stimmt. Im Grunde sind es immer dieselben Grundthemen in den Geschichten, nur mit Variationen.

Nicht dass die betrunkene Eidechse dem Adler zum Opfer fällt ....
Wird schon gut gehen, die schaffen das da droben zusammen schon ein paar Jährchen... :D
 
Eben bin ich im Adler über NGC 6804 gestolpert - den Unfassbar Schrumpfenden Nebel. Bin mal gespannt, wie du das noch unterbringst. :cool:

Nicht unerwähnt möchte ich auch noch Sh2-129 und Ou4: Ein riesiger Tintenfisch, verschluckt von einer Fledermaus. Hier mal ein Beispielbild auf Astrobin.
Ich gestehe, ich hab da irgendwie eine andere Assoziation. Aber das liegt wahrscheinlich nur daran, dass Sabine und ich bereits ausführlich über Orions Schwert diskutiert hatten *räusper*
 
Ja, das stimmt. Im Grunde sind es immer dieselben Grundthemen in den Geschichten, nur mit Variationen.
Naja, das stimmt nicht immer. Deine Geschichte vom Astrognom setzt ein ganz neues Thema, einfach köstlich, die Charaktere hier im Forum wiederzufinden :p.

@ Ulrike:
Was Du mit den "anderen Assoziationen" bei SH2-129 und Ou4 meinst kann ich mir jetzt aber gar nicht denken... :unsure:.

Viele Grüße, CS und kreative Assoziationen,
Reinhard
 
Hallo Sabine,
ein wunderschönes Märchen worin wir uns ganz schnell einfinden! Auf so eine Idee muss man erst mal kommen,aber bei Dir wundert mich das nicht:y:
:y:, da kann man nur hoffen das Du nochmehr davon zu Papier bringst....
beste Grüße
K.-Heinz
 
Guten Abend, ihr Lieben!

Eben bin ich im Adler über NGC 6804 gestolpert - den Unfassbar Schrumpfenden Nebel. Bin mal gespannt, wie du das noch unterbringst. :cool:
Also, der würde sich ja fast für den Schauplatz einer Fortsetzung eignen...

Nicht unerwähnt möchte ich auch noch Sh2-129 und Ou4: Ein riesiger Tintenfisch, verschluckt von einer Fledermaus. Hier mal ein Beispielbild auf Astrobin.
Ich gestehe, ich hab da irgendwie eine andere Assoziation. Aber das liegt wahrscheinlich nur daran, dass Sabine und ich bereits ausführlich über Orions Schwert diskutiert hatten *räusper*
Ulrike, ich hab ja so lachen müssen, als ich das Bild sah! :ROFLMAO: Ich muss sagen, ich seh in diesem Nebel viel, aber beim besten Willen keine Fledermaus...
Gibs zu, Du hast zu Hause einen ganzen Kalender mit lauter solchen "assoziationsfördernden" Astro-Bildchen. ;) Orions Schwert ist da bestimmt auch drin. Aber das lassen wir für heute besser im Unfassbar Schrumpfenden Nebel verschwinden. :giggle:

Naja, das stimmt nicht immer. Deine Geschichte vom Astrognom setzt ein ganz neues Thema, einfach köstlich, die Charaktere hier im Forum wiederzufinden :p
Ja, der Astrognom hatte ein anderes Thema. Diesmal mussten Sternhaufen & Co. dran glauben. :sternklar:

ein wunderschönes Märchen worin wir uns ganz schnell einfinden! Auf so eine Idee muss man erst mal kommen,aber bei Dir wundert mich das nicht:y:
:y:, da kann man nur hoffen das Du nochmehr davon zu Papier bringst....
Danke für Deine netten Worte! Keine Sorge, früher oder später wird es mich wieder packen. Du kennst ja selbst, wie es ist, wenn man eine kreative Seite in sich hat. Die bricht unweigerlich immer wieder durch. :D

Herzliche Grüße an alle - und brauchbaren Himmel!
Sabine
 
Ulrike, ich hab ja so lachen müssen, als ich das Bild sah! :ROFLMAO: Ich muss sagen, ich seh in diesem Nebel viel, aber beim besten Willen keine Fledermaus...
Gibs zu, Du hast zu Hause einen ganzen Kalender mit lauter solchen "assoziationsfördernden" Astro-Bildchen. ;) Orions Schwert ist da bestimmt auch drin. Aber das lassen wir für heute besser im Unfassbar Schrumpfenden Nebel verschwinden. :giggle:
Sabine, das blaue Dings soll eigentlich auch der Tintenfisch sein. Die Fledermaus ist die Ha-Region ringsherum.

Hehe ... ich sach' da mal nix. Hier lesen ja schliesslich auch Jugendliche mit. Vielleicht hat ja auch deswegen jemand ganz schnell den Namen Tintenfisch dafür gesetzt, damit die Leutz gar nicht erst nicht auf .. ähm .. unkeusche Gedanken kommen ... :giggle:
Keine Chancge, ich hab den Nebel für mich schon umbenannt. Muss ich echt auch mal ablichten. Das wird aber dauern; der braucht lange, eher er sich blicken lässt.

So, und nun holen wir alle unsere Gedanken mal wieder aus der Gosse :cool:
 
Schoen, dass Du mal wieder denFederkiel rausgeholt hast, gefaellt mir sehr gut, und das angehaengte PDF is eine nette Zusammenstellung!
Gruss
Holger
 
Natürlich darf auch diese schöne Geschichte nicht unbebildert bleiben.
 

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Hallo Holger,

ist das toll! Du hast echt Talent! Was wären meine Geschichten ohne Deine Zeichnungen...

Vielen, vielen Dank, dass Du es auch diesmal wieder getan und Dich sogar an sowas Verrücktem wie betrunkenen Eidechsen versucht hast.

Ganz liebe Grüße
und mindestens 3 Daumen hoch für diese wundervolle Zeichnung! :y: :y::y:

Sabine
 
Freut mich, dass es gefällt. Ich werde noch einen Spritzer Farbe dran werfen. Und ich habe noch zwei- drei andere Bilder im Kopf, vielleicht vermischt mit einigen Fotos. Wobei ich offene Sternhaufen bisher nicht so interessant fand, daher hab ich nur wenige. Jetzt seh ich das un neuem Licht.

Gruß Holger
 
Freut mich, dass es gefällt. Ich werde noch einen Spritzer Farbe dran werfen. Und ich habe noch zwei- drei andere Bilder im Kopf, vielleicht vermischt mit einigen Fotos.
Das klingt prima, bin schon gespannt!

Wobei ich offene Sternhaufen bisher nicht so interessant fand, daher hab ich nur wenige. Jetzt seh ich das un neuem Licht.
Na, siehst, man lernt immer wieder dazu... ;)

Schöne Grüße!
 
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