Hallo Christian, Felix und Jochen!
Ich sehe mit Interesse, dass hier über "mein" Wellnitz 80/550 dikutiert wird! Ihr habt über die Objektive gesprochen: ja, das sind 80/550 von Zeiss-Jena, und zwar aus einem militärischen binokularen Entfernungsmesser. Die Prismen sind die alten, wohl aus den 1940er.
Die Originalokulare waren die klare Schwachstelle (so schön deren Eigenfokussierung auch war). Diese habe ich dem Vorbesitzer (der seinerseits der "Erstkäufer" bei Herrn Wellnitz war) zurück geschenkt. Da Wolf Wellnitz dem Gerät eine 2-Zoll Okularaufnahme spendiert hat, kann ich moderne Astro-Okulare verwenden, welche erst die Qualitäten dieses Gerätes ausspielen. Durch den weit nach hinten (zum Beobachter hin) verlagerten Fokuspunkt komme ich mit jedem Okular in den Fokus, muss sogar Verlängerungshülsen verwenden.
Wie Jochen sagte, erlauben die riesigen Prismen größte Felder. Baader Hyperion 36mm werden komplett ausgeleuchtet mit scharfem Feldrand. Das ergibt ein 15x80 mit 4,7° Feld. Das entspannte Öffnungsverhältnis gibt ein gutmütiges Einblickverhalten und macht auch die Hyperion 36mm brauchbar, die bei schnelleren Öffnungsverhältnissen abbauen.
Die Transmission des Gesamtsystems im Blauen ist sehr gut, wie einige bemerkenswerte Beobachtungen mit H-Beta Filter bei 18x und 15x belegen. Bei 25x und 3,2° Feld mit den 22mm Nagler sind Sternfelder eine Wonne, wenngleich die rötlichen Sterne ein wenig an Farbe einbüßen. Ein hübscher Nebeneffekt der 22mm Nagler ist, dass ihr Gewicht genau den Originalokularen entspricht. So ist das System perfekt im Gleichgewicht.
Ich betrachte den Erwerb dieses Gerätes als einen grossen Glücksfall. Ein Schwestergerät wurde vor einigen Wochen hier im Forum angeboten. Ich war versucht, es als Zweitgerät anzuschaffen um den lästigen Okularwechsel - der mangels Fokussierung nicht trivial ist - zu vermeiden, aber Platz- und Finanz-Gründe sprachen dagegen.
Christian, hast Du jenes Exemplar? Dann bist Du ein Glückspilz, denn dann hast Du vermutlich eins mit den erstklassigen 80/550-Objektiven! Ich diesem Falle würde sich jede Investition absolut lohnen.
Oder sind es die Original f/4-Objektive? Felix erwähnt 350mm Brennweite. Woanders habe ich mal von 320mm gelesen. Dieses schnelle Öffnungsverhältnis stellt hohe Anforderungen an die Okulare. Die Hyperions sind überfordert.
Alles spricht für die 22mm Nagler T4. Die sind für f/4 gemacht und werden von den Prismen problemlos ausgeleuchtet. Dann hättest Du, je nach tatsächlicher Brennweite, ein sehr feines 16x80 oder 14,5x80.
Ich würde persönlich in dieser Situation auch die APM UFF 30mm probieren, die bei f/5 astrein sind und womöglich auch mit f/4 zurande kommen. Das ergäbe ein 12x80 oder 11x80, das ich gerne mit Schmalbandfilter an galaktische Nebel ausprobieren würde - lechz!
Christian, lasse uns wissen, wie Dein Projekt sich entwickelt!
Beste Grüße, Christopher