2. Woche - Der südliche, bipolare Nebel NGC 6164-5

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Im südlichen Sternbild Norma gibt es einen auffälligen symmetrischen Nebel, seine Bezeichnung lautet NGC 6164-5. Eduard von Bergen aus Sarnen/Schweiz hat ihn in Namibia auf der Farm Tivoli aufgenommen. Datum war bereits der August 2014, aber im letzten Herbst hat der Bildautor seine Bilddaten noch einmal neu bearbeitet. Teleskop war der 400-mm-Hypergraph f/8,3 (Fa. Ph. Keller) von Bernd Schröter. Die Kamera war eine SBIG STL-11000M, belichtet wurde L: 15 x 600 s (ohne Binning), R und G: 7 x 300 s (2x2-Binning), B: 6 x 300 s (2x2-Binning). Das Bildfeld im AdW beträgt 36,5' x 24,2' mit Norden oben und Osten links (auch auf der Südhalbkugel!)

HD 148937 ist einer von wenigen blauen Überriesen des Spektraltyps O6f?p (das Fragezeichen ist korrekter Betstandteil des Typs). Seine Blauhelligkeit beträgt 7,12 mag, die V-Helligkeit 6,71 mag. Das zeigt bereits, dass der Stern in einer absorbierenden und rötenden Marteriewolke steckt. Schon früh zog er die Aufmerksamkeit auf sich (Walborn 1972). Es handelt sich um einen magnetischen Stern, was erst vor 12 Jahren entdeckt wurde (Hubrig et al. 2008). Beobachtet wird auch eine ca. 7-tägige Variabilität, die auf eine entsprechende Rotationsperiode hinweist, bei nahezu Draufsicht auf den Pol. Für den Stern kann man aufgrund der Leuchtkraft einen 16,6-fachen Sonnendurchmesser abschätzen, was dann eine äquatoriale Rotationsgeschwindigkeit von rund 120 km/s bedeutet. Die effektive Temperatur - abgeleitet aus einer IR-Spektralanalyse - wird zu etwa 40.000 K angegeben, die Leuchtkraft zu etwa 630.000 Sonnenleuchtkräften (Mahy et al. 2017). Die Masse dürfte bei 50 bis 60 Sonnenmassen liegen.

Während die Datenbank Simbad bei HD 148937 von einem spektroskopischen Doppelstern spricht, konnten neuere Arbeiten nichts dergleichen beweisen. Es gibt keine Beobachtungsbefunde, die einen Begleitstern rechtfertigen, weder aus spektroskopischen Untersuchungen bei vielfachen Wellenlängen (Nazé et al. 2008) noch aus interferometrischen Beobachtungen (Sana et al. 2014).

Der Nebel hat in Hα+[NII] eine bipolare Gestalt, ähnlich einer "8". Die Außenränder zeigen spektroskopisch stellares Auswurfmaterial. Das Alter wird auf etwa 600.000 Jahre geschätzt. Was sich in diesem bipolaren Nebel wirklich abspielt, ist noch nicht geklärt. Eine der Ungereimtheiten besteht darin, dass Modellrechnungen für den Innenbereich ein Alter von 1,2 bis 1,3 Mio. Jahren ergeben - mehr als für die äußeren Henkel. Weiter außen, bei den Pixelkoordinaten (865/2230) erkennt man einen schwachen rot leuchtenden Bogen, ebenso einen noch schwächeren, blauen Bogen bei (858/790). Deutlicher wird dies auf einer tief belichteten Aufnahme auf Astrodon Imaging, siehe https://astrodonimaging.com/gallery/ngc6164-5-with-halo/

Und noch weiter außen (bei einem Abstand von 1,1°) entdeckten Leitherer & Chavarria (1987) einen runden Rand einer möglichen Strömgrensphäre. Tiefe Amateuraufnahmen zeigen diesen Außenring, der hier im AdW wegen des kleinen Bildfeldes nicht zu sehen ist.

Anmerkungen: Der Bildautor hat die Farben sehr leuchtend erzeugt. Dabei muss man immer wieder betonen: Die Erhöhung der Farbsättigung ist heutzutage gern gesehen – die Amerikaner machen es vor ... Das soll allerdings kein Grund dafür sein. Vielmehr kommen die schwachen Nebelpartien farblich erst so zur Geltung. Eines der Ziele war, den Charakter von HD 148937 als blauen Stern gut sichtbar ins Bild zu übertragen.
Wir gratulieren Eduard von Bergen zum informativen und aufschlussreichen Bild – und natürlich zum AdW!

Peter Riepe
Bildautor: Eduard von Bergen

Objektkoordinaten (J2000) des Zentralsterns:
RA = 16 h 33 min 52 s, DE = -48° 06' 40''

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Vollbild unter: https://www.astronomie.de/neuigkeiten/2-woche-der-suedliche-bipolare-nebel-ngc-6164-5/
 
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