37. Woche - Im Zentralbereich von IC 1396

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Unser heutiges AdW zeigt den Zentralbereich der 2,5° ausgedehnten HII-Region IC 1396. Sie liegt im Sternbild Cepheus und ist unter Astrofotografen ein beliebtes Standardmotiv. Bildautor ist Bernd Dörfeldt, der erst nach seiner Pensionierung so richtig die Astrofotografie betreibt und nun auch Mitglied der VdS-Fachgruppe Astrofotografie geworden ist. Er hat das AdW im Zeitraum 4. bis 18. Juni 2020 von der Kanareninsel Fuerteventura aus aufgenommen. Das Aufnahmeteleskop ist uns hier schon einige Male begegnet: ein Newton 250 mm/1000 mm der Marke Lacerta. Als Kamera wurde eine ZWO ASI 1600 Mono mit Filterrad benutzt. Belichtet wurde ausschließlich mit den für die Hubblepalette üblichen Schmalbandfiltern: [SII] 30 x 450 s für den R-Kanal. Hα 32 x 450 s für den G-Kanal und [OIII] 30 x 450 s für den B-Kanal, was insgesamt 11 h 30 min ergab. Das Bildfeld misst 59,5' x 46,5'. Norden liegt auf 10:30 Uhr, Osten auf 7:30 Uhr.

Ein markantes Detail in IC 1396 ist der „Elefantenrüssel“, ein molekulares Überbleibsel aus der Entstehungsgeschichte der HII-Region. So ist IC 1396 auch an den Namen „Elefantenrüsselnebel“ gekommen. Der Rüssel selbst wird nach dem niederländischen Astronomen S.R. Pottasch (1956) als IC 1396A/B bezeichnet. Wer mag, kann sich das anschauen – hier der Link. Offensichtlich ist der Elefantenrüssel ein dichter, länglicher Rest der äußeren Molekülwolke, in der IC 1396 geboren wurde. Von Osten her kommt ein heftiger Sternwind und eine starke UV-Strahlung, so dass dann wie in einer Strömung eine solche kometarische Rüsselform entstehen kann. Verursachende Energiequelle ist der 5,6 mag helle O6-Stern HD 206267 im linken Drittel des unteren Bildrandes. Dieser Stern ist der hellste des zentralen, lockeren Sternhaufens Trümpler 37. Er sorgt dafür, dass der Rand von IC 1396 AB hell in Hα leuchtet und den zerstörerischen Kräften des Sternwindes ausgesetzt ist. Der Klumpen mag sich noch eine zeitlang halten, wird dann aber im Verlauf der Zeit zerlegt.

Nicht selten wird IC 1396 A/B auch vdB 147 genannt. Das ist definitiv falsch. Bei vdB 147 handelt es sich nämlich um einen kleinen Reflexionsnebel in der Rüsselzone, der als nicht emittierender Nebel in diesem AdW überhaupt nicht zu erkennen ist. Was aber sehr schön zur Geltung kommt, ist der vordere, rundliche Teil von IC 1396 A. Dort erkennt man ein kleines Loch, darin steckt bei den Pixelkoordinaten (1124/1157) der 13,6 mag helle Emissionslinienstern LkHα 349. Hier entsteht – nachdem IC 1396 selbst um Trümpler 37 entstanden ist – in einer zweiten Generation ein neuer Stern und vermutlich im dichten Staub verborgen auch noch andere.

Anmerkungen:

a) Das Bild lohnt einen Vergleich mit dem AdW 36-2019 von Peter Remmel und seinen Kollegen, dazu hier klicken. Eine qualitative Beurteilung möchte ich dem Leser überlassen. Als Kriterium für die Qualität sollte die Bildauflösung (nicht Pixelzahl des Bildes, sondern die Detailwiedergabe) bedacht werden, ebenso die Bildtiefe, die sich an der erreichten Sterngrenzgröße ablesen lässt.

b) Bitte jetzt das Zusatzbild anschauen, dazu hier klicken. Links ist das Summenbild in Hα, mittig das Summenbild in [OIII] und rechts das in [SII] zu sehen. Ich war regelrecht verblüfft, wie gering das Signal in [SII] ausgefallen ist. IC 1396 A/B leuchtet in Hα am stärksten, am zweitstärksten in [OIII]. Man darf dann wohl auch einmal die Frage stellen, inwieweit [SII] überhaupt zum Bild beiträgt, oder ob das [SII] allein dazu da ist, die Sterne mit einem Rotkanal zu versorgen. Und noch eine Frage ist unvermeidlich: Welche realen Strahlungsanteile Hα / [OIII], Hα / [SII] und [SII] / [OIII] werden wohl im Objekt vorliegen? Klar – das ist im Nebel lokal unterschiedlich. Zur Klärung wäre wohl eine Farbkalibrierung nötig. Hat jemand eine Idee, wie diese Kalibrierung aussehen könnte???

Bernd Dörfeldt hat hier eines seiner ersten Bilder gemäß der Hubblepalette vorgestellt. Man kann ihm dazu nur sagen: technisch sauber umgesetzt! Der gute Himmel über Fuerteventura wird sicher seinen Beitrag dazu geleistet haben. Einen herzlichen Glückwunsch zum Astrofoto der Woche!



Peter Riepe
Bildautor: Bernd Dörfeldt



Koordinaten (J2000) von IC 1396 A (vordere Spitze):
RA = 21 h 37 min 08 s, DE = +57° 30´ 53´´


Vollbild unter: https://www.astronomie.de/neuigkeiten/37-woche-im-zentralbereich-von-ic-1396/




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