4. Woche - IC 1396 – eine weitere Variante mit neuen Aspekten

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Im letzten Jahr konnten wir die helle HII-Region IC 1396 zweimal vorstellen. In der Woche 2 ging es zunächst um den zentral gelegenen Elefantenrüssel IC 1396 A/B als LRGB-Bild, aufgenommen mit langer Brennweite von 4800 mm. Dann folgte in der Woche 36 eine Sicht der Zentralpartie mit 688 mm Brennweite als Hubble-Palette in den Schmalbandfilterungen [SII], Hα und [OIII]. Heute wird IC 1396 in einer erheblich weitwinkeligeren Aufnahme als Zweifachmosaik präsentiert. Dazu verwendete Bildautor Hans Jürgen Mayer zwei Kameras, eine Canon EOS 1300Da und eine Canon EOS 1100Da mono, jeweils mit dem gleichen Objektiv Canon EF200/2,8. Bei ISO 800 wurde wie folgt belichtet: Farbe 16 h und 14 h, Hα 12 h und 6 h. Alle Aufnahmeserien entstanden im Sommer 2017 und 2018 in Stolac/Kroatien und in Silbertal im schweizerischen Montafon. Das Bild von 6,4° x 7,7° Feldgröße hat Norden oben und Osten links.
Die astronomischen Fakten zu IC 1396 selbst fehlen diesmal. Wer dazu Infos sucht, schaue nach unter den oben genannten AdW-Ausgaben. Stattdessen schauen wir uns an, was dieses AdW an Besonderheiten bietet. Auffallend ist, dass die HII-Region sehr starke bläuliche Anteile zeigt. Der gesamte Milchstraßenkomplex mit seinen vielen blauen Sternen wurde nicht unterdrückt, nur um die rein roten Nebelbereiche zu betonen. Die hier gezeigte Darstellungsweise demonstriert die astronomische Wirklichkeit aller Teilbereiche aus Sternen und Nebeln. Allerdings ist die Bearbeitungsweise von Hans Jürgen Mayer so angelegt, dass die vorgelagerten Staubwolken teilweise pechschwarz hervortreten. Damit wird eine eigene „Sichtweise“ vermittelt, die man problemlos akzeptieren kann.

Besonders eindrucksvoll erscheint mir, dass IC 1396 als runde HII-Region sachte rötlichbraun in die rundherum liegenden bräunlichen Molekülwolken übergeht, ohne scharfe Grenzen. So wird ein nahezu plastischer Effekt erzeugt, der IC 1396 richtigerweise nicht als isoliert im Raum stehenden einzelnen Emissionsneebel zeigt, sondern völlig korrekt als Loch im Inneren eines umgebenden Molekülwolkenkomplexes. Im Zentrum von IC 1396 sitzt der spektroskopische Doppelstern HD 206267, er ionisiert die Gase im Loch und lässt es rot aufleuchten. Für diesen Stern sind unten die Koordinaten angegeben. Er hat als junger heißer Hauptreihenstern B = 5,83 mag und V = 5.62 mag, der Spektraltyp ist O6 + O9 für beide unsichtbaren (aber spektroskopisch sauber nachweisbaren) Komponenten. Farblich gut kontrastierend steht am Nordwestrand der 4 mag helle μ Cephei, ein kühler Überriese.
Extrem beherrschend wirkt in dieser Bearbeitung der Dunkelwolkenkomplex östlich von μ Cephei. Bei den Pixelkoordinaten (462/1635) ist die Dunkelwolke Dobashi 3233/34/35 mit LDN 1153 zu sehen. Bei (570/1582) liegt Dobashi 3229, bei (630/1610) Dobashi 3222/25. Am westlichen Rand der elliptischen Form finden wir bei (750/1755) Dobashi 3217. Markant sticht noch weiter östlich bei (140/1490) der pechschwarze Haken Dobashi 3258/60 ins Auge. Vielleicht gefällt dem ein oder anderen Astrofotografen dieses Dunkelwolkengebiet und er nimmt es separat einmal mit passender Brennweite auf.

Anmerkung: Das Bild beweist, dass der Autor viel investierte Arbeit geleistet hat, die sich aber unbedingt gelohnt hat. Die Farben der Sterne, der schwachen umgebenden Reflexionsnebel und natürlich der HII-Region selbst überzeugen. Wir gratulieren Hans Jürgen Mayer zu diesem wirklich interessanten Bild – natürlich auch zum AdW!

Peter Riepe
Bildautor: Hans Jürgen Mayer

Objektkoordinaten (J2000) des Zentralsterns:
RA = 21 h 38 min 58 s, DE = +57° 29' 21''

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