Hallo Florian,
na dann wollen wir mal
Ich fange mit den gebräuchlichen Zweiarmgabeln an, auch wenn Du die nicht erwähnst, aber zum Verständnis der Unterschiede ist es sinnvoll auch die zu erwähnen.
Ich persönlich mag sie nicht, denn sie sind groß, ausladend, unhandlich und dennoch oft nicht sehr stabil.
Ihr Vorteil ist, dass sie recht universell sind und man den Schwerpunkt des Fernglases genau in die Drehachsen bringen kann, weil die Achsen ja links und rechts neben dem Glas liegen.
Außerdem kann man unterschiedlich schwere Okulare durch verschieben des Fernglases in der Schiene ausgleichen.
Leider mangelt es ihnen aber oft an Stabilität, weil sie sehr breit sein müssen, die Arme entsprechend lang und man aus Gewichtsgründen das Material dennoch dünn halten will.
Leider ist auch das ALT Lager sehr schwach dimensioniert.
Wirklich empfehlenswert sind eigentlich nur die Gabeln von Binoptik, sie sind ausreichend dimensioniert, haben große Lagerdurchmesser und verwenden insbesondere für das ALT Lager perfektes Material, das beim Übergang von Haft- zu Gleitreibung hervorragend ist.
Einarmgabeln mochte ich lange Zeit sehr, zum ersten mal sah ich sie von Tatsuro Matsumoto bei seinen Doppelteleskopen.
Dort funktionieren sie auch perfekt, der Achsdurchmesser ist riesig und dadurch die Lagerfläche sehr groß, der Drehpunkt liegt genau an der richtigen Stelle zwischen den Tuben und die Tuben selbst kann man verschieben um unterschiedlich schwere Okulare auszugleichen.
Bei den "fertigen" Großferngläsern ist die Situation leider völlig anders.
Zwischen den Tuben ist kein Platz wodurch es unmöglich ist die Drehachse in den Schwerpunkt zu bekommen, sie liegt immer unterhalb.
Gleichzeitig muss der Achsdurchmesser sehr klein sein und ein Verschieben des Schwerpunktes ist auch nicht möglich.
Jeglicher Eingriff muss deshalb über die Hemmung / Klemmung passieren, was alles andere als optimal ist.
Die Fluidheads wurden aber genau für diesen Anwendungsfall konzipiert, eine schwere Filmkamera kann man niemals in den Drehpunkt der Achse bringen, sie sitzt immer weit oberhalb. Auch dort verschiebt sich der Schwerpunkt bei Objektivwechseln.
Gleichzeitig sind die Anforderungen der Filmindustrie sehr hoch, jegliche Kamerafahrt muss extrem weich sein und in jedem Winkel funktionieren.
Die Lösung liegt in der Verwendung einer Feder als Gegenkraft und der hydraulischen Dämpfung für die Smoothness.
Leider folgt die benötigte Gegenkraft je nach Winkelauslenkung einer Sinusfunktion und Federkonstanten sind in aller Regel linear oder progressiv.
Die guten Hersteller produzieren mit viel Aufwand Federn, die genau diesen Anspruch erfüllen, andere setzen auf die Verwendung mehrer Federn, deren Federkonstanten sich dann addieren und so versuchen die Sinuslinie zu simulieren.
Entsprechend dem Aufwand gestalten sich auch die Preise der Fluidköpfe.
Ich selbst kann aus eigener Erfahrung nur für die Vinten Vision Köpfe sprechen, und die sind in jeder Hinsicht perfekt.
Bei richtig eingestelltem Gleichgewicht und Feder wird die Last bei jeder Winkelauslenkung praktisch gewichtslos.
Das Bino lässt sich an jeder Position ohne Gegenkraft bewegen und verharrt an jeder Position von alleine.
Hier nochmal mein Video dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=IomgqbvDEZA
Das ist wirklich fast magisch, bevor ich es nicht selbst erlebt habe hatte ich Zweifel, ob das wirklich so gut funktionieren würde und auch heute noch bin ich jedes mal beeindruckt und bekomme ein breites Grinsen ins Gesicht.
Meine Empfehlung geht deshalb ganz klar zum Fluidhead, die bekannten Nachteile sind Preis und Gewicht.
Ich persönlich würde lieber einen gebrauchten Profikkopf denn einen neuen Konsumerkopf kaufen, denn den Dingern aus Plaste und Elaste für private Videofilmer traue ich nicht wirklich...
Man muss auch bedenken, dass sich Videoflmer eher horizontal bewegen.
Filmaufnahmen nach Oben in den Himmel sind selten
Deshalb weiss ich nicht, ob hier so viel Augenmerk auf die 100% perfekte Gegenkraft bei jedem Winkel gelegt wird, ich könnte mir vorstellen, dass man das aus Kostengründen vernachlässigt, weil es für die Zielgruppe ja kaum einen Nutzen hat.
PS. Es kommt natürlich auch immer auf die persönlichen Ansprüche an, ich gebe zu, ich bin diesbezüglich Perfektionist.
Wenn man damit leben kann im Zweifelsfall einfach die Klemmung zuzuknallen und mit ruckeligen Bewegungen leben zu können gehen auch Einarmgabeln und billige Fluidköpfe
Grüße Jochen