1. Apo-Refraktor: Skywatcher Esprit 120 oder den lichtstärkeren Esprit 100 und zusätzlich
2. SC/AFC: Meade LX 200 ACF 8"/10" oder Celestron SC XLT 8"/9,25"/11" alternativ Celestron Edge HD gleicher Größe
Was meint Ihr dazu? Oder habt Ihr andere Empfehlungen? Schon einmal vielen lieben Dank an Euch!
Hallo Horst,
ich bin seit vielen Jahren ähnlich ausgestattet (Apo-mäßig Takahashi FS128 u. ES127, SC-mäßig 10" Meade LX200 und C11 Edge HD auf AZ-EQ6) und kann hier Einiges aus meiner Erfahrung beisteuern.
Ein SC der beiden Massenhersteller solltest nur dann in Erwägung ziehen, wenn du bereit bist, dich proaktiv mit den konstruktiven Unzulänglichkeiten dieser SCs auseinanderzusetzen.
Da ist zum einen die Problematik, das Tubusseeing (also die Thermik im Tubus) in den Griff zu bekommen. Hier sind die serienmäßigen Konstruktionen beider Hersteller absolut untauglich. Zur Abhilfe kann man hier zwei Prinzipien verfolgen:
Aktive Belüftung (erfordert nachträglichen Einbau von Lüftern) oder das Prinzip des "Hot-Tube", also gar nicht erst versuchen, dass die Optik Umgebungstemperatur annimmt, sondern sie in einem thermisch stabile Zustand zu halten. Dies erfolgt mit einer nachträglichen Isolierung des Tubus. Die Methode der aktiven Belüftung hat sich in meinen 30 Jahren Erfahrung mit SCs immer als die unterlegene Methode herausgestellt. Ein SC kann im Laufe einer Beobachtungsnacht einfach nicht in das thermische Gleichgewicht mit der Umgebung kommen und läuft immer nur hinterher. Ich wende deswegen nur noch das Prinzip des "Hot-Tube" an.
Der zweite Punkt beim SC ist die Kollimation. Ein SC muss, um wirklich seine von der Öffnung her erwartete Leistungsfähigkeit zu erreichen, perfekt kollimiert sein. Mit den serienmäßigen Kollimationsschrauben ist das dauerhaft gar nicht hinzubekommen, da diese nicht fest genug angezogen werden können. Also ist auch hier ein Austausch notwendig. Des weiteren kursieren im Netz viele fehlerhafte Anleitungen zur Kollimation von SCs. Diese fehlerhaften Anleitungen hören bei dem Punkt auf, dass die Beugungsringe konzentrisch erscheinen. Das ist aber nur die halbe Miete und liefert unbefriedigende Ergebnisse.
Dann Spiegelshiftung und Mirror-Flop. Spiegelshifting tritt beim Fokussieren auf, das Bild verändert seine Lage im Okular. Bei meinem Meade war das so extrem, dass ich auf einen zusätzlichen Crayford-Fokussierer zurückgreifen musste. Beim C11 Edge HD dagegen ist es so gering, dass es mich visuell gar nicht stört. Aber da hat jeder eine andere Toleranzschwelle.
Mirror-Flop tritt bei Lageänderung des Tubus auf und stört eigentlich nur bei der Fotografie. Hier hat Celestron bei den Edge HDs durch Feststellschrauben für den Hauptspiegel Abhilfe geschaffen.
Lange Rede, kurzer Sinn: ein SC nur dann, wenn man sich auch abseits der Beobachtung mit dem Teil intensiv auseinandersetzen will.
Ganz anders die von Dir in Erwägung gezogenen Refraktoren.
Das sind (sofern die optische Qualität stimmt) "Rundum Sorglos-Pakete". Hinstellen und funktionieren (evtl. halt kurz auskühlen lassen vor der Beobachtung).
Bei den derzeit tief stehenden Jupiter und Saturn hat selbst ein optimiertes 11" EdgeHD Probleme, mit einem guten 4" oder 5"-Apo in Sachen Kontrast und Schärfe mit zu halten, denn je größer die Öffnung, desto stärker limitiert das Seeing.
Anders sieht es jedoch beim hoch stehenden Mars aus. Hier gewinnt ganz klar die größere Öffnung des C11 und bei DS sowieso.
In Erwägung ziehen muss man auch das unterschiedliche Handling.
Bei meinen 5"-Apos ist es ein Klacks, diese auf die Montierung zu wuchten.
Ein 11" SC kostet dagegen schon einiges an Überwindung und Mühe, es auf die AZ-EQ6 zu bringen. Mir bricht da regelmäßig sowohl der Anstrengungs- als auch Angstschweiß aus. Ein 11"-SC ist für mich die absolute Grenze des handhabbaren. Ein C8 ist diesbezüglich wohl deutlich einfacher im Handling.
Bitte immer daran denken: das meistgenutzte Teleskop ist das, das am einfachsten im Handling ist!
Ein 11"-SC, bei dem du dich vlt. drei mal im Jahr zum Aufbau durchringen kannst, hilft dir weniger, als ein 8"-SC (oder 4"-Apo), das/den du in jeder klaren Nacht benutzt.
Edit: hier wurde geäußert, ein SC sei "okularunkritisch". Das möchte ich so pauschal nicht unbedingt unterschreiben.
Ich benutze an meinen Apos sehr gerne das Leitz Zoom-Okular. Da hält es problemlos mit meinen Festbrennweiten mit.
Ganz anders am C11 EdgeHD: da sind die Festbrennweiten klar und deutlich überlegen.
CS
Günter