ASI 533 MC pro sinnvoll für 8" f/10 SCT?

Leo299792

Neues Mitglied
Ich besitze schon seit einiger Zeit ein Celestron 8" Evolution. Dieses besitzt eine Brennweite von ~2000mm und eine azimutale Montierung.
Ich spiele jetzt schon länger mit dem Gedanken auch mit der Astrofotografie anzufangen, würde aber gerne nur um die 1000€ ausgeben. In dieser Preisklasse wurde mir von einem professionellen Astrofotografen eine ZWO ASI 533MC empfohlen, welche ich auf der Website des Herstellers auch für etwa $800 gefunden habe.

Was ich bisher von der Kamera gesehen habe, gefällt mir sehr, ich bin mir nur nicht sicher ob sie für mein aktuelles Teleskop wirklich Sinn macht.
Einerseits wegen der azimutalen Montierung, die für die Astrofotografie ja generell nicht optimal ist.
Andererseits aber vor allem wegen des kleinen Gesichtsfeld, welches die Kombination aus Teleskop/Kamera liefern würde (wenn ich mich nicht verrechnet habe, sollte es 20'×20' groß sein).

Man kann natürlich immer einen Reducer verwenden, doch auch da bin ich mir nicht sicher welchen ich verwenden kann, da man ja beachten muss, dass noch der gesamte Sensor ausgeleuchtet wird.

Ich würde mich sehr freuen wenn ihr mir also in folgenden Punkten weiterhelfen könntet:

1) Macht Astrofotografie mit einem 8" f/10 azimutalen SCT überhaupt Sinn?
2) Macht die ASI 533MC mit meinem Teleskop Sinn?
3) Welche Reducer könnte ich überhaupt verwenden?

Schon mal danke im Voraus!
 
Hallo Leo,

echte Astrofotografie macht azimutal, meiner Meinung nach, keinen Sinn, weil die Belichtungszeiten, auch mit Reducer, sehr begrenzt sind. Was evtl. Sinn macht, ist EAA. Das ist eine einfache Form der Astrofotografie. Im Prinzip eine Art Live Beobachtung mit Kamera, statt Okular. Da setzt man eine Software ein, die die aufgenommenen Bilder live stackt und am Bildschirm anzeigt. Natürlich kann man die aufgenommenen Bilder auch als Einzelframes abspeichern und später nachbearbeiten.

Das habe ich mit einem Celestron Evolution 8 auch eine Weile lang gemacht, habe mir dann aber eine Polhöhenwiege dazu geholt, um parallaktisch arbeiten und damit länger belichten zu können.

Ein Reducer ist auf jeden Fall sinnvoll für das C8, weil der auch die Abbildung korrigiert. Schmidt-Cassegrain Teleskope haben nämlich eine recht extreme Koma. Das heißt die Sterne werden zu Kometen, sobald Du etwas ausserhalb der Bildachse kommst. Es gibt von Celestron einen recht günstigen 0.63 Reducer, der das C8 auf f/6.3 reduziert, oder einen sehr viel teureren Starizona Corrector/Reducer, mit dem man beim C8 auf ca. f/7.1 kommt aber eine sehr viel bessere Abbilgung hat.

Leider braucht der Reducer einen bestimmen Abstand zum Kamerasensor und da hast Du mit der Evolution Montierung ein Problem: der Platz zwischen der Rückseite des Tubus und der Montierung reicht nicht aus, um mit Reducer im Zenit beobachten oder fotografieren zu können. Das gilt vor allem für gekühlte Kameras, die ja noch länger sind als ungekühlte. Du musst dann halt höllisch aufpassen, dass Du nicht aus Versehen in den Zenit kommst. Kann man in der Montierung einstellen, nervt aber etwas. Wenn man den Abstand geringer macht (so wie ich hier), dann ist die Abbildung wieder nix...

20210809_084710k2.jpg


Das war ein Grund für mich, die Evolution zu verkaufen und das C8 an eine Harmonic-Drive Montierung zu hängen.

Die ASI 533 funktioniert grundsätzlich für das C8 und hat den Vorteil, dass sie eine moderne Kamera ohne Ampglow ist und durch den relativ kleinen Sensor auch kaum vignettiert. Besser für das C8 ist aber die ASI294, die das ausgeleuchtete Bildfeld des C8 mit Reducer sehr gut ausnutzt und ausserdem größere Pixel hat = empfindlicher ist. Entscheidend für die Kamerawahl ist eben auch der Abbildungsmaßstab.

Bei uns geht man davon aus, dass bei optimalen Bedingungen man ca. 1-2 Bogensekunden pro Pixel auflösen kann. Manche empfehlen auch 2/3 Bogensekunden (0,67" / px). Alles was höher auflöst ist "oversampelt", das heißt Du verschenkst Licht und gewinnst aber nichts bei der Auflösung. Das gilt für DSO, bei Planetenfotografie gelten da etwas andere Regeln.

Mit der ASI 533 und dem auf f/6.3 reduzierten C8 kommst Du auf 0,6" / px, bei der ASI 294 auf 0,75" / px. Beide Kameras sind also im Rahmen, die ASI 294 hat den Vorteil, dass die etwas empfindlicher ist und vor allem ein größeres Bildfeld bietet. Das kannst Du Dir mit astronomy.tools mal anschauen.

zusammengefasst:
das Evo 8 ist nicht wirklich optimal für Astrofotografie! Kauf Dir eine gebrauchte ungekühlte ASI 294 und einen Reducer (einen günstigen Celestron hab ich noch übrig - bei Interesse bitte PN) und versuch Dich mal in EAA. Da kannst Du mit kurzen Belichtungen arbeiten und es kommt auf die Bildqualität nicht ganz so an. Wenn Du dann merkst, dass Dir die aufwändige Bildbearbeitung für Astrofotografie Spaß macht, dann würde ich nochmal über eine andere (parallaktische) Montierung nachdenken oder mindestens eine Polhöhenwiege dazukaufen.

CS.Oli
 
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Danke für deine ausführliche Antwort CS.Oli!
Ja, nach meiner Recherche hab ich schon vermutet, dass das mit meinem System eher nichts wird...
Kannst du mir eine bestimmte Polhöhenwiege oder Montierung empfehlen?
 
Polhöhenwiege gibt es für die Evolution nur eine passende von Celestron.

Was Montierungen angeht, gibt es ein weites Spektrum, je nach Gedbeutel. Für Astrofotografie sollte die Tragfähigkeit einer 'Deutschen Montierung' zu ca 60% ausgenutzt werden. Anders bei Harmonic Drive oder speziellen Montierungen wie der Avalon M-Und, die höher belastet werden können.

Ein Klassiker für das C8 ist die AVX von Celestron. Ich verwende die iOptron HAE 29, die extrem leicht ist und trotzdem 13 kg trägt. Entsprechend wäre die ZWO AM3 für das C8 noch denkbar, besser die AM5 oder andere Hamonic Drive Montierungen. Aber die sind halt teurer als die klassischen Deutschen Montieringen (GEM).

Bei mir sieht das so aus:

P1040685hochformat_kl.jpg

Wiegt komplett 14 kg.

CS.Oli
 
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