C/2013 US10 Catalina der neue Komet

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Ja wirklich fantastisch, ein Kometenvogel würd ich sagen.

PS:
Übrigens, das Wetter passt schon, komme gerade vom Kometengucken von der Tuscheralm zurück, wolkenlos klarer Himmel. Allerdings nur eine Negativsichtung:
117P Helin-Roman-Alu bei fst 5.2mag muß schwächer als ca. 15mag sein, da nicht gesehen mit 24" Dobs.

CS Mike
 
Heute (4.12.) mein erster Versuch: Mond, Jupiter und Venus zeigen einen deutlich Hof. Um 6:15 taucht das Gebiet von US10 über dem Nachbarhaus auf. Der rötliche Kappa Vir ist eine gute Orientierungshilfe im 80er Refraktor bei 20x. Die zwei direkt über Catalina stehenden Sterne mit 6,5 mag sind einigermaßen gut zu erkennen. Der Komet selbst ließ sich gerade so erahnen, bei 44x etwas deutlicher. Eine sinnfreie Beobachtung, aber sobald das Wetter besser sein und der Mond sich verzogen haben wird, steht dem Kometenfrühstück nichts mehr im Weg.

Grüße
Sven
 
@Sven: Schreib doch deine Beobachtung lieber in den entsprechenden Thread im Board "Beobachtungen visuell" - dann hat man alle Beobachtungen zusammen in einem Thread.

Thomas
 
Auf (berechtigte!) Anregung / Bitte von Micha (Winnie) hänge ich meinen letzten Post aus dem Board "Beobachtungen visuell" lieber hier rein:

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Der Komet scheint sich ja prächtig zu entwickeln! Auf spaceweathergallery.com ist ein spektakuläres Foto von Fritz Helmut Hemmerich, aufgenommen am 9.12. auf Teneriffa zu sehen. Auf diesem Foto ist der dünne Schweif ca. 4°50' lang und sichelförmig gebogen. Der hellere "Gegenschweif" ist ca. 1°15' lang.

Die Gradangaben auf Hemmerichs Foto scheinen aber nicht zu stimmen. Am 9.12. 6 Uhr stand nämlich Catalina 4°50' von Venus (auf dem Foto) entfernt und der dünne Schweif ist laut meiner Berechnung genauso lang.

Thomas

PS: Wegen Copyright-Fragen möchte ich das Foto hier lieber nicht einbinden.
 
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An Hand dieses Fotos von Hemmerich möchte ich aber eine Verständnisfrage stellen:

A) Man sieht zum einen grob in Richtung 5 Uhr einen hellen, rötlichen Schweif. Wenn ich einige Ausführungen von Uwe Pilz, Post #1192365, richtig verstanden habe ist dies ein Staubschweif mit Körnern von 10 Mikrometern Durchmesser. Korrekt?

B) Grob in Richtung 1 Uhr sieht man (wenn man genau hinguckt) einen etwa 1° langen dünnen Strahl der das obere Schweifbündel ziemlich scharf nach rechts abgrenzt. Ist das ein Staubschweif (0,8 Mikrometer)? oder bereits der Plasmaschweif (strahl)?

C) Und dann ist da ein gewaltiges, sichelförmiges Gebilde das sich Richtung 12 Uhr ganz weit heraus erstreckt. Was ist das - Staub? Plasma?

Thomas
 
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Moin Thomas!

Danke erstmal, daß du das Thema hierhin verlagert hast. Im anderen Board macht das wirklich keinen Sinn, und zu schnell zerredet man alles ins Hunderste und Tausenste, und es wird unübersichtlich...

Zum besagten Foto in der Spaceweather Comets-Gallery * (warum sollte man es nicht verlinken dürfen?): Zu sehen ist, wie zwei Hauptschweife den Kernbereich mit der Koma verlassen. Der obere ist der Gas- bzw. Plasmaschweif, der andere auf 5 Uhr der Staubschweif. Der Gasschweif teilt sich noch enmal, das wird durch elektrostatische Kräfte innerhalb der ionisierten Teilchenwolke verursacht. Der gebogene Gasschweif ist ein pespektivischer Effekt.

Meine Messungen am Foto: Venus war zum Aufnahmezeitpunkt (9.12. - 07:00 MEZ) 4,8° vom Kometen entfernt. Entsprechend berechnet ergeben der Gasschweif 4,5° Länge, der Staubschweif 1,4° Länge. Einen Gegenschweif sehe ich nicht.

* Foto von Hemmerich (09.12.15)
 
Hi Micha -
Danke erstmal! Ich dachte da wär noch ein Staubanteil, der in etwa in Richtung des Gasstrahls geht. So habe ich Uwes Erläuterungen und Illustrationen in etwa verstanden. Vielleicht liest er hier ja mit - ich wollte es damals im anderen Board nicht weiter aufbohren (weil da ja eigene Beobachtungen geschildert werden sollen).

"Gegenschweif" dachte ich wäre der Staubschweif Richtung 5 Uhr weil er - in etwa - entgegen den Plasmastrahl gerichtet ist. Die Erklärungen in wikipedia kapier ich noch nicht. Bilder, auch schematische, wären schön.

Ich werd jetzt erstmal in deinen Kometenseiten nebst verlinkten Ressourcen stöbern!

Thomas





 
Hallo zusammen,

der Analyse von Uwe ist wenig hinzuzufügen :super:

Die Definitionen bezüglich Gegenschweif sind nicht ganz einheitlich - ich denke man kann den großen Teil des Staubschweifs, der nun perspektivisch dem Plasmaschweif praktisch gegenüber steht, als Gegenschweif bezeichnen.
Ein neues Foto von Gerald Rhemann zeigt sehr schön den breit aufgefächerten Staubschweif. Ein großer Teil davon steht eben scheinbar nach vorne über die Koma hinaus.

Spektakulär auch die Schweifverwirbelungen und -abrisse.
Der Komet ist sehr aktiv und wird uns in den nächsten Wochen wohl noch so einiges bieten"!

Gruß
Burkhard
 
Moin Burkhard!

Also, ich halt mich bei der Definition von Gegenschweif einfach an die Beschreibung bei Wikipedia. Es deckt sich auch mit dem, was ich bisher in den Fachbüchern zum Thema gelesen habe:

"Sehr selten, bei besonderen Bahnkonstellationen, ist ein Gegenschweif (Typ-III Schweif, Antischweif) sichtbar. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen eigenständigen Schweif, sondern nur um einen geometrischen Projektionseffekt: Wenn sich die Erde zwischen Sonne und Komet hindurchbewegt, ragt ein Teil des Staubschweifs, bedingt durch seine Krümmung, scheinbar über den Kometenkopf hinaus."

Einen intensiven Gegenschweif zeite ja C/2007 N3 Lulin, den man im Feb. und März 2009 knapp mit bloßem Auge sehen konnte. Besonderheit hier: dieser Komet zog fast genau gegenläufig die Eklptik entlang.
Auch der helle C/2011 L4 PanSTARRS zeigte im Mai 2013 einen extremen Gegenschweif.

Das ist schon seltener als ein um mehr als 90° auseinanderstehender Staun- und Gasschweif. Da finde ich in meiner Kometengalerie einen ganzen Haufen Beispiele: C/2004 Q2 Machholz sah in einigen Stadien seiner Entwicklung im Dez. 2004 fast haargenau so aus wie jetzt Catalina.
 
Hi Winnie -
In der englischen Wikipedia ist das auch bildlich erklärt: Antitail und ich hoffe das jetzt einermaßen verstanden zu haben.

Wir sehen bei Catalina z.Z. also einen Staubschweif (und keinen Gegenschweif) der etwa in einem Winkel von 135° zu einem von der Sonne weg gerichteten Schweif steht. Wenn ich Uwe aber richtig verstanden habe, dann besteht dieser Schweif auch aus zwei Komponenten: einem Gas (Plasma)schweif und einen Staubschweif, bestehend aus kleineren Körnern. Kann man diese beiden Komponenten im Bild unterscheiden? Man sieht ja einige Gabelungen.

Thomas
 
Thomas,

ich glaube, da hast du was falsch verstanden. Auf den Farbfotos sind Gas- und Staubschweif immer anhand der Farbe sehr schön zu unterscheiden. Was Uwe noch unterschid, war die unterschiedliche Partikelgröße im Staubschweif.

man muß sich das Ganze ungefähr so vorstellen: Der Gasschweif wird vom Sonnenwind weggedrückt und dabei ionisiert. Das ist dann das gerade Gebilde, das diametral von der Sonne wegzeigt. Der Staubschweif ähnelt der Rauchspur einer alten Dampflok, nur hier zieht der Komet diese in unterschiedlicher Körnung hinter sich her, daher auch diese stark geschwungenen Formen.

Die Ionen des Gasschweifs wechselwirken mit dem Sonnenwind und werden unterschiedlich geladen. Daher kommt es zu Strahlen, Schweifverdrehungen und -Abrissen. Das findet man so beim Staubschweif nicht. Da noch groß drauf zu achten, welchen Part des Staubschweifs welche Pratikelgröße beinhaltet, ist wohl eher was für absolute Spezialisten. Ich denke, Hauptsache ist die drei grundsätzlichen Schweifarten sicher auseinanderhalten zu können, das noch weiter auseinanderpuzzeln zu wollen, würde hier zu weit führen. Dafür gibt es Fachliteratur, wo man nachlesen kann. Die Schweifdynamik in Kometen ist ziemlich komplex.

BTW: Mir ist aufgefallen, daß auf meinen Kometenseiten gar keine Literatur zum Thema erwähnt wird. Ich werde mich die Tage hinsetzen und als Erstes eine Liste meiner Bücher machen. Die sind hauptsächlich antiquarisch, gehen aber schon tiefer als das Übliche, was man heutzutage im Laden bekommt. Ich werde die Seite sutsche aufbauen und nach und nach erweitern.
 
Den Vergleich mit der Rauchspur finde ich gut. Habe mal die Bewegung des Kometen simuliert und tatsächlich: Der Staubschweif (gelblich rötlich) zeigt genau entgegengesetzt zur Bahnrichtung:

Link zur Grafik: https://dl.dropboxusercontent.com/u/15892273/catalina_1209-1210.jpg
9.12.6:00 - 10.12.6:00 alle 4h, Screenshot CdC

Das erklärt also die 135° sehr gut! Jetzt habe ich auch den erwähnten 2. Staubschweif (0,8mu Korngröße laut Uwe) auf dem von Uwe verlinkten Foto (M. Jäger) ausgemacht: Es ist der kurze gelblich-rötliche Stummel (mehr eine Wolke) in Richtung 4 bis 5 Uhr.

Hoffentlich stimmt's diesmal. Denke aber, ich hab' ne Menge gelernt! :super:

Thomas

 
Hallo Micha,

wie gesagt die Definition ist - auf Deutsch - leider sehr ungenau. Im Englischen wird unterschieden zwischen "Sunward Spike", "Sunward Fan" und "Anomalous Tail".
Was die meisten im Kopf haben bei Gegenschweif ist der Klassiker des "Sunward Spike" besonders von Komet Arend Roland.

Ich bleibe dabei - besonders wenn ich mir aktuelle Bilder - hier von Philipp Salzgeber ansehe. Wir haben einen Gegenschweif "Anomalous Tail" - also (scheinbar) Richtung Sonne gerichteten Staubschweif aus großen Partikeln, die schon vor einiger Zeit den Kern verlassen haben, vor uns.

Das aktuelle Bild von Salzgeber mit Komet C/2002 T7 im Vergleich: http://apod.nasa.gov/apod/ap040422.html oder https://web.archive.org/web/20040423054605/http://encke.jpl.nasa.gov/images/02T7/02T7_040417_vt1.jpg
(Winkel war ebenfalls 135°)

Gruß
Burkhard

 
Moin Burkhard!

Also, für mich sieht das immer noch nicht definitiv nach Gegenschweif aus, auch nachdem ich das neue Jäger-Foto mit den Schweifabrissen auf spaceweather.com gesehen habe. Ich muß auch sagen, ich fühl' mich unwohl dabei, den Begriff "Gegenschweif" jetzt allzu inflationär zu verwenden. Früher gabs nur sehr wenige derartige Kometen, und heute sollen die am laufenden Band auftauchen...? (Wo kommen die denn alle her?) :gutefrage:
 
Vllt bekommen wir das ja noch aufgeklärt! Auf einem Foto vom 23.7. (wieder Michael Jäger, von der Tivoli Farm in Namibia) gibt es (mit) das erste Foto auf dem man Gasschweif und Staubschweif sehen kann, Ich binde es mal direkt ein und hoffe er nimmt es mir nicht übel:

Link zur Grafik: http://0e33611cb8e6da737d5c-e13b5a910e105e07f9070866adaae10b.r15.cf1.rackcdn.com/Michael-JAcger-2013US10Jul23UT115web_1438026467_lg.jpg

Dieser Staubschweif steht grob geschätzt in einem Winkel von ca. 45° zum Gasschweif, also recht spitz. Ich habe diese Situation mal am Computer nachgestellt (kleinerer Ausschnitt mit DSS-Aufnahme hinterlegt):

Link zur Grafik: https://dl.dropboxusercontent.com/u/15892273/catalina_0723.jpg

Der rote Strich soll den Staubschweif, wie auf dem Foto, darstellen. Er geht etwa bis zu einer Dreiergruppe von Sternen. Gelb ist die Bahn des Kometen mit einem Winkel von ca. 90° zum Gasschweif. Die "Staubspur" würde ich also auf dieser Bahn erwarten.

Das ist also ein ziemlicher Unterschied zur heutigen Situation, wo der Staubschweif (vllt. doch der Gegenschweif?) in Richtung Kometenbahn zeigt. Ich werde das schlechte Wetter nutzen um noch mehr Fotos auszumessen. Mal sehen, was dabei herauskommt!

Thomas
 
> Der Staubschweif (gelblich rötlich) zeigt genau entgegengesetzt zur Bahnrichtung:

Das ist nur im groben Übersichtsbild richtig, ind dem, was im Schweif passiert nicht.

Die Staubteilchen werden von den Gasteilchen beschleunigt und verlassen den Kometenkern erst einmal in dieselbe Richtung wie das Gas. Sie unterliegen dann aber neben der Gravitation dem Strahlungsdruck. Dieser bewirkt, dass ich die Gravitation scheinbar verringert, denn die Wirkungsrichtung entspricht ja genau der Massenanziehung der Sonne, nur das Vorzeichen ist anders. Daraus folgt, dass sich die Teilchen auf unterschiedlichen Bahnen bewegen und nach Teilchengröße fraktionieren. Wenn wir mal einen einfachen fächerförmigen Schweif ansehen, dann ist die Richtung vom Kometen weg die Zeit und die Richtung quer dazu (also die Breite des Fächers) die Aufteilung in Teilchengrößen.

Im Falle von Catalina kommt hinzu, dass wir aus einem ganz flachen Winkel auf den Schweif blicken. Dadurch wird er viel breiter, als er es in Wirklichkeit ist.

Ich habe mal das Bild von Gerald Rhemann vom 7. Dezember

http://www.astrostudio.at/2_Bright Comets.php?img=images/2_Bright Comets/313_2013US10_07_12.jpg

simuliert. Ich habe einen Schweif erzeugen lassen, der Partikel zwischen 0,5 und 10 µm Breite enthält. Das Bild wird erst dann einigermaßen ähnlich, wenn ich einen Überhang der 10-µm-Partikel hinzufüge, eine sog. Syndyne (erstes Bild). Die Syndyne ist der starke Schweifanteil nach recht unten. Das Bild ist übrigens so gedreht wie das Foto, für meine Ergebnisse eher unüblich ist Norden links. Zu dieser Simulation habe ich den heliozentrischen Anblick, also "von oben" beigefügt. Der Schweif ist - kurz nach dem Periheldurchgang - schon ganz schön weit gefächtert, aber nicht so stark, wie geozentrisch scheinend.

In meiner Simulation ist die Emission der kleinen Partikel zu stark, der Schweifanteil ist zu groß, ragt zu weit in den Raum. Das kann ich nur ändern, ich dem ich die Partikel "einzeln" simuliert, was prinzipiell geht, aber zu den schon gezeigten "bunten" Ergebnissen führt. Das zeigt alles genauer, aber die Erfahrung der Kontinuität des Schwefs geht verloren.
 

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Hallo Micha,

Früher gabs nur sehr wenige derartige Kometen, und heute sollen die am laufenden Band auftauchen...? (Wo kommen die denn alle her?) gutefrage
Es werden nicht mehr oder weniger, wie gesagt eine Frage der Definition bzw. Bahngeometrie. Ein Gegenschweif ist ja nur ein Projektionseffekt und es benötigt eigentlich nur zwei Grundbedingungen:
- Einen Kometen, der viel Staub in größerer Partikelform emittiert
- Die richtige Bahngeometrie, also Erdbahn und Kometenbahn müssen (nach dem Perihel) im richtigen Winkel zueinander stehen

Auf Uwes neuer Simulation sieht man alles sehr deutlich: Der Schweif ist breit aufgefächert und der Teil, der die größeren Partikel enthält, ragt scheinbar nach vorn.
Was noch für den für uns "typischen Gegenschweif" in 180° (wie gesagt im deutschen Sprachraum sind wir da etwas eingeschränkt, gibt keine feinen Unterscheidungen) fehlt ist, dass die Erde die Kometenbahnebene kreuzt. Dies wird erst im April passieren, bis spätestens zum Frühjahr könnte sich also noch ein "richtiger" Gegenschweif bilden (bis dahin "anomalous tail")...

Gruß
Burkhard
 
> Die richtige Bahngeometrie, also Erdbahn und Kometenbahn
> müssen (nach dem Perihel) im richtigen Winkel zueinander
> stehen

Wenn meine Berechnungen an Hand der vom JPL Horizons Web-Interface heruntegeladenen Ephemeriden stimmen, dann müsste die Erde am 29.9. etwa die Bahnebene von Catalina gekreuzt haben. Allerdings vor dem Perihel. Damals stand der Komet noch am südlichen Abendhimmel (Sternbild Centaurus) von uns gesehen "links hinter" der Sonne und näherte sich auf retrogradem Orbit der Sonne an (Perihel war dann Mitte November).

Ich hab ein Foto vom 29.9., aufgenommen in Australien, gefunden: C/2013 US10 Catalina, 29.9.2015. Allerdings liegen hier der trail und der Ionenschweif beide auf der gleichen, linken, Seite. Trotzdem interessant, finde ich!

Thomas

 
> trail und der Ionenschweif beide auf der gleichen, linken, Seite.

Ich habe auch diese Situation einmal simuliert. Der Schweif ist veil weniger aufgefächert: Das ist auch klar, dass der Schweif das Perihel noch nicht durchlaufen hat. Gerade in der Sonnennähe kommt es neben der großen Staubfreisetzung vor allem zu einer viel stärkeren Fraktionierung der einzelnen Teilchen. Ein Gegenschweif ist in der Simulation nur ganz ansatzweise zu sehen, im richtigen Foto verschwindet er in der Koma.

Meine Simulation in der Bahnebene ist nur zweidimensional, es wird keine Komponente senkrecht zur Bahn simuliert. Dies wären auf der Basis meiner Näherung auch nur Teilchen, welche durch die Anfangsgeschwindigkeit (durch den Gasstrom vermittelt) aus der Ebene gelenkt werden.
 

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Man kann auf den neuesten Fotografien von Catalina jetzt die Simulationen von Uwe (siehe 1. Anhang des Posts vom 13.12.) ganz gut wiedererkennen. Wir betrachten die Bahnebene des Kometen mittlerweile auch nicht mehr aus einem solch flachen Winkel mit entsprechender perspektivischer Verkürzung.

Wenn ich das richtig berechnet haben sollte, dann beträgt der Winkel zwischen Sichtlinie Erde-Komet und der Bahnebene jetzt 35° gegenüber 18° Anfang Dezember. Dieser Winkel vergrößert sich noch auf 42° am 17.1. bei der größten Erdnäherung. Danach wird der Winkel wieder flacher.

Thomas

 
Hier schneit's - aber ich kann trotzdem Catalina beobachten ... auf Fotos! ;). Hier ist eine besonders schöne Aufnahme von Raffaele Esposito aus New Mexico: Catalina am 3.1.2016 Da kann man schön sehen, was ich im letzten Post geschrieben habe. Der Staubschweif verlässt den Kern in einem recht spitzen Winkel zum Gasschweif und biegt sich dann von ihm weg (auf etwa 130 bis 140°) wobei er rasch sehr schwach wird.

Ich habe den Kern auch mal ausgemessen: Ein ganz heller innerer Bereich von 0,8', umgeben von einem blau-grünlichen leicht ovalen Bereich von ca. 4' bis 5', umgeben von einem schwächeren Hallo von etwa 9' welcher auf der einen Seite mit dem Staubschweif "verschmilzt".

Der helle Teil des Staubschweifs (vom Zentrum des Kometen gemessen) ist etwa 19' lang und bis zu 12' breit. Den sehr schwachen, etwa 12' bis 13' breiten, Teil des Staubschweifs kann ich noch weitere 23' verfolgen.

Thomas
 
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Moin zusammen,

sorry, dass ich dieses alte Thema nach drei Jahren wieder ausgrabe, aber man soll ja die SuFu verwenden :giggle:
Bastle gerade an einem Vortrag über Kometen, und verfranse mich in Details (wobei man gerade dabei am meisten dazulernt).

Ich bin hierher gelangt auf der Suche nach einer stimmigen Definition des "Antitail" bzw. "Gegenschweifs" oder "Typ-3 Schweifs". Auf Wikipedia ist da nach wie vor starkes Wirrwarr, und es finden sich widersprüchliche Aussagen. Auch in freizugänglichen Papers bin ich bisher nicht so recht eindeutig fündig geworden.
Da gibt es zum Einen eine Erklärung, es handle sich um größere Partikel (oder deren Fragmente) nahezu auf dem Kometenorbit. Die andere Variante erklärt den Effekt durch ein simples perspektivisches Phänomen (Gegenschweif = Staubschweif).
Die zweite Variante wäre dann ja prinzipiel immer wahrzunehmen (aus der richtigen Perspektive), und nicht nur während der Passage der Orbitalebene des Kometen. Auch kann ich mir nicht erklären, warum der perspektivische Gegenschweif deutlich dünner ist als der Staubschweif - ausser in der Beschreibung einiger Aufnahmen wurden Gegenschweif und Staubschweif verwechselt, z.B. bei Bildern zu Arend-Roland, die ich mir angesehen habe. Daher finde ich den Einwand von Burkard sehr hilfreich: Unter "Gegenschweif" laufen in Wirklichkeit mehrere verschiedene Phänomene. Danke, Burkard, ich werde mich anhand deiner Stichworte weiterhangeln! Hast du dazu vielleicht ein paar Literaturempfehlungen?

Beste Grüße,
Hoschie.
Hallo Micha,

wie gesagt die Definition ist - auf Deutsch - leider sehr ungenau. Im Englischen wird unterschieden zwischen "Sunward Spike", "Sunward Fan" und "Anomalous Tail".
Was die meisten im Kopf haben bei Gegenschweif ist der Klassiker des "Sunward Spike" besonders von Komet Arend Roland.
[...]
Gruß
Burkhard
 
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Es gibt keinen Gegeschweif als eigenständiges Phänomen.
Längere Staub-Schweife sind gekrümmt. Das rührt daher, dass sich alle Teilchen des Schweifs in eigenen Orbits bewegen und dort dem Strahlungsdruck der Sonne unterschiedliche ausgesetzt sind (je nach Größe). In der Nähe s Kometen bleiben große Teilchen, kleine entfernen sich rasch.
Wenn man den gekrümmten Schweif so sehen kann, dass er auf beiden Seiten des Kometen hervorragt, dann sieht es eben so aus, als hätte er zwei. Wenn sich die Erde dann auch noch in der Bahnebene des Kometen befindet, dann sind diese beiden Staubschweif-Teile genau entgegenegesetzt und auch sehr dünn - die Keplerbahenne der Staubteilechen sind ja weitgehend mit der Bahnebene des Kometen identisch.
Ich habe mal ein Schweifsimulationsprogramm geschrieben, da kann ich das vorrechnen. Es stimmt auch gut mit Fotografien überein.
 
Moin Uwe,
mich hatte verwundert, warum der Gegenschweif (Arendt-Roland) dünner ist als der Staubschweif. Das könnte jedoch ebenfalls von der Perspektive kommen, wenn der "Gegenschweif" weiter entfernt ist. Damit bin ich erstmal zufrieden.

In deinem Schweifsimulationsprogramm - hast du da außer Gravitation, Trägheit und Strahlungsdruck auch noch andere Größen drin? Ich denke da an Eigenrotation (Fliehkräfte), oder Ladung (WW mit SW, uvm)?

Ersma,
Hoschie
 
Die Eigenrtation spielt mMn. keine große Rolle, diese Geschwindigkeit ist gering im Vergleich zu Bahngeschwindigkeit. Ließe sich aber prinzipiell einbauen. Ladungseffekte habe ich nicht berücksichtigt.

Es hat sicherlich auch keinen Sinn, das alles zu tun. Das ist zwar physikalisch vernünftig, aber woher soll man die Randbedingungen nehmen? Ich baue jetzt die Randbedingungen so, dass der Vergleich mit einem Foto passt. Momentan sind das vier Parameter, die ich berücksichtigen muss:
- Die Emissionsrate
- der Durchmesser der kleinsten und größten Teilchen, welche den Schweif bilden
- die Emissionsgeschwindigkeit.
- die Lebensdauer der Teilchen
Außerdem kann ich noch Synchronen und Syndynen basteln.

Das reicht eigentlich schon. Einen noch größeren Zoo an Parametern bekommt man dann nicht mehr eindeutig auf ein Bild angewendet. Und wenn man Parameter weglässt, dann zuerst die eher esoterischen (und die wichtigen drinlassen).
Ich habe mal auf Anregung von Nick James eine Äderung eingebaut: Teilchen haben bei mir eine Lebensdauer. Anstatt sie verschwinden zu lassen, habe ich zunächst kleinere Teilchen daraus werden lassen (wie es physikalisch richtig ist). Im Ergebnis habe ich das nicht gesehen.
 
Ich weiss nicht, was aus der Hypothese geworden ist - aber in irgendeiner älteren Quelle (vllt Brandt und Chapman?) wurde die Eigenrotation in Zusammenhang mit dem Gegenschweif gebracht. Da wurde spekuliert, dass dadurch das Material in einer anderen Ebene verteilt werden kann als in der Orbitalebene (nämlich in der Ebene senkrecht zur Rotationsachse). So eine Ebene war wohl beobachtet worden. Kann auch sein dass das totaler Unsinn ist, wenn (?) die ebene Verteilung beim Umlauf um die Sonne nicht lange erhalten bleibt.
 
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