Dunkeladaption ...

  • Ersteller des Themas Ehemaliges Mitglied 72636
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Ehemaliges Mitglied 72636

Ich habe da mal eine Frage an euch. Wie ist das bei euch mit der Dunkeladaption der Augen. Man sagt ja, daß die Augen so ca. 20 Min. brauchen, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt haben. Wenn man danach nur kurz in helles Licht blickt, macht die Pupille sofort dicht (Schutzreaktion) und man braucht wieder 20 Min. bis sich wieder alles erholt hat. Soweit die Theorie. Achja, Rotes Licht beeinflußt die Dunkeladaption nicht. Naja das wissen wir ja alles. Nach der Theorie kommt die Praxis, meine Praxis.

Erst Vorgestern war ich draußen um Sternschnuppen zu beobachten, ich habe das Glück, daß ich nur 200m den Berg hochlaufen muß und dann nochmal 100m weiter von der letzten Straßenlampe Richtung Wald da kann ich schon sehr viel sehen. Ich kann an der Stelle die Andromeda Galaxie mit bloßem Auge sehen ! Prinzipiell habe ich immer ein - zwei Taschenlampen dabei (mein 2. Hobby), jetzt kommt es vor, daß ich am Wald was höre und dann mit der Lampe leuchte um zu sehen was da ist. Wenn ich das mache, für vielleicht 15 Sek. oder so, (meine Lampe hat 3800 Lumen die kann locker mit Autoscheinwerfern mithalten), dann kann ich aber danach wieder direkt nach oben blicken und auch die Andromeda Galaxie sofort wieder erkennen ohne Witz. Meine Tochter hat einen grünen Laser zum zeigen, wenn sie was sieht, das macht mir überhaupt nix aus. (Der ist noch legal gabs mal bei Pearl). Wenn ich aber mit dem Teleskop unterwegs bin und mit einer roten Taschenlampe rumfummel, hab ich danach wie einen Vorhang vor den Augen, das macht mir viel mehr was aus.

Bin ich jetzt anders als "Normale" Menschen, oder ist das bei euch auch so. Ich fange auch immer an zu niesen, wenn ich im Sommer aus dem Haus gehe bei Sonnenschein und ich keine Sonnenbrille aufhabe.
 

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Hallo Rudi,
das mit der Dunkeladaption ist so eine Sache.
Nicht jeder reagiert gleich auf Weißlicht im Dunklen.
Ich bin da ziemlich empfindlich, Tim dagegen behauptet wie Du,
dass er auch nach Weißlicht sehr schnell wieder dunkeladaptiert ist.
Das Umschalten im Auge von heller Umgebung auf dunkle Umgebung
geschieht natürlich zum großen Teil über die Iris, die unsere Pupillen
wie die Blende des Objektives öffnet oder schließt.
Aber auch in den weitestgehend rotblinden Weißlichtrezeptoren der Netzhaut passiert etwas.
Dort wird bei starkem Lichtreiz ein Stoff ausgeschüttet, der die Rezeptoren
unempfindlicher macht. Und dieser Stoff muss für gute Dunkeladaption abgebaut werden.
Und das kann mitunter 45 Minuten und länger dauern.
Bei dem Einen wird viel dieses „Botenstoffes“ ausgeschüttet, und es dauert länger,
bis er wieder abgebaut wird, bei dem Anderen wird entsprechend weniger ausgeschüttet
und der Abbau passiert eben schneller.
Ich gehöre zu meinem Leidwesen zu den Erstgenannten, und reagiere dementsprechend
unwirsch auf Störlicht. Tim, und offenbar auch Du und Deine Tochter habt eher
die Anlagen der Zweitgenannten. Daher macht Euch das Weißlicht weniger aus.
Ein Augenspezialist kann Dir die „Chemie“ im Auge bestimmt besser erklären,
aber grundsätzlich dürfte das so hinkommen.
Ich bin halt ein Freund von Lichtdisziplin, schütze meine Dunkeladaption durch
wegschauen und -wenn’s nicht anders geht - mit einer roten Brille.
Ganz sicher sehe ich so viel, viel mehr.
CS

Dietmar
 
Ok, das wäre eine Erklärung. Ich habe zum Beispiel auch das Problem, wenn ich in den dunklen Monaten Morgens aufstehe und der Rest der Familie schon wach ist und Licht in der Wohnung an hat, muß ich die Augen zusammenkneifen weil es mir fast weh tut und die Augen sofort anfangen zu tränen. Ich mach dann immer überall das Licht aus und meine Frau kriegt ne Krise :D. Aber mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt und macht nur eine die Schreibtischlampe an wenn ich gerade am rumgeistern bin :ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO:
 
Hallo Rudi,

also ich kann die Andromedagalaxie falls sie einigermaßen zu sehen ist auch ohne vollständige Dunkeladaption erkennen. An den allermeisten Standorten sehe ich meine Ausrüstung direkt klar, auch am dunkelsten dauert diees nicht lange. Dennoch ist es verblüffend wie viel besser man manchmal im Laufe einer Nacht Details erkennen kann.

Ein schöner Test ob du wirklich so unempfindlich bist wie du denkst: schau mal mit einem Auge durchs Teleskop den Mond an, ohne Filter. Dann mit beiden Augen den Himmel freiäugig. Ich bin nach so einem Experiment auf dem "Mondauge" praktisch Nachtblind, das andere sieht normal. Es dauert ein paar Minuten bis sich das angleicht. Ist das bei dir anders?

VG Klaus
 

Tja, das müsste ich bei Gelegenheit mal ausprobieren, eigentlich bin ich nicht mit dem Teleskop draußen, wenn die komische Mond Funzel vom Himmel leuchtet das Ding nervt und stört. Das typische Problem, entweder ist kein Mond da und schlechtes Wetter, oder es es herrliches Wetter und die Funzel hängt am Nachthimmel und strahlt alles in Grund und Boden. :ROFLMAO::ROFLMAO::ROFLMAO:
 
> macht die Pupille sofort dicht (Schutzreaktion) und man braucht wieder 20 Min. bis sich wieder alles erholt hat.

Die Pupille geht schnell wieder auf, in wenigen Minuten. Der Effekt ist ein anderer.

Das Dunkelsehen ist außerordentlich empfindlich. Wnen wir diese Empfindlichkeit am Tage hätten, dann wären wir ständig geblendet. Die Pupille allein kann das nicht regeln, sie schafft in etwa eine Reduzierung des Lichtstroms auf 1%. Es geht aber um viele Größenordnungen, bis hinunter zu wenige Photonen je Sekunde.

Die Natur musste sich etwas einfallen lassen. Schlüssel des Dunkelsehens ist das sogenannte Sehpurpur (Rhodopsin). DIeses reagiert mit Licht zu einer farblosen Verbindung, was jeweils einen Sehimpuls abgibt. Am Tage ist das gesamte Rhodopsin entfärbt und kann nciht wirken. DIe Regenerationsrate ist gering, eben um Blendung zu vermeiden und benötigt eine halbe Stunde, bis zur ganz vollständigen Regeneraton mehrere Stunden.

Ein Blick ins helle Licht entfärbt einen Teil des Rhodopsins und das braucht dann wieder zur Regeneration. Übrigens ist keinesfalls alles "weg", der Effekt wird von den Astonomen überschätzt. Jeder von uns ist schon einmal aus dem Dunlen ans helle Licht gekommen und war unangenehm geblendet. Diese Blendung ist nicht nach zwei Sekunden vorbei, das dauert vielleicht eine Minute. So lange braucht es, um das Sehpurpur einigermaßen vollständig zu entfärben.

Die Regenrationsrate lässt sich erhöhen, wenn man Anthocyane zu sich nimmt, mein "berühmter" Aufsatz in interstellarum 42. Ein Schälchen Waldheidelbeeren zum Beispiel, Kompott ist ok. Keine Kulturheidelbeeren!
 
Wie auch immer, ich war heute Nacht wieder draußen als der Mond so langsam den Horizont geküsst hat (wir haben viele Sternschnuppen gesehen). Da habe ich mir Absichtlich mit der hellen Taschenlampe ins Gesicht geleuchtet, ich habe sie auf höhe von meinem Kinn gehalten und quasi in die Nase und an die Brille geleuchtet. Natürlich habe ich nicht direkt in die LED gesehen, (das würde das Auge schädigen) aber der Effekt war gleich wie oben beschrieben. Auch als ich eine WhatsApp Nachricht geschrieben habe konnte ich mehrere Sekunden danach wieder alles sehen. Ich orientiere mich halt an der Andromeda Galaxie, da ich diese immer schnell wieder finde und es ein Objekt ist, das genau an der Grenze, des gerade noch sichtbaren liegt und eigentlich nur durch indirektes sehen erkannt werden kann. Ich nehme keinerlei Medikamente und auch keine Augentropfen oder ähnliches. Und Waldheidelbeeren mag ich schon gar nicht, gibt eh bloß ne blaue Zunge. :D :D :ROFLMAO:
 
Hallo zusammen,

ganz sicher ist, dass es bezüglich der Dunkeladaption bei verschiedenen Menschen unterschiedliche (Stör)Empfindlichkeiten des Visus und verschieden starke und auch unterschiedlich schnelle Anpassungsmöglichkeiten gibt.

Dennoch habe ich selbst noch niemanden gefunden, bei dem
Grundsätzliches zur Dunkeladaption
so wie ich es erfahren und zusammengetragen habe, nicht zutrifft. Z.B. ist völlig klar, dass Streiflicht wesentlich "unschädlicher" ist als der direkte Blick in die Quelle und dass Weiß- oder Grünlicht einen geringen Adaptionsgrad deutlich weniger und kürzer beeinflusst als eine vollständige Adaption.
Auch klar ist, dass man unter extrem störlichtarmen Bedingungen, wie ich sie z.B. auf La Palma kennen gelernt habe, schon durch das helle Sternenlicht und das Milchstraßenband kaum auf volle Dunkeladaption kommt, sie auch nicht braucht. In abgeschwächter Form geht/gilt das auch unter hiesigen Himmel mit 6 Mag + X.

Neben der persönlichen "Empfindlichkeit" sollte man dabei auch weitere Fragestellungen berücksichtigen:
-Wie dunkel ist es den wirklich am Standort, von welchem Grad der Adaption ist dann vor der Störung auszugehen, wie lange Zeit wurde der Adaption gegeben, wurde mal wirklich z.B. an der schwach sichtbaren Anddromeda GX wirklich getestet, wie und ob sie eine Stunde nach Ankunft im "Dunkeln" und bei konsequenter Störungsvermeidung über diese Stunde hinweg eine Helligkeits- und oder Ausdehnungsveränderung "erfährt"?

Ein wenig habe ich den Verdacht, dass mit hier mal schnell in den Wald geleuchtet und da mal aufs Display schauen, dort mal mit dem Laser zielen kaum eine nennenswerte Dunkeladaption zu erreichen ist. Das alles sollte man dann schon mal an einem Ort ohne Himmelsaufhellungen (z.B. am Horizont) durch Störlicht für mindestens 45 bis 60 Minuten vermeiden. Dann erst kann man einschätzen, welche Grenzgröße man sieht, welche Himmelsqualität man also grundsätzlich hat und damit auch welcher Adaptionsgrad möglich/erforderlich ist.

Gruß
*entfernt*
 
So ähnlich würde ich das auch einschätzen. Bei einem Bekannten auf einem kleinen Berg in einem Dorf konnte ich die Andromedagalaxie auch sofort ausmachen. Straßenlaternen verhindern aber die volle Dunkeladaption dort zuverlässig. Allein die insgesamt geringere Himmelsaufhellung sorgt dort schon für die Sichtbarkeit dieser Welteninsel. Im dichter besiedelten Gebiet zu Hause geht dieses Objekt dagegen so gut wie nie, auch nicht bei guter Dunkeladaption dank lokaler Streulichtfreiheit.

VG Klaus
 
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