Farbechte Okulare für Doppelsterne

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Mesarthim

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Hallo zusammen,

welche Okulare könnt ihr empfehlen, um die Farben von Doppelsternen möglichst genau wiederzugeben (visuelle Beobachtung)? Manche Okulare geben einen warmen Farbton, was z.B. weiße Sterne ganz leicht gelblich erscheinen lässt. Ich suche ein möglichst farbneutrales Okular.

Danke,
Viktor
 
...aus der Erfahrung heraus: Ich würde mir eher um ein farbneutrales Teleskop Gedanken machen, Farbeinfluss von der Okularseite her kann man in der Praxis vernachlässigen.
Da man aber bei Doppelsternen keine Weitwinkler braucht, kann man ohnehin auf Plössls und Orthos zurückgreifen, die haben wenig Oberflächen und potentiell wenig Reflexionen bei hellen Sternen.
Was mir gerade noch (als Nebenthema) durch den Kopf geht - macht es Sinn, ggf. mit Blenden zu arbeiten, um bei ganz hellen Sternkomponenten Überstrahlung zu vermeiden? Oder minmales Defokussieren (nur der Farberkennung halber)? Da fehlt mir die Erfahrung.

Stefan Korth
 
Hallo Stefan,

farbreine Teleskope sind meiner Erfahrung nach in der Tat nur die halbe Wahrheit: Ich nutzte jahrelang ein Vixen LV 6mm mit einem 8'' SC (Meade LX50). Das Okular hatte im Vergleich zu anderen einen minimalen, aber eindeutig erkennbaren Gelbstich. Bei den neueren Vixen SLV fällt mir das nicht auf, obwohl sie exakt das gleiche optische Design wie die LV's, haben sollen, nur die Hülse wurde verändert.

Zum Thema Blenden: Ich las schon öfters von Blenden im Okularauszug, aber deren Sinn will sich mir partout nicht erschließen. Wenn ich z.B. einen Zwölfzöller regelmäßig wegen Überstrahlung abblende, kann ich doch gleich auf einen Achter zurückgreifen, da ja beim Abblenden Öffnung und damit Licht und vor allem, wichtig für Doppelsterne, Auflösung verloren geht.

Wäre hier ein Neutralgraufilter zur Lichtdämpfung ggf. ratsamer? Dann beobachtet man mit reduziertem Licht, aber mit der vollen Auflösung des verwendeten Teleskops.
 
Moin!

Für sowas bietet sich ein variabler Polfilter an. Ein Teil davon ins Teleskop, den anderen ins Okular schrauben. Mit ggf. weiteren Graufiltern kann man sich den DoStern so helligkeitsmäßig bei voller Auflösung hindimmen.

Ich benutze für derartige Beobachtungen im Grunde nur die Baader-Orthos. Ich hab' zwar eine Rot-Grün-Schwäche, aber mir wurde schon gesagt, wie farbrein (neben ihrer Schärfe) diese Okulare abbilden.
 
Hallo Viktor,

es gibt wirklich Okulare mit wärmerem oder eher kälterem Farbton. Einen besonders warmen Ton haben z.B. die TV Plössl, einen sehr kühlen Ton dagegen z.B. die Edmund RKE.

Bei der Erkennung von Farbtönen bei Doppelsternkomponenten ist das aber m.M. nach zweitrangig. Stefans Tipp mit dem leichten Defokussieren ist prima und hilft wirklich auch praktisch. Das Wichtigste ist aber ein Teleskop, das nicht noch zusätzlich Farbe ins Spiel bringt.

Blenden machen Sinn bei DS mit sehr unterschiedlich hellen Komponenten. Eine Sechseckblende kann z.B. bei Sirius B helfen. Zur besseren Farberkennung der Komponenten helfen sie aber m.M. nach nicht. Auch bei Neutralfiltern habe ich da noch keine besseren Farbeindrücke wahrgenommen. Auch ein Polfilter kann schon mal von sich aus Farbe ins Spiel bringen, gerade bei starken Abtönungen oder bei ungenauer Fertigung (was leider immer wieder vorkommt).

Bei meinen Doppelsternbeobachtungen haben sich über die Jahre die alten TV Radian bewährt. Sie haben eine beinahe orthomäßige Abbildung, man beobachtet bei kurzen Brennweiten aber ggb. Orthos/Plössls entspannt und klebt nicht mit der Pupille an der Augenlinse, trägt womöglich noch "Wimperntusche", also Schweiß, auf. In dieser Hinsicht waren die von Christian erwähnten Vixen LV gar nicht schlecht...

@christian79: Hi Christian, von den Vixen LV gibt/gab es über die Jahre verschiedene Serien. Ich hatte mal früher das 6mm und 9mm der ersten Baureihe, die hatten jetzt keine auffälligen Farbstiche, ich fand sie im Farbton eigentlich ziemlich neutral.

salü, volker. :coffee:
 
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Hallo Viktor,

die von Micha erwähnten Baader Orthos sine meiner Erfahrung nach die Okulare mit der schärfsten Abbildung. Vor ca. drei Jahren habe ich sie jedoch schweren Herzens abgegeben, da ich starken Asti im Auge habe und ohne Brille am Okular nicht mehr scharf sehen konnte. Der Augenabstand der Orthos ist für Brillenträger viel zu kurz.

Sie sind meines Wissens nach nur noch gebraucht erhältlich.
 
Nun ja, was ist Farbe...
Aber das bestimmte Glasmaterialien natürlich Einfärbungen haben, ist schon richtig, man kennt das von Ferngläsern ("gelbe" Leicas, "weiße" Svarowskis usf...). Da wurde das teilweise auch billigend in Kauf genommen, weil man so a) Farb"fehler" reduzieren konnte und vorgeblich auch in der Dämmerung einen besseren Kontrast haben sollte.
Ich würde für eine Aussage hinsichtlich "Farbtreue" den Mond (natürlich möglichst hoch) heranziehen, alternativ kann ich die Okulare auch auf einen Leuchttisch oder über ein weißes Blatt Papier stellen und dann vergleichen.
Aber wie gesagt - was ist Farbe? Wenn man jetzt ganz kritisch wird, dann müsste man ja auch noch das Farbverhalten des Auges unter den nächtlichen Sichtbedingungen berücksichtigen.
Was das Thema Blenden angeht - wenn, dann nur vor dem Objektiv. Dass mit dem Sechseck bei Sirius kann ich auch bestätigen, aber hier geht´s ja nicht um Farben. M-Sterne neben B-Sternen, das fetzt, dann am besten noch ähnlich hell. So oder so ein interessantes Thema - so rein zum Spaß.

Bleibt gesund und geht unter den Nachthimmel!

Stefan
 
Zum Thema Blenden: Ich las schon öfters von Blenden im Okularauszug, aber deren Sinn will sich mir partout nicht erschließen. Wenn ich z.B. einen Zwölfzöller regelmäßig wegen Überstrahlung abblende, kann ich doch gleich auf einen Achter zurückgreifen, da ja beim Abblenden Öffnung und damit Licht und vor allem, wichtig für Doppelsterne, Auflösung verloren geht.

Ein vernünftig konfiguriertes Blendensystem sollte ja zumindest auf der optischen Achse niemals zu einer Abschattung der verfügbaren Objektivöffnung führen und mit zunehmendem radialen Abstand dann allenfalls zu einer kaum merklichen Abschattung führen. Da das menschliche Auge im wesentlichen eine logarithmische Wahrnehmung hat, wird eine Abschattung gewöhnlich erst dann bewusst wahrgenommen, wenn sie etwa 50% erreicht: Vignettierung

Bei Doppelsternen mit extremen Helligkeitsunterschieden wie Rigel oder Sirius können auch besondere Maßnahmen helfen, um Überstrahlung durch die Hauptkomponente zu unterdrücken. Dazu gehören okkultierende Masken im Okular, aber auch geeignet konfigurierte Aperturmasken vor dem Objektiv.

Sirius B

Sirius B
 
Hallo Viktor,

wenn Du Doppelsterne farbecht mit einem Apo (muss) oder Spiegelteleskop beobachten möchtest empfehle ich aus eigener Erfahrung als Okular die Pentax XW oder Pentax XF (gibt von den XF leider nur 2). Die haben ein super Einblick und sind quasi farbneutral. Für kleineres Budget mit kurzen Augenabstand sind die Japan Orthos neu oder auch ältere nur noch gebraucht erhältliche sogenannte "volcano-top" Orthos empfehlenswert. Vom Preis her dazwischen sind die Takahashi Abbe's (neu) oder die Zeiss Orthos.
Die weiter oben schon erwähnten sehr guten Edmund RKE's sind leider auch nur noch gebraucht erhältlich und das selten.
Die zwei Vixen LV welche ich mal hatte hatten ein ganz ganz leichten Farbstich. Und es stimmt, die TeleVue Plössl bilden mit einem gelben Farbstich ab (schlimmer als die Vixen LV wie ich fand).
Ansonsten habe ich gehört, sind die neueren TeleVue Delite und Delos Okulare und die aktuellen Vixen SLV, SSW und HR Okulare sehr farbneutral.
Wichtig ist übrigens auch der Zenitspiegel wenn man einen braucht. Die günstigen dielektrischen Spiegel sind meist nicht farbneutral und können etwas Streulicht in die Abbildung bringen.

Vg Oliver
 
Hallo Peter,

bezüglich der Vignettierung gebe ich dir Recht, das ist ein allgemein anerkannter Erfahrungswert. Mir ging es jedoch primär um durch die Blende verursachte Einbußen in der Winkelauflösung, da die effektive Öffnung durch Abblenden analog zum Kameraobjektiv drastisch reduziert wird. Für Doppelsterne ist ja gerade eine möglichst hohe Auflösung essentiell.
 
Hallo Oliver,

hier habe ich genau die gegenteilige Erfahrung gemacht: Mein TeleVue Plössl 32mm ist absolut farbneutral, sowohl bei astronomischer als auch terrestrischer Beobachtung. Meins kaufte ich um 2008/2009.
 
Hallo Viktor,

ich habe mit meinem Equipment verschiedenste Okulare (am Dobson+Refraktor) und diverse Zenitspiegel verschiedener Preisgruppen getestet.

Gelandet bin ich bei den TeleVue Delos. Falls du mit einem Refraktor beobachtest, würde ich einen sehr guten Zenitspiegel empfehlen, denn hier gibts erhebliche unterschiede bei der Darstellung von Sternfarben (Farbreiner APO vorausgesetzt).

CS

Matthias
 
bezüglich der Vignettierung gebe ich dir Recht, das ist ein allgemein anerkannter Erfahrungswert. Mir ging es jedoch primär um durch die Blende verursachte Einbußen in der Winkelauflösung, da die effektive Öffnung durch Abblenden analog zum Kameraobjektiv drastisch reduziert wird. Für Doppelsterne ist ja gerade eine möglichst hohe Auflösung essentiell.

Hallo Christian, das mag für stark abgeblendete Kameraobjektive zutreffen, aber sicher nicht für astronomische Teleskope, bei denen die Innenblenden im Tubus nur zur Streulichtunterdrückung dienen. Solche Blenden zur Unterdrückung von Streulicht sollten jedenfalls auf der optischen Achse niemals den Lichtkegel vom Objektiv zum Okular beschneiden. Und auch außerhalb der optischen Achse sollte der Effekt solcher Blenden sehr moderat sein, wie bereits oben unter dem Stichwort "Vignettierung" angesprochen. - Gruß, Peter
 
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Hallo Peter,

Hallo Christian, das mag für stark abgeblendete Kameraobjektive zutreffen, aber sicher nicht für astronomische Teleskope, bei denen die Innenblenden im Tubus nur zur Streulichtunterdrückung dienen. Solche Blenden zur Unterdrückung von Streulicht sollten jedenfalls auf der optischen Achse niemals den Lichtkegel vom Objektiv zum Okular beschneiden. Und auch außerhalb der optischen Achse sollte der Effekt solcher Blenden sehr moderat sein, wie bereits oben unter dem Stichwort "Vignettierung" angesprochen. - Gruß, Peter

jetzt vertehe ich, was du meintest. Ich bezog mich in diesem Thread stets auf Blenden, die zwecks Helligkeitsreduktion bewusst den Strahlenkegel beschneiden.

Die von dir angesprochenen Blenden machen natürlich Sinn.
 
Hallo Matthias,

...Falls du mit einem Refraktor beobachtest, würde ich einen sehr guten Zenitspiegel empfehlen, denn hier gibts erhebliche unterschiede bei der Darstellung von Sternfarben (Farbreiner APO vorausgesetzt)...

Wie kann ein Zenitspiegel die Farbwiedergbabe beinflussen? Er reflektiert das Licht doch nur analog zum Fangspiegel eines Newton. Meintest du evtl. ein Zenitprisma?
 
Wie kann ein Zenitspiegel die Farbwiedergbabe beinflussen? Er reflektiert das Licht doch nur analog zum Fangspiegel eines Newton.

Naja, solche breitbandigen dielektrischen Spiegel sind zwar mit ihren typischerweise mehr als zwanzig Schichten wahre Wunderwerke der Technik, aber perfekt sind sie auch nur näherungsweise. Wenn man genau hinschaut, variiert der Reflexionsgrad nicht nur mit der Wellenlänge, sondern auch mit dem Einfallswinkel und der Polarisation. Wobei diese Details dann natürlich vom Herstellungsprozess abhängen. Ähnliches gilt aber auch für die Vergütungen von Prismen und Linsen ...

E02_Dielectric_Coating_Polarized_45deg_G1-780.jpg


curv_39226.jpg
 
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Hallo Christian,

nein, ich meine Zentispiegel. Ich hatte folgendes Testequipment:

TOA130 auf einer AZEQ6 plus ein 6 und 4,5 mm Delos. Hier habe ich dann auf einen guten Abend gewartet, um die Vergrösserungen gut an Doppelsternen anwenden zu können. Getestet habe ich an zweifarbigen Doppelsternen und an einem Dreifachstern, um Unterschiede in Farbe und Auflösung feststellen zu können. Und zumindest im farblichen Bereich gab es leichte Unterschiede. Zwar keine kriegsentscheidenden, aber sichtbar.. Selbst zwischen einem Televue und einem Baader Spiegel gabs leichte Unterschiede, wenn auch nur minimal und nicht so groß wie bei einem Vergleich mit einem 50 EUR oder 150 EUR Zenitspiegel.

CS

Matthias
 
Hallo,

seit ich ein Baader BBHS-Zenitprisma benutze, sind andere Zenitspiegel für mich kein Thema mehr.
Die bessere Farbwiedergabe (der GRF z. B. wirkt farblich viel intensiver als mit meinen restlichen Zenitspiegeln) fällt sofort auf, außerdem kein Streulicht und das Prisma killt den letzten Hauch von Blausaum meines ES127 (und macht ihn damit visuell quasi zum "Vollapo").
Meine TeleVue Everbrites, der Baader Maxbright, der Meade und der ES-Zenitspiegel machen da keinen Stich mehr dagegen.

CS
Günter
 
Das liest sich wirklich spannend: Ein Prisma, das Farbfehler korrigiert, die ein Spiegel eigentlich nicht erzeugen kann. Aber das Thema gab es ja schon vor langer Zeit bei den altvorderen Zeiss-APQs, die man nur mit bestimmten Prismen kombinieren sollte, weil deren Glasweg dann bei der Umlenkung erst die volle Farbkorrektor ermöglichte. Was mich dann wiederum zum Schluss bringt, dass man jene Optiken auf gar keinen Fall ohne irgendwelche Umlenkung benutzen durfte.
Und zum Thema Polarisationseffekte bei dielektrischen Beschichtungen (die ja z.B. bei einem Baader BBHS-Prisma auch zum Einsatz kommen): Wohl dem, der da 1% - 3% Unterschied sehen kann...
Aber das eigentliche Thema war ja Farbtreue bei Doppelsternen - also Farbtreue im Sinne von "absoluten" Farben. Wer das jetzt auf die Okular-/Prismen-/Spiegelwahl reduziert, der sollte sich im Klaren sein, dass man dann jene Sterne nur noch bei Zenitdistanzen beobachten darf, bei denen der atmosphärische Farbeinfluss (der ja nicht erst in Horizontnähe einsetzt) unter 1% ist. Welcher Teil des Himmels bleibt dann noch übrig?
Und ich komme dann wieder auf meinen Ansatz zurück, auf Okulare mit möglichst wenig optischen Elementen zurückzugreifen - wohl wissend, dass es auch 8-Linser mit exotischem Linsenmaterial gibt, das farbneutral sein kann.
Trotzdem lässt mich das Thema Prisma auch nicht los (selbst wenn mir das als aktuellem Newton-Nutzer egal sein kann) - mir leuchtet es rein technisch noch nicht ein, wieso da ein Prisma besser als ein Spiegel sein soll. Aber dafür mache ich lieber einen neuen Thread auf, denn in diesem hier hilft das dem Ursprungsfrager nicht weiter...

Stefan Korth
 
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