Der Grund warum es Scheinkraft heißt:
Wenn das Auto in einer Rechtskurve scheinbar nach links aus der Kurve fliegt, fühlt sich das nur für den Fahrer so an als wäre es nach links.
In Wirklichkeit schafft es das Auto nicht, dem Rechtsverlauf zu folgen, und bewegt sich deshalb auf einer geraden Bahn geradeaus (nicht nach links)
Der Fahrer hat nur das Gefühl, dass es nach links geht, weil er das aus einem Bezugsystem betrachtet, in welchem die Straße im Zentrum bleibt. Die gerade Bahn beim aus der Kurve fliegen sieht dann so aus als würde es nach links gehen.
Wenn er innerhalb seines Bezugsystems die scheinbare Kraft nach links berechnen möchte, benutzt er dazu die Formeln für die Zentrifugalkraft.
Ein Beobachter aus z.b. einem Hubschrauber sieht aber genau, dass das Auto beim aus der Kurve fliegen einfach nur weiter einer geraden Bahn gefolgt ist, während es die Straße war, die nach rechts gekrümmt ist.
Berechnet er die Mechanik des Unfalls, so braucht er die Formel für die Zentrifugalkraft gar nicht. Die Physik ist aus seiner Sicht quasi einfacher.
Scheinkräfte treten immer dann auf, wenn der Beobachter (bzw, ein Bezugsystem) selbst beschleunigt oder rotiert. Aus der Sicht des Bezugsystems wirken dann scheinbare Beschleunigungen auf alle Massen, die sich der Beobachter durch Scheinkräfte erklärt. In Wirklichkeit ist es jedoch der Beobachter, der sich in die entgegengesetzte Richtung beschleunigt.
Wenn du z.b. beim beschleunigen in einem Auto nach hinten in den Sitz gedrückt wirst, dann fühlt sich das natürlich real an, und kann dich auch verletzen. Die selbe Kraft nach hinten scheint nicht nur auf deinen Körper zu wirken, sondern auch auf alle Bäume und Häuser am Straßenrand! Sie alle werden wie du nach hinten gedrückt, sie haben nur keine Sitzlehne, die ihre Bewegung stoppen würde, deshalb beschleunigen sie weiter und tauchen im Rückspiegel auf.
Hier ist offensichtlich, das es nicht wirklich eine magische Kraft gibt, die den Fahrer und das gesamte Universum nach hinten beschleunigen. Aus Sicht eines inertialen Bezugsystems ist klar, dass nur das Auto nach vorne Beschleunigt. Du wirst nicht nach hinten in den Sitz gedrückt, sondern dein Körper will einfach weiter an der Stelle verbleiben, währen das Auto ihn über die Sitzlehne nach vorne drückt.
Der Fahrer braucht zur Berechnung des Vorgangs eine scheinkraft, die magisch auf die gesamte umgebende Landschaft wirkt. Der Beobachter aus dem Hubschrauber sieht das ganze viel einfacher, weil er diese Scheinkraft nicht braucht.
Scheinkräfte erkennt man immer daran, dass sie sich auf alle Objekte mit den unterschiedlichsten Massen mit der gleichen Beschleunigung Auswirkungen. (Das ist sehr vereinfacht ausgedrückt). Die Kraft ist also "magischerweise" und "unerklärlicherweise" doppelt so groß, wenn sie auf ein doppelt so schweres Objekt wirkt. Das alles nur, damit sich die Objekt alle dann im Ergebnis gleich stark beschleunigen. Es ist schon ein seltsamer Zufall, dass sie das alle gleich tun, und ist natürlich darauf begründet, dass sich in Wirklichkeit das Bezugsystem beschleunigt oder rotiert, während die Objekt alle stillstehen (bzw weiter ihren geraden Bahnen folgen).
Das Gravitation ebenfalls doppelt so stark auf ein doppelt so schweres Objekt wirkt, war ein großer Hinweis für die Physiker vor 120 Jahren, dass Gravitation ebenfalls nur eine Scheinkraft ist.