Hallo Miteinander,
...Noch etwas zu den 8" f/6 Quarzspiegelchen selbst und deren Nutzung. Gleichartige, vielleicht sogar aus derselben Werkstatt werden auch von Teleskop- Service Ransburg angeboten. Vor ca. 18 Monaten hatte ich mal die Gelegenheit im Zuge einer Reklamation 3 Exemplare davon interferometrisch zu prüfen. Das Ergebnis war in allen 3 Fällen sehr positiv: dh. weit besser als von TS garantiert "beugungsbegrenzt", entsprechend > Strehl 0,80. Daraufhin hab ich ein Exemplar davon gekauft...
Inzwischen bin ich einen Schritt weiter gegangen und habe in der vergangenen Woche auch noch einen 250 - f/5 Quarzspiegel bei Teleskop Service gekauft und inzwischen fast vollständig geprüft. Das mit angebotene Zertifikat wollte ich nicht unbedingt haben. Zu dem gelieferten Exemplar war auch noch gar keins verfügbar.
Nach meiner Standardmethode mit je 4 I-Grammen in Spiegelposition 0° bzw. 90 ° sowie bei Wiederholung der gesamten Messprozedur kam in beiden Fällen heraus :
Strehl = 0,97, gleichbedeutend 97%!
Dieses Ergebnis hat mich dann doch recht positiv erschüttert. Weitere Messung bzw. Tests zur Reflexionsgrad und Oberflächenqualität folgen noch. Die Ergebnisse werde ich voraussichtlich bald in einem ausführlichen Bericht vorstellen können.
Nun hat mich aber doch die Beschreibung des verpassten Zertifikats gejuckt und ebenso die hier vorgestellten mehrfach Zertifikate mit S = 99,x % o. ä. Könnte es nicht sein, dass zumindest einer meiner neuen Quarzspiegel der erste ist der irgendwie die Marke S = 100% geknackt hat? :smiley47: Das wäre natürlich echt sensationell, wenn auch physikalisch unmöglich.:neinnein:
Da der bereits seit 18 Monaten bei mir ruhende 8“ f/8 bei der gestern durchgezogenen gründlichen Wiederholmessung auf glatte S = 98 % kam schien er mir besonders sensationsverdächtig zu sein. Also hab ich die Beschreibung des Zertifikates von TS auf deren Homepage* sowie die einschlägigen Erläuterungen des in dieser Angelegenheit agierenden Prüfers (censored) gründlich durchgelesen

. Letztere findet man in seinen Werken unter dem Titel „Testing Mirrors in two steps- 10. Okt.2016“.
OK, danach geht es eigentlich ganz einfach. Man erstelle ein L-gramm des Spiegels in Kringelform und entscheide nach Augenmaß ob diese Kringel kreisrund sind oder nicht. Das hab ich gemäß meinem anhängigem Bild 1 gemacht und auf kreisrund entschieden. Dann ist lt. Prüfer (zensored) kein am Himmel erkennbarer Spiegelasti vorhanden und darf deshalb bei der weiteren Auswertung abgezogen werden. Soll heißen, die entsprechenden Zernike- Therme in der Auswertesoftware werden desaktiviert, disabled, ausgeknipst.
Über die Möglichkeit dass ich hier zufällig eine Fehlernimierung durch vektorielle Addition von echtem Spiegelasti mit Asti infolge von Luftschlieren erwischt habe will ich mich nicht weiter verbreiten. Mir ist natürlich klar dass ich damit den Pfad solider Messtätigkeit verlasse. Aber was solls, ich bin doch auf Rekordjagd nach S > = 100%!!! :mauer: Also erst mal weiter sehen was die Anleitung hergibt. Wen kümmert es denn dass man den Grad von Asti in einem I-grammm viel zuverlässiger per Auswertesoftware bestimmen könnte?
Als nächstes untersucht der Prüfer in Autokollimation oder in Kompensation nur die sphärische Aberration als die wichtigere Information. Damit hab ich aber ein erhebliches Problem, weil keine Lust extra für diesen Zweck den Planspiegel einnorden oder eine passende Kompensationslinse suchen und selbige in den Setup kollimieren :schwitz: . Deshalb hab ich mich zu dem bei Spiegelschleifern und auch bei mir etablierten Verfahren entschieden, nämlich Zitat Prüfer (zensored) :
„Einen Newton-Spiegel kann man auch ….messen
- im Krümmungsmittelpunkt (RoC) und auf Null zurückrechnen (ein sehr unsicheres Verfahren)...“
Mir ist bisher noch nicht richtig klargeworden wo dieses Verfahren unsicherer ist als die Messung in AC oder mittels Kompensationslinse. ?) Daher hab ich weitergemacht und mir eines der bereits vorhandenen ROC – Interferogramme zu dem Spiegelchen vorgeknöpft, siehe Bild 2. Es schadet hoffentlich nix dass hier mein Twyman Green Interferometer mit Raumfilter und He-Ne Laser eingesetzt wurde. Jedenfalls bekomme ich damit wesentlich sauberere Interferogramme als mit dem Bath- Interferometer. :augenrubbel:
Jetzt kommt aber ganz schnell der größte Schritt aller Schritte, nämlich die Reduzierung des Restfehlers ausschließlich auf sphärische Aberration und die entsprechende Ermittlung der Strehlzahl :/ :super: :/ . Gemäß dem Musterbild in der Beschreibung des Zertifikates bleibt noch genau dieser Fehler übrig: „Spherical Ab. (low order)“. Das zu tun kostet zwei Klicks in openFringe, nämlich :
1. Alle Zernike.- Terme deaktivieren (Disabled).
2. „Spherical“ aktivieren.
Das Ergebnis zeigt Bild 3.
Strehl = 0,998. :totlach: :totlach: :totlach:
Ich muss nicht betonen dass derartige „Stehlitis“ ganz und gar nicht im Sinne es Erfinders Prof . Strehl war. Immerhin, es sind ja noch 2 Promille Luft nach oben :/ . Man sollte generell die Ausgabe der 3. Dezimalen eher als überflüssig denn als real annehmen. Die Ermittlung der MTF sowie die Darstellung des synth. Sterntests in flach und 3D farbig hab ich mir geschenkt.
Mit 2. ist die sphärische Aberration der Grundordnung gemeint. Insgesamt sind in „openFringe“ aber u.a. 7 Sphericals (Sph. 2nd , Sph. third usw.) bis zur 7. Ordnung installiert. Das gilt für den prinzipiell „schönenden“ Zernike- Auswertemodus. Bei Umschaltung auf den FTT-Modus wird das Auflösungsvermögen von Fehlerdetails noch drastisch gesteigert, sofern man zahlreiche artefaktarme Interferogamme verfügbar hat. Dieser Aufwand ist aber hier im Sinne einer vertrauenswürdigen Zertifizierung nicht erforderlich. Mit dem Komfort des schnellen Einlesemodus unter FFT und automatisch parallel laufender Zernike- Auswertung ließe sich aber auch eine Zertifizierung von Optiken an Hand mehrerer Interferogramme besser sichern rationalisieren. Diese Option fehlt z. B. bei der Auswertesoftware „Atmosfringe“.
Noch eine Kleinigkeit sei angemeckert. Mit dem „Synthetic Interferogramm“ kann kein Mensch irgendetwas anfangen. Aber dekorativ ist es schon...
Gruß Kurt
*Sehr wahrscheinlich ist das noch nicht die endgültige Fassung der Zertifikat- Beschreibung seitens TS.