M 13 ... und der Propeller

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Gotthard

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Hallo zusammen,

im Juni und Juli ist bei mir im hohen Norden Deutschlands astrophotographisch eher "Sauregurkenzeit", weil es einfach nicht dunkel werden will. Die noch einigermaßen kooperativen, hellen und kontraststarken Kugelsternhaufen wie M 13 sind da die wohl einzigen Notnägel, die man noch einklopfen kann. Und so sind also in der Dämmerung (und bei sehr bescheidenem Seeing) ... quasi Bortle 8 ... ca. 20 Stunden Belichtungszeit für den Herkuleshaufen zusammengekommen. Das daraus resultierende Photo kann sich ... finde ich ... sogar durchaus sehen lassen:

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Ein kleines Qualitätskriterium für die Darstellung / Beobachtung von M 13 ist meines Wissens die Sichtbarkeit des sogenannten "Propellers". Dieser Propeller ist ein visuelles Gimmick bzw. eine Art Asterismus, das/der wohl durch zarte Dunkelwolken gebildet wird und dem Auge wie ein dreiblättriger Flugzeugpropeller erscheint. Bislang hatte ich geglaubt, dass dieser Porpeller sich ein Stück weit rechts des Zentrums etwa auf der 15:00 Uhr befindet. Dachte ich bisher ... nun bin ich aber auf den Hinweis gestoßen, dass der Propeller sich tatsächlich voll im Zentrum befinden soll. Und in der Tat, wenn ich mir mein Bild genauer anschaue ... zeigt sich im Zentrum ein wirklich deutlich größerer und exakter zugeschnittener "Propeller"!!!

Zum Auffinden habe ich mal zwei Markierungen über mein Bild gelegt. Man muss schon "genau" hinsehen. Die Propeller sind nicht von Pappe oder Holz sondern von etwas"Nichtlicht". :)

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Ja, und nun natürlich meine Frage in die Runde: welches ist denn nun "der" Propeller, oder sind es gar beide?

Gruß Gotthard
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Gotthard,

Das ist spannend, ich wusste noch gar nicht, dass M13 eine zweimotorige Maschine ist. ;)
Ich bin vermutlich ein schlechter Ratgeber in dieser Sache, aber wenn ich über Bilder mit markiertem Propeller gesolpert bin, war immer der kleine, etwas markantere am Rand (bei Dir 15:00) gemeint.

Ansonsten für die schwierigen Bedingungen ein hervorragendes Ergebnis. 20 Stunden im Sommer sind aber auch eine Hausnummer. Über wie viele Nächte hast Du die Belichtung verteilt? Und was für eine Optik/Kamera war das?

Wieder ein bisschen schlauer:
Marcus
 
Hallo Gotthard,

sehr schönes Bild. Die Aufnahmedaten würden mich auch interessieren. War das mit Deinem C8 ?
Marcus...da gebe ich Dir vollkommen recht. 20 Stunden bei den aktuellen Nächten sind schon eine Sisyphusarbeit.

viele Grüße
Tim
 
Hallo Marcus, hallo Tim, zuerst mal ein Danke für Eure lobenden Anmerkungen!

Zu den Bilddaten kurz diese Informationen. Ein C8 besitze ich gar nicht. Ich „astroknipse“ mit einem ONTC 12“ Newton mit f/5,3 auf einer EQ8. Die Kamera ist eine astromodifizierte Canon 600 D.

Insgesamt stecken in dem Bild Einzelbilder aus knapp 40 Nächten. Und es ist ein ziemliches Sammelsurium. :) M 13 und GCs sind ganz sicher nicht mein Haupt“arbeitsgebiet“, ich bin mehr auf der Jagd nach den kleinen Objekten, den fisseligen PNs und Galaxienhaufen aus dem Abell-Katalog oder den pekuliaren Arp-Galaxien und Ähnlichem. Diese Dinger gehen aber nur, wenn es wirklich dunkel ist. Im Hochsommer oder in der Dämmerungsphase weiche ich notgedrungen auf das aus, was satte Kontraste hat ... Kugelsternhaufen sind also nicht anderes als „Beifang“. Manchmal entsteht der auch nur in der kurzen Phase, in der das Teleskop ausgerichtet wird und erste Testbilder gemacht werden, bevor es „richtig“ losgeht. Aber auch der Beifang unterliegt letztlich den gleichen Qualitätskriterien wie mein Normalarbeitsbereich ... also muss um so mehr Photonenmaterial her, je schlechter die Bedingungen sind.

Was unter Bortle 2 in den Alpen über 2K-Meter in 30 Minuten passt ... benötigt an der See in der Dämmerung bei Bortle >7 30h! :) Aus dem Ausgangsmaterial der locker 40 Nächte habe ich mittlerweile die relativ :) schlechtesten Lights aussortiert, und es bleiben immer noch mehr als 600 Einzelbilder mit Belichtungszeiten zwischen 30 und max. 180 Sekunden bei ISO-Werten von max. bis 800. Darüber hinaus geht nichts, weil die Bilder dann „taghell“ werden. Dass es unterschiedliche Nächte sind, sieht man auch an den Spikes; erst vor einem knappen Jahr habe ich die Fangspinne auf 0 Grad „eingenordet“. Alte Bilder machen sich also durch die zusätzlichen schrägen Spikes bemerkbar.

Ich hoffe, das trägt etwas zur Klärung bei? Der Propeller ist übrigens ein recht altes visuelles Phänomen. Bindon Stoney hat sich am Leviathan von Lord Rosse in Birr-Castle intensiv mit M 13 beschäftigt und den Propeller beschrieben ... da ich das Originalmaterial von Birr-Castle noch nicht gefunden habe ... weiss ich eben noch nicht, welcher Propeller das war ... :) Ich hoffe mal, es meldet sich ein Experte ...

LG Gotthard
 
Hallo Gotthard,

sehr schön detaillierter M13 - Respekt. Ich habe mal bei meinem "Primitiv-M13" geschaut (50 Minuten mit 4,5-Zoll "Bresswatcher", Altair GP224C). Ich meine, dort sieht man auch zwei Propeller:

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Also scheint M13 doch eine zweimotorige Maschine zu sein :), wie Marcus schreibt.

Gruß

*entfernt*

PS: Wenn ich goggele, dann sieht man auf den Bildern mal den kleinen und mal den großen Propeller gekennzeichnet. Aber ich habe noch nicht gesehen, daß einer beide gleichzeitig gezeigt hat.
 
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Hallo Gotthard,

danke für die schnelle Antwort. Jetzt weiß man ja mehr. Bei dem 8" habe ich mich verguckt...das steht nämlich bei Marcus in der Signatur ;-)
viele Grüße
Tim
 
M13_Comp CN6 and SW8 32min_68frames_Fits.jpg
Hallo Gotthard,
Hier nur 32 min am Himmel von Berlin. Auch grausame Lichtverschmutzung.
Im Foto oben zwischen 12 und 1 Uhr ist er zu erkennen.
CS Frank
 
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