Bleibt immernoch die Frage:
Hat schon einmal jemand ein Schmidt-Cassegrain mit Velours ausgekleidet und im Vergleich mit der originalen mattschwarzen Innenlackierung eine signifikante Verbesserung festgestellt?
Nein, warum sollte man so etwas tun? Es sei denn, man möchte es zerbessern.
Ich habe vor über einem Jahr ein (schwarzes) C11 mit zugehöriger Losmandy-Montierung von einer Witwe zu einem fairen Preis abgekauft. Alle (Astro)-Besucher, die sie hatte, hatten ihr nur angeboten, das Gerät kostenlos zu entsorgen. Da ihr Mann aber in den 90gern fast 10.000 DM dafür bezahlt hatte, wollte sie es nicht kostenlos hergeben. Nach einer kurzer Überprüfung stellte ich fest: Die Montierung war ruiniert und das C11 war auch in einem jämmerlichen Zustand.
Ihr Mann wollte nach seiner Pensionierung mit der Astronomie anfangen… hatte aber weder Erfahrung noch Ausbildung in diesem Bereich. Gegengewichte waren nicht montiert, die RA-Achse war auf 10° (Polhöhe) und die Rutschkupplungen RA- und DEC-Achse mit einer Rohrzange angezogen. Das hatte die beiden Schrittmotore zerstört…
In dem C11 hauste ein Spinne mit einem dicken Spinnennetz. Die Spinne war allerdings nicht mehr anwesend… Der Hauptspielgel war gleichmäßig matt, der Fangspiegel schien noch ok zu sein.
In meiner feinmechanischen Werkstatt habe ich die Montierung wieder instand gesetzt. Von einem Vereinskollegen habe ich beide Motoren und die komplette Steuerung bekommen. Eigentlich ging es mir in erster Linie um die Montierung. Aber (OMG) was für haarsträubende Fehlkonstruktionen… Alle jetzt aufzuzählen würde zu lange dauern. Aber wie schrieb Scotty Losmandy: Nachdem meine Mitarbeiter und ich einen Konstruktionslehrgang besucht hatten, konnten wir schon eine Menge Verbesserungen einfügen. Ok… die Montierung war vor dem Lehrgang entstanden…
Von der Montierung ich habe das Stativ genommen und mir eine zweite Astro Physics Montierung drauf gebaut. Nun ist es gut.
Das (schwarze) C11 hatte ich einmal aufgebaut um es mit meinem zweiten C11 (weiß) zu vergleichen. Obwohl der Spiegel matt war und die Spinngewebe drinnen waren hatte es eine bessere Abbildung als mein weißes C11. Ich fand mein weißes C11 gar nicht so schlecht, das schwarze C11 war aber besser. Aus diesem Grunde habe ich es auch nicht geöffnet und gesäubert. Seit dem 1. Januar bin ich in Rente und habe mehr Zeit für meine Hobbys. Da das (schwarze) C11 schon lange auf meiner ToDo-Liste stand, habe ich mich entschlossen, es zu säubern. Zuerst habe ich ein Foto vom Frontring gemacht. Danach habe ich die Schrauben gelöst und mir auf dem Foto zu jeder Schraube das Drehmoment notiert. Dann den Frontring abgenommen und die Korkplättchen markiert und nummeriert. Danach die Schmidtplatte abgenommen und das C11 gereinigt. Beim Zusammenbau die Schrauben wieder mit dem gleichen Drehmoment angezogen. Mein Optikraum ist relativ staubfrei und das Innere des C11 sah wieder aus wie neu. Die erste Kollimation habe ich auf meiner optischen Bank gemacht, die endgültige dann mit einer 30µm Lochblende in ca. 200m Entfernung. Kollimation am Stern mache ich nicht… das Seeing ist einfach zu schlecht dafür. Nachdem alles gut verlaufen war und das (schwarze) C11 auch wieder optimal kollimiert war habe ich beide C11 verglichen. Nun war das weiße C11 ein bisschen besser. Also das schwarze C11 noch einmal kollimiert und wieder verglichen… keine Änderung.
Ich habe eine feinmechanisch / optische Ausbildung und habe 20 Jahre in dem Bereich gearbeitet (davon 13 Jahre in der optischen Konstruktion, zuständig für die Mechanik). Ich habe am LASCO mitgewirkt (Gerät auf dem Satteliten SOHO) und auch im Reinstraum optische Komponenten dafür montiert. Ich weiß schon, was ich mache…
Also für alle „Zerbesserer“, viel Glück und wie sagt man so schön: "Never change a running system".
CS *entfernt*