Merkwürdiges Zeiss AS 80/1200er Objektiv

hasebergen

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Mal eine Frage an die "Zeiss-Extrem-Kenner" ;-)

Habe hier zwei AS 80/1200er zu liegen: eines klar zuordnebar DDR-Fertigung um die 50er (unvergütet); siehe auch Aufdruck. Spacer aus Metall. Fixierung per Druckring, der seitlich mit Schrauben fixiert wird; wie bekannt.
Das andere: kein Aufdruck, auch unvergütet; Spacer offensichtlich aus Papier/Pappe; Objektiv wird per Schraubring in der Fassung fixiert. Der "Korpus" dieses Objektives ist ca 1-2mm niedriger als der des "DDR-Objektives". Meine Vermutung: Stammt aus Kriegszeiten oder vorm Krieg (30er Jahre).

Anbei mal ein paar Bilder ... vielleicht weiss ja jemand von Euch mehr ...

Greetzles Hannes
 

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Hallo Hannes,
die Variante bei dem die Linsen durch einen nicht geschraubten, durch 3 Schrauben befestigten Ring fixiert werden, ist die ältere Fassungsvariante. Die neueren AS-Objektive hatten Schraubringe. Bei zuletzt hergestellten Objektiven war das Firmenschild auch nicht mehr angeschraubt, es waren aufgeklebte Schilder (die öfter verloren gingen, der Leim war sozialistisch) Die Linsen in diesen Fassungen waren allerdings alle vergütet.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei Deinem Objektiv um etwas Gebasteltes handelt. An dem Vorschraubring ist ja offensichtlich ziemlich ungeschickt rumgeschraubt worden. Zeiss-Mitarbeiter haben ziemlich viel gebastelt. Besonders Mitarbeiter, die auf Arbeitergroschen studiert hatten, also nicht zur herrschenden Klasse gehörten (wie man damals sagte), waren ziemlich unterbezahlt und konnten sich teure Optiken nicht unbedingt leisten.
Es könnte also sein, dass da eine ältere Optik in eine neuere Fassung reingebastelt wurde. Ist die Optik ein AS 80/1200? Die hinterste Fläche ist eine konkave Fläche, Du könntest mal prüfen, ob diese Flächen bei beiden Optiken den gleichen Krümmungsmittelpunkt haben. Wenn die Krümmungsmittelpunkte gleich sind, und die Brennweite des Objektivs stimmt, dann ist es eine AS-Optik.
Es könnte auch sein, dass die Fassung älter ist, und nicht von einem AS-Objektiv stammt. Ältere Militärische Optiken hatten Vorschraubringe. 80mm ist ja eine gängige Optik, da halte ich es nicht für unwahrscheinlich, dass eine fremde Fassung gepasst hat.
Auf alle Fälle hat Zeiss keine Abstandsplättchen aus Pappe verbaut. Pappe wurde zwar auch industriell verbaut (als Unterlage für z.B. Spiegel oder Prismen), die Abstandsplättchen waren ausnahmslos aus Zinn.
Wenn das ein AS-Objektiv ist, würde ich es wieder herrichten. Problematisch ist es, die dicke der Abstandsplättchen zu bestimmen. Diese muss praktisch ohne Toleranz genau stimmen, schon geringe Abweichungen verschlechtern die Abbildungsgüte. Von Zeiss wird man diese Information wahrscheinlich nicht bekommen, vielleicht findet sich ein Sternfreund, der so ein Objektiv schon mal auf gehabt hat, und die Stärke der Plättchen vermessen hat. Die genaue Dicke ist zwar von der jeweiligen Glasschmelze abhängig, ein Anhaltspunkt wäre das aber (das andere Objektiv würde ich keinesfalls aufschrauben um die Dicke zu messen, AS-Objektive haben sehr angespannte Radien, ohne Erfahrung bekommt man die schwer wieder auf gute Abbildungsleistung).

C.S. Frank
 
Hallo Hannes,

ich stimme Frank zu, noch etwas zum Linsenabstand: der sollte beim AS80/1200 wenn ich nicht irre 0,15mm betragen ich selber besitze aber ein Objektiv daß aus einem AS80/1200 Linsensatz die ich in der Fassung eines Vixen 80L Tubus montiert habe. Seitlich auf den Linsen waren Merkierungen mit Bleistift um die Linsen korrekt zueinander rotiert montieren zu können und es stand auf einer Linse 0,23mm - und mit diesem wohl unüblichen Linsenabstand ist die Abbildung schlicht sehr schön 0,15mm hat dagegen gar nicht gepaßt.


Viele Grüße Felix
 
Hallo Tino,
wenn die Brennweite bei Deinem Objektiv 85cm (also wahrscheinlich 84cm) ist, dann ist das höchstwahrscheinlich ein AS 80/840. Es sieht auch aus, dass am Vorschraubring nicht rumgebastelt wurde. Das 80/840 dürfte wesentlich seltener als das 80/1200 sein. Zum fehlenden Firmenschild hatte ich schon etwas geschrieben. Das findet man auch häufig bei den Mikroskopen der *val - Serien (Laboval, Ergaval ...), bei denen waren die Firmenschilder auch geklebt, und sind oft verloren gegangen. Das 80/840 wurde ja erst in den späten 60-zigern eingeführt, die zwei Objektive, die ich bisher gesehen habe, hatten alle geklebte Firmenschilder.

C.S. Frank
 
Moin allerseits,

Danke Euch erstmal für die Antworten. Wird ja mal wieder eine "spannende Sache" ;-))

Ich hatte das dann mal auseinander ... (keine Angst, natürlich mit größter Vorsicht; und das Linsen"paket" hing auch zusammen - also keine "Verstellung" der Linsen zueinander. Die Linsen"abfolge" entsprich auch der einem AS - und die Bauweise der Fassung ja eigentlich auch. Und die Optik ist unvergütet. Daher aus dem "Zusammenwirken" meine Einschätzung: Kriegs- oder Vorkriegsfertigung ... Insofern könnte Franks Einschätzung bzgl. einer militärischen Optik / Vorschraubringe der Lösung nahe kommen. Wo kann man dann wohl Informationen über deutsche Militäroptiken des 2.Weltkrieges herbekommen? Auch nicht gerade ein leichtes Thema ;-)

Die Abbildung ist eigentlich schon sehr gut; Ich habe damit dann auch mal die Intra- und Extrafokaltest gemacht: hier gibts aber schon deutlicher Unterschiede: nach aussen hin ist das Beugungsbild mit einigen relativ gleich hellen (natürlich der äusserste etwas heller) Beugungsringen sichtbar; geht man nach Innen, ergibt sich ein Bild mit einem sehr hellen äussertsem Beugungsring, gefolgt von wenigen sehr viel schwächeren nach Innen hin.
Ich interpretiere das mal mit einem etwas fehlerhaften Abstand der Linsen vermittels der Papp"spacer" zueinander. Was sagen die "Optik-Freaks" dazu?


Greetzles Hannes
 
Hallo Hannes,
über militärische Optik hat der Hans Seeger ein interessantes Buch geschrieben, hier: Amazon.com
Das Gebiet ist aber recht komplex. Es gab bei Zeiss damals auch viele Versuchsmuster, wahrscheinlich wurde während des 2. Weltkrieges besonders viel versucht. Ob Du da Deine Optik findest, dürfte fraglich sein.
Wie ich schon geschrieben hatte, vermute ich ein Bastelobjekt. Zeiss hatte damals auch Versuchsmuster und überzählige Laborbestände an Mitarbeiter verkauft. Auf alle Fälle deuten die Bearbeitungsspuren am Vorschraubring und die Abstandsplättchen aus Pappe ziemlich sicher auf unsachgemäße Bastelei hin.
Deine Beschreibung der Abbildung dürfte Öffnungsfehler sein. Der Linsenabstand ist Öffnungsfehlerkritisch. Ich würde mir ein Ronchigitter besorgen, verschieden dicke Abstandsplättchen einbauen, und den Öffnungsfehler irgendwie versuchen zu bewerten (anhand der Streifendurchbiegung). Damit könnte man sicher den korrekten Abstand eingrenzen. Beim originalen AS-Objektiv sitzen die Linsen ziemlich eng in der Fassung. Da muss man beim Ausschütten etwas aufpassen, um keinen Muschelbruch zu riskieren.
Es ist auch eine Frage, mit welcher Abbildungsgüte man zufrieden ist. Viele Sternfreunde sind mit Optiken sehr zufrieden, die eine leidlich gute Abbildungsgüte zeigen. Ich habe auch schon AS-Objektive gesehen, die augenscheinlich ungeöffnet waren, auf der Achse aber Asymmetrie zeigten, einen Fehler, den diese bei Werksauslieferung mit Sicherheit nicht hatten. Das sind eben recht empfindliche Präzisionsoptiken, z.B. durch Druck auf die Linsen könnte sich die Abbildungsleistung wahrscheinlich verschlechtern. Trotzdem waren die Besitzer stolz auf ihre Optiken.
C.S. Frank
 
Hallo Frank,

sorry für das späte Aufwärmen des threads, aber:
Dieses AS 80/840 hat ein geschraubtes Typenschild.
AS-80_840_a-de.jpg

Und erstaunlicherweise steht es dem langen AS 80/1200 auch bei Farbreinheit nicht nach; ein tolles Teil.

Beste Grüße,
Niko
 
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