Mond bedeckt Venus am Tag (6.4.2016)

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Comety

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Eigentlich hatte ich die heutige Venusbedeckung durch den Mond nie auf dem Schirm: bei Tage, in Sonnennähe - das lohnt nicht.
Dann sagt der Wetterbericht einen klaren Morgen voraus, nachdem gestern Regen durchgezogen war. Da dies ggf. gute Himmelsverhältnisse verspricht, plante ich doch einen Versuch:

Es begann um 4.15h auf dem Balkon. Da das Teleskop mit Goto an den Sternen nur nachts justiert werden kann (Experimente von der Sonne aus zur Venus zu gelangen bei Tage lasse ich besser), war eine kurze Beobachtung am Morgen nötig. Dabei zeigte sich Mars, Saturn mit Titan und als Erstsichtung Komet 252P. Dann musste das Teleskop der Himmelsbewegung nachlaufen. Und siehe da, über 4h später war Venus direkt anfahrbar und im Gesichtsfeld. Die automatische Nachführung klappte perfekt. Wolkenfelder zogen durch, doch nach 9 Uhr war der Himmel klar.
Im Teleskop (50x Vergr.) war Venus als kleiner runder Planet zu sehen, der Himmel durch die Sonnennähe etwas dunstig, weiter weg aber blau. Vom Mond keine Spur. So blieb es, zum 1.Kontakt um 9.38:28 Uhr wurde die Venus langsam kleiner. Der unsichtbare Mond schob sich vor die helle Venuskugel, die kleiner und zur Sichel wurde. Nach 30 Sekunden verschwand der letzte Lichtrest. Es war 9:39:00 Uhr, laut Guide Berechnung war der 2. Kontakt für 9:39:05 Uhr berechnet. Passte etwa.
Und auch nach 5 Stunden Betrieb war die automatische Orientung vom Teleskop noch perfekt.

Der 3. Kontakt stand für 10.15:57 Uhr an. Da der Mond nicht erkennbar war, würde es eine blinde Beobachtung werden, die Venus muss irgendwie wieder auftauchen. Eine große Wolke zog von Westen schnell heran. Es reichte um wenige Sekunden! Etwa 10.16:10 Uhr war die Venussichel im Okular am hellen Himmel wieder erkennbar, bis etwa 10.16:30, da war sie quasi wieder rund. Dann erreichte die Wolke Venus und sie verschwand. Der 4. Kontakt war 10.16:37 Uhr. Eine gute Minute später war der Himmel wieder frei, Venus sichtbar, bei 16,2° Elongation und die Bedeckung war vorbei - ein riesiger Erfolg wenn man die Bedingungen bedenkt...
 

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Herzlichen Glückwunsch!

Toller Bericht! Hier war es leider den ganzen Morgen bedeckt. Erst jetzt entschädigt die Sonne durch Wolkenlücken hindurch zumindest ein klein wenig durch einen netten Fleck...

Klaren Himmel!

Liborius
 
Hallo Comety,

herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Beobachtung. Wie nah war das denn zur Sonne? Wahrscheinlich gefährlich nah für Fernglasversuche, oder? Hab jedenfalls nix vorher von dem Event mitbekommen.

CU
Klaus
 
Tolle Arbeit! Ja da steckt echter Willen dahinter und ne gute Ausrüstung. So muss das sein! Mich reizt es nun Venus auch mal bei Tageslicht mit der goto anzufahren! Oder gar mit teilkreisen, eine echte Herausforderung....

Gruß von Anette
 
Hallo,

Das waren 16° Abstand. Hinter einem geeigneten Schattenwerfer wie zB einem Hausdach ist das wirklich kein Problem.

Leider war das Wetter hier im weiten Umkreis schlecht.

Grüße, Martin
 
Hi Klaus,

Mond/Venus standen 16° weiter westlich. Ich habe es leider vergessen zu beobachten. Die Sonne muss man halt abdecken durch ein Haus, etc.

Gruß
Lothar
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Comety,
ich kann auch noch eine erfolgreiche Beobachtung melden, auch aus dem Nordwesten!
Nach ausführlichen satellitengestützten Wetter/Wolken-Voraussagen haben wir es gewagt: Zusammen mit 2 anderen Mitgliedern der Astro AG der Uni Oldenburg vor dem Eingang Uni-Wechloy habe ich einen NexStar-Refraktor mit automatischer Nachführung verwendet, den man mit nur einem Objekt ausrichten und einrichten kann für die Nachführung. Da wir zur letzten SoFi mit Baader-Folie Sonnenfilter für unsere Geräte gebastelt hatten, konnten wir die Ausrichtung mit der Sonne machen, dann automatisch die Venus suchen lassen und den Filter abnehmen. Und siehe da, in dem doch arg gleißenden Licht war die Venus als Scheibchen zu sehen. Kurz nach 9.38Uhr wurde es hektisch, als ich eine Formveränderung sah habe ich schnell den nächsten gebeten, auch noch den Bedeckungsprozess zu beobachten, er kam aber zu spät. Gefühlte Zeit für das Verschwinden: wenige Sekunden.
Vom Mond und seinem Rand war die ganze Zeit nichts zu sehen.
Später war es ähnlich beim Wiederauftauchen. Da man nicht ununterbrochen das Auge am Okular hatte war die Venus eher plötzlich wieder da. Aufkommender Wind ließ das Bild auch noch leicht zittern. Zwischdurch ließen sich noch 2 kleine Sonnenflecken beobachten. Insgesamt hatten wir ein schönes Erlebnis.
 
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