Hallo Frank,
die Farbe auf Deinen Fotos kommt mir bekannt vor - das war der Originallack.
1980 habe ich einen originalen 80/1200 aus den 1950ern mit allem Drum&Dran bekommen (einschl. Montierung I mit Säule, Motor und dem 'Kindersarg'); auch da platzte die Farbe ab. Leider habe ich das nicht so gelassen, denn schöner wurde es nicht: Meine Spachtel-, Schleif- und Lackierkünste waren nicht so toll...
Die Montierung hatte einen Sturzschaden, die DE-Schnecke war verbogen; ich glaube, ich musste die Achse absetzen und mit Gewindezapfen usw. wieder verlängern. Nach meiner Reparatur lief sie nicht mehr so gut wie früher...
Gegengewichtsstange bei Dir: Die ist vermutlich nicht original. Aber wer weiß...? Das originale Gegengewicht des 80/1200 ist außen freigebohrt, so dass man das Gegengewicht weiter rausschieben kann, als man zunächt denkt (die Begrenzungsschraube auf der Achse verschwindet im Gewicht).
Guck Dir nur mal die Schrauben der "I" genau an: Die meisten sind nicht nach 1950er DIN! Schlitzschrauben haben feinere Schlitze und andere Kopfdurchmesser... Die Zeiss-Schrauben damals wurden oft nicht gerollt, sondern geschnitten.
Zeiss hatte seine eigene Schraubenbude (es gab die 'ZN', die Zeiss-Norm, DIN/TGL waren nicht schick und nicht genau genug), sogar Lacke und Schmierstoffe kamen aus eigener Fertigung.
Die alte Zeiss-Technik war teilweise kompliziert bis zum Exzess gebaut. Aufwand spielte keine Rolle, selbst bei Standard-Teilen. Das führte zu dem Spruch: "Zeiss is nice, but twice the price..."
Der hohe Qualitätsanspruch unter Verzicht auf qualitätseinschränkende Vereinfachungen führte zur hohen Qualität vieler Zeiss-Geräte. Etliches ist aber einfach nur unnötig kompliziert.
Die Qualität nicht nur der Amateur-Geräte hat sich meinem Eindruck nach spätestens in den 1980ern zumindest teilweise verschlechtert.
Astro-Großgeräte kosteten in der 1980ern übrigens -soweit ich Beispiele kannte - etwa "Gramm 'ne Mark", kein Witz. Ob Großplanetarium oder 2m-Spiegelteleskop - Preis nach Gewicht. Zufall oder Unfähigkeit, diese Moloch-Konstruktionen noch vernünftig zu kalkulieren? Geld verdient wurde eh mit Rüstung, wird heute noch so sein...
Die frühen Montierungen Ib (ab 1963) hatten auch noch sehr komplizierte Einzelteile, die bei der Serie ab 1968 (bis 1990) erheblich vereinfacht gebaut wurden.
Egal, ob Montierung I oder Ib: Der Synchronmotor plus Getriebe 1:3000 blieb 40 Jahre gleich. Wenn er nicht mehr läuft, muss man das Getriebe in der Alu-Büchse zerlegen. Die Wellen laufen in Hartgewebe-Platinen. Hartgewebe ist hygroskopisch, die Wellenzapfen rosten fest. Es ist ein ziemlicher Aufwand, das wieder hinzubekommen, aber es geht...
Beste Grüße!
-wunni