Präzise Kollimation eines Maksutov-Cassegrain bei Tag (Projektionsmethode)

alex_stars

Aktives Mitglied
Hallo Sternenfreunde,

momentan bastle ich viel an meinem Mak (OMC-140) und daher bin ich ständig dabei den Mak neu zu kollimieren. Gestern hab ich wieder am echten Stern gearbeitet, aber heute möchte ich euch eine vielleicht "neue" Methode vorstellen. Zumindest hab ich diese so noch nirgends gesehen. Sie basiert auf zwei bekannte Tagesmethoden und kombiniert diese:
Beide Methoden sollten auch für alle Cassegrain Arten funktionieren. Ich hab nur einen Mak und daher kann ich nur bestätigen dass es für Maks sehr gut funktioniert. Also was braucht ihr zum Ausprobieren.
  1. A4-Blatt karriert oder Milimeterpapier (wenns ganz genau sein soll)
  2. Ein Stück Karton, auch ca A4 Größe
  3. Zirkel
  4. Stift
  5. Doppelklebeband
  6. Ein Handy mit Taschenlampen-Funktion (LED neben der Kamera hinten)
  7. Ein Fotostativ
  8. Das Teleskop und die Schraubschlüssel zum justieren
  9. Einen Tisch
  10. Eure Augen (und optional eine Kamera oder ein Cheshire Okular [kann auch gebastelt sein])
Und jetzt geht's ans basteln

I) Das Kollimations-Ziel:

Dazu zeichnet ihr zuerst ein Fadenkreuz auf die Mitte des A4 Blatts, wobei die Linien mindestens so lang sein sollen wie eure Teleskop Öffnung.

Dann nehmt ihr den Zirkel und zeichnet konzentrische Kreise von der Fadenkreuz Mitte aus. In meinem Fall hat das Teleskop eine Öffnung von 140 mm und eine Obstruktion von 44 mm, daher mache ich folgende Kreise mit diesen Radii: 25mm, 35mm, 50mm, 63mm, 70mm und 90mm. Ein Kreis sollte etwas größer als die Obstruktion des Teleskops sein (das ist bei mir 25mm) und einer etwas kleiner als die Öffnung (das wären dann die 63mm bei mir).

Nun wird das A4 Blatt auf den Karton geklebt und das zentrale Loch vom Zirkeleinstich noch mit einer Nadel auf ca 1 mm Durchmesser vergrößert und durch den Karton verlängert.

Hinten am Karton klebt ihr nun das Handy mit eingeschaltetem LED zentral hinters Loch im Ziel, damit ihr eine Justage-Lichtquelle habt. Fertig sieht das Kollimation-Ziel dann so aus:
DSC00229.JPGDSC00230.JPG
Das Ziel wird dann am Fotostativ eingeklemmt und ist startklar.

II) Ausrichtung des Teleskops:

Das Teleskop wird jetzt mit der Prismenschiene nach unten auf den Tisch gestellt und das Justageziel davor. Ich beginne mit ca 50 cm Abstand Vorderkante des Teleskops zum Kollimation-Ziels.
DSC00228.JPG
Nun müsst ihr das Teleskop und das Kollimations-Ziel ausrichten, damit die optischen Achsen gleich sind. Dazu stellt ihr zuerst die Höhe des Stativs so ein dass ein Lichtkreis, der vom Teleskop reflektiert wird genau auf Höhe eines gezeichneten Kreises und der horizontalen Fadenkreuzlinie ist. Horizontal könnt ihr das Stativ verschieben oder auch das Teleskop.
DSC00227.JPG
Ich mach es so dass ich den kleinsten Schattenring und den darauf folgenden hellen (ist der hellste) Ring so zentriere dass er genau in meinen R=25 mm Kreis passt (siehe Bild).

III) Kollimation

Nun könnt ihr loslegen und mit den Justageschrauben arbeiten, bis alle projezierten Kreise (dunkel und hell) so konzentrisch wie möglich sind. Das Bild oben zeigt schon ein gute Kollimation bei mir.

Wichtig! Wenn ihr an den Justageschrauben dreht, dann wandert der innere hellste Ring aus dem Kreis an dem Kollimation-Ziel. Nach jeder Bewegung der Justageschrauben müsst(!) ihr wieder den hellsten Ring am Kollimation-Ziel neu zentrieren um die optische Achse auszurichten.

Das könnt ihr entweder am Stativ (besonders wenn er vertikal gewandert ist) und auch horizontal am Teleskop selber, wenn ihr es am Tisch leicht dreht.

Das karrierte Papier oder das Milimeterpapier hilft bei der genauen Justage. Ihr werdet überrascht sein wie genau und feinfühlig man mit dieser Methode justieren kann.

IV) Abschließende Überprüfung

Zum Schluss solltet ihr durch die Okularklemme schauen, oder eine Kamera (oder Cheshire Okular) verwenden um die Justage vom Hinten zu überprüfen.
DSC00226.JPG
In der Mitte ist ein riesiger Poisson Punkt (na eher Scheibe oder? ;)) der hilft euch um auch hier die optische Achse zu finden. Wenn ihr auch hier zufrieden seit, ist das Teleskop offiziell kollimiert.
Nun kann man natürlich am realen (oder künstlichen) Stern nachjustieren. Besonders die photographisch arbeitenden KollegInnen werden dem zustimmen. Ich muss aber sagen, dass für mich, der ja nur visuell arbeitet, diese Kollimationsmethode vollkommen ausreicht. Ich sehe kaum bis nie Bedarf, am Stern nachzubessern.

Also viel Spaß beim ausprobieren und postet doch ein Kommentar mir euren Erfahrungen.

CS
Alex

Zusatzinfo:
Diese Methode setzt voraus, dass der Sekundärspiegel zentral im Tubus und auch zentral mit dem Okularklemmen-Mittelpunkt justiert ist. Bei einem handelsüblichen Makustov kann man diesen nicht eh nicht justieren. Sollte an einem de-fokusiertem Stern der Poisson Punkt nicht mittig sein, wenn der defokusierte Stern mittig im Okular ist, dann ist es wahrscheinlich, dass der Sekundärspiegel zentriert werden muss. Dazu entweder beim Hersteller reklamieren (falls gerade gekauft) oder selbst versuchen, aber das ist eine andere Geschichte. Ich musste das noch nie tun.
Auch wird vorausgesetzt dass das Blendrohr und die Okularklemme mittig im Tubus sitzen und nicht gegenüber der optischen Achse verkippt sind. Auch diese Arten von Justage kann man an einem handelsüblichen Mak nicht vornehmen, somit gilt das gleiche wie oben für den Sekundärspiegel.
 
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