Hallo Harald,
ich kann das Messergebnis vom CCD-Inspektor leider nicht deuten, aber mit der Justage meines 10" RC beschäftige ich mich nun mittlerweile auch seit Monaten.
Angefangen hat es mit einer merkwürdig schlechten Abbildung durch einen falschen Abstand HS-FS. Wo das herkam kann ich mir bis heute nicht erklären. Die Routine, die mich letztendlich zufrieden gestellt hat ist Folgende:
1. Abstand korrigieren.
Dazu benutze ich ASTAP. Teleskop gut fokussieren und ein schönes Sternfeld fotografieren. Mit ASTAP dann ein Plate-Solve durchführen und mit "Strg+A" ins Stacking-Menü und dort den letzten Reiter "Pixel math 2" wechseln. Im FOV-Calculator steht die aktuelle Brennweite des Teleskops. Bei kleinen Abweichungen nehme ich eine gleichmäßige Anpassung an allen drei Hauptspiegelschrauben vor. Wenn es schlimmer ist, vorsichtig am Fangspiegel nachstellen. Dabei die Zentrumsschaube immer nur in kleinen Schritten bewegen und den Fangspiegel nicht zu stark lockern.
Wenn der Abstand wieder passt, eine Hauptspiegelschraube aussuchen und einen Streifen Isolierband drüber. Die Justage des Hauptspiegels dann nur noch über die zwei übrigen Schrauben erledigen, damit man den Abstand nicht wieder nennenswert ändert.
Nach der Korrektur des Abstandes hat sich die bei mir die Abbildung schon mal deutlich verbessert. Beim RC muss der eben stimmen.
2. OAZ ausrichten.
Wenn das Teleskop eine Neigeflansch vor dem OAZ hat - gut. Sonst nachrüsten.
OAZ so ungefähr in Fokusposition fahren. Dann mit einem Laser den OAZ auf die Mitte des FS ausrichten. Dieser Laser bestehen meistens aus grauenhaft billigen Komponenten, die man auch jedes Mal neu justieren muss. Meinen habe ich dann noch etwas defokussiert. Dadurch blendet er nicht so und passt besser in die Mittenmarkierung. Klappt aber auch nicht mit jedem Laser. Manche verwandeln sich dann in Striche.
3. Fangspiegel einstellen.
Du hast ein TAK Justierteleskop? Super. Damit den FS ausrichten. Alternativ kann man das auch ganz gut mit einer Kamera mit Objektiv machen, die man in den OAZ einsetzt. Dazu gibt es Tutorials auf YouTube.
Danach zurück zu 2. und diese beiden Schritte so oft wiederholen, bis alles passt.
4. Hauptspiegel einstellen.
Für den RC gibt es viele Gadgets, die versprechen, dass man das damit auch am Tage hinbekäme. Mir ist das nie gelungen. Die einzige Methode, die wirklich gut funktioniert hat, ist die von Marius oben verlinkte DSI-Methode. Und damit mache ich nur den Hauptspiegel. Vorher unbedingt die Kamera so ausrichten, wie dort beschrieben, damit man sicher weiß, welche Schraube man drehen muss. Die richtig ausgerichtete Kamera am Teleskop dann für zukünftige Aktionen dieser Art fotografieren.
Einen mittelprächtigen Stern zentrieren und leicht aus dem Fokus gehen. Daran dann den Hauptspiegel einstellen.
Jetzt alles von Anfang an nochmal machen.
Abschließend kontrolliere ich noch mal mit dem Inspektor von ASTAP (Taste F5), ob die Sache jetzt stimmig erscheint.
Wenn diese Schritte keine Abweichungen mehr von den Soll-Werten zeigen, dann ist das Instrument so gut eingerichtet, wie es geht (einen eventuell minderwertigen OAZ kann man eben nicht wegjustieren). 100%ige Ergebnisse gibt es wohl nicht, wobei vieles von der eigenen Präzision abhängt. Ein gutes Auge und etwas Übung sind schon nötig.
Danach entscheidet bei mir nur noch das nächste Bild, das ich fertig ausgearbeitet habe darüber, ob ich Erfolg hatte oder nicht. Man kann ansonsten noch Jahre damit zubringen, Computernanalysen von Testaufnahmen zu interpretieren. Gerade beim RC verliert man dann aber schnell die Lust.
Für mein Vorgehen übernehme ich keine Garantie. Der RC ist offenbar so eine Sache für sich und (gute) Anleitungen zur Kollimation von A-Z sind kaum zu finden. Wenn jemand mit fundiertem Wissen Ergänzungen oder Korrekturen hat, wäre auch ich dankbar dafür.
Gruß
Sebastian