Hallo,
von Kaltenkirchen in Schleswig-Holstein (-9°56'10.9", +53°49'52.1") aus folgende Kontaktzeiten (UTC) ermittelt:
1.Kontakt: 21:57:25.10
2.Kontakt: 21:57:26.70
3.Kontakt: 21:57:29.60
4.Kontakt: 21:57:31.03
Ich habe wie viele von Euch mit einer Webcam am Meade LX200 8" bei f=2000 mm um 21:50 mit der Aufzeichnung begonnen. Um aber nicht das Risiko des Datenverlustes zu haben, habe ich sofort alle Frames als BMP gespeichert (mit Giotto). Anhand der Uhrzeiten der Datei (PC vorher synchroniert mit time-nv.nist.gov) konnte ich jeder Aufnahme eine Zeit zuordnen (Auswertung allerdings etwas komplizierter, da man nicht einfach die Zeit, die im Explorer steht, verwenden kann. Dabei erreichte ich eine Genauigkeit von 30 ms (Sigma).
Die gesamte Bedeckung dauerte also 5.93 sec, die totale Phase betrug 2.90 sec. Ich habe Delta Oph in allen RBG-Farben einzeln mit Fitswork (PSF-Verfahren) vermessen und dabei im Roten eine deutliche Abweichung festgestellt, derart, dass die rote Helligkeit langsamer/später abfiel und früher/schneller wieder anstieg.
Soviel zum wissenschaftlichen Teil an dieser Stelle. Emotional betrachtet war das ganze Schauspiel der echte Wahnsinn. Tagsüber war es bewölkt und es bestand eigentlich keine große Hoffnung. Dann aber riss die Wolkendecke auf und gab gegen 21 Uhr die Sicht so langsam frei. Fernrohr aufbauen und einstellen, Yed Prior suchen und Testaufnahmen (die ich auch schon Tage vorher mal gemacht hatte). Letzte Einstellungen bzgl. der Belichtung (habe in Giotto Gamma ganz runtergezogen, um möglichst weit aus der Sättigung zu kommen). Dann die große Entscheidung: AVI oder BMP und 640*480 oder kleiner. Die Entscheidung fiel: BMP 640*480. Dann warten und hoffen. Als der Stern dann auf dem Monitor plötzlich für Sekunden verschwand, hätte ich am liebsten laut meiner Freude Ausdruck verliehen. Aber um Mitternacht? So gab ich meiner Freude durch eine Flasche Wein, die ich nach dem Abbau der Geräte bis ca. 3 Uhr teilweise leerte und dabei die ersten Auswertungen vornahm, den gebührenden Nachdruck.
Einen Fehler habe ich gemacht. Ich habe nicht bedacht, dass ich mit einem Windows-PC arbeite. Beim Speichern der 15 BMP-Bilder pro Sekunde ist es nicht gut, wenn Windows mit seinen anderen Jobs dazwischengeht. Ich hätte alle unnötigen Prozesse killen und die Prio von Giotto auf Hoch setzen sollen. Dann hätte ich etwas weniger Stress bei der Zeitauswertung gehabt, da nämlich leider einige Bilder "verloren" gingen, d.h. Giotto hat schon das nächste Bild gesendet, aber Windows XP war noch nicht wieder bereit. Das kenne ich von der Canon 40D, wenn ich RAW-Bilder in Serie aufs Notebook ziehe und den Zeitraum zwischen den Aufnahmen aus Geiz nur 2 sec einstelle (3-4 sec sind sicher).
Zur Diskussion möchte ich noch die Tatsache stellen, dass viele (nicht alle) Beobachter und auch ich einen etwas längeren Abfall als Anstieg der Helligkeit beobachtet haben. Als Erklärung habe ich mehrfach gelesen, dass der Grund hierfür in einer nichtsphärischen Gestalt des Planetoiden läge. Ich meine, dass kann doch nicht sein. Die Flanken der Lichtkurve haben etwas mit dem Stern zu tun: je größer dieser ist, umso länger der Abfall bzw. Anstieg. Die Form und Größe von Roma ergibt sich doch aus der Totalitätsphase und den Beobachtungsorten. Aus den Flanken kann man den scheinbaren Durchmesser des Riesensterns berechnen. Wenn die Lichtkurve genau genug ist, lässt sich aus dem Verlauf ja z.B. die Randverdunkelung des Riesen ermitteln. Die sollte aber symmetrisch sein. Meine Lieblingsidee ist die Existenz einer großen Eruption/Protuberanz. Diese wird zuerst bedeckt, was zu einem kleinen Helligkeitsabfall führt (in meiner Lichtkurve zu erkennen) und dann erst kommt der Hauptabfall. Beim Anstieg ist es dann so, dass die Eruption zuerst wieder sichtbar wird und dann erst die Sternscheibe. Man müsste also im Minimum kurz vor dem großen Anstieg für ganz kurze Zeit einen kleinen Anstieg beobachten, was mir leider nicht vergönnt war, weil die Empfindlichkeit meiner Webcam für den hellen Bereich gut war, aber nach ca. 5 mag Helligkeitsabfall abbrach (nur im Roten ging es bis etwa 1 mag über Minimum runter). Wer hat zu diesem Thema etwas gehört? Würde mich interessieren.
LG
Erik