Re: Spektren mit Foto-Filtern? Es geht!
Hallo in die Runde,
die Frage nach Bezugsquellen für Cokin Filter kann ich insofern beantworten, dass jeder besser sortierte Fachhändler diese Filter eigentlich im Sortiment haben sollte oder bestellen könnte. Nicht jeder Fotohandel legt sich solche Exoten jedoch ins Regal. Meine letzten Cokin Filter habe ich bei einem Besuch aus Stuttgart von Photouniversal alias Fernrohrland spontan mitgenommen. So oft findet man sie nun wirklich nicht.
Ich habe in den Achtzigern mit diesem Filter ebenfalls mein erstes Sonnenspektrum als Schüler beobachtet. Mein Beobachtungsbuch meint, dazu wären damals lediglich ein Südfenster viel schwarzer Fotokarton, eine mit einem Seitenschneider zerschnittene Rasierklinge, Tesafilm und der Feldstecher meines Großvaters erforderlich gewesen, um das Natrium Doublet visuell sehr gut zu erkennen und einige Linien dazwischen zu identifizieren.
Mit der Objektivspektroskopie und Astrofotografie habe ich mich damals nicht beschäftigt, da ich noch nicht im Besitz einer Nachführung war. Doch gaben Neonlampen der früheren Straßenbeleuchtungen, Feuerwerk, Blitz und Donner auch hervorragende Studienobjekte für fotografische Experimente her.
Der Sternfilter von Cokin sollte der Typ 058 sein und ist demnach immer noch erhältlich. Mein eigenes Exemplar habe ich allerdings seit meinem letzten Umzug noch nicht wieder gefunden. Dieser Filter ist auf der Website von Cokin gelistet.
Liste der Cokin Effekt Filter
Die bei eBay angebotenen Filter könnten sicherlich einen ähnlichen Zweck erfüllen, sehen mir aber eher nach Repliken aus.
Ein Blick in mein Beobachtungsbuch aus Schulzeiten vor mehr als 20 Jahren sagt mir folgendes: Soweit ich es unter meinem Schüler Mikroskop damals abschätzen konnte, hat mein damals verwendeter Filter von Cokin etwa 200 Linien/mm gehabt. Dafür würde ich heute jedoch nicht meine Hand ins Feuer legen. Man sollte es selbst ausmessen.
Wer es etwas effizienter mag, sollte sich besser ein geblaztes Gitter besorgen, das ein Maximum bevorzugt. Kameras, die größere Spektralbereiche überdecken - CCD oder umgebaute Astro Spiegelreflexsysteme, die auch im IR und nahen UV Licht sehen - sind übrigens mit einem Prisma besser bedient. Da sich sogar beim geblazten Gitter die Nebenmaxima als Spektrum zeigen, überdecken sich beim Gitter die benachbarten Spektren wenn der sichtbare Spektralbereich des Detektors zu groß wird. Das gilt vor allem für einfache Gitter. Das ist nun aber eine etwas modernere Einsicht.
Für die Objektivspektroskopie mit dem Teleskop gibt es noch einen anderen Ansatz: Früher hatte man einfache Drahtgitter vor dem Tubus verwendet. Dies habe ich später mit einem 4 1/2 Zöller Newton ausprobiert. Mit diesen Brennweiten (900mm) sind kleinere Dispersionswinkel erforderlich. Hierzu habe ich dünneren Kupferdraht über die Rillen von Gewindestangen (Baumarkt) gezogen, die mit zwei Hölzern verschraubt waren. Es ist etwas schwierig, denn die Gewindestangen verziehen sich unter dem Zug. Aber irgendwie geht auch das.
Und schließlich findet man auch gestanzte Lochbleche im Baumarkt mit regelmäßig angeordneten Löchern, mit denen man allerlei Interferenzexperimente machen kann. Die feineren Lochgitter ergeben sicherlich auch kleine, feine Spektren für die einfache Stellar-Feldspektroskopie. So ein Lochblech dürfte vermutlich das billigste Spektralphotometer hergeben, das man für Geld zu kaufen bekommt. Wer sodann auch über monochromatische Interfernzfilter verfügt (z.B. Astronomik Interferenzfilter) kann mit diesen Lochblechen auch ziemlich präzise Maßstabseichungen des Bildausschnitts durchführen. Da man lediglich die Gitterkonstante (Lochabstand) und die Wellenlänge kennen muss, welche auch immer: Hß, H-alpha oder O-III... Genauer bekommt man seine Brennweite wohl kaum bestimmt. Das ist der Übergangsbereich zwischen Michelson Sterninterferometer, das eigentlich ein Youngsches Sterninterferometer ist, und Gitterspektrograph.
Viel Erfolg beim Experimentieren.
Viele Grüße
Thilo Bauer