Teleskopwahl für die Großstadt

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t_glotzer

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Hallo,

ich möchte mir in naher Zukunft ein Teleskop für die Großstadt kaufen. Ich bin mir im Klaren, dass das Zentrum von Berlin kein idealer Beobachtungsort ist.
Nur wenn das "Erstteleskop" (seinerseits ein 8" f/6 Dobson) 250 km weit nördlich steht (bei den Eltern), und man nur alle 4 Wochen oben ist, kann sich jeder ausmalen wie oft ich zum Spechteln komme.
Da ist es schon echt hart, wenn man auf dem Balkon steht, und die Hauptsternbilder sowie Mars, Saturn und jetzt auch Jupiter funkeln sieht:-(

Daher soll ein stationäres 2.-Teleskop her, das auch nicht für Reisezwecke geeignet sein soll. Es muss nur auf einem winzigen Balkon (Tiefe ca. 50 cm, allerding Blick Richtung Osten, d.h. man kann auch im Zimmer sitzen, da die Objekte fast ausschliesslich an Höhe gewinnen) Platz finden. Wichtig wäre hier der Einblick von hinten. Dobson scheidet wegen "Vollverkleidung"(sprich Mauer) des Balkons aus;-)

Ziel ist es, spontan Planeten zu spechteln (ggf. auch helle Messier-Objekte). Gesamtgewicht spielt wie gesagt keine große Rolle, da ich damit nicht unterwegs sein werde).

Beobachtet jemand unter ähnlicher Konstellation? Wenn ja, welche Geräte würdet Ihr vorschlagen.

Preisrahmen wäre für mich max 400 Euro (eher 300). Fotografisch werde ich wohl eher nicht aktiv werden, obwohl eines DSLR vorhanden ist. Visuell nehme ich durchaus einen Rückschritt zum 8er Dob in Kauf - besser etwas als gar nichts.

Irgendwie bin ich bisher beim MAK (100er oder 127er samt EQ2 bis EQ-3) hängen geblieben, ein ED scheint mir vom Anwendungszweck eher unpassend und zu teuer (Widefield, Astrofotografie). Oder sollte ich bis Weihnachten warten und bei Lidl zuschlagen?

VG
Stefan
 
aus dem offenen fenster heraus (ein 50cm-balkon ist ja nun wirklich kein balkon. das teleskop wird IM zimmer stehen) wirst zu keine freude an planeten haben!

selbst wenn du eine säule an die mauer dübelst, ist der abstand der öffnung zum offenen fenster zu klein um das haus-seeing im winter zu vermeiden!

im sommer macht dir der ostbalkon an planeten keine freude, je nachdem wie weit du in den süden blicken kannst, was sicherlich durch deinen kleinen balkon weiter reduziert wird.
 
Naja, 50cm ist vielleicht etwa übertrieben (bzw. untertrieben) - sagen wir jedoch knapp unter 1m. Der Blick geht gegen Ost-SüdOst. Ich hatte bereits mit der Spiegelreflex Fotoserien von Orion aufgenommen - sichtbarkeit (sprich Höhe im Südosten) war schon OK.

Ich habe leider gar keine Vorstellung, wieweit so ein typisches AluStativ (bei EQ2 oder 3 mitgeliefert) für Ausmaße, speziell Stellfläche, beansprucht.

Gruß
Stefan

PS: Da mit der Säule ist gar keine schlechte Idee - nur ob da meine Freundin mitmacht;-)
 
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Hallo,
als ich noch in einer Wohnung (2.Etage) ohne Balkon "hauste", musste ich mich auch damit begnügen, aus dem geöffneten Fenster zu beobachten. Bis 140fach gab es da kaum Probleme. Natürlich war die Sicht sehr eingeschränkt und das Zimmer war nicht beheizt! Ich benutzte dazu einen 63mm Refraktor mit sehr abenteuerlich positioniertem Holzstativ. :erschreck:

Ansonsten frag doch mal hier nach:

http://www.balkonsternwarten-netzwerk.de/portal.php

VG,
Michael
 
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stativbeine spreizen sich ganz schön. unterschätze das nicht. für deinen balkon wird eine an die balkonwand gedübelte säule die bessere wahl sein. sprech das aber vorher mit dem vermieter ab.

deiner freundin kannste die säule dann für tagsüber als sonnenschirmhalter verkaufen ;-)

gruss
sascha
 
Danke für den Link, die Seite kannte ich noch gar nicht. Je mehr man recherchiert - desto unsicherer wird man (wie so häufig), speziell beim Vergleich ED zu Mak. Ich habe mal probiert die klaren Vor- und Nachteile zu systematisieren.

Mak
pro: Preis, Gewicht, Brennweite(Vmax mit aktuelle vorhandenen Zubehör)
contra: thermisches Verhalten, AP, Obstruktion, GF

ED
pro: GF, universeller Einsetzbar (Daseinsberechtigung neben 8"/f6 Newton) falls man später mal umzieht;-)
contra: Preis, geringere Öffnung

Unsicher bin ich mir nur beim Vergleich von Öffnung und der Kontrast- und Vergrößerungsleistung. Wie verhält sich ein 102er bzw. 127er MAK zu einem 80er ED? Sicherlich werde ich meistens in der Stadt höhere Vergrößerungen nutzen wollen (sprich 100-150x, mehr erwarte ich aus der Stadt heraus nicht). Dadurch verändert sich mitunter auch die Preis-Leistungseinschätzung, wobei der 80er ED bereits 100€ teuer ist als ein 127er MAK.

Gruß
Stefan
 
@IceyJones

Das mit Goto ist nicht dein Ernst oder?

Gerade das Navigieren ist eines meiner Lieblingsbeschäftigungen beim Spechteln - ich hab ja mit dem Dob bereits Erfahrung.

PS: ich mag auch keine Navis im Auto;-)
 
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hi stefan,

die montierung würde dir eine gute nachführung bieten. eine rudimentäre eq2 o.ä. bietet dir das weniger. und für webcamaufnahmen reicht eine azimutale montierung aus.

und obstruktion.....das stete thema.
ich hatte bis vor kurzem auch eine totaler obstruktionsphobie. mein 8" mak hat das geheilt. selbst mit meiner grossen obstruktion von 40% zeigt er mir rechnerisch den kontrast eines 110er-120er apos, aber bei stark-kontrastigen details mit der auflösung eines 8" teleskopes (kontrastdurchmesser = öffnung-obstruktion).

in meinem bosma-mak-testthread gabs dazu gute infos von KaStern und Kurt:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=99144

nehmen wir also an, der 127er mak hätte 30% obstruktion, dann würde er MINDESTENS so viel zeigen wie ein 88 mm apo.

also für deine bedingungen (vor allem platz) würde ich den mak vorziehen! der stellt auch weniger ansprüche an die montierung, da kürzerer hebel. und nebel kannste in der stadt eh kaum sehen. von daher bringt dir mehr GF auch nix.

gruss
sascha
 
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Ich rate auch zu einem Mak oder einem SCT. Diese Instrumente sind kurzbauend, so dass du sie auf dem Balkon bequem unterbringst. Die optische Leistung am Planeten wird sich zwar mit dem ED nicht viel nehmen, aber ein Mak hat zwei Vorteile:
- etwas mehr Licht, was bei Filteranwendungen z.B. am Saturn wichtig sein kann. Und natürlich für Deep Sky.
- Weniger Probleme mit den Okularen, normmale Plössls genügen, Scharfstellen ist nicht so fummelig.
Als Nachteil handelst du dir ein kleineres Gesichtfeld ein, mehr als 1,5° wirst du nicht erreichen. Im 80er ED sind mehrere Grad drin. Das macht sich vor allem im Urlaub bemerkbar, wenn du unter dunklem Himmel großflächige Nebel beobachtest.

Ich habe mehrere Instrumente und benutze zu Hause, von der Terrasse aus an Mond und Planeten fast immer einen 6 Zoll Mak mit guten Plössl-Okularen.
 
Wie wäre es mit einer Goto Montierung für Deinen Newton und einer Kamera, so daß Du das Teil per Internet benutzen kannst? Deine Beobachtungsbedingungen würden mir jedenfalls den Spaß verderben :(
 
Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten.

Ich denke, ich habe mich systembedingt für einen MAK entschieden. Auch wenn es ein Spezialist ist, meine Beobachtungsmöglichkeiten aus der Stadt heraus sind ja auch ziemlich speziell.

- sehr wenig Platz
- starke Lichtverschmutzung --> wenig DeepSky
- Navigation bei relativ kleinem GF bin ich gewöhnt (hatte jahrelang 8er/f6 Dob in 1,25")
- Preis/Leistung für den Anwendungsfall muss stimmen --> da sind mir die EDs zu teuer

Jetzt muss ich nur nach passenden Instrumenten schauen. Hat hier jemand einen konkreten Vorschlag:

- Gerät (ich tendiere zu einem Skywatcher; die TS sollen nicht so gut sein)
- Ausführung (lohnt sich der Aufpreis vom 102er zum 127er; Mehrleistung an Planeten; Auskühlverhalten?)
- Montierung (ich tendiere momentan zu einer AZ-Montierung oder EQ2; muss man parallaktische Montierungen nicht einnorden--> dies wäre ein Problem, da ich den Polarstern vom Balkon aus nicht sehe)

Gruß
Stefan
 
Zur Montierung: An Mond und Planeten lohnt sich eine Nachführung. Ich würde auf jeden Fall eine stabile Montierung (besser als eq2) nehmen, die zumindest die Nachrüstung eines RA-Motors zulässt. Deutsche Montierungen sind sperrig, das Gerät muss im Meridian durchgedreht werden. Gabelmontierungen haben diese Nachteile nicht und eignen sich für Maks gut. Leider sind sie etwas aus der Mode gekommen. Ich kenne jetzt nur den Nexstar 127.
Das Einnorden bekommt man für den visuellen Gebrauch auch ohne Polarstern hin. Die Südrichtung kann man sich an Hand eines Meridaindurchganges bestimmen und dann an einer Landmarke festmachen. Zur Vorbereitung der Beobachtung muss man bei fest iengestellter Polhöhe nur das Stativ in Waage bringen und die Landmarke anpeilen: So kann man viele Minuten ohne Korrektur mit der Nachführung arbeiten.
 
Hallo Stefan,
ich habe jetzt auch die Erfahrung gemacht, dass ein Mak für die Stadt eine gute Entscheidung ist. (Danke nochmals an Uwe Pilz für die ausführliche Beratung zum Intes!)
Nimm lieber den 127-er! Ansonsten könntest Du nämlich auch eine Russentonne ins Kalkül ziehen. Eine solche hatte ich ein paar Jahre. Ich weiß zwar nicht, ob ein spezieller Astro-Mak mit 102mm Öffnung besser ist als diese. Bei der Russentonne war aber bei einer Vergrößerung von mehr als 120-fach kaum noch Kontrast heraus zu holen. Bis dahin war's sehr gut. Der etwas größere Mak mit 127mm sollte da deutlich besser sein.

Gruß Hans-Jürgen
 
Zitat von IceyJones:
stativbeine spreizen sich ganz schön. unterschätze das nicht. für deinen balkon wird eine an die balkonwand gedübelte säule die bessere wahl sein. sprech das aber vorher mit dem vermieter ab.

deiner freundin kannste die säule dann für tagsüber als sonnenschirmhalter verkaufen ;-)

gruss
sascha

Das ist doch die Idee...
Ein parallaktisch montierter Sonnenschirm mit Autoguiding. Nie wieder lästiges Verstellen des Schirms :D
 
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