Tipps für einsteigenden Astrofotografen

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_Ansel_

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich habe vor (sehr) kurzen meine ersten Schritte in Richtung Astrofotografie gemacht. Lange Zeit habe ich es mir vorgenommen und nun bin ich an folgendes einfaches Setup gekommen:

Skywatcher EQ-3 Montierung
Nachführung, aber kein Go-To/Sky-Scan
William Optics Zenithstar 61 mit Flattener
Sony a7II und entsprechender Adapter

Ich habe das Ganze erst drei mal ausprobieren können und bin auch noch dabei, mich mit der Bildbearbeitungssoftware SiriL vertraut zu machen. Daher bitte ich schonmal vorab um Entschuldigung für meine Bildbearbeitungsfähigkeiten. Und außerdem für den schrecklich hellen Stadthimmel... einige werden bei dem Anblick physische Schmerzen erleiden. Nach draußen fahre ich allerdings erst, wenn ich die Grundlagen beherrsche und mit einem guten Ergebnis rechnen kann.

Hier einmal ein light frame:

1645123076628.png


Und dann ein wirklich stark bearbeitetes Bild:
1645123158187.png


Mein Fazit: Ich habe erwartet, dass der Refraktor schärfere Sterne produzieren würde. Trotz Bahtinov-Maske und langem Fokussieren habe ich es nicht besser hinbekommen. Außerdem bereiten mir die langgezogenen Sterne (oben links im light frame!) Sorgen - muss ich den Flattener besser ausrichten?

Was sind denn Eure Meinungen dazu? Ich erfahre gerne, was ich an allererster Stelle besser machen könnte und welche Dinge ich möglicherweise übersehen habe.


Clear skies
Ansel
 
Hallo Ansel,

dein Equipment hört sich sehr brauchbar an und mit der Vollformat Sony a7II hast Du auch eine gute Kamera am Start.
Das einzelne Frame schaut besser aus als Du jetzt vermutest. Da hatte ich schon üblere Rohbilder mit DSLR Kameras eingefangen und dann trotzdem später ein brauchbares Bild bekommen. Du brauchst halt eine große Menge solcher Rohbilder, damit Du daraus ein rauscharmes Foto erstellen kannst. Wie lange ist dieses Bild belichtet?
Die elongierten Sterne oben links sehen nach einer leichten Verkippung aus, nichts dramatisches aber man braucht Geduld um das zu justieren. Ansonsten finde ich die Sternabbildung ok. Die Nachführung läuft doch schon mal gut.

LG
Willi
 
Hallo Ansel,

Das sieht gut aus. Auch die Sterne. Die können auch durch atmosphärische Störungen aufblähen oder durch Schleierwolken.

Viel fertig bearbeitete Bilder durchlaufen u.a. den Schritt der Sternverkleinerung (Deconvolution). Deine Sterne sehen m.E. nicht ungewöhnlich aus.

Ich meine zu erkennen, dass Du keinen Versatz (Dithering) während der Aufnahmen machst. Fall das Deine Technik hergibt, würde ich dies nutzen. Ansonsten lass es so. Mit Versatz bekommst du die streifenartigen Artefakte (walking pattern noise) weg.

Hast einen guten Start hingelegt.

Gruss
Dirk
 
Hallo Ansel,

zuerst Mal Glückwunsch! Du hast schon ordentlich fokussiert, du brauchst halt 10-30+ Minuten Belichtungszeit. Für den Einstieg mit der Sony würde ich mal sequator zum Stacken empfehlen (für schnelle Ergebnisse, sonst ist Siril natürlich das Mittel der Wahl). Ich schätze je nach ISO hast du da zwischen 10 und 30sec belichtet, es ist ganz normal das die Frames mit einem Farbstich bekommen.
Ich habe mir erlaubt dein Einzelbild mal ganz kurz zu bearbeiten, das sieht ohne Klimmzüge dann schon so aus:
1645134033453.png

Wenn du stackst und noch Darkframes abziehst minimiert sich das Rauschen und es werden mehr Detail sichtbar. Da bist du schon auf einem guten Weg.

Grüße

Dietmar
 
Hallo Willi, Hallo Dirk,

danke für die raschen Antworten. Es ist beruhigend, so etwas zu hören. Wenn man sich ein solches Lightframe anschaut, ist es schwer zu glauben, dass noch etwas daraus wird.

1) Schade, dass es sich um Verkippung handelt. Ein Fehler aufgrund falscher Einstellung des Flatteners wäre wohl einfacher zu beheben gewesen. Damit beschäftige ich mich also ein anderes Mal.

2) Der Hinweis zum Dithering ist sicherlich sehr wertvoll - das werde ich in Zukunft in meine Routine einbauen. Die Nachführung erlaubt es mir, das Bild leicht zu schwenken.

3) Nun zu den Bildern an sich: die zweite Aufnahme ist tatsächlich gestackt und sehr stark gestreckt. Im Prozess der Farbkalibrierung ist mir leider sämtliche Farbe verloren gegangen. Für den Mangel an Farbe könnte aber auch die Belichtungszeit von insgesamt 45 Minuten verantwortlich sein.

Viele Grüße
Ansel
 
Hallo Dietmar,

Danke auch an dich! Vor allem für die Mühe, das Bild zu bearbeiten. Den Beitrag habe ich erst nach dem Verfassen meiner Antwort lesen können.

Ich habe 90 Lightframes mit je 30 Sekunden Belichtungszeit erstellt. ISO lag (glaube ich) bei 1600.

Wenn ich mir dein bearbeitetes Bild so anschaue, bekomme ich allerdings das Gefühl, dass ich selbst fürchterlich schlecht bearbeite. Wenn das mit einem einzelnen Frame möglich ist, muss mit meinen Darks, Flats und Biases mehr zu machen sein. Wie hast du es hinbekommen, dass die Farben so kräftig erscheinen?

Grüße
Ansel
 
Hallo Ansel,

Ist die Farbe beim Kalibrieren oder beim Stacken verloren gegangen? Sieht für mich eher nach vergessenem Debayern aus. :oops:

Gruß
Andreas
 
Für den Mangel an Farbe könnte aber auch die Belichtungszeit von insgesamt 45 Minuten verantwortlich sein.

Hallo Ansel,
das glaube ich nicht, da das Bild so wie es hier ausschaut ein Schwarz-Weißfoto ist ohne jegliche Farbinfo. Wie hast Du debayert?

Der Hinweis zum Dithering ist sicherlich sehr wertvoll - das werde ich in Zukunft in meine Routine einbauen

Absolut wichtig! Die im gestackten Bild sichtbaren Linien ist dann doch Walking Pattern Noise
Schau mal hier Walking Pattern Noise

LG
Willi
 
Hallo zusammen,

heute habe ich all mein Rohmaterial erneut durch SiriL und anschließend GIMP gejagt. Mir ist Folgendes aufgefallen:

GIMP erkennt die .fit-Dateien von SiriL möglicherweise nicht als RGB-Bilder. Die Software öffnet zwar drei Layer (was mir gestern auch nicht aufgefallen war), diese aber in Graustufen! Kein Wunder, dass man keine Farben sieht. Das Bild von gestern stammt von dem roten Farbkanal meiner Sony.

Auch als ich das Bild aus SiriL als .tif-Datei speicherte (das Standardformat für GIMP), hat sich hieran nichts geändert.

Die Lösung scheint zu sein: vor der Importierung nach GIMP muss das Bild in SiriL bearbeitet werden. Vielleicht ist es die Farbkalibrierung, der Prozess der „background extraction" oder irgend etwas anderes. Erst wenn man diese Schritte in SiriL durchläuft, erkennt GIMP die gespeicherte Datei als RGB-Bild.

Das, oder mir ist wieder ein anderer Fehler unterlaufen. In dem Fall melde ich mich wieder dazu, am Besten in einem separaten Beitrag.

Hier das neue Bild vor der Bearbeitung in GIMP (als Screenshot):
1645186248991.png


Und hier ein erster schneller Versuch der Bearbeitung (wieder nur ein Screenshot):
1645186470628.png


In dem zweiten Bild fällt auf, dass es stark getreckt ist. Vielleicht würden sich an dieser Stelle die Vorteile des Ditherns bemerkbar machen. Daran arbeite ich noch.
Außerdem waren auf dem Bild nach der „background extraction" Ringe um den Nebel zu erkennen. Hier ein Bild dazu:

1645186697804.png


Ich persönlich habe schon bei diesem kleinen Projekt viel gelernt. Was das Bearbeiten der Bilder angeht, werde ich ein wenig experimentieren, bevor ich wieder etwas veröffentliche. Besonders beim Stretchen gehe ich doch sehr grob vor.

Hat sonst noch jemand ähnliche Probleme mit GIMP?
Sind solche Ringe im Bild gewöhnlich? Und wie kann man sie vermeiden?
Ich berichte gerne von meinen zukünftigen Erfahrungen hierzu.

Danke für Euer Interesse an meinen Projekt. Ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge :)

Grüße
Ansel
 
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