Carpediem
Aktives Mitglied
Hallo,
vor einiger Zeit bin ich auf den CN-Thread gestoßen und habe dieses Konzept an meinem Maksutov umgesetzt.
Kurz gesagt geht es um die Vermeidung von Tubusseeing.
Um Irrtümer von vorne herein möglichst zu vermeiden sei folgendes vorweg genommen:
- das Thema hier bezieht sich nicht auf offene optische Systeme, wie z.B. Newtons, dort ist die Situation anders
- das Thema bezieht sich nicht auf "kleine" geschlossene Optiken, wo durch eine rasche Abkühlung das Tubusseeing erst gar kein Thema ist.
Luftströmungen im Tubusinneren eines geschlossenen Teleskops (ohne aktivem Lüfter) werden durch Temperaturunterschiede ausgelöst. Die Dichteunterschiede zwischen wärmerer und kälterer Luft bewirken Schlieren, die als „Tubusseeing“ wahrgenommen werden. Je größer die Temperaturunterschiede, desto schnellere und kräftigere Schlieren können gesehen werden.
Beim Maksutov und Cassegrain wird ein und dieselbe Schliere, bei zufällig gerade ungünstiger Position der Schliere, bis zu dreimalmal vom Licht durchlaufen! Es gibt Schlieren, die (durch geringe Temperaturunterschiede) nicht mehr als störend wahrgenommen werden.
Größere „Kats“ (katadioprische Systeme) werden häufig mit einer Lüftung ausgestattet um einen schnelleren Temperaturausgleich zu erreichen. Aufgrund der geschlossenen Konstruktion und des dicken Hauptspiegels, läuft das Teleskop aber oft lange einem akzeptablen Temperaturausgleich nach und erreicht in Nächten mit großem Temperaturgradienten diesen eventuell auch gar nicht.
Die Idee hinter der Tubusisolierung ist folgende:
Es wird erst gar kein rascher Temperaturausgleich mit der Umgebung angestrebt, sondern eine so gute Isolierung, sodass es im Tubusinneren kein größeres Temperaturgefälle gibt und es daher zu keinem merklichen Tubusseeing kommt und als Nebeneffekt die optischen Komponenten keine „Temperaturverspannung“ zeigen.
Bei einem Kat sieht das wie folgt aus:
- der Tubusumfang inklusive Taukappe und die Tubusrückseite um den Okuklarauszug herum werden „ausreichend gut“ isoliert (z.B. in meinem Fall mit 2 Lagen Noppenfolie, die auf einer Seite eine Alu-Beschichtung hat).
- Der Okularauszug und das Blendenrohr bleiben ein gewisser Schwachpunkt der Isolierung, stören aber soweit ich bisher beobachten konnte nicht wesentlich
- Die Schmidtplatte bzw. Meniskuslinse besteht glücklicher Weise aus Glas, das keinen schlechten Isolator abgibt. Sie hilft dadurch im Tubusinneren kein zu großes Temperaturgefälle entstehen zu lassen. Damit sie nicht durch starkes Abkühlen zu taut und zu viel Wärme abgibt, sollte unbedingt eine ausreichend lange (min. 1x Tubusdurchmesser) isolierte Taukappe verwendet werden. Vor dieser Linse hat man einen einfachen Glas-Luft Übergang, wie bei einem offenen System.
Ich habe, wie erwähnt, die Tubusisolierung an meinem Teleskop umgesetzt und sehe beim Beobachten, im Unterschied zu davor, kein störendes Tubusseeing mehr.
Ich messe zwischen Tubusinnerem und Umgebung zu Beobachtungsbeginn bis zu 10° Temperaturunterschied, trotzdem kann ich sofort mit dem Beobachten beginnen.
Einen davor vorhanden Lüfter habe ich ausgebaut, die Öffnung verschlossen und die Isolierung darüber gezogen. Ein Lüfter würde einen starken temporären Temperaturunterschied erzeugen und ist für dieses Konzept kontraproduktiv.
Das Thema ist möglicher Weise auch für größere Refraktoren interessant.
Das Teleskop ist bei mir in einer Sternwarte fix aufgestellt. Ich habe keine Erfahrung wie gut ein Tubus mit Noppenfolie zu transportieren ist. Bei schwereren Tuben mag das ein Problem sein.
Der oben erwähnte Thread ist lange und behandelt diverse kontrovers diskutierte Themen. Daraus scheinen mir folgende Zitate besonders wichtig:
„ .. With insulating the idea is to slow thermal changes as much as possible so that the telescope's temperature change is so slow that the ambient temperature is not a factor and you have the same result that you would have if the scope were at ambient temperature and stable.”
“ .. If you have the experience that insulation/reflection compromizes your image for longer than without insulation/reflection, then your scope is not properly insulated!!
The professional thermal insulation in my 16" SCT measures 15mm of thickness!
But if you are not sure: Over-insulation does not exist!!”
cs
Andreas
vor einiger Zeit bin ich auf den CN-Thread gestoßen und habe dieses Konzept an meinem Maksutov umgesetzt.
Kurz gesagt geht es um die Vermeidung von Tubusseeing.
Um Irrtümer von vorne herein möglichst zu vermeiden sei folgendes vorweg genommen:
- das Thema hier bezieht sich nicht auf offene optische Systeme, wie z.B. Newtons, dort ist die Situation anders
- das Thema bezieht sich nicht auf "kleine" geschlossene Optiken, wo durch eine rasche Abkühlung das Tubusseeing erst gar kein Thema ist.
Luftströmungen im Tubusinneren eines geschlossenen Teleskops (ohne aktivem Lüfter) werden durch Temperaturunterschiede ausgelöst. Die Dichteunterschiede zwischen wärmerer und kälterer Luft bewirken Schlieren, die als „Tubusseeing“ wahrgenommen werden. Je größer die Temperaturunterschiede, desto schnellere und kräftigere Schlieren können gesehen werden.
Beim Maksutov und Cassegrain wird ein und dieselbe Schliere, bei zufällig gerade ungünstiger Position der Schliere, bis zu dreimalmal vom Licht durchlaufen! Es gibt Schlieren, die (durch geringe Temperaturunterschiede) nicht mehr als störend wahrgenommen werden.
Größere „Kats“ (katadioprische Systeme) werden häufig mit einer Lüftung ausgestattet um einen schnelleren Temperaturausgleich zu erreichen. Aufgrund der geschlossenen Konstruktion und des dicken Hauptspiegels, läuft das Teleskop aber oft lange einem akzeptablen Temperaturausgleich nach und erreicht in Nächten mit großem Temperaturgradienten diesen eventuell auch gar nicht.
Die Idee hinter der Tubusisolierung ist folgende:
Es wird erst gar kein rascher Temperaturausgleich mit der Umgebung angestrebt, sondern eine so gute Isolierung, sodass es im Tubusinneren kein größeres Temperaturgefälle gibt und es daher zu keinem merklichen Tubusseeing kommt und als Nebeneffekt die optischen Komponenten keine „Temperaturverspannung“ zeigen.
Bei einem Kat sieht das wie folgt aus:
- der Tubusumfang inklusive Taukappe und die Tubusrückseite um den Okuklarauszug herum werden „ausreichend gut“ isoliert (z.B. in meinem Fall mit 2 Lagen Noppenfolie, die auf einer Seite eine Alu-Beschichtung hat).
- Der Okularauszug und das Blendenrohr bleiben ein gewisser Schwachpunkt der Isolierung, stören aber soweit ich bisher beobachten konnte nicht wesentlich
- Die Schmidtplatte bzw. Meniskuslinse besteht glücklicher Weise aus Glas, das keinen schlechten Isolator abgibt. Sie hilft dadurch im Tubusinneren kein zu großes Temperaturgefälle entstehen zu lassen. Damit sie nicht durch starkes Abkühlen zu taut und zu viel Wärme abgibt, sollte unbedingt eine ausreichend lange (min. 1x Tubusdurchmesser) isolierte Taukappe verwendet werden. Vor dieser Linse hat man einen einfachen Glas-Luft Übergang, wie bei einem offenen System.
Ich habe, wie erwähnt, die Tubusisolierung an meinem Teleskop umgesetzt und sehe beim Beobachten, im Unterschied zu davor, kein störendes Tubusseeing mehr.
Ich messe zwischen Tubusinnerem und Umgebung zu Beobachtungsbeginn bis zu 10° Temperaturunterschied, trotzdem kann ich sofort mit dem Beobachten beginnen.
Einen davor vorhanden Lüfter habe ich ausgebaut, die Öffnung verschlossen und die Isolierung darüber gezogen. Ein Lüfter würde einen starken temporären Temperaturunterschied erzeugen und ist für dieses Konzept kontraproduktiv.
Das Thema ist möglicher Weise auch für größere Refraktoren interessant.
Das Teleskop ist bei mir in einer Sternwarte fix aufgestellt. Ich habe keine Erfahrung wie gut ein Tubus mit Noppenfolie zu transportieren ist. Bei schwereren Tuben mag das ein Problem sein.
Der oben erwähnte Thread ist lange und behandelt diverse kontrovers diskutierte Themen. Daraus scheinen mir folgende Zitate besonders wichtig:
„ .. With insulating the idea is to slow thermal changes as much as possible so that the telescope's temperature change is so slow that the ambient temperature is not a factor and you have the same result that you would have if the scope were at ambient temperature and stable.”
“ .. If you have the experience that insulation/reflection compromizes your image for longer than without insulation/reflection, then your scope is not properly insulated!!
The professional thermal insulation in my 16" SCT measures 15mm of thickness!
But if you are not sure: Over-insulation does not exist!!”
cs
Andreas
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