Was macht denn den Reiz aus?

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Elias_Myers

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Hallo zusammen,

seit ein paar Wochen beschäftige ich mich wieder intensiver mit Astronomie.

Ich möchte niemanden zu nahe treten.

Aber was macht denn den Reiz an einem eigenen Teleskop aus, wenn man doch im Net oder in Fachzeitschriften viel schönere Bilder von Objekten sehen kann?

Vor ein paar Jahren spielte ich schon mit dem Gedanken, mir was ordentliches zuzulegen.

Aber ein anständiges Teleskop kostet ja doch ein paar Flocken und in unserer Gegend hat man ja auch nicht immer sehr gute Wetterbedingungen.

Für eure Begründungen danke ich schon im Voraus und bis bald,

Tobias
 
Hallo Tobias,



schau mal in diesen Thread, da dürftest du einige Antworten erhalten.
Und generell ist selber machen häufig viel besser als Bilder oder Video schauen. ;)

Hast du je selbst durch ein Teleskop geschaut? Falls nein, suche dir einen nahe gelegenen Verein oder Sternwarte und hole das nach. Auch ein Fernglas reicht schon aus. Wenn du beim Blick durch das Okular nicht sprachlos und ergriffen bist dann kannst du dir die Investition sehr wahrscheinlich sparen. Entweder es packt dich oder eben nicht.

Details wie gesagt im oben verlinkten Thread.

Gruß
Andreas
 
Hallo Tobis,

wenn Du einmal Jupiter mit den 4 Galileischen Monden gesehen hast... und mit etwas Zeit auch deren Bewegung um Jupiter wahrnehmen konntest, dann verstehst Du vielleicht die Faszination. Natürlich sehen wir auch unseren Mond um die Erde kreisen aber so ein komplettes System aus der Distanz live zu beobachten, das war für mich der Wahnsinn. Die Newtonschen Gesetze so präsentiert zu bekommen ist nochmal was anderes als einen Apfel fallen zu sehen!

CS.Oli
 
Hallo Tobias,
das, was ich durch meine Teleskope sehe, ist echt.
Das macht den Reiz bei mir aus.
Unechtes habe ich genug um mich herum....

CS

Dietmar
 
Moin,

frag das einen Fotografen, der Mont Martre fotografiert, oder einen Maler, der ein Blumenarrangement malt, oder eine Landschaft. Das ganze hat etwas mit Schaffen zu tun, selbst schaffen, es ist kreativ, vermittelt einen fast haptischen Eindruck, das kann keine Fotografie im Internet und kein Buch vermitteln. Und man lernt durch die Beschäftigung mit der Materie viel mehr darüber als durch bloßes anlesen. Und nicht zuletzt die Faszination, dass man doch durch einen tollen Zufall etwas mitbekommt, das nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Aktuell haben wir wieder den Fall eines Planetarischen Nebels in einem der Nachbarthreads. Das bietet sonst kaum ein Hobby außer den Naturwissenschaften. Hier hat wirklich jeder den sprichwörtlichen Marschallstab im Tornister. Es liegt an jedem selbst, ihn zu entdecken.

CS
Jörg
 
Mir gefällt der Gedanke, dass bis zu Millionen/Milliarden Jahre alte Photonen chemische Reaktionen in meinem Auge auslösen… Und danach ein bewusster Eindruck in meinem Gehirn entsteht… Von Objekten die vielleicht schon gar nicht mehr existieren… Dieser Gedanke und auch dieses Erlebnis lösen auch heute noch manchmal Schauer in mir aus...
 
Hallo Tobias

Bilder im Web oder Büchern ansehen ist eine Sache. Ich persönlich geniesse die ruhige, einsame Zeit im Feld oder auf dem Balkon und versinke beim Beobachten und Aufsuchen von Objekten in eine Art innere Ruhe. Viele machen zu Beginn den Fehler, innert einer Nacht möglichst viel sehen zu wollen. Wer nur rasch und huschhusch Objekte beobachtet was sich gerade halt anbietet, ist schnell ernüchtert. Wenn man sich Zeit nimmt, seine Augen die Dunkelheit adaptieren lässt und sich auf ein oder vielleicht zwei Objekte pro Beobachtungsnacht einschiesst, diese zeichnet und sich mit ihnen befasst, dann versinkt man in eine Art -ich nenns mal- "Hypnose". Schöne Beobachtungen bringen lange Beobachtungszeiten mit sich, das Auge kann sich langsm daran gewöhnen und mit der Zeit und verschiedenen Beobachtungs- und Sehtechniken, sieht man mehr und mehr.

Was man selber sieht, fasziniert umso mehr und jeder erlebt die eigenen Beobachtungen anders. Wie gesagt, wenn man über drei Stunden den Tanz der Galileischen Monde um Jupiter beobachtet, oder die Eigendrehung des Mars beobachten kann, dann bringt das schon eine gewisse Ehrfurcht mit sich und ein Bewusstsein dafür, was für kleine Geschöpfe auf einem Stecknadelkopf wir im Ganzen galaktischen Irrsinn doch sind. Selbst wenn wir eine fremde Galaxie im Sucher sehen, die Vorstellung dass diese oder jene ein Mehrfaches grösser ist als unsere Milchstrasse, dann werd ich ganz, ganz winzig.

Es ist bei mir der Mix aus verschiedenen Aspekten. Optik, Gedanken und Emotionen während dem Spechteln.

Im Anhang zwei Okularprojektionen übers Handy von meiner heutigen Sonnenbeobachtung mit ND5 Sonnenfilter, IR-Filter, Orangefilter und ND0.9. 31mm und 13mm Okular am 10" Dobson. Aufgenommen um 13.15h.
Das Seeing war nicht so toll. In der Nahaufnahme oben rechts huschte eine Schleierwolke vorbei (schwarze Abdunklung). Der Rotsaum auf der linken Bildseite ist eine Verfälschung durch eine Reflexion im Okular. Leider habe ich noch keine Halterung fürs Handy damit ich dieses auf die AP ausrichten kann. Und Freihand ist schon ne Herausforderung ;)
 

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Moin Tobias,

meine Gegenfragen:

Warum besuchen Millionen Menschen jedes Jahr Venedig, Rom und 'zig andere bekannte Orte auf der Welt?
Warum schleppen sie sauteure Kameras mit und machen Fotos der Sehenswürdigkeiten aus allen 6 Himmelsrichtungen, obwohl der Kiosk daneben alles in optimalster Ansicht, Beleuchtung und ganz ohne die Menschenmassen davor als Postkarte zu Centpreisen anbietet? Ganz zu schweigen, dass man auch das alles im Netz finden kann.

Weil jedes Foto eben nicht nur das Motv, sondern auch die Erinnerung an sein Entstehen und eigenen Stimmungen enthält.

Gruß Helmut
 
Aber was macht denn den Reiz an einem eigenen Teleskop aus, wenn man doch im Net oder in Fachzeitschriften viel schönere Bilder von Objekten sehen kann?

Ich denke, es ist wie mit jedem anderen Hobby auch: man muss es schon wollen. Wenn man nicht intrisisch von Etwas fasziniert ist, dann hat es schlicht keinen Reiz. Weder Bogenschießen, noch Modelleisenbahn, Skisport, Jagd oder Sternegucken.

Und auf den Sternwarten gibt es durchaus junge Besucher, die völlig fasziniert sind, und ebenso andere, die am Handy schnell Jupiter im Web heraussuchen und siegesgewiss den anderen zeigen, dass das Bild im Web hundertmal besser ist, als das aktuell eingestellte Original im Okular.

Ich kenne etliche Bekannte, die, wenn ich sie frage, ob sie heute Jupiter ansehen wollen sagen, das hätten sie schon mal gesehen, danke. Einmal genügt also. Hier im Forum findet man eher Menschen, die noch ein "Like" dafür haben, wenn man über die letzte Beobachtungsnacht schwärmt. Kaum einer würde sagen: "Hey, Du hast schon wieder Juppi angeschaut? Das hast Du doch erst vorige Woche gemacht!"

Nun, so betrachtet wird man nicht alle Menschen für ein eigenes Teleskop oder Erlebnis begeistern können. Ich gebe auch zu, dass Jupiter heute nicht wesentlich anders aussieht, als gestern oder vorige Woche. Aber der Himmel hält für Hartnäckige auch genug bereit, das sich lohnt, anzusehen, wenn man das möchte.

Ich kenne auch Leute, die sagen nach einigen Wochen Sternguckerei: "ist cool, ja, aber da guck ich doch lieber indoor Stellarium, das ist doch viel bequemer aufzubauen." :D

Insofern ist die Frage zwar berechtigt, aber auch (nicht negativ gemeint) skurril, denn wenn Du es nicht weißt, was so toll an einem eigenen Teleskop sein soll, dann wird dir die "Fremdfaszination" Anderer auch nicht allzu viel helfen, außer zu erfahren, dass die anderen offenbar doch viel vernarrter sind in die Guckerei, als Du, und das offensichtlich aus den verschiedensten Gründen... ;)

lg
Niki
 
und wenn der liebe Gott mir alle Sterndeln vor die Füsse legen würde, täts mich nicht freuen .... das wäre, wie als wenn man mir alles vorkaut und mich überhäuft mit perfektem Spielzeug. Das selbst entdecken ... und wenn es die kleinste, unscheinbare Flocke ist da oben, das ist es .... aber das Teleskop sollte dann mal eines sein, dass auch irgendwie zufriedenstellend ist. Leute die mit Sachen im Netz zufrieden sind, sind meist auch ganz anders drauf als wir visuellen Freaks ... wir sind halt infiziert .... kannste nix machen.

LG von Anette
 
Hallo zusammen,

erst mal vielen vielen Dank für eure Beiträge, welche sehr interessant sind.

Letztes Jahr hatten wir hier (Passauer Raum) sehr gute Bedindungen und schnappte ich mir mal das Fernglas meines Vaters (8x70mm) und beobachtete den Jupiter. Ausser einem weissen Punkt am Himmel konnte man nicht mehr sehen. Und dann viel mir ein, dass eines meiner Zielfernrohr eine 52fache Vergrösserung hat. Gleich darauf schnappte ich mir dieses und dann waren auch 3 Monde von Jupiter zu sehen, was mich schon sehr beeindruckte!!!!

Als ich damals mit dem Gedanken spielte, mir ein ordentliches Teleskop zuzulegen, kam das N 304/1500 von Skywatcher mit einer stabileren Montage in die engere Wahl.

Aber dann hatte ich wieder einen gesundheitlichen Rückschlag einzustecken und dann kam noch dieses und jenes dazu, was dann dies alles einschlafen liess. Leider!

Dazu kam auch noch, dass die Wetterbedingungen nur selten einwandfrei sind. Ausser bei kälteren Jahreszeiten.

Und dann fragte ich mich schon, ob ich das wirklich will, dass ich das Auto voll packe und mir stundenlange den Ar... abfrieren möchte.

Na ja, wie gesagt, war ich zu dieser Zeit nicht besonders gut drauf.

Vor ein paar Wochen habe ich auch das Abo der Zeitschrift "Space" gekündigt.

Aber als ich jetzt im Urlaub gewesen bin, habe ich mir ein paar ältere Ausgaben davon eingepackt und fand endlich den Nerv und die Muse, diese am Strand zu lesen.

......und schon packte mich wieder dieses faszinierende Thema.

Eigentlich könnte man ja meinen, dass man schon sehr viel wissen müsste. Aber dem ist bei Weitem nicht so!!!!!!

Und das alleine finde ich immer wieder sehr faszinierend.

Eigentlich wissen wir ja noch relativ wenig, was unser Universum angeht.

Ach, vielleicht packt mich ja doch mal der Rappel und ich lege los!!!!!

Nochmals vielen Dank für eure Beiträge und bis bald,

Tobias
 
Tobias,
jeder hat auch seinen eigenen Zugang zu diesem Thema. Ich fühle mich manchmal bei eisiger Kälte da Draussen vorm Teleskop sowas von abgehoben ... der Ischias lässt dann auch ne Woche grüssen, aber dieser Moment ist es wert gewesen ... wünsche Dir Deinen ganz persönlichen Zugang, der Dir was gibt.
Alles Gute von Anette
 
mir hilft Papier und Bleistift am Teleskop ungemein. Das Auge nimmt die Dinge ganz anders wahr als eine Fotografie.
 
Hallo Tobias,

zumindest für mich lässt sich die Frage ganz einfach beantworten: Die Faszination, die Himmelsobjekte selbst zu sehen und zu erleben.

Auf dem Mond erscheint ein und dieselbe Formation durch wechselnde Sonneneinstrahlung niemals zweimal exakt gleich, man entdeckt also bei jeder Beobachtung neue, interessante Details.

Die Sonne sieht jeden Tag anders aus (außer an fleckenlosen Minimums-Tagen), sie ist quasi eine teleskopische "Wundertüte".

Planeten wurden schon erwähnt. Mit ein paar Tagen oder Wochen Abstand zwischen den Bobachtungen sieht man spannende Veränderungen, besonders bei Jupiter.

Zugegeben, Deep Sky-Objekte sind nicht so schön detailliert und bunt wie auf Fotos. Dafür ist es die Faszination, weit entfernte Objekte selbst gesehen zu haben. Eine Ausnahme sind offene Sternhaufen: Sie wirken durch die unterschiedlich hellen und ggf. farbigen Sterne oft eindruckvoller als auf Fotos, bisweilen sogar fast schon räumlich.

All dies macht für mich die Faszination Astronomie aus und lässt sich bereits mit kleinen Teleskopen erleben. Das Live-Erlebnis ist einfach intensiver. :)
 
Was mir immer wieder auffällt das ich nach einer Beobachtungsnacht mit einer wohligen , inneren Zufriedenheit nach Hause fahre . Visuelle Astronomie ist doch etwas mehr als nur die Optik gen Himmel zu richten , Gruß und CS *entfernt*
 
Hallo Anette , ja, ich denke es liegt auch daran das man sich in unserem Hobby mit fundamentalen Dingen abseits des heutigen , oft stressigen Alltags beschäftigt . Einen Schritt zurückgeht und das Ganze betrachtet , seine Gedanken abschweift und sich der Gemütszustand etwas beruhigt , Gruß *entfernt*
 
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