Mahlzeit!
Ich habe nochmal einiges zum Thema Weißabgleich gelesen! In sämtlichen Astroforen wo nach sowas gefragt wurde kam man zum selben Ergebnis!
Es ist offensichtlich völlig egal was in der Kamera eingestellt ist weil man den Weißabgleich bei der Bildbearbeitung sowieso nochmal macht.
Also lasse ich weiterhin meinen Weißabgleich von der Kamera machen und lasse ihn dann in DSS ignorieren
(y)
Grüße + CS
Tobi
Hallo Tobi,
wenn Du RAW/FITS-Daten bearbeitest hast Du, außer dem was die Kamera unbeeinflußbar intern damit vor dem Speichern anstellt, die Sensordaten.
Der Weißabgleich wird zur Aufbereitung als .jpg benutzt, insofern ist die Automatikeinstellung die, die ich immer drin lasse, da ich die .jpg nur zur direkten Weiternutzung verwende, wenn mir der Weg über die RAW-Entwicklung zu lang dauert bzw. nicht nötig ist.
Wenn ich meine Bilder mit dem Canon-eigenen Programm endbearbeite (CFP) dann erzeugt das selbst einen Weißabgleich, den ich auch beeinflussen und bearbeiten kann. Damit lassen sich dann auch Fotoserien die mit verschiedenen Kameras gemacht wurden sauber auf die gleiche Farbtemperatur abgleichen.
Das machen die Astroprogramme letztlich auch. Da man dort die Farbkalibrierung auch am Objekt vornehmen kann (z.B. nach Sternfarben) ist der Kameraweißabgleich egal, da sind sich auch die Foren bekanntlich einig.
Wie entsteht der Weißabgleich:
Der Tageslichtweißabgleich wird anhand einer theoretischen mittleren Graudeckung von 18% aus den Bildinformationen gerechnet, dieselbe Referenz nutzt übrigens auch der Belichtungsmesser. Dazu gab es in einer Fotozeitschrift (Color-Foto ?) mal einen sehr ausführlichen Artikel.
Grundlage dafür ist das Sehempfinden des Auges (Helligkeits- und Farbempfinden) und die bei uns üblicherweise herrschenden Farbverteilungen in der Natur.
Aus dem Grund kommt es bei Motiven mit einer dominierenden Farbe bzw. bei Menschen mit stark abweichendem Farbempfinden auch zu Problemen damit, entweder kann die Kamera die Farbverteilung nicht mehr ausgleichen und ess bleibt ein tatsächlicher Farbstich oder verschiedene Menschen erkennen in ein und demselben Bild verschiedene Farbstimmungen obwohl das Bild für die "normalsichtigen" neutral ist.
Das ist für die Fotografie bei Nacht völlig irrelevant, da die Kamera für den Weißabgleich die intern abgelegte Filterkurve ihres Sensors und ihre Rechenmuster benutzen will.
Da die vorhandenen Lichtinformationen aber dem hinterlegten Muster nicht entsprechen wird das Ergebnis zufällig. Daher entstehen bei manchen Kameras und Motiven Farbstiche, je nach dem wie der interne Algorithmus mit den Bildinformationen umgeht. Wenn die Bildinformationen der einzelnen Frames zudem sehr schwach sind, wird das nicht besser.
Daher kann die Kamera i.d.R. auch mit dem entfernten IR-Filter den Weißabgleich nicht mehr herstellen, es entsteht der bekannte Rotstich, da die Gewichtung der Kanäle sich gegenüber dem Soll-Verhältnis, das in der Berechnungsvorschrift hinterlegt ist, verschoben hat. Selbst wenn man mit entferntem Filter einen Weißpunkt setzt bleiben die Farben verstellt. Deswegen gibt es den OWB-Filter, der die Durchlaßkurve wieder real dem Normalzustand angleicht, damit die Kamera den Weißabgleich wieder treffen kann.
Insofern ist bei Astroaufnahmen das "Geraderücken" der Verhältnisse an einem Objekt bekannter Farbe nicht eine mögliche Option sondern quasi eine notwendige Kalibration in der Farbe, damit die restliche Farbinformation überhaupt zugeordnet werden kann und damit die Farbinformation korrekt erfaßt wird. Letzteres bei der Kombination von Komposit-Aufnahmen mit Monochromkameras um so mehr.
Übrigens - das Problem betrifft nicht nur die Astrofotografie und ist auch nicht neu: Wenn Du bei einer der Uralt-Canon DSLR D2000/D6000 mit der ursprünglichen Firmware den IR-Filter, der herausnehmbar ist, wegnimmst, hast Du KEINEN Rotstich, die Kamera nutzt für den Weißabgleich einen externen Sensor, der die Lichtfarbe hinter einem Diffusor misst.
Erst mit einer späteren Firmware wurde die interne Berechnung eingeführt, auch die allerersten EOS 1D/Ds hatten noch das weiße Feld im Handgriff, allerdings wohl schon ohne Funktion bzw. nur als zus. Information, da der IR-Filter schon fest verbaut war.
Insofern wird deutlich, dass die "AWB" kameraintern bleiben kann wie sie will, in dem Moment wo man bei der Endberabeitung den Weißpunkt neu (und richtig!) setzt ist alles wieder in Ordnung.
CS
Jörg