Zeiss West 8x30

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Plejadenkieker

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Hallo Fachleute,
hat jmd. infos zu einem älteren 8x30 Porroglas von Zeiss West?
ebay

Ich finde nichts im net dazu, lande immer beim Deltrintem oder so...
Ich hatte grad dies Glas in der Hand und überlege, was es wert ist und ob ich's kaufen will. Machte einen guten Eindruck, aber ich hätte gern noch andere Meinungen dazu.

cs
Micha
 
Hallo Micha,

ich kenne das Glas aus eigener Anschauung ( besser gesagt: Durchschauung ;) ).

Es ist gut verarbeitet, bietet ein recht großes Sehfeld, ist schön leicht und liegt gut in der Hand.

Es stammt aber aus den 50er oder 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts und hat dadurch, verglichen mit aktuellen Gläsern - einige Nachteile.

Es ist nicht brillenträgertauglich ( es gab später mal zwei 8x30B-Varianten mit weniger Sehfeld ), nicht wasserdicht und die Vergütung entspricht nicht dem heutigen Niveau. Das führt dazu, dass das Bild etwas milchig grau ist, bei Gegenlicht stört das besonders.

Ich würde das Glas als Sammlerobjekt für interessant halten, wenn du damit beobachten willst, gibt es schon in der gehobenen Mittelklasse deutlich bessere Alternativen ( z. B. Vixen Ultima ).

Beste Grüße

Manfred
 
Hallo Micha,

ich habe selbst so ein Fernglas. Das ist ein sehr schönes
Modell. Persönlich sehe ich es aber ebenfalls eher als ein
Sammlerobjekt.

Zu dem Angebot auf Ebay hätte ich zwei Anmerkungen. Zum
einen scheint der Köcher nicht original zu sein. Wenn es
trotzdem hineinpasst ohne darin herumzuklappern, sollte
das aber kein Problem sein. Der Originalköcher ist ein
Modell, bei dem das Fernglas mit den Okularen nach unten
hineingesteckt wird.

Wichtiger ist, daß es nicht im Inneren beschlagen ist.
Davon steht in der Beschreibung nichts. Das lässt sich
aber erkennen, wenn von den Objektiven aus durchgesehen
wird. Ich habe mal einen Kostenvoranschlag für die
Reinigung eines 8x30B von Zeiss/Hensoldt in Wetzlar
bekommen. Der Preis hätte ein jenseits von 300,- Euro
gelegen.
Den Grund dafür kenne ich nicht, aber die Porromodelle
von Zeiss (West) scheinen eine Neigung zum beschlagen
zu haben. Ich habe schon mehrere gesehen, bei denen das
so war. Merkwürdigerweise habe ich aber bisher noch kein
Dialyt-Modell mit dem gleichen Problem gesehen.


Viele Grüsse
Jürgen
 
Hallo,
Beläge auf den optischen Flächen sind bei älteren Gläsern recht häufig. Bei den Zeiss-West 8x30-Gläsern habe ich schon Beläge gesehen, die von Laien häufig nicht als Belag erkannt werden (ich konnte einen Besitzer solch eines Glases einmal nur dadurch vom Vorhandensein eines Belages überzeugen, indem ich ihn durch ein gereinigtes, belagfreies Glas gucken gelassen habe). Durch die Beläge erscheinen die Flächen nicht trübe, sondern lediglich (im Vergleich zu einem beschlagfreien Glas) leicht gelblich. Beim Durchblick ist allerdings die Transmission deutlich herabgesetzt. Mit diesen Gläsern mag zwar mancher Orni glücklich werden, der seine Piepmätze bei Sonnenschein beobachtet, für Astrobeobachtungen sind diese Gläser eher nicht geeignet (höchstens vielleicht zur Betrachtung des Vollmondes).
Auch bei älteren Zeiss-Jena Gläsern (früher als siebziger Jahre) sind Beläge recht häufig, diese sind aber als Eintrübungen in der Regel deutlich zu erkennen. Die Zeiss-Jena-Gläser wurden früher mit Fett abgedichtet (was häufig dazu führt, dass die Gewinde durch trockenes Fett verkleben - da hat man dann richtig Spass, wenn man so ein Glas überholen will), wahrscheinlich verdampfen Fettanteile in das Glas, was besonders häufig zu Belägen führt.
Die bei eBay gezahlten Preise halte ich persönlich (wie gesagt, meine Meinung - ich hatte das hier vor einiger Zeit schon mal diskutiert, da waren einige der hier postenden Gurus anderer Meinung) teilweise für deutlich überzogen. Als Sammler würde ich diese Preise für alte Gläser aus den 50-ziger/60-ziger Jahren nicht zahlen. Auf Trödelmärkten kann man da bessere Schnäppchen ergattern. Da kann man sich die Gläser auch anschauen und realistischer bewererten.

C.S. Frank
 
Hallo Frank,

Durch die Beläge erscheinen die Flächen nicht trübe, sondern lediglich (im Vergleich zu einem beschlagfreien Glas) leicht gelblich. Beim Durchblick ist allerdings die Transmission deutlich herabgesetzt. Mit diesen Gläsern mag zwar mancher Orni glücklich werden, der seine Piepmätze bei Sonnenschein beobachtet, für Astrobeobachtungen sind diese Gläser eher nicht geeignet (höchstens vielleicht zur Betrachtung des Vollmondes).

sorry, aber das ist falsch. Gerade der Orni ist darauf angewiesen, dass das Fernglas die Farbe des Gefieders ohne Farbstich wiedergibt, andernfalls würde er manchen Vogel falsch bestimmen.

Beim Betrachten der Sterne hingegen fällt ein leichter Farbstich wenig auf, ganz nach dem Motto: "Nachts sind alle Katzen grau!"

Beste Grüße

Manfred
 
Hallo Manfred,

sorry, aber das ist falsch. Gerade der Orni ist darauf angewiesen, dass das Fernglas die Farbe des Gefieders ohne Farbstich wiedergibt, andernfalls würde er manchen Vogel falsch bestimmen.

ich will Dir da ja gar nicht widersprechen, habe auch von der Vögelguckerei keine Ahnung. Da man aber ab und zu Ornis mit solchen alten Sammlerstücken um den Hals rumrennen sieht, dachte ich lediglich, dass die Fans dieser Gläser unter den Ornis zu suchen sind.

Beim Betrachten der Sterne hingegen fällt ein leichter Farbstich wenig auf, ganz nach dem Motto: "Nachts sind alle Katzen grau!"

Es ist ja nicht nur ein Gelbstich (der noch nicht mal sehr ausgeprägt ist), die Transmission ist deutlich verringert (das ist im Vergleich zu einem gereinigten Glas auch sofort deutlich zu erkennen!) - damit sind Gläser mit Belag im ungereinigten Zustand zum Sternegucken nicht recht brauchbar.

C.S. Frank
 
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Hallo Frank,

ich will Dir da ja gar nicht widersprechen, habe auch von der Vögelguckerei keine Ahnung. Da man aber ab und zu Ornis mit solchen alten Sammlerstücken um den Hals rumrennen sieht, dachte ich lediglich, dass die Fans dieser Gläser unter den Ornis zu suchen sind.

mag sein, dass Du gelegentlich Ornis mit historischen Feldstechern gesehen hast. Meine Erfahrung ist eher, dass der Vogelkundler mehr Wert auf ein hochwertiges Fernglas legt als der Sterngucker.

Es ist ja nicht nur ein Gelbstich (der noch nicht mal sehr ausgeprägt ist), die Transmission ist deutlich verringert (das ist im Vergleich zu einem gereinigten Glas auch sofort deutlich zu erkennen!) - damit sind Gläser mit Belag im ungereinigten Zustand zum Sternegucken nicht recht brauchbar.

Das ist schon richtig, trotzdem fällt ein kontrastmindernder Belag am Tage noch mehr auf als in der Nacht. Das Bild wird milchig, bei Gegenlicht ist es völlig unbrauchbar.

Ein 8x30, egal ob neues Modell oder 50 Jahre alt, ist ohnehin nicht die optimale Wahl für die Astronomie.

Beste Grüße

Manfred
 
Herzlichen Dank allen Antwortern, ob nun aus der Sterne- oder der Vogelfraktion.
Der jetzige Noch-Besitzer gehört übrigends dem Geschlechte der Jäger an, um hier das Dreieck der Fernglaskucker komplett zu machen.
Also ich hab ja durchgekuckt und hab keinen Schleier gesehen, halte es aber für durchaus möglich, das nicht richtig beurteilen zu können. Aber mittlerweile liegt das Glas schon bei über 110€ und verläßt damit meinen Preisrahmen. Ich war aber froh, die Gelegenheit zum an- und durchschauen mal wahrgenommen zu haben, wenn denn so was "um die Ecke" versteigert wird.
Ich war erstaunt zu lesen, wie alt diese Gläser schon sind, ich hätte das wg. der violett/grünlich schimmernden Vergütung so auf 1980 geschätzt, aber das scheint ja aus den 60er Jahren zu stammen.
Beim Köcher hab ich große Zweifel, ob der überhaupt aus Leder ist, oder wenn doch, dann mit mehreren Lagen Kunststoff überzogen. Allerdings mit Zeiss Logo!
cs
Micha
 
Hallo,
ich habe mal zusammen ein ungereinigtes und ein gereinigtes Porroglas 8x30 West umgekehrt vor die Kamera gehalten und ein Foto gemacht, hier zu sehen:
http://www.stern-freund.de/ZeissWestBelagGereinigt.jpg
Visuell ist der Effekt noch deulicher zu sehen, ich denke aber, dass die verringerte Transmission auch so deutlich wird. Das rechte Glas zeigte vor der Reinigung etwa das gleiche Bild wie das linke Glas.
Alle älteren 8x30 Zeiss-West Porrogläser, die ich bisher gesehen habe, hatten diesen Belag auf den Prismen, das betraf sowohl die zivilen Modelle mit Mitteltrieb, monokulare Modelle und militärische Gläser mit Einzelokulareinstellung (wobei die militärischen Gläser teilweise nicht so stark betroffen waren, was vielleicht auf eine bessere Wartung zurückzuführen ist).
Da der Belag lediglich zu einer verringerter Transmission und zu einem leichten Gelbstich führt, aber eine klassische Trübung nicht zu sehen ist, sind diese Gläser ungereinigt für Beobachtungen am Tage durchaus noch zu gebrauchen, falls man mit einem etwas dunkleren Bild zufrieden ist (viele Nutzer scheinen den Belag aufgrund fehlender Erfahrung und/oder Vergleichsmöglichkeit nicht zu bemerken) - für Beobachtungen in der Dämmerung, oder zum Sternegucken halte ich diese Gläser ungereinigt für nicht geeignet.

C.S.Frank

P.S. Um Anfragen vorzubeugen, ich reinige solche Gläser nicht gewerblich, Anfragen an mich sind daher zwecklos. Da die Gläser teilweise noch zu hohen Preisen gehandelt werden, gehe ich auch nicht das Risiko ein, ein Glas bei einer Gefälligkeitsreparatur zu versauen und dann Schadenseratzpflichtig zu werden. Ich bin lediglich Sammler und bastle gerne für den Eigengebrauch.
 
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