Guten Tag Herr Schöner,
bei der Zerlegung muss eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden. Beginnen muss man von der Frontseite her. Erst dann kann man den Fokussierschlitten ausbauen. Dies wiederum ist Voraussetzung, damit man den Haupttubus vom Guss-Alu- Tragkörper abschrauben kann. Erst dadurch gelangt man zum Einen an den Filterrevolver im Tragkörper und kann nun zum Anderen den Fokussierschlittenträger von der Hauptspiegelzelle trennen.
Zuerst muss also die Frontgruppe als Ganzes vom Haupttubus abgeschraubt werden (ich gehe davon aus, dass die Taukappe schon abgeschraubt ist). Der Frontgruppentubus beherbergt die äußere Frontlinse und die innere Frontlinse, in die der Fangspiegel eingelassen ist. Der Rückdeckel der Fangspiegelzelle, der das Typenschild trägt, ist übrigens zusammen mit der Fangspiegelzelle das einzige Bauteil im Gerät mit Linksgewinde, alles andere hat Rechtsgewinde). Vom Frontgruppentubus, Dmr. 21 cm, sieht man von außen nur den 3 cm langen, in Tubusfarbe (bei mir hellgrau) lackierten äußeren Abschnitt mit den Köpfen der 3 Schlitzschrauben, die den Andruckring der äußeren Frontlinse halten. Die innere Frontlinse wird ebenso von einem Andruckring mit 3 seitlichen Schlitzschrauben gehalten, allerdings ist diese Mechanik erst sichtbar und zugänglich, nachdem man die Frontgruppe als Ganzes abgeschraubt hat. Es bringt also nichts, als Erstes nur die äußere Frontlinse aus der Fassung herauszunehmen - man muss die gesamte Frontgruppe herausnehmen. Der Ausbau der Frontgruppe ist bei der Demontage eigentlich eine der größten Herausforderungen. Es geht nur mit etwas Physik: Der Frontgruppentubus besteht aus Alu, der Haupttubus aus Stahlblech. Alu zieht sich bei Kälte stärker zusammen als Stahl. Also wartet man eine kalte Winternacht ab und stellt das Gerät auf die Terrasse. Nach einer Stunde Warten lässt sich das Gewinde lösen (man hat mit den Händen mehr Gewalt, wenn man doppelseitiges Klebeband auf das Bauteil klebt). Es geht auch, wenn man das zimmerwarme Gerät kopfüber 20 min lang auf eine Eisfläche stellt (dazu Bratpfanne mit Wasser in den Gefriertruhe einfrieren) und dann mit doppelseitigem Klebeband dazwischen auf die Küchenfliesen drückt. Dann fasst man das Gerät am Haupttubus und schraubt es vom am Boden festgeklebten Frontgruppentubus ab.
Als Nächstes sollte der Antireflex-Innentubus etwas hin- und herwiegend herausgehoben werden (er ist nur gesteckt, hinten in die Hauptspiegelzelle, vorne in den Frontgruppentubus, allerdings möglicherweile ziemlich fest). Einbaurichtung merken!
Als Nächstes ist das innere zentrale Blendrohr herauszuschrauben. Hände vorher mit Seife waschen, der totmatte Schwarzlack ist sehr empfindlich!
Damit ist die Fokussierschlittenmechanik freigelegt. Der Schlitten endet zum Frontende hin in einem breiten Führungsring. Dieser muss durch Herausnehmen der 3 seitlichen kurzen Schlitzschrauben (dies geht nur mit einem sehr kurzen Schraubendreher) von den 3 Längsschienen (eine davon ist gezahnt) getrennt werden.
Jetzt von der Tragkörperrückseite (Fokusseite) her weiterarbeiten:
Hier ist der Kameraanschlussring (6 Schräubchen rund um das P'six- Bajonett) mitsamt Balgen abzumontieren. Der Balgen verbleibt am Kameraanschlussring und muss vom Tragkörper getrennt werden. Seine 6 Befestigungsschrauben sind von der untersten Balgenfalte (am Tragkörper) verdeckt.
Anschließend ist der Fokussierdrehknopf auszubauen. Dessen zentrale Befestigungsschraube ist erst zugänglich, wenn man den Deckel des Drehknopfs abschraubt (als Werkzeug einen Flaschenschraubdeckel mit doppelseitigem Klebeband aufkleben). Der Unendlich-/Nah- Anschlag (unter dem Fokussierknopf) muss jetzt ausgebaut werden.
Fokussierknopf jetzt wieder aufstecken, Friktionsklemme lösen (Klemmhebelchen gedrückt halten), Fokussierknopf Richtung nah soweit drehen, bis die Zahnstange außer Eingriff ist. Fokussierschlitten kann jetzt herausgezogen werden. Das Fokussierknopfchassis muss nur dann ausgebaut werden, wenn die Übertragungszahnräder geschmiert werden müssen. Zahnradstellung bei Außer-Eingriff-Geraten merken/ markieren!
Zur Schmierung habe ich für Alles Liqui Moly LM 47 (MoS2-Fett) genommen, das wird bei Kälte nicht steif.
Erst jetzt kann der Haupttubus vom Tragkörper abgeschraubt werden. Dazu ist der Filterrevolver in eine Zwischenstellung zu bringen, so dass kein Filter im Strahlengang ist. Außerdem ist die M5- Madenschraube seitlich am Tragkörper (neben dem Stativanschlussteller) vorher ganz herauszunehmen. Achtung: möglicherweise gleiche Schwierigkeit wie beim Abschrauben der Frontgruppe (Klemmen)! Abhilfe: Tragkörper mit Fön erwärmen, das Alu dehnt sich stärker aus als der Stahl des Haupttubus und die Schraubverbindung geht dadurch zu lösen.
Der Haupttubus mit der Hauptspiegelzelle steht jetzt vor uns. Jetzt kann der Fokussierschlittenträger ausgebaut werden. Er ist mit 3 Schlitzschrauben hinten an der Hauptspiegelzelle befestigt. Er beherbergt die Feldebnungslinse (Hinterlinse) mit einem Vorschraubring.
Ein Tipp zum Abschrauben der Hauptspiegelzelle vom Haupttubus: Es sind vorher 1 Sicherungsmadenschraube und die 3 seitlichen Befestigungsschrauben des Hauptspiegel-Andruckrings herauszunehmen. Der Hauptspiegel muss dabei nach oben zeigen, denn sonst fällt er zusammen mit dem gelösten Andruckring aus dem Haupttubus heraus.
Hinweis: Das Gerät wird hochwahrscheinlich einen unregelmäßigen Astigmatismus zeigen, weil der Fangspiegel durch Bildung einer Oxidschicht in der Fangspiegelzelle (Messing) eingeklemmt ist. Diese am besten auf einer Töperscheibe mit 400er Schmirgelpapier soweit ausschleifen, dass der Innen-dmr. der Zelle 2/100 mm größer ist als der Fangspiegel-Außendmr. Dann nämlich geht das Gerät bis -10 Grad Celsius einzusetzen.
Keine Angst vor Justierung: Es gibt im Gerät nichts zu justieren. Die Passungen sind alle sehr eng bemessen (Hochachtung vor den Feinmechanikern bei Zeiss). Man muss aber darauf achten, die Optikelemente in ihrer alten Orientierung wieder einzubauen. Dazu am besten an Linsen/ Spiegeln und Fassungen vor dem Ausbau Markierungen auf 6 Uhr- Stellung anbringen.
Tipp zum Befestigen des Geräts auf der Montierung: Keine Rohrschellen! Nur an Stativanschlussplatte befestigen! Sonst Astigmatismus.
Letzte Herausforderung. Das Gerät kann einen minimalen Astigmatismus haben, der nicht von unserer "Wartung" herrührt, sondern von Anfang an vorhanden war. Dieser kann durch Verdrehen der äußeren Fontplatte beseitigt oder zumindest minimiert werden.
Sollten weitere Fragen aufkommen: udoappel@onlinehome.de. Ich bin selten auf A.de, habe den Hinweis vom Webmaster, den ich gut kenne.
Viel Erfolg!
Gruß,
Udo Appel