Zerlegung Zeiss Jena Spiegelobjektiv 5,6/1000

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udoappel

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Hallo,

wer hat Erfahrungen mit der Zerlegung eines CZJ 5,6/1000 ? Wie bekommt man den Frontring (beherbergt die beiden Frontlinsen) abmontiert?
 
Hi,

so gut wie gar nicht ohne besondere Vorrichtung. Die ganze Optik ist sozusagen versiegelt, Gewinde verklebt etc. Da rate ich Dir gaaaaaaanz dringend Zeiss anzurufen und nach einer Fachwerkstatt zu fragen! <img src="/phpapps/ubbthreads/images/graemlins/erschreck.gif" alt="" />

CS

J.
 
Hallo Optikus,

danke für den Tip. Siehe auch den (fast) gleich lautenden Thread im Forum Teleskoppflege, -bedienung.
 
Ich habe mit einem Bekannten mal ein solches Gerät auseinandergenommen. Der hat den vorderen Ring mit einem äußeren Ring mit angeschweißten Griffen verschraubt und heruntergedreht. Nach dem ersten Mal geht das ziemlich einfach. Die Kunst bei der Justierung ist es, die beste Position der beiden Frontlinsen und des Hauptspiegels zueinander (durch Drehen des nicht allzu fest sitzenden Hauptspiegels) zu erreichen. Dazu wird der Tubus schnell gedreht, der Hauptspiegel bleibt dann infolge seiner Trägheit etwas zurück. Kann sein, dass vorher hinten am Tubus noch eine Befestigung des Spiegels gelöst werden muss. Ganz wichtig ist, dass der Ablenkspiegel vorne in der Fassung nicht verspannt ist. Den haben wir herausgeholt, dazu musste der Schraubring in der Fassung (da geklebt und bombenfest) vorsichtig weggefräst und durch einen neu angefertigten ersetzt werden. Außerdem ist wichtig, den Okularauszug (durch Unterlegen von Distanzscheiben an den Befestigungen) bezüglich der optischen Achse zu justieren. Dazu beobachtet man einen Stern und merkt sich, wie der etwas gelöste Okularauszug für eine gute Abildung verkippt werden muss. Gutes Testobjekt fürs Zimmer: Die kleine Schrift auf einem 5-Euro Schein in 10m Entfernung. Ich hoffe, Dir weitergeholfen zu haben, Du hast da nämlich ein tolles Teil.
 
Hi Schorsch,

auch wenn das bei Euch geklappt hat, sorry, dabei gruselt's mich.

Allein wenn ich mir vorstelle, so mit dem Tubus zu arbeiten, Fräsarbeiten über den Linsen auszuführen ...

Also, ich stimme nach wie vor für "Fachwerkstatt". Dann hat man im Zweifel auch jemanden, dem man das Ding um die Ohren hauen kann, wenn's schief gegangen ist. Dafür - ein tolles Teil - das möglicherweise mangels geeigneten Werkzeugs in Kauf zu nehmen ist es einfach zu schade (und auch immer noch massiv zu teuer!).

Nichts für ungut, ich gratuliere Euch, wenn Ihr es hinbekommen habt,

J.
 
Hallo Schorsch,

bei mir ergab eine erste Prüfung mit angeschlossenem 10mm-Okular, daß das Gerät frei von Dejustierkoma und Astigmatismus ist. Insofern ist auch ein Herausnehmen des Fangspiegels bei mir nicht nötig.

Daß die Orientierung der Linsen beachtet werden muß, versteht sich von selbst. Ist das Gerät astigmatisch, würde ich zuerst die vordere Frontplatte verdrehen.

Normalerweise sollte man meinen, daß auch Zeiss nur mit Wasser kocht und deshalb nichts verklebt. Frage deshalb: Wie ist der Frontring am Tubus befestigt? Geschraubt? Geklebt? Beides? Welcher Klebertyp, mit Aceton anzulösen? Wenn geklebt: muß man Zentriermaße berücksichtigen?
 
Hallo Udo,
der Frontring ist nur festgeschraubt, allerdings kann der Ring wegen seines Durchmessers sehr fest sitzen. In unserem Fall war er nicht geklebt. Es ist allerdings auch nicht gerade einfach, den Ring wieder einzuschrauben. Am besten Ring von oben auf den Tubus aufsetzen und nach links drehen, bis es "klack" macht, der Ring also ins Gewinde fällt, dann erst festschrauben. Dazu snd einige Versuche nötig. Wenn die Abbildung o.k. ist, hast Du Glück. Wir haben festgestellt, dass die Stellung der beiden Frontlinsen zueinander an der Abbildung praktisch nichts ändert, wohl aber ist die Stellung der beiden Linsen als Ganzes zum Hauptspiegel für die Schärfe entscheidend.
Viel Erfolg !

Georg
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,

weiß nicht ob das noch jemand mitliest. Ich kann Erfolg auf ganzer Linie vermelden. Habe das Gerät bis auf die Filterrevolver-Mechanik zerlegt, alle Linsen, Spiegel und Filter aus ihren Fassungen genommen, gereinigt, Mechanik entfettet und neu geschmiert (MoS2-Fett LM47 von Liqui Moly) und das Gerät wieder zusammengesetzt. Test am Stern mit 6er Abbe-Okular ergab kreisrunde Beugungsfigur extra- wie intrafokal (war auch vorher so).

Der Frontring ging nach einer Nacht in der Kälte abzuschrauben. Geholfen hat hier die Physik: Alu (Frontring) zieht sich bei Abkühlung stärker zusammen als Stahl (Tubus).

Verklebt war hier, wie verschiedentlich behauptet, nichts, das wäre auch nicht Zeiss- üblich gewesen. Die hier verschiedentlich behaupteten Verklebungen könnten auf den Schwarzlack zurückzuführen sein, der herstellerseitig nach der Verschraubung angebracht wurde. Hier habe ich mit einer Spritze Aceton auf den Lack gegeben und gewartet, bis sich der Schraubring des Fangspiegels lösen ließ.

Die Messingfassung des Fangspiegels war etwas oxidiert, so dass der Fangspiegel geringfügig klemmte. Wenn manche Leute bei ihrem 5,6/1000 Astigmatismus feststellen, könnte dies die Ursache sein. Die Oxidschicht ließ sich sehr gut mit einem ölgetränkten Scotch-Brit- Schwamm (rauhe Seite) abreiben. Der Fangspiegel hatte beim Wiedereinsetzen immer noch saugende Passung, klemmte aber nicht mehr.

Eine Justierung, wie von Euch als notwendig angesehen, ist gar nicht nötig, es gibt auch keine Justiermöglichkeit, vom Unendlichanschlag abgesehen. Alle Passungen sind engstens bemessen, es klemmt nichts, es wackelt aber auch nichts. Der Frontring besitzt Konus-Zwangszentrierung. Es kommt nur darauf an, dass die Elemente in ihrer ursprünglichen Orientierung wieder eingesetzt werden.
 
Moin Udo,

war ja klar, daß Du das Ding auseinander und auch wieder einwandfrei zusammen bekommst. Nun seh zu, daß die neue Montierung keine zu dicke Staubschicht ansetzt, sondern das Zeisobjektiv auch mal ein wenig durch die Gegend schwenken kann. Am besten mit ner Kamera hinten dran.

Gruß
Andreas
 
Nabend Andreas,

hast recht, ohne 5-ADN, nur auf einem wackligen Fotostativ kann ich damit noch nicht mal den Mond angucken. Von daher besteht Zugzwang, nicht wegen der Staubschicht.
 
Guten Tag, Herr Appel,

ich stehe vor dem Problem, ein CZJ 5,6 / 1000 öffnen zu müssen um die Fokusierung zu überholen.
Auf der Unterseite neben der Stativplatte befindet sich eine Schraube. Ich vermute, daß dies eine Stoppschraube ist.
Wenn man diese löst, läßt sich dann das Rückteil samt Stativplatte (wie herum ?) abschrauben ? Kann man man dabei im Inneren was kaputtmachen ?

Danke für Ihre Hilfe, mit freundlichem Gruß, Karl-Heinz Schöner
 
Guten Tag Herr Schöner,

bei der Zerlegung muss eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden. Beginnen muss man von der Frontseite her. Erst dann kann man den Fokussierschlitten ausbauen. Dies wiederum ist Voraussetzung, damit man den Haupttubus vom Guss-Alu- Tragkörper abschrauben kann. Erst dadurch gelangt man zum Einen an den Filterrevolver im Tragkörper und kann nun zum Anderen den Fokussierschlittenträger von der Hauptspiegelzelle trennen.

Zuerst muss also die Frontgruppe als Ganzes vom Haupttubus abgeschraubt werden (ich gehe davon aus, dass die Taukappe schon abgeschraubt ist). Der Frontgruppentubus beherbergt die äußere Frontlinse und die innere Frontlinse, in die der Fangspiegel eingelassen ist. Der Rückdeckel der Fangspiegelzelle, der das Typenschild trägt, ist übrigens zusammen mit der Fangspiegelzelle das einzige Bauteil im Gerät mit Linksgewinde, alles andere hat Rechtsgewinde). Vom Frontgruppentubus, Dmr. 21 cm, sieht man von außen nur den 3 cm langen, in Tubusfarbe (bei mir hellgrau) lackierten äußeren Abschnitt mit den Köpfen der 3 Schlitzschrauben, die den Andruckring der äußeren Frontlinse halten. Die innere Frontlinse wird ebenso von einem Andruckring mit 3 seitlichen Schlitzschrauben gehalten, allerdings ist diese Mechanik erst sichtbar und zugänglich, nachdem man die Frontgruppe als Ganzes abgeschraubt hat. Es bringt also nichts, als Erstes nur die äußere Frontlinse aus der Fassung herauszunehmen - man muss die gesamte Frontgruppe herausnehmen. Der Ausbau der Frontgruppe ist bei der Demontage eigentlich eine der größten Herausforderungen. Es geht nur mit etwas Physik: Der Frontgruppentubus besteht aus Alu, der Haupttubus aus Stahlblech. Alu zieht sich bei Kälte stärker zusammen als Stahl. Also wartet man eine kalte Winternacht ab und stellt das Gerät auf die Terrasse. Nach einer Stunde Warten lässt sich das Gewinde lösen (man hat mit den Händen mehr Gewalt, wenn man doppelseitiges Klebeband auf das Bauteil klebt). Es geht auch, wenn man das zimmerwarme Gerät kopfüber 20 min lang auf eine Eisfläche stellt (dazu Bratpfanne mit Wasser in den Gefriertruhe einfrieren) und dann mit doppelseitigem Klebeband dazwischen auf die Küchenfliesen drückt. Dann fasst man das Gerät am Haupttubus und schraubt es vom am Boden festgeklebten Frontgruppentubus ab.

Als Nächstes sollte der Antireflex-Innentubus etwas hin- und herwiegend herausgehoben werden (er ist nur gesteckt, hinten in die Hauptspiegelzelle, vorne in den Frontgruppentubus, allerdings möglicherweile ziemlich fest). Einbaurichtung merken!

Als Nächstes ist das innere zentrale Blendrohr herauszuschrauben. Hände vorher mit Seife waschen, der totmatte Schwarzlack ist sehr empfindlich!

Damit ist die Fokussierschlittenmechanik freigelegt. Der Schlitten endet zum Frontende hin in einem breiten Führungsring. Dieser muss durch Herausnehmen der 3 seitlichen kurzen Schlitzschrauben (dies geht nur mit einem sehr kurzen Schraubendreher) von den 3 Längsschienen (eine davon ist gezahnt) getrennt werden.

Jetzt von der Tragkörperrückseite (Fokusseite) her weiterarbeiten:

Hier ist der Kameraanschlussring (6 Schräubchen rund um das P'six- Bajonett) mitsamt Balgen abzumontieren. Der Balgen verbleibt am Kameraanschlussring und muss vom Tragkörper getrennt werden. Seine 6 Befestigungsschrauben sind von der untersten Balgenfalte (am Tragkörper) verdeckt.

Anschließend ist der Fokussierdrehknopf auszubauen. Dessen zentrale Befestigungsschraube ist erst zugänglich, wenn man den Deckel des Drehknopfs abschraubt (als Werkzeug einen Flaschenschraubdeckel mit doppelseitigem Klebeband aufkleben). Der Unendlich-/Nah- Anschlag (unter dem Fokussierknopf) muss jetzt ausgebaut werden.

Fokussierknopf jetzt wieder aufstecken, Friktionsklemme lösen (Klemmhebelchen gedrückt halten), Fokussierknopf Richtung nah soweit drehen, bis die Zahnstange außer Eingriff ist. Fokussierschlitten kann jetzt herausgezogen werden. Das Fokussierknopfchassis muss nur dann ausgebaut werden, wenn die Übertragungszahnräder geschmiert werden müssen. Zahnradstellung bei Außer-Eingriff-Geraten merken/ markieren!

Zur Schmierung habe ich für Alles Liqui Moly LM 47 (MoS2-Fett) genommen, das wird bei Kälte nicht steif.

Erst jetzt kann der Haupttubus vom Tragkörper abgeschraubt werden. Dazu ist der Filterrevolver in eine Zwischenstellung zu bringen, so dass kein Filter im Strahlengang ist. Außerdem ist die M5- Madenschraube seitlich am Tragkörper (neben dem Stativanschlussteller) vorher ganz herauszunehmen. Achtung: möglicherweise gleiche Schwierigkeit wie beim Abschrauben der Frontgruppe (Klemmen)! Abhilfe: Tragkörper mit Fön erwärmen, das Alu dehnt sich stärker aus als der Stahl des Haupttubus und die Schraubverbindung geht dadurch zu lösen.

Der Haupttubus mit der Hauptspiegelzelle steht jetzt vor uns. Jetzt kann der Fokussierschlittenträger ausgebaut werden. Er ist mit 3 Schlitzschrauben hinten an der Hauptspiegelzelle befestigt. Er beherbergt die Feldebnungslinse (Hinterlinse) mit einem Vorschraubring.

Ein Tipp zum Abschrauben der Hauptspiegelzelle vom Haupttubus: Es sind vorher 1 Sicherungsmadenschraube und die 3 seitlichen Befestigungsschrauben des Hauptspiegel-Andruckrings herauszunehmen. Der Hauptspiegel muss dabei nach oben zeigen, denn sonst fällt er zusammen mit dem gelösten Andruckring aus dem Haupttubus heraus.

Hinweis: Das Gerät wird hochwahrscheinlich einen unregelmäßigen Astigmatismus zeigen, weil der Fangspiegel durch Bildung einer Oxidschicht in der Fangspiegelzelle (Messing) eingeklemmt ist. Diese am besten auf einer Töperscheibe mit 400er Schmirgelpapier soweit ausschleifen, dass der Innen-dmr. der Zelle 2/100 mm größer ist als der Fangspiegel-Außendmr. Dann nämlich geht das Gerät bis -10 Grad Celsius einzusetzen.

Keine Angst vor Justierung: Es gibt im Gerät nichts zu justieren. Die Passungen sind alle sehr eng bemessen (Hochachtung vor den Feinmechanikern bei Zeiss). Man muss aber darauf achten, die Optikelemente in ihrer alten Orientierung wieder einzubauen. Dazu am besten an Linsen/ Spiegeln und Fassungen vor dem Ausbau Markierungen auf 6 Uhr- Stellung anbringen.

Tipp zum Befestigen des Geräts auf der Montierung: Keine Rohrschellen! Nur an Stativanschlussplatte befestigen! Sonst Astigmatismus.

Letzte Herausforderung. Das Gerät kann einen minimalen Astigmatismus haben, der nicht von unserer "Wartung" herrührt, sondern von Anfang an vorhanden war. Dieser kann durch Verdrehen der äußeren Fontplatte beseitigt oder zumindest minimiert werden.

Sollten weitere Fragen aufkommen: udoappel@onlinehome.de. Ich bin selten auf A.de, habe den Hinweis vom Webmaster, den ich gut kenne.

Viel Erfolg!

Gruß,
Udo Appel
 
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