MünchenBeiNacht
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Hallo Forum!
In den letzter Zeit gab es etliche Diskussionen und Nachfragen von Anfängern zu GoTo Steuerungen und fast gleichlautend wird den Anfängern von GoTo Steuerungen pauschal abgeraten, oft mit Argumenten die ich als Anwender einer Celestron GoTo Steuerung mit Starsense Option nicht nachvollziehen kann. Manche Argumente gegen ein GoTO sind in meinen Augen zu mindest irreführend wenn nicht so gar falsch. Ich wollte aber in den Threads mich nicht einmischen und dort eine GoTo Diskussion auslösen die vermutlich dann in einer Off-Topic Wüste für den Thread-Eröffner geendet hätte.
Hier ein paar Fakten aus der Anwendung rund um mein GoTo. Mein GoTo ist eine Celestron SE-Montierung die ich um die Celestron Starsense Autoalignement Option erweitert habe. Diese Option umfasst eine Kamera die wie ein Sucher oder anstatt des Suchers am Teleskop montiert wird und einen neuen Handkontroller, der den alten ersetzt. Es gibt dieses Modul wahlweise für Celestron und Skywatcher Montierungen. Der einzige Unterschied bei der Skywatcher Ausführung wird ein zusätzlicher "Netzwerk-Hub" mitgeliefert, kann aber ohne Einschränkungen auch mit Celestron GoTos verwendet werden.
Eine Celestron GoTo Steuerung ohne die Starsense Option erfordert zu Beginn des Abends eine Alignement, das zwar im ersten Ansatz relativ einfach durchzuführen ist, aber dennoch nötig macht drei oder zumindest zwei Sterne zu finden, die eine gewisse Helligkeit und Abstände zueinander haben. Gerade hier ist ein Anfänger, obwohl es einfach klingt, sicher sehr schnell überfordert. Ich zum Beispiel habe in meinem Garten einen sehr eingeschränkten Himmel im Sichtbereich, da fällt es oft schwer drei helle Sterne überhaupt am Himmel (neben Bäumen und Häusern) zu finden und ja es ist dann sicher für einen Anfänger nicht nur nicht leicht sondern eher schwierig bis unmöglich diese reproduzierbar mit dem Teleskop im Okular anzufahren. Und wenn er es schafft kniet er vemutlich eine Stunde hinter oder über dem Teleskop und hat danach den Kaffee auf!
Wie gehe ich mit meiner GoTo Steuerung, Starsense mit Plate-Solving vor?
Ich stelle die Montierung irgend wie in den Garten. Nicht ins Wasser, nicht in eine Himmelsrichtung ausgerichtet oder eingemessen. Ich stelle den Tubus waagrecht und da im Osten direkt ( 3m ) unser Haus (EG+OG+DG) ist, schaut das Newton nach Süden in zwei 8 m hohe Buchen in 10 m Entfernung. Im SSW ist das nächste Haus (EG+OG+DG) i n15 m, nur im Westen habe ich ab 20/25° freie Sicht auf die Lichtglocke von München. Im Norden kann ich gerade frei auf Polaris schauen, der neben einer 10m hohen Baumgruppe (5m weg) im NNW gerade so rauslugt.
Also fast ideale Großstadt Bedingungen, wohl aber eher üblich für einen Standort in der Stadt und lang dachte ich das gibt überhaupt keinen Sinn für Astronomie. Lockdown und Ausgangssperre haben mich was besseres gelehrt!
Also da steht die Montierung und hat Strom. Der Handkontroller will jedes Mal zuerst Die Uhrzeit und das Datum wissen. Die erste und häufigste Fehlerquelle ist das Datum, es muss MONAT / TAG / JAHR eingegeben werden und wenn der europäische Kulturkreis am 6. Mai mit einem doch durchgeht und man statt 05/06/21 doch 06/05/21 eingibt, hat man keine Freude an dem Abend. Wenn aber diese Hürde erfolgreich genommen wurde und einmalig die korrekte geografische Position bei Inbetriebnahme eingegeben wurde, dann startet die Montierung das vollautomatische Alignement. Das bedeutet das Teleskop wird entsprechend geschwenkt und macht Fotos mit der Kamera, errechnet sich damit ein Modell für die Navigation. Nach einer Minute, vielleicht anderthalb bis zwei Minuten ist das Aligement erfolgreich abgeschlossen. Das hat bei mir in den vergangenen fünfzehn, vielleicht zwanzig Nächten in 2021 immer so funktioniert. Ohne Einschränkungen
Erfolgreich bedeutet, ab da kann ich im Handkontroller z.B. einen Stern auswählen, es werden übrigens nur die Sterne zur Auswahl angeboten, die es an diesem Abend auch tatsächlich zu sehen gibt - siehe oben 05/06/21 oder 06/05/21 - also z.B. Castor - summ - summ und Castor ist im Okular. Fertig. Oder, oder ... was will Mann/Frau, Anfänger, Anfängerin mehr? Und ja ein Anfänger hat dann noch genug zu tun, mit Scharfstellen, möglichst mit einem Okular mit langer Brennweite anzufangen, falls der Stern nicht ganz in der Mitte ist, braucht man auch noch Erfahrung, welche Taste drücke ich? Rechts? Links? Rauf? Runter? Und was wenn der Stern beim verstellen komplett verschwunden ist? Ach ja! Handkontroller! Fahre zu Castor! Summ - summ und Castor ist im Okular. Das gibt Sicherheit, Vertrauen und man kann sich quasi ab der ersten Minute auf Sterne anschauen konzentrieren und man ist sofort angefixt!
War es bis hier hin:
Ich weiß, hier wird vermutlich jetzt eine Diskussion losgehen, ja aber man muss den Himmel kennenlernen und ähnliches. Wer will, soll es händisch tun, gerne ohne GoTo. Ich habe weder einen Bildungsauftrag für mich noch für andere. Ich nutze gerne das Goto, nutze die dadurch freie Zeit zum Sterne anschauen. Inzwischen wähle ich mein Zielobjekt nicht mehr am Handkontroller sondern in Stellarium aus, das einfach und perfekt mit dem Goto kommuniziert. Mein Dobson hat inzwischen auch eine Plate-Solving Erweiterung per Smartphone. Ich werde auch meine zukünftigen Teleskope danach auswählen ob es die Möglichkeit für eine Goto Steuerung mit Plate-Solving gibt oder nicht. Das ist meine persönliche Meinung.
Aber! Ich finde und das ist mir bei diesem Post wichtig, wenn wir Anfänger beraten, sollten wir Ergebnis-offen auch über die inzwischen wirklich einfachen und automatisierten Möglichkeiten einer GoTo Steuerung (mit Plate-Solving) informieren und dem Anfänger überlassen für was er sich entscheidet.
Ich habe in so manchen Beratungs-Threads den Eindruck bekommen, dass es einem Anfänger quasi gar nicht gegönnt wird, dass es so einfach, kinderleicht und vollautomatisch gehen kann. Darum wird nur erzählt was mit GOTO (ohne Plate-Solving) alles doch nicht geht, denn man könnte meinen, es ist zwingend erforderlich, dass man mühsam lernen und umständliche Wege gehen muss, sonst macht Astronomie keine Freude. Ich denke genau das Ggegenteil und bin überzeugt, es gibt für einen Anfänger / Anfängerin mehr Sinn eine GoTo Steuerung mit Platesolving (+€500) zu kaufen und wenn das Budget begrenzt ist, lieber das Teleskop eine Nummer kleiner zu wählen damit es mit der Endsumme wieder passt. Mit GoTo und Platesolving Option sind Erfolgerlebnisse in den ersten zehn Minuten garantiert, egal ob mit 5", 6", 8" oder 10" beoabchtet wird - wenn man angefixt ist findet man schnell und aufbauend auf eigenen Erfahrungen heraus was will und was kann man wirklich!
MünchenBeiNacht - Ewald
PS: Ich kenne nur die Celestron Starsense Plate Solving Hardware Option für Goto Montierungen von Celestron und Skywatcher, das mag nicht heißen, dass es ähnliche Hardware Lösungen nicht auch von anderen Herstellern gibt.
In den letzter Zeit gab es etliche Diskussionen und Nachfragen von Anfängern zu GoTo Steuerungen und fast gleichlautend wird den Anfängern von GoTo Steuerungen pauschal abgeraten, oft mit Argumenten die ich als Anwender einer Celestron GoTo Steuerung mit Starsense Option nicht nachvollziehen kann. Manche Argumente gegen ein GoTO sind in meinen Augen zu mindest irreführend wenn nicht so gar falsch. Ich wollte aber in den Threads mich nicht einmischen und dort eine GoTo Diskussion auslösen die vermutlich dann in einer Off-Topic Wüste für den Thread-Eröffner geendet hätte.
Hier ein paar Fakten aus der Anwendung rund um mein GoTo. Mein GoTo ist eine Celestron SE-Montierung die ich um die Celestron Starsense Autoalignement Option erweitert habe. Diese Option umfasst eine Kamera die wie ein Sucher oder anstatt des Suchers am Teleskop montiert wird und einen neuen Handkontroller, der den alten ersetzt. Es gibt dieses Modul wahlweise für Celestron und Skywatcher Montierungen. Der einzige Unterschied bei der Skywatcher Ausführung wird ein zusätzlicher "Netzwerk-Hub" mitgeliefert, kann aber ohne Einschränkungen auch mit Celestron GoTos verwendet werden.
- Warum habe ich mir diese Starsense Option für mein GoTo gekauft?
- Was sind die Vorteile für den Anwender?
- Was sind die Vorteile gerade für einen Anfänger?
Eine Celestron GoTo Steuerung ohne die Starsense Option erfordert zu Beginn des Abends eine Alignement, das zwar im ersten Ansatz relativ einfach durchzuführen ist, aber dennoch nötig macht drei oder zumindest zwei Sterne zu finden, die eine gewisse Helligkeit und Abstände zueinander haben. Gerade hier ist ein Anfänger, obwohl es einfach klingt, sicher sehr schnell überfordert. Ich zum Beispiel habe in meinem Garten einen sehr eingeschränkten Himmel im Sichtbereich, da fällt es oft schwer drei helle Sterne überhaupt am Himmel (neben Bäumen und Häusern) zu finden und ja es ist dann sicher für einen Anfänger nicht nur nicht leicht sondern eher schwierig bis unmöglich diese reproduzierbar mit dem Teleskop im Okular anzufahren. Und wenn er es schafft kniet er vemutlich eine Stunde hinter oder über dem Teleskop und hat danach den Kaffee auf!
Wie gehe ich mit meiner GoTo Steuerung, Starsense mit Plate-Solving vor?
Ich stelle die Montierung irgend wie in den Garten. Nicht ins Wasser, nicht in eine Himmelsrichtung ausgerichtet oder eingemessen. Ich stelle den Tubus waagrecht und da im Osten direkt ( 3m ) unser Haus (EG+OG+DG) ist, schaut das Newton nach Süden in zwei 8 m hohe Buchen in 10 m Entfernung. Im SSW ist das nächste Haus (EG+OG+DG) i n15 m, nur im Westen habe ich ab 20/25° freie Sicht auf die Lichtglocke von München. Im Norden kann ich gerade frei auf Polaris schauen, der neben einer 10m hohen Baumgruppe (5m weg) im NNW gerade so rauslugt.
Also fast ideale Großstadt Bedingungen, wohl aber eher üblich für einen Standort in der Stadt und lang dachte ich das gibt überhaupt keinen Sinn für Astronomie. Lockdown und Ausgangssperre haben mich was besseres gelehrt!
Also da steht die Montierung und hat Strom. Der Handkontroller will jedes Mal zuerst Die Uhrzeit und das Datum wissen. Die erste und häufigste Fehlerquelle ist das Datum, es muss MONAT / TAG / JAHR eingegeben werden und wenn der europäische Kulturkreis am 6. Mai mit einem doch durchgeht und man statt 05/06/21 doch 06/05/21 eingibt, hat man keine Freude an dem Abend. Wenn aber diese Hürde erfolgreich genommen wurde und einmalig die korrekte geografische Position bei Inbetriebnahme eingegeben wurde, dann startet die Montierung das vollautomatische Alignement. Das bedeutet das Teleskop wird entsprechend geschwenkt und macht Fotos mit der Kamera, errechnet sich damit ein Modell für die Navigation. Nach einer Minute, vielleicht anderthalb bis zwei Minuten ist das Aligement erfolgreich abgeschlossen. Das hat bei mir in den vergangenen fünfzehn, vielleicht zwanzig Nächten in 2021 immer so funktioniert. Ohne Einschränkungen
Erfolgreich bedeutet, ab da kann ich im Handkontroller z.B. einen Stern auswählen, es werden übrigens nur die Sterne zur Auswahl angeboten, die es an diesem Abend auch tatsächlich zu sehen gibt - siehe oben 05/06/21 oder 06/05/21 - also z.B. Castor - summ - summ und Castor ist im Okular. Fertig. Oder, oder ... was will Mann/Frau, Anfänger, Anfängerin mehr? Und ja ein Anfänger hat dann noch genug zu tun, mit Scharfstellen, möglichst mit einem Okular mit langer Brennweite anzufangen, falls der Stern nicht ganz in der Mitte ist, braucht man auch noch Erfahrung, welche Taste drücke ich? Rechts? Links? Rauf? Runter? Und was wenn der Stern beim verstellen komplett verschwunden ist? Ach ja! Handkontroller! Fahre zu Castor! Summ - summ und Castor ist im Okular. Das gibt Sicherheit, Vertrauen und man kann sich quasi ab der ersten Minute auf Sterne anschauen konzentrieren und man ist sofort angefixt!
War es bis hier hin:
- Einfach?
- Kinderleicht?
- Vollautomatisch?
- Reproduzierbar?
Ich weiß, hier wird vermutlich jetzt eine Diskussion losgehen, ja aber man muss den Himmel kennenlernen und ähnliches. Wer will, soll es händisch tun, gerne ohne GoTo. Ich habe weder einen Bildungsauftrag für mich noch für andere. Ich nutze gerne das Goto, nutze die dadurch freie Zeit zum Sterne anschauen. Inzwischen wähle ich mein Zielobjekt nicht mehr am Handkontroller sondern in Stellarium aus, das einfach und perfekt mit dem Goto kommuniziert. Mein Dobson hat inzwischen auch eine Plate-Solving Erweiterung per Smartphone. Ich werde auch meine zukünftigen Teleskope danach auswählen ob es die Möglichkeit für eine Goto Steuerung mit Plate-Solving gibt oder nicht. Das ist meine persönliche Meinung.
Aber! Ich finde und das ist mir bei diesem Post wichtig, wenn wir Anfänger beraten, sollten wir Ergebnis-offen auch über die inzwischen wirklich einfachen und automatisierten Möglichkeiten einer GoTo Steuerung (mit Plate-Solving) informieren und dem Anfänger überlassen für was er sich entscheidet.
Ich habe in so manchen Beratungs-Threads den Eindruck bekommen, dass es einem Anfänger quasi gar nicht gegönnt wird, dass es so einfach, kinderleicht und vollautomatisch gehen kann. Darum wird nur erzählt was mit GOTO (ohne Plate-Solving) alles doch nicht geht, denn man könnte meinen, es ist zwingend erforderlich, dass man mühsam lernen und umständliche Wege gehen muss, sonst macht Astronomie keine Freude. Ich denke genau das Ggegenteil und bin überzeugt, es gibt für einen Anfänger / Anfängerin mehr Sinn eine GoTo Steuerung mit Platesolving (+€500) zu kaufen und wenn das Budget begrenzt ist, lieber das Teleskop eine Nummer kleiner zu wählen damit es mit der Endsumme wieder passt. Mit GoTo und Platesolving Option sind Erfolgerlebnisse in den ersten zehn Minuten garantiert, egal ob mit 5", 6", 8" oder 10" beoabchtet wird - wenn man angefixt ist findet man schnell und aufbauend auf eigenen Erfahrungen heraus was will und was kann man wirklich!
MünchenBeiNacht - Ewald
PS: Ich kenne nur die Celestron Starsense Plate Solving Hardware Option für Goto Montierungen von Celestron und Skywatcher, das mag nicht heißen, dass es ähnliche Hardware Lösungen nicht auch von anderen Herstellern gibt.
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