14. Woche - Die Milchstraße über dem „Planeten der Affen“

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Die Serie weitwinkeliger Aufnahmen wird fortgesetzt. Bildautor Andreas Habermehl zeigt uns heute ein Milchstraßenbild, das er am 08.08.2018 in Trona Pinnacles (Kalifornien, USA) aufgenommen hat. Als Kamera war eine Sony A7R im Einsatz, ausgestattet mit einem Objektiv Rokinon T1.5 24 mm. Rokinon wird in Europa unter der Marke Samyang oder Walimex vertrieben. Das T1.5 24 mm ist ein Videoobjektiv, es ist baugleich mit dem Fotoobjektiv Rokinon 1:1.4 24 mm ED AS. Im Gegensatz zu den gerasteten Blendenwerten des Fotoobjektivs ist das Videoobjektiv stufenlos zwischen Blende 1,5 und Blende 22 einstellbar. Die Belichtungszeit wurde für den Vordergrund 1 x 3 min gewählt, für die Milchstraße 10 x 3 min, alles bei ISO 400. Und jetzt zu der seltsamen AdW-Überschrift. Da hat der Bildautor sofort die Lösung parat: „Trona Pinnacles ist einer meiner absoluten Lieblingsplätze im Westen der USA. Nur wenige Autostunden von Los Angeles entfernt, ist dieser Platz unbedingt einen Besuch wert, wenn man sich in dieser Ecke der Welt aufhält. Nicht umsonst taucht die markante Kulisse in Filmen wie „Kampfstern Galactica“, „Star Trek V: The Final Frontier“, „Disney's Dinosaurier“ oder „Planet der Affen“ auf. Selbst Lady Gaga hat ihre 2020er Single „Stupid Love“ in Trona Pinnacles gedreht. Meine Aufnahme entstand im Hochsommer in einer mondlosen Nacht. Da es trotz toller Sicht auf die Milchstraße stockdunkel war, musste ich die für die Beleuchtung der Felsen selbst sorgen. Die Belichtungszeit mit einer spiegellosen Vollformatkamera (Sony A7R) betrug 3 Minuten für den Vordergrund. Die Milchstraße habe ich mit 10 Aufnahmen von jeweils 3 Minuten bei ISO 400 eingefangen. Zur Nachführung habe ich den iOptron SkyGuider Pro verwendet. Das Stacking erfolgte in PixInsight und die Integration der zwei Aufnahmen in Photoshop. Der markante strahlende Körper links im Bild ist der Mars. Der hellste Körper in der Milchstraße etwas links oberhalb von M 8 ist der Saturn.“

Anmerkungen: Auch für das heutige AdW gilt: Derartige Weitwinkelaufnahmen sind meistens das Ergebnis einer Astroreise. Sofort wird klar, was der Bildautor an diesem Aufnahmeort unter dem Sternenhimmel in der umgebenden Natur empfunden hat. Natürlich handelt es sich hier „nur“ um den optischen Sinneseindruck. Nach eigenen Erfahrungen (gerade in exotischer Umgebung) sind es zusätzlich noch ortsspezifische Düfte und Geräusche, die den Gesamteindruck abrunden. Etwa zirpende Grillen oder der Geruch mediterraner Pflanzen. Astronomie ist also für den Sternfreund stets auch ein großartiges Naturempfinden.

Die Aufnahme deckt einen Bildwinkel von rund 82° x 55° ab. Sehr schön ist die Wahl und Einstellung des Vordergrundes mit den bizarren Felsen und dem dazwischen verlaufenden Weg. Darüber erhebt sich die Milchstraße mit ihren hellsten Partien in den Syternbildern Schlangenträger, Schütze und Schild. Die bekannten Gasnebel M 8, M 20, M 16 und M 17 sind deutlich erkennbar. Bei der vermuteten Anfangsblende 1,5 ist ein solches Weitwinkelbild aber schon mit gewissen Tücken verbunden. Wer in die Details der Bildecken geht, bemerkt sofort die kurzen Strichspuren, die aufgrund der optischen Verzeichnung entstanden sind. Hier im AdW kann man das problemlos in Kauf nehmen, denn der Bildeindruck lebt von der phantastischen Milchstraße mit dem leuchtenden Mars über einem ebenso atemberaubenden Vordergrund. Deshalb für Nachahmer ein zusätzlicher Hinweis: Sehr zu empfehlen ist im Falle superlichtstarker Weitwinkeloptiken das Abblenden. Das ergibt gerade in den Bildecken bessere Sternpunkte, erfordert jedoch längere Belichtungszeiten der Einzelbilder. Damit gibt man den Vorteil der großen Lichtstärke auf. Auch unser Bildautor hat deutlich abgeblendet, wie man an den Beugungseffekten an der Lamellenblende beim Mars sofort erkennt. Für die Bildecken hätte es – so wie ich es einschätze – also noch etwas mehr Abblenden sein können.

Eine zweite Sache ist noch anzusprechen: Die Farben des Himmels kommen übers gesamte visuelle Spektrum nur recht blass heraus. Bei den HII-Regionen sucht man vergeblich nach dem typischen leuchtenden Kaminrot, hervorgerufen durch die H-alpha-Strahlung. Nichtsdestotrotz war es eine gute Idee, dieses beeindruckende Bild als AdW einzusenden! Dafür einen herzlichen Dank an Andreas Habermehl. Und natürlich darf die Gratulation des Teams zum Astrofoto der Woche nicht fehlen!



Peter Riepe


Vollbild unter: https://www.astronomie.de/neuigkeiten/14-woche-die-milchstrasse-ueber-dem-planeten-der-affen/



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Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das Objektiv war die Videoversion des 24mm Samyang f/1,4. Die Filmer wollen halt nicht die geometrischen Lichtstärke, sondern lieber wissen was transmissionsmäßig durchgeht, deshalb die Angabe in T-stops. Schon eigenartig, dass sich der Bildautor so wenig mit seinem eigenen Material beschäftigt.
 
Hallo Peter,

vielen Dank für Deinen tollen Artikel zu meinem Bild. Ich freue mich jetzt wirklich sehr, erstmals im AdW vertreten zu sein.

Zu dem angesprochenen Rätsel der T-Stopps: Rokinon (welche in Europa unter der Marke Samyang oder Walimex) vertrieben wird, hat zwei Produktlinien von rein manuellen Festbrennweiten:

  • die „normalen“ Fotoobjektive, bei welchen die Lichtstärke in F-Stopps angegeben wird,
  • und die Videoobjektive, bei welchen die Lichtstärke in T-Stopps angegeben wird.
Der wesentliche technische Unterschied der Videoobjektive ist die Möglichkeit, die Blendenlamellen stufenlos zu regeln. Damit lassen sich „weiche“ Übergänge beim Wechsel der Helligkeit herstellen. Diese sind beim Filmen wichtig, da man bei laufender Aufnahme die Belichtungszeit nicht verändern kann. Wenn sich aber die Helligkeit in einer Szene so stark verändert, dass man während der Aufnahme nachjustieren muss (z.B. weil die Kamera vom hellen Außenbereich in ein dunkles Gebäude bewegt wird), erzielt man diese Anpassung einfach über das stufenlose Verändern der Blende.

Es gibt einen weiteren Unterschied zwischen Foto- und Filmobjektiven. Beim Filmen ist es üblich, für eine zusammenhängende Szene mehrere Brennweiten zu verwenden (z.B. wide angles und close ups). Dabei ist es extrem wichtig, dass sich beim Wechsel von Objektiven bei gleichen Einstellungen (Blende, Belichtungszeit, ISO) die Helligkeit nicht ändert. Bei Fotolinsen kann das nicht garantiert werden, da selbst bei gleichen F-Stopp-Werten (z.B. f 2.8) nicht garantiert werden kann, dass bei einer Linse mit 35 mm und f 2.8 genauso viel Licht auf den Sensor fällt, wie bei einer Linse mit 85 mm und f 2.8. Daher ist es üblich, bei Videoobjektiven nicht das Verhältnis Öffnung zu Brennweite anzugeben, sondern wie „lichtdurchlässig“ das Objektiv ist. Das Maß hierfür sind die Transmission-Werte, also die T-Stopps. Der Lichtdurchlass ist z.B. abhängig von der Anzahl der Linsen in einem Objektiv und der Güte / Coating des Glases (in der Tendenz gilt z.B. je mehr Linsen, desto mehr Reflexion und desto geringer der Lichtdurchlass). Daher geben Reviewseiten für Fotoobjektive wie Dxomark auch immer die Angabe für Transmission an (https://www.dxomark.com/category/lens-reviews/).

Und da ich fast solange filme wie fotografiere, habe ich mir über die Jahre einen kleinen Zoo von Rokinon- bzw. Samyang-Video-Festbrennweiten zugelegt. Die haben einfach ein unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis, sind aber aufgrund ihrer Lichtstärke auch gut in der Nacht zu gebrauchen ;).

Long story short:
  1. das im AdW 14 verwendete Rokinon T 1.5 24 mm ist optisch identisch mit der Fotoversion F 1.4.
  2. Die Herstellerangabe „Aperture Range: T1.5 o T22“ soll wohl T1.5 – T22 heißen (das „o“ ist nur ein Tippfehler)
  3. Bei der Aufnahme in Trona Pinnacles habe ich in der Tat abgestoppt (auf T 2.8). Das hast Du richtig an den Beugungseffekten an der Lamellenblende beim Mars erkannt ;)
@Rainmaker (wie ist eigentlich Dein Name?): wird im Forum immer so schnell und scharf geschossen? Das ist vermutlich ein Rekord: ich habe noch keinen einzigen Beitrag auf astronomie.de veröffentlicht, und schon fliegt Blei tief durch die Luft. Gibt es dafür einen Preis? ;) Aber ich kann Dich beruhigen, ich kenne mein Material blind, und hätschle & tätschle es in gebotenem Maß. Wie sagte schon Ansel Adams: eine Kamera ist wie ein kleiner Hund – sie will überall mithin.

Nochmals an Peter: auch vielen Dank für Deine 17 Jahre Einsatz für das AdW. Es ist ein tolles Format, welches uns erlaubt, unsere Faszination für das Gesehene – und wie Du es trefflich beschreibst – das Erlebte zu teilen und – zumeist – positive Reaktionen hervorzurufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Andreas.H,

Du kannst es als Blei interpretieren, wenn Du unbedingt willst, aber es war eher Verwunderung über den relativ langen Artikel mit Details, wobei es dann scheinbar nicht möglich war die genaue Blende anzugeben. Wäre ich jetzt gehässig könnte ich sagen, das hätte mich alles an eine ganz bestimmte Kategorie Fotografen erinnert. Nur dem ist nicht so, denn mit so einem "Billigglas", einem "Uraltbody" und der Nutzung einer "Randgruppensoftware" wie PixInsight lässt man dich nicht in so einen "elitären Zirkel". Das alles deutet eigentlich auf jemanden hin der weiß was er tut, was die Verwunderung von wegen der Blende nur verstärkt.
Samyang ist übrigens das "Original" aus Korea, der ganze Rest sind Namen, welche die jeweiligen Verteiber draufdrucken dürfen, wenn sie nur eine entsprechende Anzahl abnehmen. Davon gibt es inzwischen eine ziemlich unüberschaubare Liste, drin ist zum Glück immer die gleiche Technik. Häufig wirklich gut, aber an der Zentrierung und Endkontrolle muss echt noch gearbeitet werden.


MfG

Rainmaker
 
@Rainmaker: wie ist Dein Name? Ich bevorzuge es, Menschen mit denen ich mich unterhalte, mit ihrem Namen anzusprechen. Leider ist Dein Profil gesperrt und ich hatte auch in anderen Beiträgen von Dir keinen Namen gefunden.

Da habe ich ja noch mal Glück gehabt, mit meinem jugendlichen Material (mit welchem ich jüngst eine Auftragsarbeit anfertigen konnte, welche auf immerhin 16 x 9 Meter (also 150 qm!) ausgedruckt wurde), nicht in diese „bestimmte Gruppe“ von Fotografen aufgenommen worden zu sein ;)

An den Rest der astonomie.de-Community: Peter und ich hatten uns im Vorfeld zum Beitrag über die Blendenstufe der Aufnahme und die Spezifika des Rokinon nicht ausgetauscht. Aber jetzt sollte ja alles klar sein. Sorry for the confusion und die bleihaltige Luft;). Over and out.
 
Hallo Andreas,

sorry, ich war ein paar Tage abwesend, weil meine freie Zeit genutzt habe und aus rund 1400 Panoramen die Flugzeuge verscheuchen und die durch nächtliche Spaziergänger verursachten Lichtspuren entfernen musste. o_O Jetzt gehen die Augen erst mal etwas überkreuz ...

Auf meinen Namen musst du leider, wie auch alle anderen, verzichten. Im Netz nenn ich ihn grundsätzlich nicht und da ich mitbekommen habe, dass ich meine Astrozeitraffer bisher nicht legal gemacht habe, werde ich ihn hier auch ganz sicher nicht nennen, denn ich will ja keinen Ansatz liefern um nachher auch noch blechen zu müssen.

16x9m, das ist doch bei einem entsprechendem Betrachtungsabstand gaaaaanz leicht, da reicht doch sogar eine 6 Megapixelknipse. ;) Mit was für eine Auflösung habt ihr gedruckt? 75ppi, 150ppi oder 300ppi?


MfG

Rainmaker
 
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