Hallo Moris,
wenn man vorwiegend Planeten beobachten möchte, in einer gehobenen Preislage, wie die Du sie anstrebst, wird das Beobachtungsergebnis m.E. nicht mehr so sehr von optischen Qualtitätsunterschieden der Geräte abhängen. Ich würde daher den Fokus weniger auf vermeintlich grundlegende Unterschiede in der Abbildungsqualität von Newton und SC richten. Denn es kommt auch bei Teleskopen zwar immer darauf an, was hinten herauskommt, aber das dürfte sich in diesem Fall am Ende gar nicht so viel nehmen:
Beim Dobson wird die Spiegeloptik vorne zwar günstiger ausfallen, aber der nötige augenseitige Glasstapel am anderen Ende, das "dicke Ende" kommt dafür umso teurer: Du wirst wegen des angespannteren Öffnungsverhältnisses und dem händischen Nachführen notgedrungen hinten mehr vom Budget für weitwinklige, viellinsige und damit schwerere Okulare oder Korrektoren aufwenden müssen, damit die Feldkorrektur ausreicht, um beim Schieben mit hoher Vergrößerung auch im Randbereich noch halbwegs ansehnlich beobachten zu können. Beim SC ist es umgekehrt, da ist die Optik vorne mit Schmidtplatte und Fangspiegel um zwei Elemente aufwendiger und entsprechend teurer, aber dafür kommt das entspannte Öffnungsverhältnis hinten dann auch mit einfachen und preiswerten Okularkonstruktionen aus weniger Linsen hervorragend zurecht. Im optischen Ergebnis nimmt sich das nicht viel, und auch finanziell liegt der Dobson nicht so viel günstiger, wie oft behauptet wird, weil da zu Anfang gern ausgeblendet wird, dass zum Ausreizen später noch ganz erhebliche Investitionen fällig werden können.
Ich würde mir daher gut überlegen, welche anderen Faktoren neben der Bildqualität das Beobachtungserlebnis entscheidend mitbestimmen, und wo da meine Prioritäten liegen. Denn da liegen m.E. oft die bedeutenden und wirklich entscheidenden Unterschiede, die später darüber bestimmen, wie oft und gerne Du eine größere und schwerere Ausrüstung überhaupt einsetzen magst. Ich würde mich z.B. fragen:
a.) unter welchen Umständen kann und will ich mit dem großen Spiegel beobachten, (zu Hause, Garten, Balkon oder Acker, Lichtverschmutzung, Seeing, Transportkapazität, Zeitbedarf, d.h. eher häufige spontane und kürzere Beobachtungen, oder eher lange geplante Einsätze, usw. usw...)
b.) welche Vorlieben und Abneigungen beim längeren Beobachten selbst habe ich, (Mono- oder Bino-Einblick, augenrollender oder eher zentraler Beobachter, mit oder ohne Brille, mit oder ohne Spikes, öfter mal waberndes Bild erträglich oder störend, seitlicher Einblick ok. oder Heckposition komfortabler )
c.) was mir bei der Handhabung und dem ganzen Drumherum wichtig wäre (z.B. Aufbau, Justage, Handling, manuelle oder elektrische Nachführung, Aufsuchen mit Peiler -Uranus, viel Spass- oder schnelleres Finden dank Goto mit evt. Handy-oder Tabletsteuerung, Bauqualtiät und Anfassgefühl, bzw. Bereitschaft zu nachträglichem Basteln und Maßschneidern usw.) und ganz besonders:
d.) was mir missfallen könnte und inwieweit ich mit den für mich nachteiligen Aspekten zurechtkäme, die ich zwangsläufig werde in Kauf nehmen müssen.
Denn Nachteile gibt es immer, egal wie man sich entscheidet. Und die können einen erheblich stören, während man sich an die Vorteile dagegen oft viel zu schnell gewöhnt... Und was den einen stört, lässt den anderen vielleicht kalt - in diesem Sinne die folgenden Anmerkungen, zu einigen Kommentaren im Thread, mit dem ich niemandem seinen Dobson madig machen will, aber bei denen gegen den Stachel löcken möchte, die größtmögliche Öffnung zum kleinstmöglichen Geld immer für das Beste halten (auch auf dem kleinsten Hochhaus-Balkon in der Stadt...).
Das SC braucht ewig zum Auskühlen, auch wenn es in einer Rolldachhütte steht, wie es der hier örtliche Verein z.B. hat. Das bekommt man nur mit Planung nicht geregelt. Da braucht es einen massiven Umbau mit aktiven Lüftern und Isolationsmassnahmen.
Ein SC ist so kompakt, dass es leicht an einem kühlen Ort im Haus oder draußen im Wagen bis zum Einsatz gelagert werden kann und dann ausreichend vortemperiert ist. Vorher noch in Isoliertapete einpacken, die immer drumbleiben kann, am Beobachtungsort eine lange Taukappe drauf und los gehts. Wer schon das mit etwas Planung nicht geregelt bekommt, wie soll der erst die Planung einer Beobachtungsnacht mit einem Gitterrohr-Dobson schaffen, der ja nicht nur auskühlen muß, sondern im Dunkeln aufgebaut und justiert sein will, bis er startklar ist? Und was "massiven Umbau" mit Lüftern und Isolation angeht: können da nicht gerade Dobsonfreunde viel eher ein Lied davon singen? Das angeblich so gravierend andere Auskühlverhalten dagegen hat mich noch nie groß gejuckt, eine langsam abnehmende Kühlnase im unscharf gestellten Sternscheibchen stört mich immer noch weniger, als ein vor sich hinkochender Spiegel mit Waberbild, der bei etwas Pech im offenen Gittertubus nie recht zur Ruhe kommen will, und mich stresst, wenn ich mir die immer nur für Sekundenbruchteile und allenfalls partiell scharfen Bilder einprägen soll, die dabei auch noch ständig wegdriften und denen ich hinterherschielen und -schieben muss. Aber all das ist offensichtlich auch eine Frage der Gewöhnung oder individueller Vorlieben oder Abneigungen...
Ein Dobson, vor allem als Gitterrohr ist leicht mit 20 Kilo incl Rockerbox herzustellen. Das SC mit Montierung, Gegengewichten und Akkus etc wiegt am Ende gut und gerne das 3-fache.
Mit Verlaub, das ist verzerrt. Ein halbwegs stabiler 20kg Gitterrohrdobson in 12" fängt bei 2000 Euro an, da sind wir ohne Okulare beim doppelten der anvisierten Preisklasse. Bei den 12" OTAs der Einsteigerklasse um 1000 Euro, die hier in Rede stehen, sind inklusive Rockerbox eher ca. 35-40kg Gesamtgewicht die Regel, der Skywatcher Flextube geht sogar in Richtung 60kg. Ein am Planeten optisch durchaus gleichwertiges SC 9,25 auf einer einarmigen GoTo betrieben (nicht perfekt stabil, aber für manche akzeptabel) wiegt all inclusive ca 21 kg, ein SC11 auf einer stabilen parallaktischen iOptron z.B. käme mit GoTo, Gegengewicht und Akku irgendwo auf 35-40kg. Mit anderen Worten: der Gewichtsunterschied ist im Grunde kein Thema. Vergleicht man die Gewichte der schwersten Einzelteile, die zu bewegen sind, wäre ein SC bis 11" sogar im Vorteil. (Die oben zum Vergleich angeführten schweren SC-Doppelgabelvarianten mit teils über 60kg sind eh nur für quasi-stationären Betrieb gedacht und liegen finanziell außen vor).
Vom Preis her ist der Dobson in Relation zum Seherlebnis konkurrenzlos preiswert.
Nur solange man die günstigeren Okulare, die Nachführung und den GoTo-Komfort, die bessere Binotauglichkeit und meist bequemere Beobachtungshaltung, den schnelleren Aufbau usw. in die Bilanz des SC gegenüber dem Dobson nicht einpreist - alles Dinge, die für manche zum Seherlebnis -gerade am Planeten- aber entscheidend dazugehören können.
Da Du selbst das Budget ansprichst, weise ich schon mal drauf hin, dass die Okulare und Filter leicht mehr als das Teleskop als Preis ausmachen.
So gesehen erledigt sich die Frage nach dem großen SC mit GOTO von selbst.
Iwo, schwere, aufwendig korrigierte und teure weitwinklige Okulare (oder gar visuelle Korrektoren) braucht man eigentlich nur am Dobson, damit das Nachführen bei hoher Vergrößerung bis zum Sehfeldrand wenigstens noch einigermaßen lohnt, bevor das Planetenscheibchen schon wieder unscharf oder weggehuscht ist. Bei Mak oder SC dürfen die Okulare wegen des entspannten Öffnungsverhältnisses dagegen gerne sehr viel weniger kosten, da kommt man mit einfacheren Konstruktionen gut aus, die nicht mal besonders weitwinklig sein müssen (- und für Planetenbeobachtung eigentlich auch nicht sollten, denn eine gute Feldkorrektur geht bei Okularen fast immer zu Lasten höchster Mittenqualität.) Gespartes Budget, das man beim SC dann stattdessen in Beobachtungskomfort stecken kann, z.B. für ein Bino, oder eine automatische Nachführung mit GoTo.
Okay sehr interessant, das mit dem Tunnelblick habe ich noch nie gehört.
Der tritt aber wohlgemerkt nur bei niedrigeren Vergrößerungen deutlich unter ca. 50-60fach allmählich auf, d.h. wenn die AP > ca. 4,5mm zu werden beginnt, wobei dann ohnehin die zentrale Obstruktion, die am SC zwangsläufig größer ausfällt, zunehmend als "Schatten" im Bild stört. Deshalb ergänzt man SCs oder Maks ja auch gerne mit einem zweiten günstigen möglichst obstruktionsfreien Weitfeldgerät für niedrige Vergrößerungen, mit zudem Schnellspechtelqualitäten. (Was als Achromat oft weniger kostet als ein Dobsonokular). Auf die Mär vom großen Dobson als "Allround"-Teleskop mit 2° Sehfeld - würde ich dagegen nicht so viel geben. Denn da muß man schon genauer hinschauen, wie sich das in der Praxis dann verhält, ob ich das überhaupt nutze - und damit meine ich nicht nur den Volumen- und Gewichtsaspekt:
f/6 bedeutet, dass man mit einem 42mm Okular Minimalvergrößerung mit ca 70° scheinbarem Gesichtsfeld und dem maximal in 2" machbaren Himmelsausschnitt erreichen kann, während man mit einem 4mm Okular die Optik bezüglich ihrer Vergrößerungsfähigkeit gut ausreizt. f/6 stellt schon Ansprüche ans Okular, ist aber erheblich moderater, als f/5 und kein Vergleich zu f/4.
Das ist alles schön und gut und richtig. Aber wer keinen Hochgebirgshimmel hat, sondern unter normalen mitteleuropäisch aufgehellten Verhältnisse lebt, dem nützen die 7mm AP mit einem maximal weitwinkligen 42mm Okular am f/6 12" mit seinen 1800mm Brennweite beobachtungstechnisch nicht viel. Jede Menge graue Suppe in der schwächere Objekte unsichtbar ertrinken. Selten, dass Leute mit "normalen" Beobachtungsbedinungen mal in einer dunklen Nacht deutlich mehr als 5mm AP gewinnbringend einsetzen können. (Gilt erst recht für viele ältere Beobachter). Für meine Verhältnisse aus der aufgehellten Stadt heraus reicht es für halbwegs Kontrast und Hintergrundabdunklung meist nur für die rund 4,5mm AP, die aber mein SC ohne wesentliche Feld-Einschränkungen dann genauso gut zeigen kann. Und das dank gleicher AP mit visuell gleich hellem Bild wie im Dobson. (Denn das langsamere Öffnungsverhältnis, d.h. der Begriff der geringeren Lichtstärke eines SC, betrifft allein die fotografische Bildhelligkeit beim Lichtsammeln, ist aber für die visuelle Helligkeit irrelevant). M.a.W. wenn ich die angeblichen visuellen "Allround"-Qualitäten eines großen f/6 Dobson nutzen will, dann muß ich entweder den nötigen dunklen Himmel direkt vor der Haustür haben, oder die Zeit und eine günstige und häufige und genügend große Transportmöglichkeit um mit so einem Kaliber auch unter selbigen mit vertretbarem Aufwand zu gelangen.
Wenn diese recht einschränkenden Bedingungen jedoch nicht gut erfüllt sind, kann man sich mit gutem Grund auch, oder sogar besser, für ein komfortableres SC mit GoTo entscheiden. Besser z.b. wenn man am Planeten binokular beboachten möchte, was ich an Moris Stelle unbedingt ausprobieren würde, und besser, wenn man DSO unter nicht so dunklem Himmel auch zügig finden möchte, und nicht nur suchen... (Und auch besser, wenn man es bei DeepSky zum Beispiel einmal mit EAA (electronical assisted astronomy) versuchen möchte, da sind SC geradezu prädestiniert. Von später mal möglichem Spass an Spektroskopie ganz zu schweigen, um dem "Allround"-Aspekt mal noch ein paar ganz andere Facetten zu verleihen, zu dem man bei Fotoneigungen evt. auch das ultralichtstarke Weitwinkel-Fotografieren mit den Hyperstarvorsätzen zählen könnte - usw.)
Demgegenüber verwundert mich , dass aus der Sorge um Spiegelqualität das SC als Lösung erwachsen soll. Beim SC sind drei Flächen über die volle Öffnung in definierter Qualität abzuliefern und zwei dieser Flächen sind alles andere als einfache Formen...
Mit diesem Argument der zu bearbeitenden Flächen dürften aber die am Dobson so begehrten viellinsigen Okulare qualitativ mindestens genauso problematisch sein - was sie aber nicht sind, weshalb das Argument so pauschal heute schon lange nichts mehr taugt. Vielmehr ist auch bei aktuellen SCs (sagen wir der letzten 10-15 Jahre) die Fertigungs- und Serienqualität m.E. so gut geworden, dass die nutzbare Vergrößerung bei gut und gerne dem 1,5fachen der Öffnung liegt. Bei den handelsüblichen Newtonspiegeln der hier betrachteten Preisklasse ist mir dagegen nicht bekannt, dass die bei mehr als der ca. 1,2fachen Vergrößerung ihrer Öffnung noch wirklich Spass machen würden. Konkret: ein Einsteiger 12" Dobson wird an Mond oder Planeten bis ca. 350fach nutzbar sein, und daher dort nicht mehr zeigen als ein gutes C9.25, das man mit 350fach genauso gewinnbringend einsetzen kann. Vielleicht mal ein Beispiel:
die Abbildungsqualität kannst Du anhand meiner Mondfotos vielleicht schon etwas besser einschätzen.
Einfach mal im Mond/Paneten Forum nach meinen Beiträgen suchen
Ja, dazu bitte mal diesen zufällig sehr netten Vergleich anschauen, der gut illustriert, dass größere Öffnung bei weitem nicht immer der ausschlaggebende Faktor ist:
Mond Pythagros im SC 9.25 und im GSO 12"
Klickt man auf den Pfeil rechts gibt es das nicht ganz so feine Panorama mit dem gleichen Gerät, klickt man aber zum Vergleich auf den Pfeil links, gelangt man zu einem entsprechenden Bild von Holger (komposer) mit seinem GSO 12" - das beileibe nicht schlecht ist vor allem nicht angesichts des viel geringeren finanziellen Aufwandes. Das ist natürlich kein direkter Vergleich am selben Ort zu gleicher Zeit. Aber in diesem Fall hat die größere Öffnung doch das Nachsehen und das fast 3 Zoll kleinere SC gewinnt - woran immer das alles gelegen haben mag. Es zeigt, dass man mit schierer Öffnung nicht immer alles übertrumpfen kann und dass das diesbezügliche so gern verwendete Totschlagargument der Dobsonbefürworter nicht undifferenziert geglaubt werden sollte - und gut kollimierte aktuelle SCs tolle Optiken sind.
Dazu sei aber erwähnt, dass ich bis jetzt noch nie bei richtig gutem Seeing beobachten konnte...
Das ist gerade bei Mond- und Planetenbeobachtung ein ganz entscheidender Punkt (der sicher auch bei dem obigen Vergleich eine Rolle gespielt hat). Nur dann kann man Hochvergrößerung überhaupt sinnvoll nutzen. Leider ist es aber so, dass in den kommenden Jahren die Planeten nicht nur tief stehen, sondern dass die Phasen guten Seeings klimatisch bedingt tendenziell immer kürzer und seltener werden. Will man die jedoch erwischen, muss man eine rasch einsetzbare Ausrüstung haben, die man auch gerne mal umsonst oder nur für kurze Zeit aufbaut. Für mich wäre das noch so ein Argument für eine kleinere Öffnung - nicht jeder hat wie Holger eine kühle Garage und kann ruckzuck im Garten aufbauen. Ich erinnere mich an etliche kurze Phasen mit exzellentem Seeing, Gelegenheiten die zum Teil nicht mal eine Stunde dauerten, und die ich nur dank meiner Schnellspechtelgeräte bemerkt habe und nutzen konnte. Ansonsten gibt das typische Feld-Wald-und Wiesenseeing am Planeten oft nur noch höchstens sinnvolle 200 fach her, dafür braucht man keinen 12" Spiegel, da reicht schon die Hälfte.
Gruß,
T.