Guck dir an welche Bilder bei z.B. bei Instagram "erfolgreich" sind. Völlig overprocessed widefields und bunt bis zum abwinken. Die sehen in 100% zum brechen aus, aber werden gehypt ohne Ende. Aber das ist sicherlich off-topic.
So ist es.
Mainstream braucht Schlagzeilen.
Auch optische.
Wie sind hier in der Astrofotografie m.E. bereits im TikTok Zeitalter angelangt.
Ach, ein M42er, der fünfte heute.
Weniger Farbe, mehr Schärfe, hm, 150er Newton. Like.
Noch einer, sieht genauso aus, farblich daneben, aber soll sein. Like.
Hier eine Andromeda, kenn ich schon, wohl die hundertste.
Und ja, schon wieder ein Jupiter, der siebente diese Woche vom selben User, insgesamt der gefühlt dreissigste, seit Juppi ein paar Grad höher am Horizont steht. Juppi mit schlechtem seeing, da einer mit gutem, da gedrizzelt, da mit Filter, da einer überschärft, da einer mit genauer Beschreibung...
Ich schließe mich dem an.
Eine Zeit lang kann man fotografieren, um es anderen zu zeigen. Bis die halt nach Jahren dann taub auf den Augen werden für immer dieselben Motive. Was wir teilen, sind also mehr die "Werdegänge", das Miterleben der astrofotografischen Evolution einzelner. Bis sie sich nach 10 Jahren fragen, ob sie den 890. Jupiter auch noch herzeigen sollen.
Schon von etwa 40 Jahren sagte ein fotografisch unheimlich begabter Freund, er fotografiert jetzt nichts mehr. Ich war erstaunt. Warum nicht? Er wisse nicht mehr, für wen, sagte er. Ein paar zur Erinnerung, ja, aber nicht mehr das ganze Zeug mit 10 Brennweiten schleppen, 20 Filter, drei Stative.
Irgendwann ist die Halbwertszeit wohl für jeden gekommen. Bei meinem Freund war es unheimlich früh. So denke ich, schöpfen Foren ihre Aktualität aus dem Staffellauf und dem sozialen Miteinander, der Hilfestellung und Begleitung, und dem Teilen der Freude, Fortschritte zu machen.
Die Zeit bringt aber die Schnelligkeit mit sich, das Konsumieren in immer kürzerer Zeit, auf immer kleineren, mobilen Schirmen, und da wir die Astrofotografie schnell zum Briefmarkenalbum. Keiner hat Lust, auf astrobin jahrelang die hunderttausenden Bilder in schöner Größe auf 27" anzugucken, das könnte man bis zu seinem Lebensende machen, und so ertrinken wir immer schneller in der selbstproduzierten Suppe.
Eine Zeit lang kann man die Betrachtungszeit verkürzen, um dem Herr zu werden, aber wir werden nie mehr zurück finden zu "weniger ist mehr", weil wir nicht weniger, sondern immer mehr anhäufen. Eine Inflation der Produkte auf allen Ebenen, und da kamen schon manchem Zweifel auf, ob man das dreissig Jahre ohne Pause machen soll.
Nein, macht man nicht, man lese dazu die "Wiedereinsteiger"-Posts, weil wenn Du 10 Jahre nicht weiter tust, betrittst Du wieder eine neu Welt. Neue Chips, neue Auflösungen, und ja, FPL53 oder so Zeug, jedes Jahrzehnt hat seine Must-Haves. Und jetzt kommen die Harmonic Drives, jeder muss sie haben, endlich kein Gegengewicht.
Nur der Himmel bleibt halt, wie er ist.
Mittlerweile passt er auf ein iPhone oder ein Galaxy.
Für 5 Sekunden.
Für ein "Like", um auch nett zu sein, für die Bemühungen in PixInsight & Co.
Es ist ein Staffel-Lauf, oder?
Lernen, können, herzeigen, es anderen beibringen...
Eigentlich sind die Abende mit Freunden auf der Sternwarte irgendwann wieder der wahre Schatz. Denke ich.
Zusammen den Himmel sehen, mal M13 besuchen, ein Bier und gut is.
Funktioniert ohne Foto und ohne Handy.
Es ist wie... wieder mal ein Stück zu Fuß zu gehen, obwohl man schon mit dem Auto fahren kann.
Nur so ein paar Gedanken...
lg
Niki