Hallo Stephan
Was heißt eigentlich "beugungsbegrenzt"?
Beugungsbegrenzt ist ein Konzept zur Definition von Optischer Qualität, dabei wird quasi für verschiedene Aberrationen ein Toleranzwert beschrieben.
Das Bild bzw. das Teleskop ist dann nicht mehr perfekt, aber auch nicht so weit davon entfernt, als das es als besonders störend empfunden wird.
Der Begriff "Beugungsbegrenzt" hat mehrere Definitionen und wurde von mehreren Personen anhand unterschiedlicher Fehlergrößen definiert.
Zum Beispiel das Maréchal Kriterium (Minimum Strehl 0,82, maximaler Wellenfrontfehler 1/14 Welle RMS).
Die etwas moderneren, meist Computergestützten Darstellungen, Konzepte und Definitionen sind PSF, MTF, Strehl, EER usw.
Hier gibts was zum Lesen:
Effects of telescope aberrations on diffraction pattern and image contrast.
www.telescope-optics.net
Auf die Auflösung bezogen, darf der Fehler nur so groß sein, dass dieser das Beugungsscheibchen nicht vergrößert, denn wenn das Beugungsscheibchen größer wird, wird die Auflösung reduziert.
Bei der Zentralabschattung entsteht jedoch ein Beugungsphänomen, wodurch das Beugungsscheibchen etwas kleiner wird und somit die Auflösung sogar noch minimal steigt, so gesehen ist hier "Beugungsbegrenzt" vielleicht schon wieder nicht das passende Konzept für die Beschreibung?
Beim Kontrast kommt man mehr ins schwurbeln.
100% Kontrast wird selbst von einem CO freien Teleskop nicht erreicht, weil uns dabei die Beugungsnatur des Lichts einen Strich durch die Rechnung macht, denn sonst wären die Sterne helle Punkte ohne einen Beugungsring.
Auf den Kontrast bezogen, wandern bei ca. 30% CO, ca. 16% des Lichts vom Beugungsscheibchen in die Ringe, was als Kontrastminderung wahrgenommen werden kann.
Die Kontrastminderung gilt dabei als noch moderat, manche behaupten das Beugungsbegrenzt vom Ideal nicht zu unterscheiden ist, weil andere Fehler wie Seeing dominieren.
Der Unterschied wäre nur bei zwei idealisierten Teleskopen gleicher Öffnung auszumachen, so wie es mit der MTF dargestellt wird.
Mit Beugungsbegrenzt bekommt man also noch ein gutes kontrastreiches Bild im förderlichen Vergrößerungsbereich.
Fällt man hingegen langsam unter diese Beugungsgrenze, merkt man dies meist zuerst an der Vergrößerungsfähigkeit, das Bild wird schneller weichgezeichnet und es kommen keine weiteren Details hinzu.
Um diese 16% mehr an Beugungsenergie in den Ringen überhaupt deutlich sichtbar machen zu können, bedarf es meist idealisierter Computerdarstellungen wie z.B. von "Aberrator".
Wie uns dabei das Beugungsbild eines Sterns in der Praxis erscheint hängt im Vergleich von vielen Faktoren ab.
Zum Beispiel von der Auflösung, der Lichtsammelleistung, der Vergrößerungen, der Grenzgröße des Sterns usw.
So erscheint uns ein sehr heller Stern selbst im CO freien Teleskop, bei hoher Vergrößerung mit dicken fetten Beugungsringen.
Und ein schwächerer Stern bei niedriger Vergrößerung vielleicht als Punkt ohne Ringe.
Wie schon geschrieben, was wir dabei gelegentlich mit unterschiedlichen Teleskoptypen Vergleichen, ist meist etwas ganz anderes, wie z.B. unterschiedliche optische Qualitäten, unterschiedliche Justagezustande, unterschiedliche Auskühlungszustände usw. und weniger der Einfluss der CO.
Beugungsbegrenzt kann man also als einfachen Zahlenwert ausdrücken mit Strehl/EER 0.80-0,82, je nach Definition.
Bis dahin ist die Optik als gut zu bezeichnen.
Alles was darüber ist, ist natürlich besser und alles was darunter ist geht Richtung schlecht.
Wem dieser Zahlenwert nicht reicht, kann mit einem Laserinterferometer und speziellen Computerprogrammen die einzelnen Fehler/Aberrationen genauer untersuchen und sehen wie sich der Strehl zusammensetzt.
diese Evolution ist schon deutlich abgekürzt worden durch die Entwicklung von Mak-Cassegrains, die man isolieren kann, so dass Tubusseeing kein Thema mehr ist
Leider kenne ich mich mit MC/SC zu wenig aus, da ich selber keines habe.
Dass die Isolierung eine Verbesserung bringt, glaube ich gerne.
Jedoch wird die Auskühlung damit nur verlangsamt und evtl. die Thermik etwas beruhigt.
Das jedoch damit die Grenzschicht auf dem HS kein Thema mehr ist, fällt mir schwer zu glauben, da diese ja nicht einfach verschwunden ist.
Ich kenne jedoch die Wirkung, wenn man die Grenzschicht mit einem Lüfter wegsaugt, oder mit einem Lüfter den HS schneller herunterkühlt.
Gruß
CS