Und deswegen brauchen wir MEHR Internet. Alles bestellen und zurück schicken. Bestellt gleich 10 Paar, kann ja eh alles kostenlos zurück. Wird geschreddert na und. Sollen sie halt mehr produzieren, die Schuhe sollen ja innerhalb von 2 Tagen bei euch sein. Und lasst den Postboten 3 Mal fahren, weil ihr euch erst in 2 Tagen entscheiden konntet, die anderen Paare auch noch zurück zu schicken.
Die Sache ist unter anderem in Deutschland auch deshalb so sehr eingerissen, weil das Verbraucherschutzgesetz dem Kunden gestattet hat, sich auf Kosten des Handels jeden Scheixx zu online zu bestellen und komplett ohne jede Kostenbeteiligung innerhalb von 14 Tagen wieder zurueckzuschicken.
Denn der ebenso unmuendige wie zart beseitete Verbraucher musste ja vor der boesen Industrie geschuetzt werden. Wo kaemen wir denn dahin, wenn der Kunde hilflos Amazon ausgeliefert waere ( ... wie seinerzeit dem Ottoversand, Westfalia oder Quelle ... das muessen bittere Jahrzehnte gewesen sein ...)?
Muendige Kaufentscheidung ist doch sowas von 1985 ...
Also werden Gesetze erlassen.
Gesetze, die zwar gut gemeint, aber leider nicht gut gemacht sind.
Und dann zeigt sich leider, wie auch schon Tucholsky schon konstatierte, "das Volk ist doof, aber gerissen".
Dieser ganze ueberbordende Umtauschzirkus haette sofort mit einer moderaten Kostenbeteiligung unterbunden werden koennen.
Denn Deutschland ist innerhalb der EU Retourenchampion:
Die Grafik zeigt den Anteil der Befragten, die online bestellte Waren zurückgeschickt haben 2018 (in %)
de.statista.com
Und noch 2018 war dem deutschen Kunden der wichtigste "Gratisdienstleistung" kostenlose Retouren:
Diese Statistik bildet das Ergebnis einer Umfrage zu den beliebtesten kostenfreien Serviceleistungen im Online-Versandhandel weltweit im Jahr 2018 ab.
de.statista.com
Das abzustellen hat man Jahre zu spaet nachgeholt, haette man sich aber von Anfang an ausrechnen koennen und der Handel hat auch genau davor gewarnt. Aber da war der Symbolgegner halt z.B. Amazon, auf die Idee, dass "sorgenfreies Bestellen" auch so manchen Verbraucher zum Junkie sozialisiert, kam man dagegen nicht.
Da kann man nur sagen: Wie bestellt, so geliefert.
Und Ich wuerde ebenso wetten, wenn man tatsaechlich hinter die Kulissen des "Nike-Schredder-Skandals" schauen wuerde, dann sieht es da vermutlich von der Sachlage her wesentlich durchwachsener aus, als in der Presse kolportiert (die brauchen bekanntlich auch nur Klicks, Klicks, Klicks, um - die Ironie ist unuebersehbar - Bannerwerbung von z.B. Nike zu vermarkten):
Erst werden Recyclinggesetze erlassen, die Hersteller/Handel verschaerft dazu motivieren ein "ausgelatsche Treter-Recycling" einzufuehren, dann werden fuer zwei Jahre wegen Covid die Ladengeschaefte dicht gemacht und es werden natuerlich keine Schuhe mehr abgegeben, aber die laufenden Kosten der (vermutlich) nicht kurzfristig zu kuendigenden Recyclingmaschinerie laufen (wahrscheinlich) trotzdem noch weiter. Der Rest waere dann BWL erstes Semester.
Sowas waere dann aber eine bittere betriebswirtschaftliche Konsequenz und halt kein schoener Aufreger.
Das deutsche Publikum liebt aber die larmoyante Kritik an "den anderen", denn dann muss man sich nicht mit Selbstkritik beschaeftigen.