Matthias Maurer zur ISS

1636587391169.png
 
Alles sehr gut bisher! Aber warum brauchen sie 22 Stunden bis zum Andocken, während die chinesische Kapsel nur 6,5 h gebraucht hat?

Viele Grüße
Johannes
 
Die Frage wird öfter gestellt und gelegentlich sehr falsch beantwortet.

Kurze Antwort: Weil sie so lange brauchen wollen.

Lange Antwort:
Um an der ISS anzudocken zu können, müssen alle Bahnparameter der Kapsel (Ort und Geschwindigkeit) mit denen der ISS übereinstimmen (banal, oder?).

Der erste ist die Bahnebene. Das wird durch die präzise Wahl des Startzeitpunktes erreicht. Genau (bzw. kurz bevor) der Startplatz durch die Bahnebene der ISS läuft (durch die Erdrotation), wird gestartet, in die richtige Richtung (Start-Azimut). Das geht 2x am Tag, einmal im sog. "aufsteigenden" Teil der Bahn (d.h. ISS fliegt nach Nord-Osten) und einmal im "absteigenden" (ISS fliegt nach Süd-Westen). Es wird ausschliesslich der aufsteigende Teil benutzt, weil dann die Notlandeorte nicht so weit vom Land entfernt sind, insbesondere auch einer kurz vor den Britischen Inseln. D.h. man kann nur genau einmal am Tag starten zu einer genau berechneten Sekunde.

Ok, also gestartet, aber die ISS ist nun nicht notwendigerweise an der gleichen Stelle im Orbit. Jetzt wird das sogenannte "Phasing" benötigt, d.h. die Kapsel hat eine etwas niedrigere Umlaufbahn als die ISS und ist damit schneller. Damit wird "aufgeholt". Wenn das geschafft ist, dann passt man die Bahn so an dass sie mit der der ISS übereinstimmt. Dabei muss auch beachtet werden, dass das Apogäum der Kapselbahn an der Stelle ist wo man dann die ISS treffen wird.

Und dieses Phasing ist es was möglicherweise einige Zeit dauert. Wenn sich z.B. die ISS im Moment des Starts auf der gegenüberliegenden Seite der Erde befindet, dann hat man eine "Phasenverschiebung" von 45 Minuten (ein Orbit dauert 90 Minuten). Kann man nun mit jedem Orbit. z.B. 5 Minuten aufholen (das wäre schon viel vermute ich), dann dauert das 9 Orbits oder knapp 14 Stunden.

Wenn die Chinesen (oder Russen) das schneller hinkriegen, dann liegt das daran dass die einige Zeit vorher (eine Woche oder so) die Bahn der Raumstation leicht anpassen, so dass sie zum Startzeitpunkt praktisch über dem Startplatz ist. Man kann das so sehen, dass praktisch die Raumstation das Phasing vorwegnimmt. Dann kommt man mit nur einem oder zwei Phasing Orbits für die Kapsel aus. Ein mögliches "Problem" dabei ist natürlich, dass wenn der Start aus irgendeinem Grund um einen Tag verschoben werden muss, dann klappts nicht mehr mit dem "kurzen" Anflug.

Und warum macht Dragon das nicht?
Ganz einfach, die "Startsekunde" fiel halt dieses Mal auf 2 Uhr nachts nach UTC (Weltzeit), das ist die Zeit die auf der ISS gilt. D.h. die Astronauten an Bord schlafen da gerade. Wenn dann drei Stunden später um 5 die neuen an die Tür klopfen, sind die an Bord nicht happy. Und die neuen sind zu dem Zeitpunkt ja schon 12 Stunden oder so wach, d.h. die wollen dann erst mal schlafen. Um 7 Uhr morgens oder so. Passt alles einfach nicht so recht.
Deshalb ist die Lösung: Lass die Dragon erst mal einen Tag alleine fliegen, da können die neuen Astronauten ihren Schlafrhythmus anpassen und auch sonst sich etwas an die Schwerelosigkeit gewöhnen. 50-70% aller Astronauten geht es in den ersten zwei Tagen sowieso erst mal schlecht (Raumkrankheit). Die Dragon (wie auch Space Shuttle, da liessen sie sich sogar 2 Tage Zeit) sind gross genug dass man es da so lange aushält. Die Soyus hingegen ist mini, da ist man froh wenn man schnell irgendwo andocken kann.

Alles klar? :cool:

Gruss
Thorsten
 
Hallo Thorsten,

besten Dank für die schöne Erklärung. Phasing ist klar, aber daß die Bahn der Raumstation modifiziert wird, um die Zeit bis zum Docking zu minimieren, wußte ich noch nicht. Ich hätte vermutet, daß das bei der großen Masse der Raumstationen zu viel Treibstoff kostet.

WEnn es sich so verhält, wie Du sagst (Schlafrhythmus), geht es in der bemannten Raumfahrt wohl erstaunlich pragmatisch zu. Ich persönlich fände es durchaus zumutbar, einem angekündigten Besucher um 5 Uhr morgens die Tür zu öffnen. Obwohl: Das Docking geht bei der ISS vermutlich auch automatisch, und die Gäste öffnen sich selbst die Tür. Der schlaftrunkene Gastgeber müßte ihnen also nur zeigen, wo ihre Schlafkojen sind.

Viele Grüße
Johannes
 
Die Raumstation muss ja ohnehin von Zeit zu Zeit ihren Orbit anheben, das kann man dann gleich mit dem Phasing verbinden. Ist also kein Treibstoffverlust.
Das mit dem Schlafrhythmus habe ich von irgendeinem dieser Kurzinterviews mit Matthias Maurer, aber ich finde es leider nicht mehr.

Gruss
Thorsten
 
Ich persönlich fände es durchaus zumutbar, einem angekündigten Besucher um 5 Uhr morgens die Tür zu öffnen.
Wenn nötig würde man das sicher so machen, aber es besteht halt eigentlich überhaupt keine Notwendigkeit. Die sind ohnehin 6 Monate da oben, also wozu sich das Leben gleich am ersten Tag schwer machen?
Nur "Schlafkojen zeigen" reicht auch nicht, diverse Sicherheitsbriefings ("Wo waren doch gleich noch mal die Feuerlöscher? Und die Gasmasken für's Ammoniak-Leck?") und so müssen sofort gemacht werden.
Thorsten
 
Gestern bekam übrigens Matthias Maurer Besuch von Yusaku Maezawa.
Das ist der Japaner der mit dem Starship um den Mond fliegen will ("Dear Moon").
Offenbar will er schon mal im Voraus ausprobieren wie das so ist im Weltall.
Ob er dem Matthias bei der Gelegenheit eine Mitfluggelegenheit zum Mond anbietet? :unsure:

Gruss
Thorsten
 
50-70% aller Astronauten geht es in den ersten zwei Tagen sowieso erst mal schlecht (Raumkrankheit).

Ich hab mir darüber vorher noch nie so Gedanken gemacht, welche Auswirkung das All wohl auf den menschlichen Körper hat. Durch diesen Satz hab ich mal ein wenig recherchiert.
Wenn ich mir das hier so durchlese, muss da wohl noch einiges medizinisch getan werden, bis eine bemannte Mission längerer Dauer überhaupt möglich ist.
 
Ein ziemlich langer (1,5h) aber äusserst interessanter und informativer Podcast mit Matthias Maurer.
Die erste Hälfte Interview einige Wochen vor dem Start, die zweite dann direkt von der ISS.
Er hat gerade mal zwei Minuten gebraucht, um zu erkennen, dass die Erdatmosphäre verdammt dünn ist. :cool:


Gruss
Thorsten
 
Ein sehr schönes Interview mit Matthias Maurer über seinen Weltraumspaziergang.
Das schöne daran ist, dass nicht wie sonst üblich die Technik breitgetreten wird,
sondern dass es viel Information über den emotionalen Aspekt gibt.
Knapp 17 Minuten lang, sehr hörenswert.


Gruss
Thorsten
 
Es wird so langsam Zeit dafür einen eigenen Thread aufzumachen..

Thorsten

:sleep: Hallo Thorsten du musst mir kurz auf die Sprünge helfen. Warum wird es noch gleich Zeit dafür einen Threat zu öffnen? Ich glaube das habe ich verpasst..
Kann man das nicht in den allgemeinen Nachrichten lesen? Was hat das mit Astrofotografie zu tun?

Booooring. Schade dass es keinen Gähn Smiley gibt..
..Weck mich wieder, wenn wir auf dem Jupiter landen..

CS, Daniel
 
:sleep: Hallo Thorsten du musst mir kurz auf die Sprünge helfen. Warum wird es noch gleich Zeit dafür einen Threat zu öffnen? Ich glaube das habe ich verpasst..
Kann man das nicht in den allgemeinen Nachrichten lesen? Was hat das mit Astrofotografie zu tun?

Booooring. Schade dass es keinen Gähn Smiley gibt..
..Weck mich wieder, wenn wir auf dem Jupiter landen..

CS, Daniel
?
Dein Beitrag im Bereich Weltraum verstehe ich nicht.:unsure:
 
:sleep: Hallo Thorsten du musst mir kurz auf die Sprünge helfen. Warum wird es noch gleich Zeit dafür einen Threat zu öffnen? Ich glaube das habe ich verpasst..
Kann man das nicht in den allgemeinen Nachrichten lesen? Was hat das mit Astrofotografie zu tun?
Hallo Daniel!
Äh, ehrlich gesagt verstehe ich deinen Beitrag nicht.
Was stört dich denn da dran?
Das hier ist das Raumfahrt-Forum, da dürfen auch Sachen gepostet werden die erst mal nix mit Astrofotografie zu tun haben.
(Obwohl dann tatsächlich jemand den Matthias Maurer auf ein Astrofoto bekommen hat!)
Und so oft fliegen Deutsche dann auch wieder nicht ins All, also dürfen die schon einen eigenen Thread bekommen.
Die "allgemeinen Nachrichten" bringen das zwar auch, aber da muss man schon Glück haben dass man das auch sieht.

Wenn dich's nicht interessiert, es ist dir freigestellt das nicht zu lesen.
Mach ich auch manchmal so. :)
Und... der Thread ist schon genau ein halbes Jahr alt, warum fällt dir das jetzt erst auf? :unsure:

Booooring. Schade dass es keinen Gähn Smiley gibt..
..Weck mich wieder, wenn wir auf dem Jupiter landen..
Dafür bist du ein bisschen spät dran.
Das haben wir schon am 07. Dezember 1995 gemacht.
Gab's dich da schon?

Gruss
Thorsten
 
Es wundert mich nur wie man sich dafür begeistern kann, dass Leute auf eine Raumstation im Orbit fliegen. Das war spannend bei der ersten Mondlandung 1969 und ein paar Tage danach, aber jetzt doch nicht mehr. Und was ist das mit dem "Deutschen"? Afrikaner sind auch nicht dabei und auch keine Eskimos..
Ne soweit ich weis war noch kein Mensch auf dem Jupiter.

Warum? Wolltest du mich anbaggern? :unsure:

:sleep: booooring..
 
Es wundert mich nur wie man sich dafür begeistern kann, dass Leute auf eine Raumstation im Orbit fliegen. Das war spannend bei der ersten Mondlandung 1969 und ein paar Tage danach, aber jetzt doch nicht mehr. Und was ist das mit dem "Deutschen"? Afrikaner sind auch nicht dabei und auch keine Eskimos..
Bei allem Respekt, aber was soll diese Schlechtmacherei von dir?
Nur weil dich dieses Thema nicht interessiert, heist es nicht, das es uninteressant für andere Menschen ist.
Du wirst es nicht glauben, aber selbst hier im Astroforum gibts genug User, die sich auch für Raumfahrt und alles, was damit zusammen hängt, interessieren und lesen.
Ich sehe mir auch, wenn es die Zeit erlaubt, Raketenstarts live im Internet an, weil es mich begeistert. Da finde ich es schön, wenn Thorsten immer mal daran erinnert.
Auch hier im Thread verfolgen mit Sicherheit einige User gerne die Beiträge.
 
Es sieht so aus als ob die Reise von Matthias Maurer bald zu Ende geht.
Undocking ist geplant für morgen früh, um 07:05 MESZ.
Die Landung dann knapp einen Tag später, am Freitag früh um 06:37 MESZ.
Voraussetzung ist, dass das Wetter im Landegebiet mitspielt.


Gute Heimkehr, Matthias!

Gruss
Thorsten
 
Und weil es (noch) nicht so viele Astronauten hierzulande gibt lässt man sich das nicht entgehen.
Träum weiter..
Ich glaube jeder von uns lebt mehr oder weniger in seiner eigenen Thenmen Blase. Berufsbedingt oder hobbymäßig.
Und wenn sich dann alles immer wieder um das selbe Thema dreht wird es schnell massiv überbewertet..

LG, Daniel
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben