Die Frage wird öfter gestellt und gelegentlich
sehr falsch beantwortet.
Kurze Antwort: Weil sie so lange brauchen
wollen.
Lange Antwort:
Um an der ISS anzudocken zu können, müssen alle Bahnparameter der Kapsel (Ort und Geschwindigkeit) mit denen der ISS übereinstimmen (banal, oder?).
Der erste ist die
Bahnebene. Das wird durch die präzise Wahl des
Startzeitpunktes erreicht. Genau (bzw. kurz bevor) der Startplatz durch die Bahnebene der ISS läuft (durch die Erdrotation), wird gestartet, in die richtige Richtung (Start-Azimut). Das geht 2x am Tag, einmal im sog. "aufsteigenden" Teil der Bahn (d.h. ISS fliegt nach Nord-Osten) und einmal im "absteigenden" (ISS fliegt nach Süd-Westen). Es wird ausschliesslich der aufsteigende Teil benutzt, weil dann die Notlandeorte nicht so weit vom Land entfernt sind, insbesondere auch einer kurz vor den Britischen Inseln. D.h. man kann nur genau einmal am Tag starten zu einer genau berechneten Sekunde.
Ok, also gestartet, aber die ISS ist nun nicht notwendigerweise an der gleichen Stelle im Orbit. Jetzt wird das sogenannte "Phasing" benötigt, d.h. die Kapsel hat eine etwas niedrigere Umlaufbahn als die ISS und ist damit schneller. Damit wird "aufgeholt". Wenn das geschafft ist, dann passt man die Bahn so an dass sie mit der der ISS übereinstimmt. Dabei muss auch beachtet werden, dass das Apogäum der Kapselbahn an der Stelle ist wo man dann die ISS treffen wird.
Und dieses Phasing ist es was möglicherweise einige Zeit dauert. Wenn sich z.B. die ISS im Moment des Starts auf der gegenüberliegenden Seite der Erde befindet, dann hat man eine "Phasenverschiebung" von 45 Minuten (ein Orbit dauert 90 Minuten). Kann man nun mit jedem Orbit. z.B. 5 Minuten aufholen (das wäre schon viel vermute ich), dann dauert das 9 Orbits oder knapp 14 Stunden.
Wenn die Chinesen (oder Russen) das schneller hinkriegen, dann liegt das daran dass die einige Zeit vorher (eine Woche oder so) die Bahn der Raumstation leicht anpassen, so dass sie zum Startzeitpunkt praktisch über dem Startplatz ist. Man kann das so sehen, dass praktisch die Raumstation das Phasing vorwegnimmt. Dann kommt man mit nur einem oder zwei Phasing Orbits für die Kapsel aus. Ein mögliches "Problem" dabei ist natürlich, dass wenn der Start aus irgendeinem Grund um einen Tag verschoben werden muss, dann klappts nicht mehr mit dem "kurzen" Anflug.
Und warum macht Dragon das nicht?
Ganz einfach, die "Startsekunde" fiel halt dieses Mal auf 2 Uhr nachts nach UTC (Weltzeit), das ist die Zeit die auf der ISS gilt. D.h. die Astronauten an Bord
schlafen da gerade. Wenn dann drei Stunden später um 5 die neuen an die Tür klopfen, sind die an Bord nicht happy. Und die neuen sind zu dem Zeitpunkt ja schon 12 Stunden oder so wach, d.h. die wollen dann erst mal schlafen. Um 7 Uhr morgens oder so. Passt alles einfach nicht so recht.
Deshalb ist die Lösung: Lass die Dragon erst mal einen Tag alleine fliegen, da können die neuen Astronauten ihren Schlafrhythmus anpassen und auch sonst sich etwas an die Schwerelosigkeit gewöhnen. 50-70% aller Astronauten geht es in den ersten zwei Tagen sowieso erst mal schlecht (Raumkrankheit). Die Dragon (wie auch Space Shuttle, da liessen sie sich sogar 2 Tage Zeit) sind gross genug dass man es da so lange aushält. Die Soyus hingegen ist mini, da ist man froh wenn man schnell irgendwo andocken kann.
Alles klar?
Gruss
Thorsten