Hallo Freunde
Sieh an, sieh an, da sind die vielfach so hoch gelobten 82°-ES-Okulare dann doch nicht so perfekt.
Nun, bei 3 Meter Brennweite sollte es nicht all zu schwer fallen gute Okulare zu finden denn die Planeten werden hier in der Bildebene schon recht groß wiedergegeben.
Dazu ein Paar Vergleichswerte:
Der Jupiter wird bei einer Größe von 48 Bogensekunden mit
- 5 Meter Brennweite 1,14 mm
- 3 Meter - 0,68 mm
- 1,2 Meter - 0,27 mm
groß in der Bildebene dargestellt.
Es sollte wohl einleuchten, daß ein Okular mit vergleichsweise langer Brennweite einfacher feinste Details aus einem 1,13 mm großen Jupiter "herauslesen" kann als ein Kurzbrennweitiges aus einem gerade mal 0,27 mm kleinem Pünktchen. Damit Ihr auch begreift wovon ich rede. Haltet mal euch vor Augen wie groß oder besser gesagt wie fein die feinsten Details im Primärfokus tatsächlich sind wenn wir etwa 1% vom Jupiterdurchmesser (0,48") auflösen wollen.
Das langbrennweitige Okular muß hier 0,014 mm auflösen. Alleine das ist schon schwer denn das ist in etwa 1/3 vom Durchmesser eines Haares. Zum Vergleich: das kurzbrennweitige Okular muß Feinheiten in der winzigen Größe von 0,0027mm auflösen.
Nun ich sage nicht, daß das für ein kurzbrennweitiges Okular unmöglich ist aber man sollte sich vor Augen führen das hier "die Kirschen deutlich höher hängen".
Es wundert mich daher nicht, daß unser Freund mit dem langbrennweitigen Cassegrain im Hochvergrößerungsbereich bessere Ergebnisse erzielt als mit den schnellen Newton auch wenn der weniger Obstruktion aufweist.
Bei der langen Teleskopbrennweite ist die Qualität der Okulare weit weniger kritisch als bei der ultra kurzen Brennweite. Bei F20 genügt da bei fast schon ein einfacher "Flaschenboden". Hier kann ein primitiver 3-Linser selbst bei einer Feldblende von 70 mm noch nadelfeine Sterne am Feldrand zeigen! Macht bei einem Öffnungsverhältnis von 1:4 die Okularqualität 80% der Abbildungsgüte aus so sind es bei F12 50% und bei F20 nur noch 20%!
Es sollten also für F12 reichlich Okulare im Brennweitenbereich 8-18 mm zu finden sein die den Ansprüchen genügen.
Bei F20 und 5Meter Brennweite verwende ich folgende Okulare:
Am Großfeldbino
-32er Plössel, 50°, 156 (*219) fach bei schlechtem Seeing, problematischer Einblick
-27er EF-Flatfield, 60°, 185 (*259) fach Standardvergrößerung
-24er Panoptik, 68°, 208 (*292) fach, hervorragendes Okular!
-23er Axiom / Japan 70°, 217 (*304) fach
-20er Zeiss, Mikroskop-Okular 250 (*350) fach
-19er Panoptik, 68°, 263 (*368) fach, Höchstvergrößerung am Planeten
-18er Classic Ortho 52°, reale Brennweite 19 mm! 263 (*368) fach unbequemer Einblick
*Anmerkung: Am Bino wird die Vergrößerung um etwa dem Faktor 1,4 größer wahr genommen, daher die Korrekturwerte!
Monokular kommen zusätzlich weitere Brennweiten zum Einsatz wenn ein größeres Feld oder mehr Helligkeit wie beispielsweise an Uranus und Neptun gefordert wird:
- 30er 3"-100°-Okular 167 fach Mindestvergrößerung am Planeten! Bei F20 ein hervorragendes Planetenokular!
- 23er Luminos, 82°, 217 fach
- 21er Ethos, 238 fach
- 19er Luminos, 82°, 263 fach, Standardvergrößerung
- 17er Ethos, 294 fach
- 16er Nagler, 312 fach
- 15er Axiom / Japan, 70°, 333 fach
- 13er Ethos, 385 fach, Maximalvergrößerung am Planeten. Jupiter kommt hier in der Wahrnehmung so groß rüber wie eine 2€-Münze aus 25-30 cm Entfernung betrachtet!
- 9er Nagler, 556 fach Maximalvergrößerung am Doppelstern.
Wie man sieht, ein sehr fein abgestuftes Sammelsurium mit dem ich die Vergrößerung für jede Art von Seeing optimal einstellen kann. Bei einer F4-Optik fallen die Abstufungen deutlich grober aus. Jedes dieser Okulare erfüllt seinen ganz speziellen Zweck.
Die RKE-Okulare bilden hier auch hervorragend ab zeigten aber im direkten Vergleich mit den obrigen Okularen keinerlei Vorteil in Sachen Kontrast und Schärfe daher habe ich sie verkauft. Das kleine 45°-"Klorollenfeld" wollte ich mir nicht antun.
Auch das 18 mm Classic Ortho bildet gut ab zeigt aber keinerlei Vorteile gegenüber dem 19er Panoptik.
Wollte man hier mehr Kontrast und Schärfe erkennen so muß man hier schon einen ganzen Sack Erbsen zählen. Ich mag die Dinger nicht. Der Einblick ist mir hier zu unbequem.
Die Takahashi Le habe ich, aber bei kürzeren Brennweiten, auch im Gebrauch. An sich ist hier die Abbildung hervorragend aber ich habe damit am Bino sowohl beim 5er wie auch beim 7,5er Doppelbilder was ich mit den anderen Okularen nicht habe. Außerdem ist mir bei den Dingern die Vergütung mit der Zeit fleckig geworden. Da habe ich nun immer die "Elefanten" mit im Bild. Ein Problem was ich sonst bei keinem anderen Okular in der Form so habe und das sind immerhin so an die 50 Stück!
Sorry, Leute, der Rundumschlag ist wohl länger geworden als ich wollte aber der Zusammenhang sollte doch schon gewahrt bleiben. Seht es mir bitte nach.
Frohe Weihnachten noch!
Peter