Starwave ASCENT 102ED F11

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Robert Zebahl

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Liebe Sternfreunde,

nachdem ich auf diesen Refraktor aufmerksam wurde und auch hier schon einige Erfahrungen gesammelt wurden, habe ich es am Wochenende gewagt und diesen langbrennweitigen Refraktor bei Altair bestellt. Interessanterweise habe ich keinerlei Versandbestätigung bekommen. Ich bekam heute einen Anruf von DHL: Altair war scheinbar nicht in der Lage, die Hausnummer auf den Adressaufkleber anzugeben. Wie auch immer - ich habe heute Abend das Teleskop direkt bei DHL abgeholt.

Mein erster Eindruck: Kürzer und leichter, als ich es erwartet hatte. Optisch sieht es gut aus und auch mechanisch macht es einen soliden Eindruck. Bilder usw. erspare ich mir, da es davon schon bei CloudyNights etliche zu sehen gibt. Natürlich interessiert mich die optische Güte, ohne hier aber eine Wissenschaft daraus zu machen. Ein kurzer Blick auf den künstlichen Stern im 9mm DeLite im Freien: Gut zentriert mit sauberem Beugungsscheibchen, intra- und extrafokale Bilder sehr ähnlich - also scheinbar keine übermäßige Unter- oder Überkorrektur, über welche ich mir Sorgen machen müsste. Für die Prüfung der sphärischen Korrektur nutzte ich einen Grünfilter. Leider gab es heute Abend mehr Wolken als Sterne, sodass ein richtiges "First Light" noch aussteht.

Aber mein erstes Drauf- und Durchschauen war durchaus positiv. Ich bin schon auf die nächsten klaren Nächte gespannt, wo ich den neuen Refraktor etwas mehr auf den Zahn fühlen kann. Ende April steht außerdem das Südbrandenburger Teleskoptreffen an, wo ein Vergleich zu einem TMB 105 APO sowie einem weiteren 4-Zoll-Refraktor (Zeiss AS 100/1000 oder TAL 100) ansteht.

Übrigens: Meiner hat die Seriennummer 0012.

Liebe Grüße,
Robert
 
Hallo Robert,

da hast du dich ja damals beim HTT so richtig mit der Refraktoritis angesteckt :D
Ich wünsche dir mindestens so viel Spaß mit dem neuen Gerät wie mit dem kleinen Vixen.

Viele Grüße Jens
 
Lieber Jens,

da hast du dich ja damals beim HTT so richtig mit der Refraktoritis angesteckt :D
Kann man wohl sagen, wobei ich damit gut leben kann :giggle:

Lediglich der Okularauszug (Rack & Pinion) geht etwas schwer. Da muss ich mal schauen, ob ich den vernünftig eingestellt bekomme. Es gibt einfach zu viele Schrauben :oops:

Vielleicht bringe ich den Refraktor zum nächsten Stammtisch mit.

Liebe Grüße,
Robert
 
Hallo Robert,

ich komme ebenfalls zum Südbrandenburger Treffen und nehme meinen Tak FC100DL mit. Ein Vergleich finde ich interessant, auch wenn Dein neuer ED 200mm mehr Brennweite hat.

Sonnige Grüße
Oliver
 
Hallo Robert,

wieviele Refris hast du mittlerweile? :D
Aber der 4"ED ist interessant...berichte doch bitte, wie sich der im Hinlick auf Farbfehler schlägt.
Der wäre für mich vor allem für Sonnenbeobachtung spannend.
Ende April bin ich in Lochow, da kommt auch die Berliner Rasselbande von der Archenhold Sternwarte... ;)
Hoffen wir also auf gutes Wetter,

Grüße Rainer
 
Lieber Rainer,

hier kannst du schon einmal über meine ersten Eindrücke vom Farbfehler lesen. Es ist definitiv kein APO und er zeigt bei ähnlicher Austrittspupille (~0.55mm) mehr Farbe als mein Vixen ED70SS und etwas weniger als mein Zeiss Telementor I (63/840). Der 105mm TMB APO von Uwe war im direkten Vergleich farbfehlerfrei.

Ich bin bis jetzt sehr zufrieden :D

Liebe Grüße,
Robert
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Robert,
Danke für den Bericht. (y)
Damit dürfte bei der Sonnenbeobachtung wohl der Solarcontinuum weiter Pflicht sein.
Aber wenn restliche Fehler praktisch nicht sichtbar snd, eine Überlegung wert...
7 Refris? Ui - bei mir haben sich auch schon 3 angesammelt...komische Krankheit :D

Grüße Rainer
 
> damit dürfte bei der Sonnenbeobachtung wohl der Solarcontinuum weiter Pflicht sein.
Aus meiner Sicht nicht. Der Farbfilter ist so gering , dass man direkt danach suchen muss. Wir sind ja nun erfahrene Beobachter, und sehen das eben. Meine Frau hätte das nicht gesehen. An Sternen 2. Größe dürfte man kaum was entdecken, auch wir nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwecks Farbfehler habe ich gerade ein paar Fotos gemacht. Man sieht den deutlich reduzierten Farbfehler im Vergleich zum Telementor.

2019-04-07_dsc_1319.jpg

2019-04-07_dsc_1320.jpg

2019-04-07_dsc_1321.jpg

2019-04-07_dsc_1322.jpg
 
Hallo Robert,
das sieht gut aus (y)
Hallo Uwe,
Sonenflecken sind halt schon eine (für mich) heikle Angelegenheit...ich mag einfach keine verschmierten lila Flecken haben.Aber die Fotos von Robert vermitteln ganz gut die Farbkorrektur.Und so könntest du Recht haben ;)
Aber ich sollte besser noch vor dem, wie auch immer gearteten, Brexit zuschlagen...? :oops:

Grüße Rainer
 
Heute hatte ich die erste Gelegenheit, den neuen Refraktor an der noch recht schmalen Mondsichel während der Dämmerung (20:00 bis 21:30) zu testen. Die Luft war ausreichend ruhig für eine dauerhafte Vergrößerung von 86x. Das Bild war sehr ästhetisch, plastisch mit hohem Kontrast und hoher Schärfe. Vom Farbsaum war absolut nichts zu sehen, selbst bei einer Vergrößerung von 160x. Der würde bestenfalls im direkten Vergleich mit einem Triplett erkennbar sein. Am Vollmond könnte es etwas anders ausfallen, aber auch hier erwarte ich keine böse Überraschung. Gegenüber dem kleinen 70mm ED-Refraktor von Vixen ist das auf jeden Fall ein deutlicher Sprung in Bezug auf die Auflösung. Meine Televue DeLites (18.2, 13, 9 & 7mm) passen perfekt zu diesem Refraktor in Bezug auf die Austrittspupille und boten ein sehr schönes, randscharfes Bild.

Was ich vorher noch nie gesehen habe: Auf der dunklen Seite des Mondes konnte ich eine hellere und dunklere Bereiche erkennen. Ein heller Fleck war besonders auffällig. Vermutlich war das der Krater Copernicus.

Ich stand wie so oft auf dem Gehweg und natürlich haben auch noch etliche Passanten durchgeschaut und es kam auch öfters die Frage, was das so alles kostet.

Mein erster Eindruck ist natürlich kein Qualitätsnachweis, aber ich bin sehr angetan von dem Refraktor und freue mich auf weitere Beobachtungen :)

Mein nächster Schritt ist der Vergleich mit meinem 114/900er Newton, dem ich schon einige Upgrades verpasst habe. Ich bin sehr gespannt, wobei ich mir das Ergebnis fast schon denken kann :sneaky:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte heute einmal die Gelegenheit, den neuen ED-Refraktor mit meinem 114/900er Newton kurz zu vergleichen, nachdem sich die Wolken doch noch verzogen hatten. Beide Teleskope hatte ich auf der Altair-Sabre-Montierung montiert. Es war spürbar kühler (ca. 8°C) als am Vorabend und auch windiger. Die Luft war aber ausreichend ruhig für eine 100-fache Vergrößerung. Am Newton hatte ich noch einen saugenden Lüfter laufen lassen, damit dieser schneller auskühlt. Vergleichsobjekt war natürlich der Mond.

Am Newton hatte ich das 9mm DeLite (100x, 1.14mm AP) und am Refraktor das 13mm DeLite (86x, 1.18mm AP), also durchaus vergleichbare Vergrößerungen. Das Bild im Refraktor war spürbar heller, kontrastreicher und schärfer. Hell beleuchtete Bereiche strahlten regelrecht, während die Schatten ziemlich schwarz waren. Im Newton waren die hellen Bereiche eher hellgrau und das Bild wirkte nicht so brillant. Feine Details waren teils schwieriger erkennbar. Das hellere Bild im Refraktor wurde sogar von einem Laien wahrgenommen. Bei ruhigerer Luft dürften die Unterschiede noch deutlicher ausfallen. Der Newton ist sicher nicht schlecht, aber der Refraktor ist trotz geringerer Öffnung einfach besser :love:
 
Hallo Robert,

danke für den tollen Bericht. Ich habe mir den Refraktor schon vor ein paar Wochen gegönnt, mich aber hier mit Erfahrungsberichten erst einmal zurück gehalten. Du bestätigst sehr schön auch meine Erfahrungen mit dem Gerät.
Viel Spaß weiterhin mit dem tollen Gerät!
Beste Grüße,
Gerrit
 
Lieber Gerrit,

schön zu hören, dass auch du scheinbar sehr zufrieden mit diesem Refraktor bist. Und ich hatte schon die Leise Hoffnung, dass ich der erste hier im Lande bin, der den neuen ED bestellt hat :rolleyes:

Den Berichten zufolge scheint es sich hierbei um einen durchweg soliden Refraktor ohne gravierende mechanische oder optische Mängel zu handeln, welcher ein würdiger Nachfolger des Achromaten-Modells ist.

Liebe Grüße,
Robert
 
Liebe Sternfreunde,

heute Abend war es ziemlich klar, kühl (~6°C) und leicht windig. Ich habe erneut den Refraktor an die frische Luft gebracht und mir den Mond von 21:20 bis 22:40 angeschaut.

Ich nutzte anfangs eine Vergrößerung von 86x und bekam sofort ein wirklich schönes, kontrastreiches & scharfes Bild. Bei solchen Vergrößerungen scheint Auskühlung noch keine großes Thema zu sein. Später habe ich Vergrößerungen von 125x und 160x benutzt. Am Krater Theophilus, welcher einen sehr schweren Schatten in das Kraterinnere warf, konnte ich bei 160x einen dunklen, wenig auffälligen Blausaum erkennen, der aber keineswegs störte. Die Wahrnehmung des Farbfehlers ist ohnehin sehr subjektiv. Dies konnte ich aber nur an sehr wenigen Regionen erkennen. Das Bild war selbst bei 160x (AP=0.64mm) erstaunlich scharf, obwohl ich kein Mensch der Übervergrößerung bin. Mir hatte es sehr gut gefallen. Bei 125x konnte ich noch immer den Blausaum in Theophilus erkennen, aber nur sehr schwach. Die Farbkorrektur ist um einiges besser als im Telementor. Dieser Refraktor wird mein Hauptinstrument für Mond und Planeten.

Eigentlich wollte ich heute mal wieder den Mond zeichnen, aber der Anblick im Okular lies das einfach nicht zu :rolleyes:

Liebe Grüße,
Robert
 
Hallo,

nach der Störung ist mein letzter Beitrag verschwunden...aber der Brexit hat sich vertagt, und so habe ich etwas Zeit gewonnen mein Astrobudget wieder aufzustocken ;)

@ Robert
ich seh schon... du bist etwas verliebt in den Refri ;)

Grüße Rainer
 
Hallo,

die Blausaumsucherei hat sich ja hier schon fast zu einem eigenständigen Hobby entwickelt. Über die Abbildungsgüte (also über die Sichtbarkeit von Details, darum geht es ja eigentlich) entscheiden aber mehrere Faktoren, der chromatische Fehler ist da nur ein Aspekt (was ja die Beobachtung von Robert auch zeigt, der Refraktor mit Restfarbfehler soll ja besser gewesen sein, als ein farbfreier Spiegel). Natürlich ist es gut, jeden einzelnen Fehler so klein wie möglich zu halten. Deshalb ist es gut, wenn jetzt Fernrohre mit verbesserten Gläsern zu vernünftigen Preisen auf den Markt kommen (der Acuter 90/900 war ja schon ein guter Anfang).

Eine alte Erfahrungsregel besagt, dass einfache Achromate alle Details zeigen, wenn ihr Öffnungsverhältnis gleich 1,2 mal dem Objektivdurchmesser in cm ist (z.B. 10cm Objektivdurchmesser * 1,2 = Öffnungsverhältnis 1:12). Es wäre mal interessant, diese Regel mit einem Rohr mit reduzierten, sekundären Spektrum zu überprüfen. Sicher lassen sich da nur signifikante Unterschiede feststellen (man wird keine Fernrohre mit gleichen monochromatischen Fehlern finden, auch entscheiden die Okulare auch wesentlich über die Abbildungsgüte), aber interessant wäre es trotzdem. Auch ist dazu der Mond sicher nicht das richtige Objekt. Ich würde den Vergleich am Jupiter machen, der zeigt feine Details mit geringem Kontrast, diese dürften Abbildungsgüteabhängig, schnell unter die Wahrnehmungsgrenze rutschen.

C.S. Frank
 
die Blausaumsucherei hat sich ja hier schon fast zu einem eigenständigen Hobby entwickelt.
Für manche auf jeden Fall. Für mich ist es eher ein ästhetisches Problem, wenn der Farbfehler zu groß ist. Der Telementor gefällt mir hier noch gut, wobei eine ordentliche Korrektur schon ihren Reiz hat.

Ich würde den Vergleich am Jupiter machen, der zeigt feine Details mit geringem Kontrast, diese dürften Abbildungsgüteabhängig, schnell unter die Wahrnehmungsgrenze rutschen.
Auf jeden Fall, nur leider ist Jupiter nur mäßig gut erreichbar. Schon allein der tiefe Stand in der nächsten Zeit macht es nicht einfacher. Aber vielleicht ergibt sich mal eine Beobachtung unter wirklich guten Bedingungen bei sehr ruhiger Luft.
 
> die Blausaumsucherei hat sich ja hier schon fast zu einem eigenständigen Hobby entwickelt

Die einen schauen durch einen Apo und sehen Bildfehler, die anderen benutzen ein Brillenglasfernrohr und entdecken das Weltall.

> Eine alte Erfahrungsregel besagt, dass einfache Achromate alle Details zeigen, wenn ihr Öffnungsverhältnis gleich 1,2 mal dem Objektivdurchmesser in cm ist (z.B. 10cm Objektivdurchmesser * 1,2 = Öffnungsverhältnis 1:12). Es wäre mal interessant, diese Regel mit einem Rohr mit reduzierten, sekundären Spektrum zu überprüfen.

Man sagt, dass der Farbfehler von ED-Apos etwa halb so groß ist wie der von Fraunhofer-Optiken. Das würde bedeuten, dass dieser 10 cm, f/11 den farblichen Korrekturzustand eines FH f/22 hätte. Das ist dann schon ordentlich, sogar besser als der Zeiß 80/1200.
 
Uwe Pilz schrieb:
> Die einen schauen durch einen Apo und sehen Bildfehler,
> die anderen benutzen ein Brillenglasfernrohr und entdecken
> das Weltall.

Der war gut...
CS Robert
 
Hallo Frank,

Eine alte Erfahrungsregel besagt, dass einfache Achromate alle Details zeigen, wenn ihr Öffnungsverhältnis gleich 1,2 mal dem Objektivdurchmesser in cm ist (z.B. 10cm Objektivdurchmesser * 1,2 = Öffnungsverhältnis 1:12).

was du da erwähnst ist das Fraunhofer Kriterium.
FH hatte es nur etwas anders formuliert nämlich N = 0,122xD
N… Öffnungszahl im englischen steht F dafür was heute üblicherweise verwendet wird.
D … Öffnung des Teleskops.

Also 100*0,122 = F 12,2 oder um zu dem von dir erwähnten Öffnungsverhältnis zu gelangen f/12,2.

Ich hatte hier mal eine Grafik erstellt die einem die Zusammenhänge etwas näher bringen soll.

RC_Wert_K2.jpg


Das FH Kriterium entspricht einem RC Wert von RC 4,2.
Also kann man anstelle der von dir erwähnten Formulierung auch einen RC von 4,2 erwarten.
Die Betrachtung des RC wertes macht die Antwort auf deine folgende Frage einfacher.

Es wäre mal interessant, diese Regel mit einem Rohr mit reduzierten, sekundären Spektrum zu überprüfen.

Denn RC Werte für diverse EDs sind ja bekannt.
Zu dem hier diskutierten ED102 gibt es ein LAS Diagramm anhand dem man den RC Wert abschätzen kann.
Ich hatte das hier schon mal erläutert.

90mm voll APO für 400€

Demnach dürfte man hier also theoretisch einen RC von etwas über 1 erwarten vorausgesetzt das es sich um die gleiche Optik handelt zu der das betreffende LSA Diagramm gehört.
Nun lässt sich deine Frage genau beantworten.
Der Farbfehler dieses EDs ist etwa 4 mal kleiner als es das FH Kriterium mit RC 4,2 fordert.

Grüße Gerd
 
Hallo Uwe,

Man sagt, dass der Farbfehler von ED-Apos etwa halb so groß ist wie der von Fraunhofer-Optiken. Das würde bedeuten, dass dieser 10 cm, f/11 den farblichen Korrekturzustand eines FH f/22 hätte. Das ist dann schon ordentlich, sogar besser als der Zeiß 80/1200.
nun das von dir erwähnte Verhältnis lässt sich anhand des sekundären Spektrums der Glaspaarung zumindest für den Farblängsfehler bestimmen.
Einfach die betreffenden sekundären Spektren ist Verhältnis setzen.
Hier einige Messwerte.
SP2.jpg

Zum hier diskutierten ED102 F11 gibt es ja leider noch keine Messwerte.
Laut LSA Diagramm wären hier etwa f/8000 zu erwarten (schwer genau zu sagen da hier nicht F/C,e sondern FC,d angegeben werden)
Also sollte er theoretisch gegenüber der Glaspaarung zb. des TAL100 mit f/2020 fast um Faktor 4 besser sein.

Grüße Gerd
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Gerd,

eine interessante Zusammenstellung, aber darum ging es mir nicht. Natürlich haben Teleskope mit einer besseren Farbkorrektur auch prinzipiell eine bessere Abbildungsgüte.

Ich wollte einfach einen visuellen Vergleich anregen, um abzuschätzen, wie sich die Farbkorrektur auf die Sichtbarkeit von Details auswirkt. Wichtig ist mir dabei die Detailsichtbarkeit, nicht die Blausaumsuche. Natürlich kann das nur eine Abschätzung sein (der Mensch ist kein physikalischer Apparat, über optische Probleme hatte ich schon etwas geschrieben), trotzdem würde ich es interessant finden, wie signifikant eventuell sichtbare Unterschiede sind. Die deutlichsten Unterschiede würde ich bei kontrastarmen Details erwarten, wobei natürlich Robert mit seinem Einwand recht hat, dass Jupiter dieses Jahr sehr horizontnah ist. Da die Luftunruhe aber eine Bias erzeugt, der sich auf Instrumente gleicher Öffnung gleich auswirken dürfte, sollte ein Vergleich trotzdem möglich sein.

C.S. Frank
 
Hallo Frank,

genau die Frage wie es um den Verlust an sichtbaren Details bestellt ist der eigentlich springende Punkt bei der Farbsaumsucherei. Mein Eindruck der letzten Jahre ist daß gerade bei Jupiter auch ein minimaler Farbfehler noch relativ viele Details unter die Wahrnehmungsgrenze drücken kann: so ist der Unterschied zwischen 80/1200 FH (Vixen 80L) und 80/1200 Zeiss AS an Jupiter wesentlich geringer als zwischen dem 80/1200 AS und dem 80/600 "Volksapo". Am Mond dagegen wirkt das Zeiss AS schon so farbrein daß man fast gar keine Details verliert. Ein perfekter 80mm APO würde vermutlich dann noch einen Hauch mehr Details an Jupiter zeigen als der 80/600 Volksapo. Insgesamt sehe ich Deine Vermutung da recht exakt bestätigt.


Viele Grüße Felix
 
Hallo Frank,

Ich wollte einfach einen visuellen Vergleich anregen, um abzuschätzen, wie sich die Farbkorrektur auf die Sichtbarkeit von Details auswirkt. Wichtig ist mir dabei die Detailsichtbarkeit, nicht die Blausaumsuche.

das ist natürlich ein sehr wichtigerer Punkt den du da ansprichst.
Mitunter hat man ja den Eindruck das einige der Blausaumsuche mehr Aufmerksamkeit schenken als der Beobachtung von Details.
Wie stark sich ein Farbfehler auf die Detailsichtbarkeit auswirkt scheint mir auch wesentlich von der Beobachtungserfahrung des Betreffenden mit Teleskopen die einen Farbfehler aufweisen abzuhängen.
Es ist schon auffällig das Leute die langjährige Beobachtungserfahrung mit FH Teleskopen haben eine erstaunliche Detailfülle mit diesen Teleskopen wahrnehmen können während Leute die sonst nur mit Farbfehlerfreien Teleskopen zu tun haben im Vergleich dazu am gleichen FH eher bescheidenen Ergebnisse vorweisen können.
Anscheinend lässt sich unsere Wahrnehmung entsprechend trainieren um mit einem Farbfehler besser klar zu kommen.
Es ist ja auch so das unser Wahrnehmungsvermögen unwichtige Dinge auszublenden vermag.
So stört zb. Nachts das ticken einer Uhr mit der Zeit gar nicht mehr weil unsere Wahrnehmung dieses Geräusch als unwichtig erkannt hat und ausblendet.
So gewöhnt man sich auch an einen Farbfehler und dieser wird mit der Zeit als viel weniger störend empfunden weil sich unsere Wahrnehmung wenn sie auf die Details gerichtet ist den Farbfehler als unwichtig einstuft und zumindest teilweise ausblendet.
Wer hingegen seine Aufmerksamkeit bei der Blausaumsuche primer dem Farbfehler widmet dessen Wahrnehmung wird wohl eher den Farbfehler als wichtig interpretieren und einige Details als unwichtig und diese daher ausblenden.
Man übersieht diese Details dann einfach obwohl sie tatsächlich sichtbar sind und der Farbfehler tritt stattdessen in den Vordergrund.
Es kommt halt sehr darauf an auf was wir unsere Aufmerksamkeit fokussieren, auch unbewusst.
Wer primär an den Farbfehler denkt hat einfach den Kopf nicht frei um sich auf die tatsächlich sichtbaren Details zu konzentrieren weil er vom Farbfehler abgelenkt wird.
Und um feine Details an der Grenze der Sichtbarkeit wahrnehmen zu können ist ein hohes Maß an Konzentration darauf erforderlich und ein wie man ja auch so schön sagt geschultes Auge.

Also das mit der Detailsichtbarkeit bei Anwesenheit von Farbfehlern ist doch eine wirklich sehr individuelle Sache.
Man kann bis zu einem gewissen Grad natürlich eben auch lernen trotz Farbfehler eine erstaunliche Detailfülle warnehmen zu können.
Zeichnungen erfahrener Beobachter mit FH Teleskopen beweisen das.

Grüße Gerd
 
Hallo Gerd,
das ist genau so, wie Du sagst. Der Mensch ist kein physikalischer Apparat. Menschliche Wahrnehmung ist ein hochkomplexer Prozess, was jemand wahrgenommen hat, hängt von Wissen, Erfahrung und Vorurteilen ab. Trotzdem ist es immer wieder interessant, hier Erfahrungen zu sammeln.
Unabhängig davon, möchte ich aber trotzdem nochmal klarstellen, dass die Apos und Halbapos natürlich prinzipiell die besseren Fernrohre sind. Die Fotos von Robert durch den Telementor und den ED sind schon beeindruckend. Schön, dass die Preise für ED-Optiken sich jetzt offensichtlich nach unten bewegen.

@Felix
Der ED-Volksappo und der AS 80/1200 dürften von der Farbkorrektur vergleichbar sein. Für den ED ergibt sich nach Angaben von Gerd eine Schnittweitendifferenz von Rot/Blau zu e zu f/5400, also bei einer Brennweite von 600mm wären das 0,11mm (gerundet, im Folgenden gerundete Werte). Der AS hat nach Angaben von Laux eine Schnittweitendifferenz von f/2500, das wären bei 1200mm Brennweite 0,48mm. Die Schärfentiefe beim ED ist 2*0,00055(ist die Wellenlänge)*7,5*7,5(das Quadrat des Öffnungsverhältnisses)= 0,062mm. Für den AS würde das eine Schärfentiefe von 0,25mm ergeben. Das Verhältnis von Schnittweitendifferenz zu Schärfentiefe (ich glaube, dass das dem RC-Wert von Lichtenkecker entspricht) wäre also beim ED 1,7 – beim AS 1,9.
Eine andere Möglichkeit die Farbkorrektur zu bewerten, wäre den geometrisch-optischen Durchmesser von Blau und Rot ins Verhältnis zum Durchmesser des Beugungsscheibchens bei e zu setzen. Der gerundete Durchmesser des Airyscheibchens ist beim ED 0,01m – beim AS 0,02mm. Der geometrische Durchmesser von Rot, bzw. Blau am Ort von e wäre (nach Strahlensatz) für den ED 0,015mm – für den AS 0,032mm. Damit wäre der geometrische Zerstreuungsdurchmesser beim ED (0,015/0,01) 1,5 mal – und beim AS (0,032/0,02) 1,6 mal größer, als das Beugungsscheibchen.
Wenn ich jetzt alle Formeln noch richtig im Kopf habe, und ich mich zu später Stunde nicht verrechnet habe, hätte damit der ED und der AS eine vergleichbare Farbkorrektur. Der ED hat zwar die besseren Gläser, der AS hat dafür das langsamere Öffnungsverhältnis (ein f/15 System mit ED-Gläsern wäre natürlich chromatisch top – so etwas wird aber niemand bauen). Damit wären die von Dir beobachteten Unterschiede nicht durch den Farbfehler erklärbar. Alte AS-Objektive sind wohl öfter dejustiert. Im Netz sind einige Testberichte, die deutliche Asymmetriefehler auf der Achse zeigen, ich selbst habe auch schon so ein Objektiv gesehen. Ich vermute, dass sich über die vielen Jahre, die die Objektive teilweise intensiv genutzt worden sind, die Zinnplättchen verändert haben. Die Dinger haben sehr angespannte Radien, und sind deshalb sehr justierempfindlich. Eventuell ist das bei Deinem Objektiv auch der Fall.

C.S. Frank
 
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