Hallo Defunct,
scharf gestellt wird einmal (nein, zweimal - das Okular hat auch einen Dioptrienausgleich). Die Fokussierung ist gewiss nicht als Sales Point angedacht und wird auch nicht so beworben

Normalerweise wird da einmal scharfgestellt und gut ist. Ein bisschen Unschärfe geht unter.
Zielgruppe für das Gerät (nicht für die Fokussierung, die gibt es so dazu!) sind zum Beispiel die, die sich
- ohne zu Zögern auch für 5000 Euro ein Teleskop ins Wohnzimmer stellen, einfach um sich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Davon gibt's mehr als du vielleicht denkst
- an den eigenen Pool (oder den vom Ferienhaus, für die ärmere Klientel) ein Teleskop hinstellen wollen, um z.B. bei einem Glas Wein mit Freunden auch mal einen Blick in den Himmel zu werfen (also genau das, was die Werbebilder zeigen). Da sind (vielleicht in einer anderen Gehaltsgruppe) auch die, die mit einem Teleskop, einer Angel und Sachen zum Grillen an den See fahren – und mit dem eVscope dann auch mehr als nur den Mond finden
- die von Matschflecken im Okular enttäuscht sind und endlich Farbe sehen wollen
- ein System wollen, das einfach funktioniert und ihnen die Sterne zeigt, ohne sich mit Technik beschäftigen zu wollen
- durchaus auch Sternwarten, die Öffentlichkeitsarbeit machen – wir haben das Gerät im Verein auch schon andiskutiert. Ein bisschen billiger muss es noch werden, aber dann ist es für abendliche Aktionen z.B. auf Festen sehr interessant. Man sieht was (sogar aus der Innenstadt), und es macht auch nichts aus, wenn jemand dagegen stößt – das Teleskop findet das Ziel schnell wieder. Schöne Ergänzung zum echten Teleskop, das auf dem Stadtfest auf Mond und Planeten beschränkt ist.
Alles Leute, die in der Regel keine Lust haben, eine Anleitung zu lesen und sich für Peters Ansatz, das selber zu bauen, nicht begeistern können, sondern ein System wollen, das Out of the Box funktioniert – und das man andernfalls dem Händler um die Ohren schlagen kann. Oder ihn dafür bezahlen, dass er es ihnen aufbaut. Und die nicht in Stellarium selber Ziele suchen wollen oder sich Beobachtungslisten machen wollen, sondern einfach vernünftige Vorschläge in der App kriegen wollen, was man gerade anschauen könnte. Full Service also statt alles selber machen.
Ist für mich auch nichts, aber es gibt genug, für die Astro nur ein kleines Hobby ist (und 3800 Euro Kleingeld), dass sie sich in den klaren Abenden am Urlaubsort nicht in Technik einarbeiten wollen, sondern einfach und unkompliziert was sehen wollen. Oder andernfalls auf eine Sternwarte gehen, sich eine Führung gönnen und dann von den tollen Galaxien enttäuscht sind.
Die Technik ist nichts Neues, ja. Aber ich hätte sehr gerne so eine unkomplizierte Goto-Montierung – hinstellen und loslegen. Celestron war da mit den SkyProdigy vor ein paar Jahren verdammt nah dran – aber sie haben zu sehr auf den Preis geschaut, das Stativ und die Teleskope waren zu billig, es gab nur den Handcontroller und keine intuitive App – bzw. überhaupt keine. Selbst wer bei den modernen Teleskopen StarSense-Modul und WLAN mitkauft, hat immer noch eine Bastellösung (Kamera auf das Teleskop setzen ist halt nicht elegant), und die Steuerung über eine eingekaufte SkySafari-Version ist auch nicht der Brüller, wenn man einfach nur eine Objektauswahl präsentiert bekommen kann und gleichzeitig die Möglichkeit hat, auch Objekte zu suchen oder als Profi Koordinaten einzugeben. Da sind die ganzen Steuerungen Steinzeit – und einen Computer mitschleppen? Kamera und Laptop mitschleppen? Den Laptop dann ins Gras stellen, oder noch einen Tisch für den Rechner mitnehmen? Im Vergleich zu Teleskop auf Stativ setzen, zwei Schrauben anziehen und Handy anschalten? Da kann man ja gleich Astrofotografie machen.
Wenn die meisten Leute so einfach auch nur mit dem Handcontroller und der Computersteuerung klarkommen würden, würde ich deutlich weniger Bücher zum Thema verkaufen. Und dann soll man es auch noch über Stellarium anschließen und Teleskoptreiber auswählen? Nachlesen, womit man Platesolving (was für'n Ding?) macht und das als Alignment (noch so'n Fremdwort) in Stellarium reinkriegt? Vielleicht noch extra einen Windows-Rechner kaufen, weil das alles nicht auf dem neuen MacBook läuft?
Das ist alles
kein Plug & Play, und das ist es, worauf der Apple-Vergleich abzielt. Dieses Plug&Play, dass es eben einfach und [zensiert]ensicher schlichtweg funktioniert, das begeistert mich wirklich. Da kommt kein aktueller Handcontroller, kein Laptop mit Stellarium und auch kein SkySafari an Benutzerfreundlichkeit mit, da muss man noch mehr wissen.
Wer Basteln will und sich in die Materie einarbeiten will, kann bessere Ergebnisse erzielen, klar. Aber nicht in der ersten Nacht. Und bis jemand, der noch
nie ein Teleskop bedient hat, einen EAA-Setup selbst mit Forumshilfe zusammengestellt und am Laufen hat, hat der eVscope-Benutzer schon längst seine Erfolgserlebnisse gehabt. Das meine ich mit andere Zielgruppe. Den Bastlern ist ein eVscope zu langweilig. Andere haben keine Lust zu Basteln und stecken die Zeit in anderes, während das Teleskop einfach zu funktionieren hat. Ist auch nichts verwerfliches dran. Aber die schauen vielleicht einen Dobson an und ignorieren den, weil er wie ein Mülleimer aussieht. Sowas stellt sich doch keiner ins Wohn/Arbeitszimmer, außer er steckt schon tiefer in der Szene drin.
Beste Grüße,
Alex
PS: Ich habe das als Leihgerät bekommen und behalte es auch nicht. Habe ich aber auch geschrieben, wenn du den ganzen Bericht gelesen hast. Liegt aber nicht am Preis – mein H-alpha-Filter war auch nicht billiger.