Willman-Bell macht dicht

aber diese Erkenntnis würde ich zumindest mal infrage stellen
Hi Harald,
das wundert mich etwas.
Die Zahl der Dollar-Milliardäre weltweit ist z.B. von 470 in 2000 auf 2755 in 2021 gestiegen. Die Anzahl der Reichen und damit die Nachfrage nach Luxus wächst.
Ich verstehe aber, was du meinst, glaube ich: Ich habe damit nicht gemeint, dass alle reicher werden. Das Fass der Verteilungsungleichheit wollte ich auch gar nicht aufmachen. Mein Argument war nur, dass es immer mehr Reiche gibt und man sich da - wenn man denn seine Luxusartikel exklusiv halten will - schon was einfallen lassen muss, um das Produkt zu schützen.
Gruß
Sebastian
 
Hallo Sebastian,

Ich habe damit nicht gemeint, dass alle reicher werden.

Alles gut. Ich wollte nur den Satzt nicht so stehen lassen, weil er eben implizert (für mich zumindest), dass alle reicher werden. Das mit den Milliardären mag schon stimmen. Aber die Schere geht halt auch immer mehr auf. Auch war der Satz allein von mir aus dem Zusammenhang gerissen.

Als ich noch im Studium war konnte ich mir die teuren Schinken nicht leisten, und ich rede nicht von den Büchern mit 200€++, auch die um 60-90€ herum musste ich dreimal nachdenken. Zugegeben, ich habe mir die allerwichtigsten halt schenken lassen und mir nur ab und zu mal, wenn die Kohle reichte, ein Fachbuch geleistet.
Das war in den 80/90ern.

cs,
harald

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Wie angekündigt, hat Sky & Telescope das Inventar von Willmann-Bell übernommen und nun schon mal 11 der populärsten Titel zu vernünftigen Preisen in seinem Shop zum Verkauf eingestellt:

Willmann-Bell

Dazu gehören so wohlbekannte Titel wie ASTRONOMICAL ALGORITHMS von Jean Meeus, und STAR TESTING ASTRONOMICAL TELESCOPES von Harold Suiter. Zu den angegebenen Buchpreisen kommen allerdings noch nicht unerhebliche Versandkosten dazu.

Das umfangreiche übrige Inventar von Willmann-Bell soll wohl in den nächsten Monaten peu à peu verfügbar gemacht werden.
 
Zu den angegebenen Buchpreisen kommen allerdings noch nicht unerhebliche Versandkosten dazu.

$ 15,50, um genau zu sein (Algorithms), nach heutigem Kurs € 13,42. Finde ich aus Amerika jetzt nicht sooo gewagt.
Macht dann
$35.95 + $15.50 = $51.45 = €44,54
Ist für mich OK.
Gut, man kann argumentieren die Versandkosten sind ca. 43% des Buchpreises, so kann man das natürlich auch sehen...o_O

cs,
harald

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Im Shop von Sky & Telescope sind jetzt die meisten Bücher von William-Bell wieder erhältlich.
Ich habe mir gleich den lange gesuchten 4. Band vom Nights Sky Observer's Guide bestellt.:)
Auch die Annals 1-8 sind scheinbar alle erhältlich.
CS Erik
 
Im Shop von Sky & Telescope sind jetzt die meisten Bücher von William-Bell wieder erhältlich. (...)
Auch die Annals 1-8 sind scheinbar alle erhältlich.
Ahoi,

Status Juni 2022? Die Annals eins bis acht sind nicht nur scheinbar erhältlich, sondern mindestens anscheinend, wahrscheinlich sogar wirklich. Das ist immerhin schön, die wirkliche Frage muß allerdings lauten: Soll es da in irgendeiner Weise weitergehen? Ein Lexikon, das gerade einmal zu einem Viertel des geplanten Gesamtumfangs verfügbar ist, dürfte wenig Freude bereiten. Ab Band sieben hat sich die Autorschaft ja auch schon um 50 Prozent verringert.

Schönen Gruß

Hans
 
Hallo Hans,
doch, die acht Bände bereiten viel Freude und sind eine Schatztruhe an Informationen für alle, die an DeepSky interessiert sind. Auch wenn die Reihe evtl. nicht vollständig erscheinen könnte, was aber aktuell durch den Verlagswechsel nicht im Raum steht, ist jeder Band für sich schon sehr viel wert. Es ist ja kein Lexikon im eigentlichen Sinn. Jeder Band deckt die darin besprochenen Sternbilder komplett ab (im Rahmen des Buchkonzepts).
Es waren auch bereits wieder alle Bände verfügbar, aber durch das große Interesse ist die erste Lieferung bereits wieder vergriffen. Nachschub aber unterwegs.
Viele Grüße,
Uli
 
Hallo Hans,
doch, die acht Bände bereiten viel Freude
Uli,

trotzdem sind es nur acht Bände. Ich habe die natürlich. Aber wenn es nicht weitergeht, bleibe ich bei Burnham, notgedrungen. Vielleicht war das Unternehmen auch etwas zu anspruchsvoll.

Was ich meine: In den Annalen kann ich Bootes nachschlagen. Dann kommt Corona Borealis. Dann KÄME Herkules. Fehlanzeige. Und nu? Doch wieder Burnham. Ich sehe es so: Die Enzyklopedia Brittanica ist beispielsweise in der Ausgabe von 1926 ein gesuchtes bibliophiles Objekt. Aber nur die Bände eins und zwei? Wer will das beziehungsweise wäre damit zufrieden? Ich leider nicht. Ich will alles, wenn auch nicht nach Säuglingswesen sofort.

Selbstredend hoffe ich, daß es weitergeht.

Schönen Gruß

Hans
 
Im Shop von Sky & Telescope sind jetzt die meisten Bücher von William-Bell wieder erhältlich.
Auch die Annals 1-8 sind scheinbar alle erhältlich.
Das ist immerhin schön, die wirkliche Frage muß allerdings lauten: Soll es da in irgendeiner Weise weitergehen? Ein Lexikon, das gerade einmal zu einem Viertel des geplanten Gesamtumfangs verfügbar ist, dürfte wenig Freude bereiten. Ab Band sieben hat sich die Autorschaft ja auch schon um 50 Prozent verringert.
Tja, manche Projekte sind halt so ehrgeizig und unrealistisch, dass sie innerhalb einer vernünftigen Zeitspanne nur ein Fragment vom angedachten Werk hervorbringen. Manchmal wird es ja dann von anderen fortgesetzt und irgendwann sogar vollendet. Erinnert irgendwie an die Entstehungsgeschichte vom Grimmschen Wörterbuch der deutschen Sprache:

Deutsches Wörterbuch

Der erste Band erschien lieferungsweise ab 1852 und war 1854 abgeschlossen, doch sie konnten zu ihren Lebzeiten nur einen kleinen Teil bearbeiten: Wilhelm Grimm, der die Beiträge zum Buchstaben D verfasste, starb 1859; Jacob, der die Buchstaben A, B, C und E abschließen konnte, starb am 20. September 1863 über der Bearbeitung des Artikels »Frucht«.

Immerhin: Nachfolgende Generationen von Sprachwissenschaftlern setzten die Arbeit fort ...
123 Jahre nach Beginn der Arbeit erschien im Januar 1961 mit der 380. Lieferung der 32. und letzte Band dieses Wörterbuches (Gesamtumfang: 67.744 Textspalten, ca. 320.000 Stichwörter, Gesamtgewicht 84 kg). Die ursprüngliche Auflage beträgt nur wenige hundert Exemplare. Der 33. Band ist ein 1971 erschienener Quellenband.


Die Frage drängt sich auf, ob die Fortsetzung einer Enzyklopädie wie Annals of the Deep Sky in Druckform im Zeitalter von Wikipedia und Internet überhaupt noch sinnvoll und zeitgemäß ist.

Gruß, Peter
 
Die Frage drängt sich auf, ob die Fortsetzung einer Enzyklopädie wie Annals of the Deep Sky in Druckform im Zeitalter von Wikipedia und Internet überhaupt noch sinnvoll und zeitgemäß ist.
Peter,

gewißlich drängt sich diese Frage auf, allerdings wären die von Dir genannten Bedinungen "sinnvoll und zeitgemäß" zu diskutieren. Teilweise bin ich immer noch mit Fragen unterwegs, die zu einem erstaunlich großen Teil im ausgehenden 19. Jahrhundert beantwortet worden sind, etwa bei Römischen Kaiserchronologien. Mitunter handelt es sich um abgelegene Quellen. Die bekomme ich, teilweise zu horrenden Preisen, im Antiquariat. Indernetz ist hier fast komplette Fehlanzeige. Man sollte bitte nicht glauben, daß alles, was jemals publiziert worden ist, auch digital vorliegt. Selbst wenn es inzwischen beispielsweise Georg Cantor, Gesammelte Abhandlungen mathematischen und philosophischen Inhalts, oder Leonhard Euler und Christian Goldbach, Briefwechsel 1729-1767 digital irgendwo geben sollte: Das sind Texte, die auf Papier und für Papier geschrieben worden sind. Einen Rechner möchte ich weder auf dem Lokus noch unter dem Kopfkissen. Hier spielen für mich auch Fragen der Ästhetik und des Stils mit. Weiterhin ist anzumerken, daß Papier, wenn es nicht gerade kurz vor oder nach 1900 hergestellt worden ist, 1000 Jahre oder länger haltbar ist. Wann das Indernetz kaputtgegangen sein wird, weiß ich nicht (hoffe aber, daß das möglichst bald geschieht). Man möge mir also bitte beistimmen, daß alles, was, sagen wir, älter ist als das Indernetz selbst, zum großen Teil in demselben nicht verfügbar ist.

Bleibt, und das dürfte der eigentliche Punkt Deiner Argumentation sein, sogenanntes zeitgenössisches Wissen. Vielleicht ist dessen Eintagsfliegenqualität wirklich in einem Eintagsfliegenmedium wie dem Indernetz gut oder besser aufgehoben als gedruckt. Ob das für die Annalen zutrifft, weiß ich nicht, bezeifle es aber eher. Bunham ist, was die technischen Daten betrifft, sicherlich überholt. Aber der Genuß, der ästhetische Genuß, den die Lektüre liefert, ändert daran nichts. Digital würde ich diesem Werk keine zwei Blicke würdigen.

Meiner Meinung nach kommen wir zur Grundfrage, "Was bleibt?", um den Titel Eduard Engels gleichnamigen Buches zu benutzen. Und es bleibt erstaunlich wenig. Neben Wissenschaft besteht meine Lektüre ab und zu aus dem, was in früheren Zeiten einmal unter Belletristik lief. Hier herrscht bei mir ein ökonomisches Prinzip, es werden keine lebenden Autoren (von minimalen Ausnahmen abgesehen). Die Geschichte hat gerichtet. Man muß "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" nicht dreimal lesen (zweimal reicht). Aber digital? Das geht nicht.

Nochmal zu Deinem Argument, zeitgemäßer Darstellungsform: Vielleicht hilft es uns weiter, wenn wir ganz einfach, wie oben angedeutet, unter Eintagsfliegenwissen, also Aktualitäten mit einer Halbwertzeit von ein bis zehn (von mir aus auch 50 oder 100) Jahren und tendenziell ewigen (200 Jahre reichen hierfür schon) unterscheiden? Das Problem bei der Eintagesfliegenproduktion ist aber das ungeheuere Rauschen.

Jetzt habe ich meinen Text nochmals durchgelesen, interessanterweise merke ich, daß das mir wichtigste Argument lautet: Lokus und Kopfkissen. Ja, meine geistige Herkunft liegt in Neanderthal.

Schönen Gruß

Hans
 
in 10 Jahren wird so etwas überhaupt keiner mehr fabrizieren wollen, weil es keine Nachfrage mehr geben wird.Niki
Niki,

bei mir sammeln sich mehr und mehr Bücher zusammen, für die es schon vor 100 oder 200 Jahren so gut wie keine Nachfrage gegeben hat. Schaue Dir bitte die Verkaufszahlen der Erstauflage von "Moby-Dick or, the Whale" an. Für "Anabasis" gab es 1000 Jahre genau null Nachfrage, weil nicht gedruckt. Trotzdem ist das Werk geblieben.

Kurzfassung: Deinem utilitaristischen Argument haften ein paar Mängeln an - wie jeglichem Utilitarismus. Grundlagenforschung ohne Sinn und Ziel, wie ein paar hohlköpfige Politiker immer wieder zu betonen sich nicht entblöden fällt ebenfalls unter dieses Verdikt.

Nee, nee, die je aktuelle Verblödung des Publikums auf den Wert einer Sache übertragen zu wollen, führt in die Irre. Telegramm nach Wien: Beethovens späte Streichquartette? Unverständlich, unsinnig und überflüssig (Stand 1827).

Schönen Gruß

Hans
 
Deinem utilitaristischen Argument haften ein paar Mängeln an - wie jeglichem Utilitarismus.
Ich mag gebildete Menschen. :cool::y:

Nee, nee, die je aktuelle Verblödung des Publikums auf den Wert einer Sache übertragen zu wollen, führt in die Irre.
Dieser Satz ist interessant. Die Selbstbezüglichkeit von einem Wert und denen, die ihn einer Sache zuweisen führt wohl dazu, dass - abgesehen von einer jeweils persönlichen Wertung, die einem auch niemand nehmen kann - sich der offenbare Wert jedes Dings aus dem Mittelwert aller Zuschreibungen ergibt.

Ein Ding hat soviel Wert, wie es auf ebay kostet. :D

Eine Sache beginnt keinen Wert mehr zu haben, wenn die - wie Du sagst - Verblödung des Publikums einer Sache einen erstrebenswerten Wert nicht mehr zuordnen kann oder will. Ich kenne nichts, das einen immanenten Wert besitzt, der einer Sache eingebrannt und unabdingbar und ewig eigen ist, wenn der letzte Wertschätzer diese Welt verlassen hat und ein neuer noch nicht geboren wurde. Aber ich weiß, das weißt Du alles.

Ich sehe die Welt aber so, dass es immer einige geben wird, die etwas Existierendem eine innere Schönheit und einen tieferen Sinn zuschreiben und später auch wieder abgewinnen können, doch ist es wie bei jedem Verein eine Frage der nachwachsenden Mitglieder, ob sich diese Wertschätzung über Generationen erhalten lässt.

Viel mehr scheint die Welt ein Kreislauf aus Vergessen und Wiederfinden, aus Wegwerfen und Ausgraben, aus Geringschätzen und erneutes Hochleben zu sein, doch manches, wenn nicht alles, verschwindet mit der Zeit allen Wandelns.

Die Höhlenzeichnungen von Lascaux sind heute noch schön, die Tempel auf Malta ebenfalls und Göbekli Tepe kann es mit locker mit Stonehenge aufnehmen, wie Beethovens späte Streichquartette mit "Moby-Dick or, the Whale". Die Annalen des tiefen Himmels werden ihren Weg in die Bibliotheken finden. Und in 500 Jahren werden Astrohistoriker mit zitternden Fingern in weißen Handschuhen ehrfürchtig darin blättern. Der Rest wird sich die digitale Version in VR und 3D ansehen, wenn es denn sein muss - um zu staunen.

Der Wert aller Dinge lebt nur in unseren Köpfen.
Und die sind bekanntlich so verschieden wie sterblich... :coffee:

lg
Niki
 
Hans, ich sehe da gar keinen Dissens zwischen uns, ganz im Gegenteil. Ich bin ebenfalls ein Freund von alten Büchern. Die drei Bände vom Burnham habe ich ebenfalls. Daneben auch zahlreiche historische Werke zur Geschichte der Astronomie und Instrumentenkunde.

Was die Chancen für eine Fortsetzung der nach 8 Bänden abgebrochenen Annals of the Deep Sky betrifft, da sehe ich allerdings schwarz. So eine gedruckte Enzyklopädie macht im Zeitalter von Wikipedia einfach keinen Sinn, genausowenig wie eine Neuauflage vom Brockhaus.

Man muss halt differenzieren zwischen kurzlebigen und epochalen Entwicklungen, wobei es da fließende Übergänge gibt. Was heute noch wie eine Eintagsfliege daherkommt, kann sich später als epochaler Durchbruch herausstellen.

Und was dem einen ein Graus ist, davon schwärmt ein anderer:
Für "Anabasis" gab es 1000 Jahre genau null Nachfrage, weil nicht gedruckt. Trotzdem ist das Werk geblieben.
Da kommen ja alte Erinnerungen hoch:
Xenophon.jpg

Bis dahin weiß ich es es sogar noch auswendig, wobei meine Ausgabe und Erinnerung da im Detail etwas von dem hier gezeigten Text abweicht ...

Gruß, Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
Ähem ???

Was hat das nun mit dem bedauerlichen Hinscheiden eines Buchhandels zu tun?

CS
Jörg
 
Dieser Fred ist in den melancholischen Philosophenmodus gewexelt. :oops:
Das ist auch das letzte Zimmer, in das wir alle gehen. Und wenn es nur für die letzten 3 Minuten ist... ;) :coffee:
Ich guck schon hie und da vorher zwischendurch mal rein, um mich daran zu gewöhnen.

Die letzten Worte sind immer: "Tja, das wars."
Ob Buchhandel oder Existenz. :D

lg
Niki
 
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