Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiffe

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cracy_lord

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Also,

in einem anderen Thema wurde schon darüber diskutiert ob wir Menschen zu anderen Himmelskörpern reisen sollen.

Generationenraumschiffe sind meiner Meinung nach nicht sonderlich sinnvoll da erstens die Menschen
die mit diesem Raumschiff fliegen nicht an das Ziel kommen (da sie in dem Raumschiff sterben)
und sich deshalb wohl auch nicht auf eine solche Aktion einlassen werden,
zweitens weil die Menschen die dann letztendlich am Ziel ankommen auch vielleicht gar nicht wissen wieso sie da sind
und letztlich weil ich glaube bis dieses Generationenraumschiff auch ein zu großer finanzieller
und materieller aufwand wäre (da es auch z.B. vor der Strahlung im Raum geschützt sein muss).

zum Thema Ernährung: um ein paar pflanzen und Agrarkulturen anbauen zu können muss man meiner Meinung kein Agrarwissenschaftler sein :neinnein:

mfg
alex
 
Hi Alex,

Wie will man sonst die riesigen Entfernungen überwinden? Die Raum/Zeitverkürzung kommt erst mit annähernd Lichtgeschwindigkeit spürbar zum Tragen und die Reise dauert trotzdem unter Umständen Jahrhunderte/tausende.

Anderseits werden wir vielleicht mal in der Lage sein unseren Körper mit Hilfe technischer oder gar gentechnischer Eingriffe viel länger am Leben zu erhalten.

Oder die Raumschiffe werden komplett automatisch betrieben und am Ziel aus, wie auch immer, eingelagerten Samen und Eizellen Menschen zeugen. ?)
 
Zum letzten Satz:
Und die Menschen werden nicht wissen, wer sie sind, wo sie sind, warum sie da sind, sie wissen nichts von der Erde und auch das Allgemeinwissen wird nicht vorhanden sein.

Ich werde mich in den nächsten Tagen ausführlicher dazu äußern. Im Moment fehlt mir etwas die Zeit, die habe ich meistens nachts um so mehr.
Für den Rest des Tages muss ich mich voraussichtlich mit ausgesprochen irdischen Dingen beschäftigen.
 
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Jetzt ausführlich:

Der technologische und logistische Aufwand wird riesig sein. Finanzierbar wird es auch nicht ohne weiteres sein.

Der Antrieb funktioniert vielleicht auf Basis von Kernfusion - wie auch immer, dazu gibt es verschiedene technische Ansätze, die im Internet nachzulesen sind.

Nehmen wir einmal an, wir hätten die finanziellen Probleme gelöst, ein riesiges Raumschiff gebaut, etwa 30 km lang, wie u.a. in der Wikipedia unter O’Neill-Insel vorgeschlagen wird.

Wer soll das bauen, wie soll so ein riesiges Gerät gestartet werden? Immerhin muss eine Geschwindigkeit von einigen km/s erreicht werden. Die einzige Möglichkeit besteht darin, das Gerät im Orbit oder auf dem Mond zusammenzubauen und von dort aus zu starten.

Das Ziel soll etwa irgendein Planet in einem 1000 Lj entfernten Planetensystem sein. Mit verträglicher üblicher Erdbeschleunigung (also 1g) braucht man 1000 Jahre, ab der halben Strecke wird dann mit 1g gebremst. Wegen relativistischer Effekte werden im Raumschiff nur knapp 7 Jahre vergangen sein. (Berechnung mit „Winfunktion16“, da gibt es ein Modul „relativistischer Raumflug“ wo man als Ausgangswerte verschiedene Beschleunigungen und Entfernungen einsetzen kann und dann Reisezeiten im Raumschiff, vergangene Zeit auf der Erde, Reisegeschwindigkeit usw. berechnet werden).

Dann wird man nach 500 Jahren sehr nahe an die Lichtgeschwindigkeit kommen – was der Gesundheit der Insassen abträglich sein dürfte.
Sie würden nichts sehen, alles wäre auf einen winzigen Punkt zusammengekrümmt und aus den riesigen Fenstern der Raumstation (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Spacecolony3edit.jpeg) würde man keine Planeten und Sterne sehen, sondern wegen des Dopplereffektes, der die Frequenz der empfangenen Strahlung drastisch erhöhen würde allenfalls riesige Mengen an Gammastrahlung bekommen - also im Ganzen eine sehr "ungesunde" Variante.

Selbst wenn man nur mit 0,01g beschleunigt, werden 98,7% der Lichtgeschwindigkeit erreicht, wäre aber 242 Jahre unterwegs, während auf der Erde 589 Jahre vergangen wären.
(Erscheint mir etwas merkwürdig, aber ich vertraue mal dem Programm Winfunktion).

Folglich muss man leider doch langsamer, also mit „herkömmlicher“ Geschwindigkeit reisen.

Angenommen sei eine Reisezeit von 1000 Jahren zu einem ausgewählten Planetensystem (auf die Entfernung soll es jetzt nicht ankommen, es soll soweit entfernt sein, dass man 1000 Jahre Reisezeit schätzt) - bei gemäßigter Beschleunigung, das entspricht etwa 40 Generationen zu je 25 Jahren.

Im Raumschiff sollen angenommen ca. 100 Personen einsteigen, welche die 1. Generation bilden. Sollten sie sich irgendwann vermehren – und dies ist ja der Sinn eines Generationenraumschiffs – werden alle nachfolgenden Generationen die gleichen „Urahnen“ haben: Eltern, Kinder, Enkel werden in einer Generation (horizontal) und generationsübergreifend (vertikal) immer verwandt sein. Der genetische Code der nachkommenden Generationen wird negativ beeinflusst, schwere geistige Schäden sind (nach Meinung von Genetikern) programmiert – das ist aber recht umstritten. Zumindest ist solches Verhalten aber auch nach unseren Gesetzen strafbar. In diesem Raumschiff wird die Vermehrung aber nur unter diesen Umständen vor sich gehen können.

Im folgenden ein Szenario, dass sich auf dieser Raumstation eventuell im Laufe der Zeit ereignen könnte.

Als nächstes nehme ich die Perspektive eines Missionsmitgliedes der 1. Generation ein. Es wird wissen, dass es den Rest seines Lebens in einem vergleichsweise kleinen Raumschiff zubringen muss, auch wenn es 30 km groß ist.
Er (oder sie) wird sich von allen Bekannten, Freunden verabschieden müssen. Ihm ist klar, dass er die Erde nie wieder sieht.
Weiterhin ist unklar, ob die Mission das allererste Stadium auf der Reise zu den Sternen übersteht oder ob schon unmittelbar nach dem Start irgendeine Katastrofe eintritt, die durch ein winziges Detail ausgelöst wird, das übersehen wurde. Das Risiko fliegt ab der 1. Sekunde mit.

Diese 1. Generation hat nun die Aufgabe, sich zu vermehren und alles Wissen von der Erde an die nachfolgende Generation zu übertragen.

Spätestens die 3. Generation (von 40) wird die Erde nur noch als eine Art Mythologie von den vorangegangenen Generationen kennen lernen ohne jemals einen persönlichen Bezug entwickeln zu können und die nachfolgenden werden das weitererzählen was sie selbst nur durch Erzählungen kennen.
Das Wissen um die Erde und auch das Allgemeinwissen an sich wird nach und nach verloren gehen.

Nicht nur das Wissen um die Fakten der Erde, sondern auch die Wissenschaft muss von Generation zu Generation weitergegeben werden. Sicher gibt es Datenbanken mit theoretischen Abhandlungen und Bildern, aber allein das stellt die Weitergabe des Wissens nicht sicher.
Wer einmal vor einer Schulklasse auf der Erde gestanden hat, weiß, dass der Anteil der Lernwilligen meist deutlich < 100% ist.
Das Wissen nachfolgender Generationen kann nun aber kaum höher sein als das, was die Eltern ihnen gelehrt haben. Innerhalb der angenommenen 40 Generationen wird es zwangsläufig mal vorkommen, dass Wissenschaft und Bildung nicht so von den Kindern angenommen werden, wie das zwangsläufig unter den geg. Umständen erforderlich wäre.

Spätestens dann ist aber die Weitervermittlung des notwendigen Wissens erheblich beeinträchtigt.
Man wird vielleicht nicht mehr mit dem ökologischen Kreislauf im Raumschiff klarkommen, weil das Wissen fehlt. Gleiches gilt für die Steuerung oder das Begegnen mit auftretenden Gefahren.

Irgendwann werden die aktuellen Bewohner der Generationen x (10<x<40) vielleicht – glücklicherweise - zur Überzeugung gelangen, ihr Raumschiff wäre ihre ursprünglicher "Planet".
Man wird die 30 km dann auch nicht mehr als beengt wahrnehmen, weil man nichts anderes als Vergleichsmaßstab hat.

Man wird nicht mehr wissen, dass man von einem Planeten „Erde“ ausgeschickt wurde um irgendwann ein entferntes Planetensystem zu besiedeln. Sollte dort irgendwo in dem Raumschiff wider Erwarten ein „weiser Mann“ leben, der aus uralten Aufzeichnungen ableitet, dass man von einem Planeten „Erde“ abstammt und auf der Reise zum System „XY-Alpha123“ (fiktiver angenommer Name des Zieles) ist, wird man ihn freundlich belächeln wegen seines verschrobenen Weltbildes: „Er meint, es gäbe „Planeten“ außerhalb unserer Welt…und wir wären auf einer großen Reise. Nun ja, jeder hat das Recht auf sein eigenes Weltbild, auch wenn es merkwürdig ist.“

Sollte der glückliche Umstand, dass die Reisenden annehmen, ihr abgeschlossenes Raumschiff sei das „Universum an sich“ nicht eintreten, müssten sie erkennen, auf einer sehr kleinen Insel durch das Universum zu rasen, ohne selbst ein Ziel zu haben (denn dieses liegt ggf. noch Jahrhunderte in der Zukunft), sterben zu müssen für einen relativ fernen Zweck – ohne die Erde kennen gelernt zu haben, ohne den fiktiven Planeten zu dem man angeblich fliegt, selbst betreten zu können…keine sehr schöne Perspektive für den, den es eben betrifft.

Und eines Tages wird man vielleicht, am Ziel ankommen
- wenn das ökologische System tatsächlich so lange funktioniert hat,
- keine unvorhergesehenen Katastrofen eingetreten sind (Asteroideneinschlag, Raumschiff wird von einem schwarzen Loch geschluckt, Katastrofen durch Umstände im Inneren des Raumschiffs, Bewohner fallen einer Epidemie zum Opfer…).

Selbst dann ist der Erfolg keineswegs sicher:
Falls die Bewohner zur Überzeugung gelangt sind, ihr Raumschiff wäre ihre Heimat, werden sie vorbeifliegen. „Erde“ , „System XY“ und die „Astronomie an sich“ gelten allenfalls als eine Art Religion und Mythos. Sie werden nicht wissen, warum sie in diesem Raumschiff sind und wohin die Reise gehen sollte.

Keineswegs sicher ist auch, ob denn der Zielplanet wirklich die Erwartungen erfüllt, die man ursprünglich auf der Erde damit verbunden hat. Wenn man heute einen erdähnlichen Exoplaneten entdeckt – so weiß man doch im Grunde von diesem so gut wie nichts.

„Erdähnlich“ heißt doch derzeit jeder Exoplanet, der eventuell(!) das 0,5-5 fache der Erdmasse haben könnte und wahrscheinlich nicht allzu nahe an seinem Stern ist, so dass da vielleicht annehmbare Temperaturen und vielleicht auch Wasser existieren könnte.
Das sind sehr vage Erkenntnisse und einen Flug würde ich auf Grund so unsicherer Daten weder organisieren/finanzieren wollen oder gar daran teilnehmen wollen.

Und zum Schluss: Wenn die höchst unwahrscheinliche Variante eintritt, dass auf diesem Planeten schon höheres Leben existiert – wollen wir den Planeten dann mit Gewalt erobern, eine Kraftprobe mit einer Biologie, möglicherweise Technik, versuchen, die wir nicht ansatzweise verstehen?

Fazit: Solchen Missionen sehe ich recht skeptisch, auch pessimistisch.

Vielleicht gibt es aber auch ganz andere Möglichkeiten, manche Physiker glauben z.B. an so genannte “Wurmlöcher“, die man benutzen kann, riesige Entfernungen in winzigen Zeiteinheiten durch Abkürzungen in zusätzlichen Dimensionen überbrücken zu können.
Der bekannte Schriftsteller Johannes von Buttlar (ob „Wissenschaftler“ als Bezeichnung gerechtfertigt ist, kann ich nicht beurteilen) meint, man könne eventuell im Teilchenbeschleuniger von Genf Wurmlöcher erzeugen.

http://www.bild.de/BILD/news/vermis...tseller-autor-johannes-von-buttlar.html?o=RSS

Dann freilich brauchen wir kein solches Raumschiff.

Der ganze Beitrag von mir ist im SF-Bereich angesiedelt. Warum also keine Wurmlöcher benutzen? :)
 
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Hallo alle!

Zuerst mal, um diesen Thread zu verstehen,
sollte man zuvor diesen hier gelesen haben.

Zu Orion12:

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen,
wenn ich sage, dass ich Fan bin von den O'Neill Zylindern,
heisst das nicht, dass ich auch Fan bin von den
Generationenraumschiffen zu anderen Sternen.
Man kann die auch recht gut in unserem eigenen
Sonnensystem einsetzen. Zur Erinnerung, das Thema
war Besiedelung von Mond und Mars und überhaupt
bemannte Raumfahrt und warum und so.

Natürlich ist das ganze noch ziemlich SciFi,
und insofern kommt jeder zu eigenen Schlüssen,
je nachdem, welche Grundannahmen als "gerechtfertigt"
betrachtet werden. Und man könnte ganze Romane
darüber schreiben.

Es ist klar, dass der Bau von so einem Raumschiff
ein riesiger logistischer Aufwand wäre.
Die Frage nach "finanzierbar" erübrigt sich,
wir wissen nicht, wie die Menschen in fünfhundert
Jahren über Geld denken.

Zusammenbau wäre natürlich im Weltall,
Material kommt vom Mond oder sonst wo her,
sicher nicht von der Erde.

Antrieb für Sternenschiff: Keine Ahnung, Fusion,
und nur zu Beginn und Ende der Reise, und vMax
wenn's hoch kommt 0,01c. Auf jeden Fall ein
ganz kritischer Punkt. An relativistische Reisen
glaube ich persönlich nicht. Aber wer weiss...

"Am Anfang 100 Personen". Wieso bloss 100?
Da passen doch 100000 rein in den Zylinder!
Ok, die alle hochbringen ist auch ein Aufwand,
aber bestimmt werden einige davon auch
auf dem Mond produziert... ;)

Und, warum sollten die Bewohner keine Astronomie
betreiben? Man kann doch leicht ein paar Teleskope
mitnehmen! Die Degeneration des Wissens wie du
sie beschreibst halte ich ganz und gar nicht
für so selbstverständlich.

Die Eignung des Zielplanets... die sollte man natürlich
vorher auskundschaften. Heute ist das noch nicht möglich,
aber wenn man anschaut, welche Fortschritte die
Exoplanetarier die letzten Jahre gemacht haben, ist das
keineswegs ausgeschlossen.

Das Hauptproblem liegt meiner Meinung nach woanders,
nämlich dass die Technik tausende Jahre durchhält.
Die Entropie wächst nämlich immer, per Naturgesetz.
Die Energieversorgung muss so lange reichen,
ohne einen Stern in der Nähe, und Material kann
man auch nicht eben mal kurz nachfüllen. Selbst
bei einer minimalsten Leckagerate ist die Atemluft
irgendwann entwichen. Alles was kaputt geht
muss zu 100.0000000% recycled werden. Es stellt
sich also schon die Frage, wie lange das geht.
Aber vielleicht ist das ja auch "nur" eine
Frage der Grösse des Raumschiffs....

Und Wurmlöcher, das ist total spekulativ.
Die Generationenschiffe sind ein vielfaches "realistischer".

Ok. Genug geschrieben.

Gruss
Thorsten
 
Alles in allem sicher ein spannendes Thema für verschiedene Fachrichtungen.

Generationenschiffe benötigen eine ziemlich perfekte (ausgeglichene) Ausgangslage/Gesellschaftsstruktur und ein ausgeklügeltes Erziehungs/Bildungswesen, die/das gewärleisten kann, dass Wissen nicht verloren geht und irgendwelche inneren/äusseren Konflikte sich nicht zur Gefahr hochschaukeln können. Anderseits dürften negative Anreize weitgehend fehlen/unbekannt sein (so wegen Neid, Gier, Zerstörungslust, Gewaltkomplex), weil sie nicht geschürt werden.

Die fremde Biologie/Geologie des Zielplaneten dürfte zusätzlich eine grosse Herausforderung sein. So wegen Krankheiten und anderen unbekannten Gefahren.
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Hallo zusammen,

ist ja eine spannende Diskussion, die mich zu ein paar Fragen bringt. Ich möchte mir nicht anmaßen, die Antworten zu kennen...

- Was ist das Problem am Reisen nahe c? Längenkontraktion und Zeitdilatation sorgt doch gerade dafür, dass die "Physik" lokal unabhängig von der Geschwindigkeit ist. Ein Reisender der bei 0,99c in einem ebenso schnellen Raumschiff sitzt, sollte keine Veränderung merken, oder?

- Warum ist eine Gesellschaft in einem 30km großen Raumschif kulturell nicht stabil? Wie groß müddte denn ein Raumschiff sein, um kulturell und evolutionär stabil zu sein (ein Kugelförmiges Raumschiff mit ca. 13000km Durchmesser scheint ja relativ stabil zu sein.......)?

- Warum sollte sich für eine solche Mission kein Freiwilliger finden? Ich gehe davon aus, dass eine globale Suche deutlich mehr als 1000 Freiwillige hervorbringen würde. Seine Familie kann man ja mitnehmen...

- Was ist das Problem bei der Finanzierung? Die Menschheit hat mit primitivsten Mitteln Pyramiden, Kathedralen, etc. gebaut.


Gruss,
Chip
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Hallo "Chip"!

"Reisen nahe c":
Zwei grundlegende Probleme:
1) Dahin kommen. Man braucht IRSINNIGE Energiemengen,
die meiner Ansicht nach niemals technisch bereit gestellt
werden können. Ich weiss, früher dachte man auch,
der Mensch könne nie fliegen usw., deshalb will ich
nicht sagen, dass das nicht eines Tages doch geht. Aber ich
gehöre zu den Leuten, die in solchen Diskussionen
ein Minimum an technischem Realismus haben wollen.
Sonst können wir gleich weiter zu den Wurmlöchern gehen.
Ist auch spannend, aber vollkommen spekulativ
und deshalb zumindest für mich ein bisschen weniger
interessant. Ich bevorzuge Konzepte, die zumindest
im Prinzip mit der heute gültigen Physik nicht
vollkommen total unmöglich sind.

2) Wenn man doch so schnell fliegen könnte,
hat man mit ner Menge Problemen zu kämpfen,
z.B. die Strahlung die entsteht durch Kollision
mit den (seltenen, aber vorhandenen) Atomen
im Flugpfad. Das Raumschiff würde sich vermutlich
ziemlich aufheizen.
Allerdings: Wenn man das obige Energieproblem
lösen kann, denke ich, dass man auch den Rest
in den Griff bekommt (Kühlung, Magnetschutzschirm...).

"Minimalgrösse eines Raumschiffs für stabile Gesellschaft":
Weiss nicht wo die Grenze liegt, aber irgendwo wird
sie sicher liegen.

"Freiwillige": Gibt's bestimmt genug.

"Finanzierung": Siehe mein Posting oben.

Grüsse vom regnerischen Mittelmeer
Thorsten


 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen,
wenn ich sage, dass ich Fan bin von den O'Neill Zylindern...

Aber das Raumschiff könnte (Konjunktv!) ungefähr so aussehen, auch von der Größe würde es passen.
Ein wenig hat mich auch das Bild auf der Seite "inspiriert".



- Gammastrahlung, siehe oben
- Sichtwinkel wird auf winzig-kleinen Punkt (dunkelblau gefärbt) gekrümmt, auch im Raumschiff
- riesige Energiemenge zur Beschleunigung nötig
- Jedes kleinste Objekt, dass das Raumschiff mit seiner zwangsläufig riesigen Außenfläche trifft, schlägt mit der Energie einer herkömmlichen Kernwaffe ein.
- keine Möglichkeit, Ausweichmanöver fliegen zu können, da man nicht schnell genug reagieren kann...

 
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Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Okay, verstanden:

Die Strahlung muss man irgendwie in den Griff bekommen; ebenso die Kollision mit Materie. Aber zu den anderen Punkten:

- die Energie zum beschleunigen finde ich jetzt nicht so gigantisch!. Nehmen wir mal 99,9%c als geplante Endgeschwindigkeit. Die relativistische Masse hat sich bei Endgeschwindigkeit etwa versiebenfacht. Nehmen wir Faktor 10.
Je kg Startgewicht muss man also weniger als 0,5*10*1kg*c^2 < 5*10^17 J reinstecken.
Wenn man 500 Jahre Zeit zum Beschleunigen hat, dann bedeutet das, dass der Antrieb weniger als 30 MW Bewegungsenergie erzeugen muss. liefern muss (wenn ich mich nicht verrechnet habe).
Natürlich ist das viel, wenn man bedenkt, dass dann ein modernes Atomkraftwerk nicht mal ganz 100kg Startgewicht beschleunigen kann, aber das ist nicht so weit von schon heute erzielbaren Größenordnungen weg, wie man intuitiv vermuten würde.
(Mir ist auch bewusst, das selbst direkter Umwandlung von Materie in Bewegungsenergie mit das Raumschiff etwa das 1000fache seines Leergewichts als Treibstoff mitführen muss...)
Könnte also alles technisch lösbar sein

- Der Sichthorizont ist aus meiner Sicht überhaupt kein Problem, da man ja gerade mit so schnellen Geschwindigkeiten reist, weil der Abstand zwischen zwei Objekten so irrsinnig hoch ist.


In Summe also machbar ;-)

Gruss,
Chip



 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Hallo,
also ich würde ja einsteigen, da würde ich den ganzen Tag aus dem Fenster schauen. Da ich dann ja in der ersten Generation wäre, wäre das mit der Farbverschiebung nicht merklich und die Sterne wären alle noch zu sehen.
Problem ist nur, meine Familie würde wohl nicht einsteigen - also wird's wohl nix :-(
Wenn ich mir den Zylinder so ansehe, frage ich mich, in welche Richtung der beschleunigt. Wenn der nach einer der Seiten fliegt, würden durch die Trägheit, doch die ganzen Felder zur anderen Seite rutschen, dann hätten die doch den ganzen Dreck am hinteren Ende zusammengequetscht. :-?

Da müsst Ihr noch ne Menge offener Fragen klären.
Viel Spass damit

ciao
Johannes
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Der Sichthorizont ist aus meiner Sicht überhaupt kein Problem, da man ja gerade mit so schnellen Geschwindigkeiten reist, weil der Abstand zwischen zwei Objekten so irrsinnig hoch ist.

Zwischen "Sichthorizont" und Abstand des Reisezieles gibt es keinen Zusammenhang.

Die Degeneration des Wissens wie du
sie beschreibst halte ich ganz und gar nicht
für so selbstverständlich.

Doch, weil man weder die Erde noch den Zielplaneten noch sonst irgendwelche außerhalb des Raumschiffs befindlichen Objekte praktisch kennt sondern nur aus Bildern, Datenbanken, gedruckten Erörterungen.
Stelle dir einfach mal eine hypothetische Intelligenz vor, die sich auf dem Meeresgrund des Pazifiks entwickelt hat und den Himmel da draußen nie gesehen hat.
Die wird keinerlei Motivation haben, astronomische Forschung zu betreiben, auch nichts "draußen" beobachten können und möglicherweise das Universum nicht einmal erahnen. So ungefähr muss es Raumfahrern vorkommen, die seit Generationen in einer abgeschlossenen Kapsel eingeschlossen sind - sie werden die Außenwand als Grenze "ihres Universums" akzeptieren und gar nicht mehr wissen, was sie antworten sollen, wenn man sie nach einem übergeordneten Universum außerhalb des Raumschiffs fragt: "Das ist Pseudowissenschaft und für uns nicht verifizierbar. Dazu müssten wir uns außerhalb unseres Systems begeben und das können wir nicht."
(Eine berühmte Floskel von Astronomen, wenn sie keine Antwort wissen: "Das ist nicht verifizierbar.")
Man hat es einfach im Laufe der Generationen vergessen, was außerhalb des Raumschiffs ist und dass da überhaupt noch etwas ist.

Außerdem, wie schon heute morgen angedacht, wer weiß, ob nicht irgendwann die Vererbung von Bildung stagniert, weil irgendwann Unterhaltung und Spaß eine höhere Priorität bekommen - nicht jeder ist bereit, sich mit komplizierten und abstrakten Theorien herumzuplagen.
Die meisten mögen über die Reise zum System "XY" ähnlich denken, wie wir, wenn wir uns über Reisen durch Wurmlöcher unterhalten: Das Thema "Expedition zu irgendeinem fernen Stern" hat einen gewissen Unterhaltungswert, ist aber nicht mehr Bestandteil des allgemeinen Bewusstseins der Raumfahrer.

Wenn dann erst einmal eine Spaßgeneration auf intellektuellem Niveau einer Hauptschule das Raumschiff besiedelt hat, wird die Weitergabe von Wissen und Erfahrung unmöglich.

Möglicherweise scheitert die gesamte Expedition, weil keiner mehr den Sinn und die Funktionsweise der Mechanismen des Raumschiffs versteht: Zentrale Steuereinheiten werden als unklare "Kultobjekte" missgedeutet oder die Technik zweckentfremdet benutzt.

Analogie: Wenn Archäologen heute ein 2000 Jahre altes Grab finden, wissen die auch nicht immer sofort, welchen Zweck jeder Gegenstand gehabt hat. Das Wissen ist zum Teil verloren gegangen.

Letztlich: selbst wenn die Expedition gelingt und das Raumschiff durch ursprünglich von der Erde eingegebene Programme, die unabhängig der Bewohner funktionieren, weil sie nicht störanfällig oder nachträglich beeinflussbar sind - wer weiß denn, wie der Wissensstand und die technischen Fähigkeiten der Raumfahrer sind. Die Gestrandeten können sich die Landung gar nicht erklären, außer durch irgendeine übernatürliche Fügung.

Sind sie intellektuell auf dem Niveau von Dirk Bach, Paris Hilton oder Mittermeier werden sie ein wenig Spaß haben, sich mit Dreck bewerfen, herumaffen, möglicherweise sich irgendwelche herumkrabbelnden Lebewesen in Mund und Nase stopfen - aber niemals den Planeten besiedeln, wie dies ursprünglich einmal angedacht war, denn zu intelligenten Leistungen wird es nicht mehr reichen, weil schon die vorangegangenen Generationen ihnen das Denken nicht mehr vermittelt haben.

Auch Bach und Mittermeier haben im 10. oder 5. Jh. sicher intelligente Vorfahren gehabt, aber die genannten Personen sind ein passendes Beispiel, dass Intelligenz eben nicht notwendig über Jahrhunderte immer weiter vererbt wird.
 
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Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Zitat von Orion12:
Die Degeneration des Wissens wie du
sie beschreibst halte ich ganz und gar nicht
für so selbstverständlich.
Doch, weil man weder die Erde noch den Zielplaneten noch sonst irgendwelche außerhalb des Raumschiffs befindlichen Objekte praktisch kennt sondern nur aus Bildern, Datenbanken, gedruckten Erörterungen.
Denke auch, dass einer Degeneration einiges entgegengesetzt werden kann. In Sachen Weitergabe/Veranschaulichung von Wissen oder auch nur von dreidimensionalen Landschaften/Welten mit Hilfe des Computers und spez. Betrachtungsgeräten (auch solche, die körperliche Reize vermitteln), wird es schon in den nächsten Jahrzehnten erstaunliche Fortschritte geben (würde ich sagen).

Wie sich diese Isolation auswirkt hängt von den Aufgaben und Möglichkeiten innerhalb des Raumschiffes ab.
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Zitat von Orion12:
Letztlich: selbst wenn die Expedition gelingt und das Raumschiff durch ursprünglich von der Erde eingegebene Programme, die unabhängig der Bewohner funktionieren, weil sie nicht störanfällig oder nachträglich beeinflussbar sind - wer weiß denn, wie der Wissensstand und die technischen Fähigkeiten der Raumfahrer sind. Die Gestrandeten können sich die Landung gar nicht erklären, außer durch irgendeine übernatürliche Fügung...
Es ist auf jeden Fall entscheidend, dass sich jede Generation über den Zustand/Umstand und Ziel ihrer Reise stehts bewusst ist. Wie und ob das funktioniert kann ich mir auch nicht befriedigend vorstellen.

Das Einschwenken in den Orbit um den Zielplaneten müsste aber das erklärte Ziel jeder Generation sein/bleiben. Einfach weil es ein sehr lohnendes, bzw. das einzige Ziel ist (ausser der Umkehr wenn möglich). Sonst läuft das Raumschiff Gefahr irgendwann doch noch zerstört zu werden.
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Nehmen wir mal 99,9%c als geplante Endgeschwindigkeit. Die relativistische Masse hat sich bei Endgeschwindigkeit etwa versiebenfacht.

Nee, stimmt nicht, für v/c = 0.999 beträgt der Faktor bereits 22.37, da hast Du wohl eine Dezimalstelle weggelassen.

Je kg Startgewicht muss man also weniger als 0,5*10*1kg*c^2 < 5*10^17 J reinstecken.

Eine Masse von 1 kg mit v = 0.999 c hat eine Gesamtenergie (einschließlich der Ruhenergie von 9 x 10^16 J) von 2.01 x 10^18 J. Die reine Bewegungsenergie abzüglich der Ruhenergie beträgt also 1.92 x 10^18 J pro kg.

Wenn man 500 Jahre Zeit zum Beschleunigen hat, dann bedeutet das, dass der Antrieb weniger als 30 MW Bewegungsenergie erzeugen muss. liefern muss (wenn ich mich nicht verrechnet habe).
Natürlich ist das viel, wenn man bedenkt, dass dann ein modernes Atomkraftwerk nicht mal ganz 100kg Startgewicht beschleunigen kann, aber das ist nicht so weit von schon heute erzielbaren Größenordnungen weg, wie man intuitiv vermuten würde.

Vor allem fehlt bei der Argumentation, dass Du Du das ganze Atomkraftwerk und den Kernbrennstoff ebenfalls auf 0.999 c beschleunigen müsstest. Dazu reicht aber die Effizienz der Kernenergieerzeungung nicht annähernd aus:

Bei der Spaltung eines U-235 Kerns wird ungefähr eine Energie von 200 MeV frei. Das ist aber weniger als 0.1% der Ruhenergie des U-235 Kerns. Und mit diesen lumpigen 200 MeV willst Du den Kern auf eine Energie von 5 Milionen MeV entsprechend dem 22-fachen seiner Ruhmasse beschleunnigen?


Da fehlt mindestens ein Faktor 25 000, und das berücksichtigt noch nicht einmal irgendeine "Nutzlast".

Nichts für ungut,
mit freundlichen Grüßen,
Peter





 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Gegen das Reisen mit (fast) Lichtgeschwindigkeit habe ich ein kleines Video aufgestöbert:

http://www.br-online.de/br-alpha/al...ichtgeschwindigkeit--2005-ID1207917973107.xml

Der Moderator bestätigt mit seinen Worten exakt das, was ich weiter oben schon zu diesem Thema zu erklären versucht hatte:
Am Beispiel von Star Trek kommt er u.a. beim Thema "Gammastrahlung" zum gleichen Schluss wie ich.

Faszinierend! :)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi,

das ist aber recht umstritten. Zumindest ist solches Verhalten aber auch nach unseren Gesetzen strafbar. In diesem Raumschiff wird die Vermehrung aber nur unter diesen Umständen vor sich gehen können.

Der Genpool wäre zwar recht klein, aber Inzest würde ich es nicht nennen. Selbst eine Ehe unter Cousins ist ja in D erlaubt. Ich denke auch nicht, dass bei einem derlei, zwar kleinen, aber dennoch nicht zu kleinen Genpool Inzestdegenerationen auftreten.

Dennoch halte ich ein Generationenraumschiff für Quatsch und teile deine übrigen Argumente.

Was die "Wurmlöcher" betrifft: die könnten einen gehörigen Schlag versetzt bekommen haben, siehe dazu die neue Aussage der "Spektrum" und chaotisches Quantenuniversum.

Grüße
Möbius
 
Dazu ein SciFi Buch

Hallo,

ich empfehle:

Rendezvous with Rama von Arthur C. Clarke

Durchaus lesenswert und eines seiner besten Sci-Fi Bücher. Der alte Fuchs schrieb danach drei Fortsetzungen, die so überflüssig waren wie 2010 und 3001.

Wollte Morgan Freeman verfilmen. Wurde aber nix daraus, dürfte auch verdammt schwer zu realisieren sein.

Grüße
Möbius
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Hi,

für die erste Frage empfehle ich immer wieder gerne:

http://www.fourmilab.ch/cship/cship.html

und für die letzte Frage vielleicht die Anmerkung, dass es nicht nur die primitivsten Mittel, sondern auch die z.T. die brutalsten Ausbeutungsmethoden in Verbindung mit primitivsten Aberglauben waren.

Grüße
Möbius

 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Zitat von Orion12:
Der Sichthorizont ist aus meiner Sicht überhaupt kein Problem, da man ja gerade mit so schnellen Geschwindigkeiten reist, weil der Abstand zwischen zwei Objekten so irrsinnig hoch ist.

Zwischen "Sichthorizont" und Abstand des Reisezieles gibt es keinen Zusammenhang.

Für die Frage wie störend ein engeschränkter Sichthorizont ist, ist der Abstand des Reisziels ebenso wie die Dichte möglicher Kollisionsobjekte aber sehr relevant.

Zitat von Orion12:
Die Degeneration des Wissens wie du
sie beschreibst halte ich ganz und gar nicht
für so selbstverständlich.

Doch, weil man weder die Erde noch den Zielplaneten noch sonst irgendwelche außerhalb des Raumschiffs befindlichen Objekte praktisch kennt sondern nur aus Bildern, Datenbanken, gedruckten Erörterungen.
Stelle dir einfach mal eine hypothetische Intelligenz vor, die sich auf dem Meeresgrund des Pazifiks entwickelt hat und den Himmel da draußen nie gesehen hat.

Diese Argumentation kann ich nicht nachvollziehen: Die Bewohner eines solchen Raumschiffes bewegen sich durch das Weltall und nehmen dieses auch wahr. Unabhängig von ihrem Ursprungsauftrag ist dessen erforschung für diese auch spannend. Und wenn "Historiker" in diesem Raumschiff die Geschichten von der Erde aufarbeiten, dann ist für sie das finden einer neuen Heimat wahrscheinlich noch relevanter, als für uns. Die einzig wirkliche Gefahr, sie ich mir vorstellen könnte ist, dass die BEvölkerung des Raumschiffes irgendwann beschliesst, lieber zur Erde zurück zu fliegen, als in die ungewisse Zukunft...

Der Vergleich mit der Historie der Erde hilft sicher weiter: 500-1000 Jahre Flugzeit sind für Kulturen nicht wirklich viel. Oder wie hoch schätzt Du die Gefahr ein, dass wir Europäer wieder vergessen, dass es Amerika gibt???

Gruss,
Chip
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Zitat von P_E_T_E_R:
Je kg Startgewicht muss man also weniger als 0,5*10*1kg*c^2 < 5*10^17 J reinstecken.

Eine Masse von 1 kg mit v = 0.999 c hat eine Gesamtenergie (einschließlich der Ruhenergie von 9 x 10^16 J) von 2.01 x 10^18 J. Die reine Bewegungsenergie abzüglich der Ruhenergie beträgt also 1.92 x 10^18 J pro kg.

Ok, da habe ich mich um den Faktor 10 vertan.


Vor allem fehlt bei der Argumentation, dass Du Du das ganze Atomkraftwerk und den Kernbrennstoff ebenfalls auf 0.999 c beschleunigen müsstest. Dazu reicht aber die Effizienz der Kernenergieerzeungung nicht annähernd aus:
Bei der Spaltung eines U-235 Kerns wird ungefähr eine Energie von 200 MeV frei. Das ist aber weniger als 0.1% der Ruhenergie des U-235 Kerns. Und mit diesen lumpigen 200 MeV willst Du den Kern auf eine Energie von 5 Milionen MeV entsprechend dem 22-fachen seiner Ruhmasse beschleunnigen?

Ist mir durchaus bewusst. Kernspaltung ist sicher nicht die geeignete Energiequelle für so ein Raumschiff.
Und ehrlich gesagt würde ich auch nicht mit 0,999c fliegen, sondern höchstens mit 0,95c. Das verlängert die Flugzeit nur unwesentlich und erspart sehr viele der hier diskutieren Probleme.

Da fehlt mindestens ein Faktor 25 000, und das berücksichtigt noch nicht einmal irgendeine "Nutzlast".

Wenn man bedenkt, dass zwischen den ersten Dampfmaschinen (ca. 1 PS) und modernen Kernkraftwerken (1000MW) ein Leistungsfaktor von über 1000000 liegt, dann bekräftigt mich das in meiner Meinung: In Summe ist das irgendwann machbar!


Gruss,
Florian

 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Wenn man bedenkt, dass zwischen den ersten Dampfmaschinen (ca. 1 PS) und modernen Kernkraftwerken (1000MW) ein Leistungsfaktor von über 1000000 liegt, dann bekräftigt mich das in meiner Meinung: In Summe ist das irgendwann machbar!
Der Glaube ans unendliche exponentielle Wachstum
ist schwer auszurotten. Ich habe da noch nie dran geglaubt,
deshalb habe ich auch nie Geld in die Börse investiert. ;)
Aber vielleicht hast du ja auch recht...

Gruss
Thorsten
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Die Einwürfe von Orion sind schon sehr berechtigt.
Ich sehe hier nicht nur ein Problem mit der Wissensweitergabe. Da kommen dann sicher auch noch andere Mentale Probleme auf die Insassen zu.

Mein Haupt Problem wäre jedoch auch der Wissenstand der Menschen auf der Erde bei Start dieser Mission.

Das Wissen und die Gier der Menschheit müssen erst einmal ohne wenn und aber der Wahrheit entsprechen. Wie sollen sonst die 1000 oder 10000 Menschen überhaupt Gesund bleiben und dann auch noch eine Gesunde Kolonie weit weg von jeder Erfahrungsdatenbank gründen?

Alleine schon das Saatgut der Pflanzen wäre eine Herausforderung. Der menschliche Körper brauch gewisse Bausteine. Und die wird ein einfaches Ökofeld ala Biosphäre I oder II nicht liefern. Auch die Verseuchung von Chemischen Nahrungsmitteln muss völlig weg aus der Nahrungskette. das bedeutet eine Lebensweise ala Indianer.
Denn nur so kann eine Genration überleben.
Das bedeutet jedoch, das die ganzen Lügen über Krebs erst einmal weg müssen. Natürlich auch von anderen Krankheiten die einzig und alleine dank der Pharma und Lebensmittelindustire die Menschen umbringt.
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Hi,

die das exponentielle Wachstum ist typisch, sondern die Logistikfunktion!
Das Dumme ist oft nur, dass sich "in der Mitte" die exponentielle Kurve und die Logistikkurve gleichen. Daraus entstehen die Missverständnisse und der Glaube an unendliche Wachstum.

G. Möbius
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Hallo zusammen, ein interessantes Thema habt ihr hier :).

Ich bin auch der Meinung, dass ein "Generationenschiff" eine völlig unrealistische Sache ist. Die komplette Idee ist schließlich eine ziemlich naive Extrapolation des heutigen Stands der Technik um mehrere hundert Jahre in die Zukunft.

Das gleiche Prinzip wie z.B. die "Steampunk"-Geschichten aus dem 19. Jahrhundert, wo man sich vorgestellt hat, dass die Menschen der Zukunft in gigantischen Luftschiffen reisen oder sich mit ebenso gigantischen Kanonen auf den Mond schießen würden. Dabei werden die Entwicklungen, welche eine zukünftige Epoche letztlich tatsächlich prägen, und insbesondere die Probleme, die solche Ideen letztlich verhindern oder zumindest unpraktikabel machen, in der Regel überhaupt nicht nicht vorhergesehen.

Ich denke, dass menschliche Körper (nach der heutigen biologischen Definition) -niemals- zu anderen Sternensystemen reisen werden. Man braucht nicht mal all zu viel Pessimismus, um zu bezweifeln, dass sie es jemals zum Mars schaffen werden, konkrete NASA-Pläne hin oder her. Seit dem Beginn der Raumfahrt wird prohezeit, dass das "in ca. 25 Jahren" geschafft werden würde. Mittlerweile ist die Raumfahrt mehr als doppelt so alt, es ist immer noch nicht passiert und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch zumindest in den nächsten 15 bis 20 Jahren nicht passieren. Der Aufwand und die Schwierigkeiten sind selbst bei einem bemannten Marsflug gigantisch, und dabei wäre so etwas im Vergleich zu interstellaren Reisen primitiver Kinderkram.

Falls es unsere Zivilisation jemals zu den Sternen schaffen sollte, dann wohl kaum in Form von heutigen Menschen, dazu ist der Mensch körperlich wie geistig viel zu sehr von der Erde abhängig. Das einzige, was ich mir vorstellen könnte wäre, dass man intelligente Roboter auf den Weg schickt, deren Körper und "Geist" an die Aufgabe angepasst ist. Wenn sich der heutige Mensch eines Tages von dem Anspruch lösen kann, Höhepunkt der Evolution und zentrales Element unserer Zivilisation zu sein, dann könnte man auch so etwas als echte, vollwertige Ausbreitung derselbigen akzeptieren.

Aber auch dass es einer "Maschinenzivilisation" gelingt, sich im Universum auszubreiten, ist erheblich zu bezweifeln - Stichwort "Fermi'sches Paradoxon": Das ist der Einwand, dass nach aller Wahrscheinlichkeit eigentlich bereits das komplette Universum (oder zumindest die komplette Galaxie) von intelligenten Wesen irgendwelcher Form kolonisiert sein müsste. Unsere Galaxie ist viele Milliarden Jahre alt. Wenn intelligente, zu Raumfahrt fähige Zivilisationen "einigermaßen häufig" entstehen, dann ist nicht einzusehen, wieso das nicht schon mehere Milliarden Jahre vor uns passiert sein sollte. Und wenn es schon vor Milliarden von Jahren passiert sein sollte, dann ist nicht einzusehen, wieso eine so alte Kultur nicht längst die komplette Galaxie besiedelt hat. In solchen Zeiträumen müsste das, rein von den Flugzeiten her, selbst im nichtrelativistischen Schneckentempo locker zu schaffen sein. Und trotzdem ist niemand hier, oder zumindest bemerken wir niemanden. Dafür kann man sich nun wieder viele Gründe ausdenken, von "es hatte bisher einfach niemand Interesse daran" bis hin zu "sie sind da, aber verstecken sich vor uns". Aber der plausibelste Gedanke ist vielleicht, dass es eine Art "Naturgesetz" (nicht im strengen physikalischen Sinne, aber als praktisch unüberwindbare Konsequenz bestimmter Bedingungen, die für alle Zivilisationen gelten) gibt, welches interstellare Raumfahrt schlicht unmöglich macht, so frustrierend die Vorstellung für "Weltraumfans" auch sein mag. Und damit wär ich nun ziemlich abrupt am Ende eines langen Beitrags angekommen und freu mich auf Meinungen.
 
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Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Hallo!

Zitat von SebBechtold:
Hallo zusammen, ein interessantes Thema habt ihr hier :).

Alle Jahre wieder, sozusagen, drum schreib ich auch nicht viel dazu. Been there, done it...

Zitat von SebBechtold:
Ich denke, dass menschliche Körper (nach der heutigen biologischen Definition) -niemals- zu anderen Sternensystemen reisen werden.

Würde ich jetzt gar nicht völlig ausschliessen wollen. Aber sicher nicht mittels Bewegung durch den Raum mit endlicher Geschwindigkeit. Die logistische Herausforderung ist für uns Menschlein einfach ein paar Nummern zu groß. Und wenn wir jemals so weit kommen sollten, daß wir den Bau eines Generationenraumschiffs meistern könnten (was ich ehrlich gesagt nicht glaube, obwohl ich an und für sich eine optimistische Grundhaltung habe), dann werden sich bis dahin andere Möglichkeiten aufgetan haben, an die unsere heutigen SciFi-Autoren noch gar nicht denken können, weil ihnen dafür die Grundlagen fehlen.

Und weil oben "Rendez-Vous with Rama" erwähnt wurde: Den Roman habe ich auch gerne gelesen, aber es ist eigentlich "nur" eine Abenteuergeschichte über die Erkundung eines fernen Landes. Anstatt "Rama" könnten die Protagonisten genausogut eine neu entdeckte Insel hinter Neuseeland bereisen. Alles, was an der Sache "science" sein könnte, behält Clarke nämlich für sich: Wie konnte sowas gebaut werden, wie wird es mit Energie versorgt, wodurch bleibt das Ökosystem im Gleichgewicht, wie wird es angetrieben (ich weiss, er nennt den Antrieb "space drive", aber wie er sich den vorstellt, verrät er leider nicht)? Ein reiner Fantasy-Roman also.

Viele Grüße
Maximilian
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Hi,

sooo unrealistisch finde ich solche Projekte nicht wirklich. Klar sind eine Menge finanzieller, technischer, logistischer und menschlicher Probleme zu bewältigen. Aber eine Vielzahl dieser Probleme sind keineswegs unbekannt. Auf der Welt leben und lebten eine ziemlich große Zahl an sehr kleinen Bevölkerungsgruppen völlig abgeschottet. Und das über Jahrtausende. Auch die Besiedelung z.B. weiter Teile der USA und Australiens startete mit sehr bescheidenen Bevölkerungszahlen und erstaunlich wenig Ressourcen.
Eine Degeneration des Wissens der kleinen Gruppe von Sternenfahrern befürchte ich auch nicht. Klar wird es sie geben. Viel von unserem heutigen Kulturgut wird verloren gehen. Dieses Wissen wäre für die Raumfahrer aber auch nicht wichtig! Wichtig wären Kenntnisse von "Ackerbau und Viehzucht". Und die würden durch ständiges Leben beibehalten und würden sowohl im Raumschiff als auch auf dem Zielplaneten benötigt werden.

Ciao, Udo
 
Re: Zukunft der Raumfahrt / Generationenraumschiff

Das Argument mit dem "Wissensverlust" find ich auch eher seltsam. Wie die psychischen und sozialen Auswirkungen einer mehrere tausend (oder wegen irgendwelchen relativistischen Effekten von mir aus auch "nur" mehrere hundert) Jahre langen Reise in einem mehr oder weniger großen Raumschiff tatsächlich aussehen, kann niemand auch nur annähernd realistisch vorhersehen. Das hängt mit Sicherheit sehr von der Größe und Ausstattung des Raumschiffs ab. Aber dass die Leute mit der Zeit alles vergessen, verdummen und ihr Weltbild verzerrt wird, halte ich auch zumindest nicht für zwingend. Die allermeisten Menschen verbringen ihr gesamtes Leben auf (im Vergleich zur Größe der Erde) sehr begrenztem Raum und kennen den Rest der Welt nur durch die Medien, und trotzdem haben sie eine gewisse Vorstellung vom Rest der Welt. Vielleicht teilweise falsch, oberflächlich und klischeegeprägt, aber keineswegs komplett realitätsentrückt. Dass man "vergisst", dass man auf einem Raumschiff lebt, wie es funktioniert und was der Zweck der Sache ist, kann ich mir nicht vorstellen. Wenn man alle anderen mit so einem Projekt verbundenen technischen Schwierigkeiten lösen kann, dann kann man auch locker gigantische Datenmengen mitnehmen (z.B. eine Kopie des Internets) und absolut "[zensiert]ensichere" Lernkonzepte entwickeln, die sicherstellen, dass jeder an Bord jederzeit weiß, wer er ist und woher er stammt.

Mit Sicherheit ist die extreme Isolation problematisch, aber ich würde schätzen, dass die damit verbundenen Probleme weniger menschlicher als technischer Art sind. Wie soll das komplette Raumschiff jahrhundertelang funktionieren oder potentiell jeder Teil reparierbar sein? Woher soll die Energie kommen, um alles so lange zu betreiben, fernab der Sonne? Vielleicht könnte das komplette Schiff aus intelligenten, selbstreproduzierenden Nanorobotern bestehen, so dass es sich selbst heilen und an sich ändernde Bedingungen anpassen kann. Wenn man dann noch eine "Superenergiequelle" hätte, ginge es vielleicht. Aber - und damit bin ich wieder bei der Kernaussage meines vorigen Postings angelangt - bis man solche Dinge eines Tages -vielleicht- zur Verfügung hat, werden sich Gesellschaft und Technologie ganz bestimmt so weit verändert haben, dass die Umsetzung eines solchen Projekts allerhöchstwahrscheinlich mit nichts vergleichbar ist, was man sich heute vorstellt.

Wenn man tatsächlich unbedingt normale, heutige menschliche Körper zu einem anderen Sternensystem bringen wollte, wäre es vielleicht wirklich am einfachsten, nur eingefrorene Keimzellen auf die Reise zu schicken und diese am Ziel vollständig automatisiert heranwachsen und erziehen zu lassen. Wenn aus irgend welche Gründen nicht in Frage kommt und man tatsächlich ausgewachsene Menschen auf die Reise schicken will oder muss, könnte man diese ebenfalls zumindest zeitweise einfrieren. Als Maßnahme gegen die räumliche Beengtheit des Raumschiffs könnte man sie in einer virtuellen, Matrix-mäßigen Welt leben lassen, während ihre Körper in schleimgefüllten Zylindern hängen. Das mag alles verrückt bis "unmenschlich" klingen, aber die Vorstellung einer kilometergroßen durchs All segelnden Röhre, in Menschen genau so wie auf der Erde leben, find ich die verrückteste von allen (womit ich niemandem, der sich das so vorstellt, auf die Füße treten möchte. Insbesondere auch nicht Udo, auf dessen voriges Posting sich die Bemerkung natürlich bezieht. Falls sich jemand angegriffen fühlt, bitte ich schonmal im vornherein um Entschuldigung. Ich denke aber, ihr seid alle gut diskutierfähig :) ).
 
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