Stefan_Lilge
Aktives Mitglied
Hallo,
ich habe mir kürzlich eine Canon EOS RP gekauft, also eine spiegellose Vollformatkamera. Die habe ich bei Markus Meel (www.astro-modifikationen.de) astromodifizieren lassen. Nun könnte man fragen, wieso ich dazu nicht eine gebrauchte EOS 6D gekauft habe. Von der Bildqualität her ist das vermutlich kein großer Unterschied, immerhin fehlt der EOS RP aber der Spiegel, so dass es keinen Spiegelkasten gibt, der zu zusätzlicher Vignettierung führt. Außerdem interessierte mich die RP auch für "normale" Tageslichtfotografie. Eine 6D (hatte ich früher auch mal ohne Astromod) mit ihrem antiquierten Autofokussystem käme für mich für "normale" Fotos nicht mehr in Betracht. Zum Glück konnte Markus beim Umbau den Filter unbeschädigt ausbauen und mit dem 3D-Drucker eine Halterung dafür drucken, so dass ich nun einen OWB-Filter für die Kamera habe. Ohne hatte sie nach der Modifikation für "normale" Fotos doch einen sichtbaren Rotstich.
Die Kamera lässt sich z.B. mit APT vom PC aus steuern (praktisch wie eine "richtige" Astrokamera), was ein wesentlicher Vorteil gegenüber meinen Fuji-Kameras ist. Die von mir bevorzugte Software AstroArt kann "offiziell" mit der EOS RP nicht umgehen, die Autoren haben mir aber auf Anfrage schnell einen Treiber gestrickt, mit dem ich die Kamera nun auch per AstroArt steuern kann, was für mich eine wesentliche Voraussetzung für eine "ernsthafte" Verwendung für Astrofotografie ist. Ich mache nichts, was nicht mit AstroArt geht.
5-minütige Darks im Kühlschrank (also bei ca. 5-7 Grad) sehen sehr schön sauber aus, bei Raumtemperatur (ca. 22 Grad) sind sie stärker verrauscht, aber immer noch nicht schlimm. Die Standardabweichung der Darks (also das mittlere Rauschen) liegt im Wohnzimmer bei 29,5 ADU, im Kühlschrank bei 21,9. Hier ein Vergleichsbild, links ungekühlt, rechts im Kühlschrank, jeweils 5 Minuten bei ISO 800.
Zu "richtig ernsthaften" Fotos hat es bisher noch nicht gereicht, für einen (positiven) Ersteindruck schon.
Alle Bilder sind auf meiner Berliner Dachterrasse entstanden.
Erstmal ein Blick in den Orion mit der unmodifizierten Kamera am Samyang 135mm f/2 Objektiv bei f/2.8, 29x1 Minute bei ISO200. Das Bild ist wegen der Dateigröße auf den interessanten Teil gecroppt, das Feld war wesentlich größer. Man sieht gut die schlechte Empfindlichkeit für Halpha:
Die erhöhte Halpha-Empfindlichkeit nach Modifikation zeigt sich schon bei einem handgehaltenen Schnappschuss mit 1/10tel Sekunde mit dem Canon RF 35mm f/1.8 Objektiv, wo der Orionnebel gleich durch seine rote Farbe auffällt (JPG direkt aus der Kamera):
Hier ein Vergleich an M42, jeweils 60 Sekunden am TS 60/360er ED.
Links mit der modifizierten Kamera und STC Duo Narrowbandfilter bei ISO 800, in der Mitte unmodifiziert mit STC Duo Narrowbandfilter bei ISO 800 und rechts unmodifiziert und ungefiltert bei ISO 200. Man sieht wieder, dass die Empfindlichkeit für Halpha durch den Umbau deutlich gestiegen ist. Das Bild mit der unmodifizierten Kamera muss auch stärker gestreckt werden, um den Nebel deutlich zu zeigen. Das bringt zusätzliches Rauschen ins Bild. Natürlich geht bei den Bildern mit dem STC Duo Filter auch Breitband-Strahlung (z.B. von Staub) verloren.
Noch ein Vergleich am Rosettennebel, beide Bilder mit dem STC Duo Narrowband Filter am 60/360er ED. Links unmodifiziert 26x1 Minute bei ISO6400, rechts modifziert 5x5 Minuten bei ISO 800. Der Vergleich hinkt natürlich wegen der unterschiedlich langen Einzelbelichtungen, die Gesamtbelichtungszeit ist aber etwa gleich und durch die höhere ISO-Zahl haben die kürzeren Belichtungen weniger Ausleserauschen, was einen kleinen Ausgleich schafft.
Ich habe dann noch versucht, ein "richtiges" Bild des Rosettennebels NGC 2244 mit der modifizierten Kamera zu schießen, wurde aber von Nebel daran gehindert.
Erstmal ein Vergleich zwischen 5 Minuten bei ISO 200 und ISO 800, jeweils Schmalband (STC Duo Filter). Das Bild mit ISO 200 hat deutlich mehr (Auslese-)Rauschen und zeigt auch das gefürchtete Canon-Banding. Das Bild mit ISO 800 sieht deutlich besser aus. Bei Breitband müsste ich in Berlin natürlich doch ISO 200 nehmen, da spielt das Ausleserauschen dann keine Rolle mehr.
Als mehr oder weniger krönenden Abschluss gibt es dann noch die 9x5 Minuten Rosettennebel, die mir bei aufziehendem Nebel blieben. Jeweils ISO 800 und STC Duo Narrowbandfilter am 60/360er ED. Das Bild zeigt das ganze Feld in halber Größe (2x2 Software-Binning). Ich habe Flats und Flatdarks verarbeitet, die Flatdarks habe ich auch von den 5-Minuten-Belichtungen abgezogen (für die ich keine passenden Darks hatte). Ich habe nach jedem Bild gedithert. Außer der Verkleinerung und einem Weißabgleich habe ich an der Aufnahme nichts gemacht, also keine Rauschfilter oder Schärfung o.ä.
Und als Zugabe noch ein Bild, das die Bedingungen direkt nach dem Ende der Aufnahmeserie zeigt:
ich habe mir kürzlich eine Canon EOS RP gekauft, also eine spiegellose Vollformatkamera. Die habe ich bei Markus Meel (www.astro-modifikationen.de) astromodifizieren lassen. Nun könnte man fragen, wieso ich dazu nicht eine gebrauchte EOS 6D gekauft habe. Von der Bildqualität her ist das vermutlich kein großer Unterschied, immerhin fehlt der EOS RP aber der Spiegel, so dass es keinen Spiegelkasten gibt, der zu zusätzlicher Vignettierung führt. Außerdem interessierte mich die RP auch für "normale" Tageslichtfotografie. Eine 6D (hatte ich früher auch mal ohne Astromod) mit ihrem antiquierten Autofokussystem käme für mich für "normale" Fotos nicht mehr in Betracht. Zum Glück konnte Markus beim Umbau den Filter unbeschädigt ausbauen und mit dem 3D-Drucker eine Halterung dafür drucken, so dass ich nun einen OWB-Filter für die Kamera habe. Ohne hatte sie nach der Modifikation für "normale" Fotos doch einen sichtbaren Rotstich.
Die Kamera lässt sich z.B. mit APT vom PC aus steuern (praktisch wie eine "richtige" Astrokamera), was ein wesentlicher Vorteil gegenüber meinen Fuji-Kameras ist. Die von mir bevorzugte Software AstroArt kann "offiziell" mit der EOS RP nicht umgehen, die Autoren haben mir aber auf Anfrage schnell einen Treiber gestrickt, mit dem ich die Kamera nun auch per AstroArt steuern kann, was für mich eine wesentliche Voraussetzung für eine "ernsthafte" Verwendung für Astrofotografie ist. Ich mache nichts, was nicht mit AstroArt geht.
5-minütige Darks im Kühlschrank (also bei ca. 5-7 Grad) sehen sehr schön sauber aus, bei Raumtemperatur (ca. 22 Grad) sind sie stärker verrauscht, aber immer noch nicht schlimm. Die Standardabweichung der Darks (also das mittlere Rauschen) liegt im Wohnzimmer bei 29,5 ADU, im Kühlschrank bei 21,9. Hier ein Vergleichsbild, links ungekühlt, rechts im Kühlschrank, jeweils 5 Minuten bei ISO 800.
Zu "richtig ernsthaften" Fotos hat es bisher noch nicht gereicht, für einen (positiven) Ersteindruck schon.
Alle Bilder sind auf meiner Berliner Dachterrasse entstanden.
Erstmal ein Blick in den Orion mit der unmodifizierten Kamera am Samyang 135mm f/2 Objektiv bei f/2.8, 29x1 Minute bei ISO200. Das Bild ist wegen der Dateigröße auf den interessanten Teil gecroppt, das Feld war wesentlich größer. Man sieht gut die schlechte Empfindlichkeit für Halpha:
Die erhöhte Halpha-Empfindlichkeit nach Modifikation zeigt sich schon bei einem handgehaltenen Schnappschuss mit 1/10tel Sekunde mit dem Canon RF 35mm f/1.8 Objektiv, wo der Orionnebel gleich durch seine rote Farbe auffällt (JPG direkt aus der Kamera):
Hier ein Vergleich an M42, jeweils 60 Sekunden am TS 60/360er ED.
Links mit der modifizierten Kamera und STC Duo Narrowbandfilter bei ISO 800, in der Mitte unmodifiziert mit STC Duo Narrowbandfilter bei ISO 800 und rechts unmodifiziert und ungefiltert bei ISO 200. Man sieht wieder, dass die Empfindlichkeit für Halpha durch den Umbau deutlich gestiegen ist. Das Bild mit der unmodifizierten Kamera muss auch stärker gestreckt werden, um den Nebel deutlich zu zeigen. Das bringt zusätzliches Rauschen ins Bild. Natürlich geht bei den Bildern mit dem STC Duo Filter auch Breitband-Strahlung (z.B. von Staub) verloren.
Noch ein Vergleich am Rosettennebel, beide Bilder mit dem STC Duo Narrowband Filter am 60/360er ED. Links unmodifiziert 26x1 Minute bei ISO6400, rechts modifziert 5x5 Minuten bei ISO 800. Der Vergleich hinkt natürlich wegen der unterschiedlich langen Einzelbelichtungen, die Gesamtbelichtungszeit ist aber etwa gleich und durch die höhere ISO-Zahl haben die kürzeren Belichtungen weniger Ausleserauschen, was einen kleinen Ausgleich schafft.
Ich habe dann noch versucht, ein "richtiges" Bild des Rosettennebels NGC 2244 mit der modifizierten Kamera zu schießen, wurde aber von Nebel daran gehindert.
Erstmal ein Vergleich zwischen 5 Minuten bei ISO 200 und ISO 800, jeweils Schmalband (STC Duo Filter). Das Bild mit ISO 200 hat deutlich mehr (Auslese-)Rauschen und zeigt auch das gefürchtete Canon-Banding. Das Bild mit ISO 800 sieht deutlich besser aus. Bei Breitband müsste ich in Berlin natürlich doch ISO 200 nehmen, da spielt das Ausleserauschen dann keine Rolle mehr.
Als mehr oder weniger krönenden Abschluss gibt es dann noch die 9x5 Minuten Rosettennebel, die mir bei aufziehendem Nebel blieben. Jeweils ISO 800 und STC Duo Narrowbandfilter am 60/360er ED. Das Bild zeigt das ganze Feld in halber Größe (2x2 Software-Binning). Ich habe Flats und Flatdarks verarbeitet, die Flatdarks habe ich auch von den 5-Minuten-Belichtungen abgezogen (für die ich keine passenden Darks hatte). Ich habe nach jedem Bild gedithert. Außer der Verkleinerung und einem Weißabgleich habe ich an der Aufnahme nichts gemacht, also keine Rauschfilter oder Schärfung o.ä.
Und als Zugabe noch ein Bild, das die Bedingungen direkt nach dem Ende der Aufnahmeserie zeigt: