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Guten Morgen Jan,
ich bin kein erfahrener Planetenbeobachter, habe aber auch den Eindruck, dass die visuell kurzzeitig wahrnehmbare Detailfülle in Fotos nie ganz richtig zum Ausdruck kommt, so beeindruckend die Aufnahmen oft sind. Und leider auch nicht in den (allerdings wenigen) Zeichnungen, die ich bisher gesehen habe. Und ich kann auch bestätigen was Fee schreibt, dass umgekehrt zu Deinen Vermutungen die große Helligkeit, wenn man Jupiter niedriger vergrößert beobachtet, schwache Kontrastunterschiede oft überstrahlt. Ich habe schon öfter erlebt, dass in der Dämmerung bei aufgehelltem Himmel und reduziertem Kontrast für kurze Zeit mehr Details auf der Planetenscheibe zum Vorschein kamen. In einem meiner Ferngläser mit 20x waren in der Nacht z.b. gar keine Strukturen auf der kleinen gleißenden Scheibe zu sehen, erst als der Morgen blaute kamen plötzlich zwei feine Wolkenbänder heraus. Bei Monddetails ist das ja auch nicht anders.
Ich denke auch, dass es im Grenzbereich der Wahrnehmung so viele dynamisch veränderliche Einflüsse gibt, dass es schwierig bis unmöglich sein dürfte, einen immer gleichen rein physikalischen "Hauptverantwortlichen" für irgendwelche Einbussen oder vermeintliche Vor- und Nachteile von Auge oder Kamera dingfest zu machen. Und neben dem Schichtaufbau von Atmosphäre und Teleskop, so entscheidend diese beiden "Schichtfolgen" in der ganzen Kette auch sein mögen, finden ebenso im Schichtaufbau des Auges auf vielfältige Weise ständig physiologische Veränderungen statt, die das teleskopische Sehen im Grenzbereich in relevanter Größenordnung mit beeinflussen.
Wie könnte man nun testen, ob an dem Eindruck der blickweise größeren visuellen Detailfülle bei Planetenbeobachtung etwas dran ist, wenn man zugleich annimmt, dass das möglichst rasche und gleichzeitige Aufnehmen vieler kleiner flüchtig veränderlicher Details das Arbeitsgedächntis auch der besten konventionellen Zeichner überfordert?
Mein Vorschlag dazu wäre, es mit einem Savant zu versuchen. Ich weiß nicht, ob das schon einmal astronomisch geschehen ist, es gibt aber sehr beeindruckende Demonstrationen von Menschen mit dieser Inselbegabung. Ich erinnere mich z.B. an einen Fall, bei dem jemand in der Lage war, nach einem kurzen (ich glaube 30minütigen) niedrigen Rundflug über Rom, das er nie zuvor gesehen hatte, ein metergroßes detailgenaues Panorama der Stadt von oben zu zeichnen. In tagelanger Arbeit brachte er seinen Eindruck zu Papier, und die Übereinstimmung des gewaltigen Häusermeers der Riesenstadt mit einem Panoramafoto stimmte an den meisten Stellen bis in kleinste Details, (abgesehen vone einigen etwas weniger detaillierten Bereichen) es war absolut unglaublich.
Diese Leistung ist aber nicht darauf zurückzuführen, dass solche Menschen ein besseres Wahrnehmungssystem hätten, sondern hat damit zu tun, dass im Arbeitsgedächtnis normalerweise blitzschnell eine enorme Ausfilterung aller als irrelevant bewerteten, aber dennoch wahrgenommenen Details vorgenommen wird, und diese sofort für das schlagartige Vergessen freigegeben werden. Dennoch lässt sich klar zeigen, dass normalerweise jeder Mensch dieselbe Detailfülle wahrnimmt, er wirft sie nur größtenteils automatisch, unwillkürlich und zwangsläufig über Bord. Dieses "Vergessenkönnen" ist bei Savants gestört, worunter sie im Alltag meist sehr zu leiden haben, weil sie der ständige Reizstrom, in dem sie wichtig nicht von unwichtig unterscheiden können, permanent davon ablenkt sich zu fokussieren, wie wir es als natürlich gewohnt sind.
Könnte man Dich - zumindest prinzipiell - mit so jemandem überzeugen, dass auch die modernste Kameratechnik an Planeten den visuellen Eindruck unter vergleichbaren Bedingungen immer noch nicht ganz erreicht oder übertrifft? Ich wüßte jedenfalls zu gern, was herauskäme, wenn man z.B. Stephen Wiltshire für's Planetenzeichnen begeistern könnte...
Gruß,
Mathias
PS: Wenn die Zeitgenossen, die hier so ruppig dreinfahren, und seien sie noch so astronomisch beschlagen, auch nur ein wenig um Deine physikalische Reputation wüssten, dann müssten sie sich was schämen für ihren Umgangston. Auch wenn manche Großmäuler durchaus sachlich Interessantes beizutragen haben: die Unart, es unhöflich zu verpacken, und jede inspirierende Vermutung und Arbeitshypothese von vornherein besserwisserisch und selbstherrlich abzuqualifizieren, jedem Andersdenkenden über den Mund zu fahren, und dabei auch noch schnell ins Persönliche abzugleiten, verleidet sicher nicht nur mir den Wunsch, sich unbefangen und kreativ auszutauschen.
ich bin kein erfahrener Planetenbeobachter, habe aber auch den Eindruck, dass die visuell kurzzeitig wahrnehmbare Detailfülle in Fotos nie ganz richtig zum Ausdruck kommt, so beeindruckend die Aufnahmen oft sind. Und leider auch nicht in den (allerdings wenigen) Zeichnungen, die ich bisher gesehen habe. Und ich kann auch bestätigen was Fee schreibt, dass umgekehrt zu Deinen Vermutungen die große Helligkeit, wenn man Jupiter niedriger vergrößert beobachtet, schwache Kontrastunterschiede oft überstrahlt. Ich habe schon öfter erlebt, dass in der Dämmerung bei aufgehelltem Himmel und reduziertem Kontrast für kurze Zeit mehr Details auf der Planetenscheibe zum Vorschein kamen. In einem meiner Ferngläser mit 20x waren in der Nacht z.b. gar keine Strukturen auf der kleinen gleißenden Scheibe zu sehen, erst als der Morgen blaute kamen plötzlich zwei feine Wolkenbänder heraus. Bei Monddetails ist das ja auch nicht anders.
Ich denke auch, dass es im Grenzbereich der Wahrnehmung so viele dynamisch veränderliche Einflüsse gibt, dass es schwierig bis unmöglich sein dürfte, einen immer gleichen rein physikalischen "Hauptverantwortlichen" für irgendwelche Einbussen oder vermeintliche Vor- und Nachteile von Auge oder Kamera dingfest zu machen. Und neben dem Schichtaufbau von Atmosphäre und Teleskop, so entscheidend diese beiden "Schichtfolgen" in der ganzen Kette auch sein mögen, finden ebenso im Schichtaufbau des Auges auf vielfältige Weise ständig physiologische Veränderungen statt, die das teleskopische Sehen im Grenzbereich in relevanter Größenordnung mit beeinflussen.
Wie könnte man nun testen, ob an dem Eindruck der blickweise größeren visuellen Detailfülle bei Planetenbeobachtung etwas dran ist, wenn man zugleich annimmt, dass das möglichst rasche und gleichzeitige Aufnehmen vieler kleiner flüchtig veränderlicher Details das Arbeitsgedächntis auch der besten konventionellen Zeichner überfordert?
Mein Vorschlag dazu wäre, es mit einem Savant zu versuchen. Ich weiß nicht, ob das schon einmal astronomisch geschehen ist, es gibt aber sehr beeindruckende Demonstrationen von Menschen mit dieser Inselbegabung. Ich erinnere mich z.B. an einen Fall, bei dem jemand in der Lage war, nach einem kurzen (ich glaube 30minütigen) niedrigen Rundflug über Rom, das er nie zuvor gesehen hatte, ein metergroßes detailgenaues Panorama der Stadt von oben zu zeichnen. In tagelanger Arbeit brachte er seinen Eindruck zu Papier, und die Übereinstimmung des gewaltigen Häusermeers der Riesenstadt mit einem Panoramafoto stimmte an den meisten Stellen bis in kleinste Details, (abgesehen vone einigen etwas weniger detaillierten Bereichen) es war absolut unglaublich.
Diese Leistung ist aber nicht darauf zurückzuführen, dass solche Menschen ein besseres Wahrnehmungssystem hätten, sondern hat damit zu tun, dass im Arbeitsgedächtnis normalerweise blitzschnell eine enorme Ausfilterung aller als irrelevant bewerteten, aber dennoch wahrgenommenen Details vorgenommen wird, und diese sofort für das schlagartige Vergessen freigegeben werden. Dennoch lässt sich klar zeigen, dass normalerweise jeder Mensch dieselbe Detailfülle wahrnimmt, er wirft sie nur größtenteils automatisch, unwillkürlich und zwangsläufig über Bord. Dieses "Vergessenkönnen" ist bei Savants gestört, worunter sie im Alltag meist sehr zu leiden haben, weil sie der ständige Reizstrom, in dem sie wichtig nicht von unwichtig unterscheiden können, permanent davon ablenkt sich zu fokussieren, wie wir es als natürlich gewohnt sind.
Könnte man Dich - zumindest prinzipiell - mit so jemandem überzeugen, dass auch die modernste Kameratechnik an Planeten den visuellen Eindruck unter vergleichbaren Bedingungen immer noch nicht ganz erreicht oder übertrifft? Ich wüßte jedenfalls zu gern, was herauskäme, wenn man z.B. Stephen Wiltshire für's Planetenzeichnen begeistern könnte...
Gruß,
Mathias
PS: Wenn die Zeitgenossen, die hier so ruppig dreinfahren, und seien sie noch so astronomisch beschlagen, auch nur ein wenig um Deine physikalische Reputation wüssten, dann müssten sie sich was schämen für ihren Umgangston. Auch wenn manche Großmäuler durchaus sachlich Interessantes beizutragen haben: die Unart, es unhöflich zu verpacken, und jede inspirierende Vermutung und Arbeitshypothese von vornherein besserwisserisch und selbstherrlich abzuqualifizieren, jedem Andersdenkenden über den Mund zu fahren, und dabei auch noch schnell ins Persönliche abzugleiten, verleidet sicher nicht nur mir den Wunsch, sich unbefangen und kreativ auszutauschen.
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