Neues vom JWST: Erster Spiegel kann poliert werden

Sogar Mars wird mit JWST beobachtet. Erste Bilder und Spektren liegen vor:

Die Beobachtungen laufen unter der Programm-Nr. 1415 und gehören zu den Beobachtungen mit garantierter Beobachtungszeit (GTO)
Siehe https://www.stsci.edu/jwst/phase2-public/1415.pdf In der Beschreibung heißt es (übersetzt aus dem Englischen):

"Der herausragende Aussichtspunkt von JWST am Sonne-Erde-Lagrange-Punkt (L2) ermöglicht die Sondierung der gesamten beobachtbaren Scheibe, was die Untersuchung von Kurzzeit- Phänomenen, Tag/Nacht-Prozessen (über die Ost-West-Achse) und Breitengrad-abhängigen Prozessen zwischen den Hemisphären (einschließlich jahreszeitlicher Effekte) mit ausgezeichneten räumlichen Auflösungen (0,07 Bogensekunden bei 2 mu).

Spektroskopische Beobachtungen sind im Spektralbereich von 0,7–5 mu mit NIRSpec erreichbar mit einem maximalen Auflösungsvermögen ("resolving power") von 2700. Die Bildgebung wird mit NIRCam bei annähernd 2 mu möglich sein, während die Nachtseite mit mehreren Filtern zugänglich sein wird im Bereich 0,5 bis 2 mu. Einige wissenschaftliche Fälle beinhalten die Kartierung des Wasser-D/H-Verhältnisses, Untersuchungen der Mars-Mesosphäre über die Charakterisierung der Nicht-LTE-CO2-Emission bei 4,3 mu, Kartierung mit hoher Kadenz [Bildfrequenz?] der Variabilität von Staub- und Wassereiswolken und sensible Suche nach Arten von Spurengasen und hydratisierten Merkmalen auf der Marsoberfläche."

Thomas
 
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Probleme beim Betrieb des MIRI. Einer der 4 Modi, nämlich MRS (medium-resolution spectroscopy), lässt sich nicht mehr, bzw. nur schwergängig bedienen:


Natürlich wird jetzt daran gearbeitet, dieses Problem zu analysieren und schnellst-möglich zu beheben. Hier noch ein detaillierteres Video (Christian Ready war früher u.a. beim Betrieb von Hubble tätig):


Thomas
 
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Als nächstes, Neptun:

1663771157460.png

Credit: NASA, ESA, CSA, and STScI

"Webbs Near-Infrared Camera (NIRCam)-Bild von Neptun, das am 12. Juli 2022 aufgenommen wurde, bringt die Ringe des Planeten zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten wieder vollständig in den Fokus. Die auffälligsten Merkmale von Neptuns Atmosphäre in diesem Bild sind eine Reihe heller Flecken auf der Südhalbkugel des Planeten, die Methan-Eis-Wolken in großer Höhe darstellen. Auf subtilere Weise könnte eine dünne helle Linie, die den Äquator des Planeten umkreist, eine visuelle Signatur der globalen atmosphärischen Zirkulation sein, die Neptuns Winde und Stürme antreibt. Darüber hinaus hat Webb zum ersten Mal ein kontinuierliches Band aus Wolken in hohen Breiten herausgearbeitet, das einen zuvor bekannten Wirbel am Südpol von Neptun umgibt."
(Übersetzung des Textes aus Neptune Close-Up (NIRCam Image) )

Siehe:


Thomas
 
Als nächstes, Neptun:

Thomas
ich bin über die Ringe etwas verwundert.
Sollten nicht die zwei Monde die man hier sieht, die Ringe abräumen?
Wieso sind die Ringe dort stärker, wo die Monde kreisen?
Danke für eine Aufkärung.
 
Moin,

ja, scheint ein anderer Mechanismus zu sein wie bei Saturn. Vielleicht kennt jemand den Hintergrund. Gefunden habe ich bei Tante Google dazu nichts aussagefähiges.

CS
Jörg
 
ich bin über die Ringe etwas verwundert.
Sollten nicht die zwei Monde die man hier sieht, die Ringe abräumen?
Wieso sind die Ringe dort stärker, wo die Monde kreisen?
Aufklärung schafft hier Wikipedia, wo man Ausführliches zu den Ringen und Monden von Neptun findet.

Rings of Neptune

Moons of Neptune

Die Frage betrifft wohl die inneren Monde Despina und Galatea, welche in der Tat jeweils mitten in einem prominenten Ring zu stehen scheinen:

JWST rings and moons of Neptune.jpg

Credit: NASA, ESA, CSA, and STScI

Aber der Schein trügt. Tatsächlich handelt es sich in beiden Fällen um sog. Schäfermonde, welche jeweils knapp innerhalb (*) dieser Ringe stehen: Despina innerhalb vom Le Verrier Ring, und Galatea innerhalb vom Adams Ring.

(*) wobei "innerhalb" hier mit einem kleineren Bahnradius bedeutet!

Gruß, Peter
 
Moin,

das verwundert auch nicht, im Infraroten ist das Universum deutlich transparenter, dann der riesige Spiegel - da kommt schon was. Würde ja zu gern wissen, wenn man analog des Hubble UDF mal ein JWST UDF machen würde, wie das aussieht.

CS
Jörg
 
@Optikus
So ein Deepfield mit einer dem JWST angemessenen Bichtungszeit wäre schon sehr interessant.
Kann man eigentlich abschätzen wie lange die Belichtung für eine Abbildung des ganzen Universum dauern würde, wenn man "nur" in Hubble Qualität arbeiten würde?

Auf Bilder mit 23 bzw knapp 16 Tage Belichtungszeit wird man wohl warten müssen, falls die Zeit überhaupt zur Verfügung steht.

LG & CS
Arno
 
Apropos Neptun: Tut zwar nichts zur Sache, aber der Taghimmel heute bei uns hat genau die Farbe Neptuns. Sogar die blassen Wolken haben Ähnlichkeit.

Thomas
 
@Optikus
So ein Deepfield mit einer dem JWST angemessenen Bichtungszeit wäre schon sehr interessant.
Kann man eigentlich abschätzen wie lange die Belichtung für eine Abbildung des ganzen Universum dauern würde, wenn man "nur" in Hubble Qualität arbeiten würde?

Auf Bilder mit 23 bzw knapp 16 Tage Belichtungszeit wird man wohl warten müssen, falls die Zeit überhaupt zur Verfügung steht.

LG & CS
Arno
@HaloDo : Gute Frage, das wird man sicher irgendwie berechnen können, da müßte man dann die Empfindlichkeitsdaten von Hubble und JWST haben, die Spiegelflächen sind ja bekannt. Ich erwarte sowas aber auch im Moment nicht, da wird erstmal Nutzzeit verarbeitet was geht, ich denke die ersaufen in Beobachtungsanträgen...

CS
Jörg
 
Hallo,

soweit ich weiß steht das Hubble Deep - Field für das JWST erst im November/Dezember auf dem Programm. Und zwar nicht, weil es weniger interessant ist oder anderes dringender wäre, (eher im Gegenteil...) sondern weil es dann ohne unnötig aufwendige Lagekorrektur erreichbar sein wird.

Die Beobachtungsanträge werden neben dem rein wissenschaftlichen Interesse vor allem auch im Hinblick auf den erforderlichen Betriebsaufwand, d. h. zur Schonung von Technik und Resourcen, in eine möglichst effiziente Reihenfolge gebracht.

Gruß
 
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@konfokal : Danke für Deine Hinweise, da darf man ja wirklich gespannt sein was dabei raus kommt, zumal man einen direkten Vergleich hat.

CS
Jörg
 
Aufnahme der Face-On Galaxie IC 5332 im Sternbild Sculptor (Bildhauer) im mittleren linfraroten Spektrum. Die Staubbänder, durch die die Spiralstruktur definiert wird wird geradezu ausgeblendet und das "Skelett" darunter sichtbar

1664352635071.png

Credit: ESA/Webb, NASA & CSA, J. Lee and the PHANGS-JWST and PHANGS-HST Teams


Der Vergleich mit der entsprechenden Hubble-Aufnahme ist frappierend:


Thomas
 
Danke für den Link zum Overlay-Bild.
Faszinierend, dass man die hell-weißen Strukturen im JWST-Bild im Hubble-Foto als dunkle radiale Strukturen erkennen kann.

Gruß
Thorsten
 
Nein, es geht nicht um Auswirkungen auf die Bahn des Gesamtsystems um die Sonne, das wäre so gut wie aussichtslos
Primär nicht. Die Bahnänderung des Mondes will man kurzfrisig als Ergebnis feststellen können.

Aber sekundär und langfristig soll sich der Impuls auf das gesamte System übertragen.
Die Bahn des Systems scheint ja präzise genug festgestellt sein, auch wenn die Veränderung im Bruchteil vom PPM liegt ist es doch plausibel, dass langfristing (Jahren) ein messbare Veränderung festgestellt werden kann.
Ob da nicht andere Faktoren die Bahn noch viel mehr beeinflussen (Solarwinde z.B) sei hingestellt.
 
Moin zusammen,
momentan entsteht ein Mosaik des zentralen Bereichs des Orionnebels, bestehend aus 5 x 2 überlappenden Abschnitten in 10 unterschiedlichen Filtern (5 in the SW channel & 5 in the LW channel). Und diese Abschnitte werden auch noch gedithert, ergibt ~3500 Einzelaufnahmen mit insgesamt 35h Belichtungszeit.


Ein erster Blick auf das Trapez:
Fdu0GsTWQAA_xnz.jpg

Credits: ESA/Webb, NASA & CSA / Mark McCaughrean

Daneben macht sich meine Aufnahme aus 2004 mit 'nem C8 und einer Philips ToUCam Pro doch gut her :unsure:
20040219-trapez.jpg

Credits: Myself
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

soweit ich weiß steht das Hubble Deep - Field für das JWST erst im November/Dezember auf dem Programm. Und zwar nicht, weil es weniger interessant ist oder anderes dringender wäre, (eher im Gegenteil...) sondern weil es dann ohne unnötig aufwendige Lagekorrektur erreichbar sein wird.

Anscheinend beginnt jetzt gerade das Beobachtungsprogramm "JWST Advanced Deep Extragalactic Survey", kurz JADES mit insgesamt 950 Beobachtungsstunden. Das beobachtete Areal umfasst auch das Hubble Ultra Deep Field. Siehe hier:
Aus dem Abstract:

"The science goal of JADES is to chart galaxy evolution at z > 2, and potentially out
to z > 10, using the rest-frame optical and near-IR though observations from ≈ 1 − 5 μm. Multi-
colour NIRCam imaging with 9 filters will enable photometric redshifts and the application of the
Lyman break technique out to unprecedented distances."

Dazu auch folgender Twitter-Tweet:
Thomas
 
Jetzt auch die berühmten Säulen der Schöpfung (Pillars of Creation) im Adlernebel M16, abgelichtet mittels JWSTs NIRCam:

webb_m16.jpg

(verkleinert) Credits: NASA, ESA, CSA, STScI; Joseph DePasquale (STScI), Anton M. Koekemoer (STScI), Alyssa Pagan (STScI).



Thomas
 
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Moin,

wieder eine absolut beeindruckende Aufnahme - der Vergleich mit demselben Hubble-Ausschnitt zeigt die viel präsentere Transparenz und die zur verstärkten Plastizität der Aufnahme führende Klarheit - man meint die einzelnen Gasbewegungen wie in einem blubbernden Topf erkennen zu können.

CS
Jörg
 
Sieht für mich aus wie eine Hand die nach etwas greift. Vielleicht sollte man es besser "Die Hand Gottes" nennen. ;)

Thomas
 
Saurons Hand...

->
"Er ist zu mir gekommen, der eine Ring.
Er soll ein Erbstück meines Königreiches werden.
Alle Nachfahren gleichen Blutes sollen an sein Schicksal gebunden sein,
denn ich will nicht wagen, dass dem Ring etwas zustößt.
"
<-

Zitat Isildur

CS
Jörg
 
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