Hallo in die Runde,
kann leider aus Zeitgründen erst jetzt wieder in den Thread einsteigen. Mir schwirrt auch ein wenig der Kopf, vor allem wenn ich mir die anhängenden Diskussionsfäden so ansehe... Für ein gutes Planetenbild spielen so viele Dinge eine Rolle, die sich auch noch zum Teil gegenseitig beeinflussen. Es ist wirklich ziemlich schwer aussagekräftige Tests/Bilderreihen anzufertigen, zumal man in der Praxis nie wirklich sicherstellen kann, ob nicht doch das Seeing gerade zu einem bestimmten Zeitpunkt das Ergebnis in irgend einer Weise beeinflusst.
Andererseits könnte man nun anfangen im stillen Kämmerlein unter Laborbedingungen Testbilder aufnehmen, allerdings sind diese praxisfremd, da die Optik nicht auf unendlich fokussiert wird, und sich die Brennweite z.B. bei katadioptrischen Systemen, und damit das Öffnungsverhältnis ändert. Es sei denn man hat einen kilometerlangen seeinbefreiten Optiktunnel zur Verfügung. :biggrin:
Generell bringt es wohl auch wenig die Öffnungsverhältnisse unterscheidlich großer Öffnungen zu vergleichen, da diese einfach ein anderes Detailauflösungsvermögen haben. Das heißt wohl es können nur Ergebnisse verglichen werden, die vom gleichen Teleskop, und innerhalb kürzester Zeit nacheinander bei unterschiedlichem Öffnungsverhältnis aufgenommen wurden.
Jedenfalls sieht man die Beugungsunschärfe bei den von mir verlinktem Wiki-Artikel deutlich an dem Feindetail in der Bildmitte der Mangan-Kugeln bei steigendem Öffnungsverhältnis/Blendenzahl. Daher sollte man diesen Aspekt wohl im Hinterkopf behalten, und nicht mit übertrieben hohen f-Werten arbeiten. Das Sampling-Theorem spielt da ja auch eine Rolle. Wobei auch mir nicht klar ist, ob ein 3x3 Pixelraster nicht doch ausreicht, um eine Struktur ausreichend abzubilden welche mittels Lucky-Imaging aufgenommen wurde.
Ich meine deutlich sehen zu können, dass Christians Saturnbild mit f/30 irgendwie flauer wirkt, das könnte evtl. an der Beugung liegen, denn eine ähnliche Auswirkung stelle ich auch bei Kleinstdestails fest, die ich bei hohen Blendenzahlen (f-Werten) mit meiner DSLR-Kamera aufnehme. Ab einem bestimmten Öffnugsverhältnis verlieren diese kleinen Details einfach an Kontrast, das Bild wirkt unschärfer. Es bringt nichts weiter abzublenden (z.B. aus Schärfentiefegründen bei Makroaufnahmen), das Bild wird einfach nur unschärfer/flauer.
(Evtl. liegt es bei Christians Saturnbild aber auch an den längeren Belichtungszeiten, oder das Seeing war bei dem f/30 Bild im entscheidenden Moment gerade schlechter? Ist echt schwierig das so zu trennen. Da müssen wohl noch weitere Versuche diesen Sachverhalt bestätigen.)
Generell läßt sich schlechtes Seeing läßt ja leider auch nur begrenzt durch möglichst kurze Belichtungszeiten und hohe Bilderanzahl bekämpfen. Irgendwann ist die Grenze erreicht, und es können keine guten Bilder mehr entstehen. Weil das schlechte Seeing selbst bei vielen Bilder der dominierende Faktor ist, es einfach keine guten Momente der Luftruhe über den Aufnahmezeitraum mehr gibt. Und diese Momente werden natürlich um so weniger, je länger die Belichtungszeit pro Einzelframe, bzw. je weniger die Bildanzahl pro Video ist. (Natürlich innerhalb der Grenzen für den jeweiligen Planeten durch Bewegungsunschärfe/Rotation). Das spricht in meinen Augen in der Theorie eher für eine niedriges Öffnungsverhältnis, da durch dieses eher die Chance besteht genügend Bilder auf die Festplatte zu bekommen, aus denen dann die besten ausgewählt werden. Auch geringeres Kamerarauschen, und eine kürzere Belichtungszeit für das jeweilige Einzelframe des Videos sind eher von Vorteil.
Ich versuche gerade durch das aufschreiben meine Gedanken zu dem Thema zu ordnen, und hoffe das ich das alles einigermaßen richtig zusammengefasst habe. Vielleicht können andere Mitleser daraus ja auch einen Nutezn für sich ziehen. Wie gesagt, ich bin kein Planetenfotograf, weil es an meinem Standort einfach wenig Sinn macht. Ich finde es aber sehr interessant in dieser Diskussion zu lernen, und mal über meinen Tellerrand hinauszublicken. Es ist ja sehr oft so, dass man aus Fachübergreifenden Diskussionen viel für das eigene Themengebiet (bei mir eher Deep Sky Übersichtsaufnahmen) für sich mit nehmen kann.
Und noch eine kurze Eingabe meinerseits: Ich lese sehr viel von sogn. "Nachvergößerung", um den Planeten der bei niedrigem Öffnungsverhältnis aufgenommen wurde auf den Abbildungsmaßstab des höheren Öffnunugsverhältnis zu bringen. Meine Frage dazu: Benutzen die Planetenfotografen für dieses Upsampling den
Drizzle-Algorithmus ? :gutefrage: Dieser ist in Deep-Sky Stacking Programmen wie zum Beispiel dem Deep-Sky Stacker (DSS) schon seit Jahren integriert. Und würde ja mit seinen Eigenschaften für das Lucky-Imaging gerade zu prädestiniert sein.
Ups, ich hör mal besser auf-ist schon viel zu viel Text geworden, sorry. Ich versuchen mich in Zukunft kürzer zu fassen.
Gruß,
Daniel