Hallo!
Aber so blöd sind die SpaceX Ingenieure bestimmt nicht, dass sie bewusst irgendeinen Show-Stopper im System haben.
Ich traue jedem alles zu. Vor allem seit erst kürzlich Boeing (trotz aller „Bürokratie“) bei ihrer 737 MAX ein paar unschöne Abkürzungen genommen hat, die nicht nur 346 Menschen das Leben gekostet haben, sonder sowohl Boeing als auch den Betreibern dieser Flugzeuge das Geschäftergebnis für viele Jahre verderben wird.
Und die SpaceX Entwickler haben keinen Grund, ihrem Arbeitgeber die Wahrheit zu sagen. Solange sie vor sich hinwurschteln und ab und zu mal einen feurigen „hop“ zeigen, kommt jeden Monat Geld aufs Konto und sie können in der Heimatstadt der Beach Boys fünf Minuten vom Pazifikstrand gut leben. Wer würde da so blöd sein und dem milliardenschweren Goldesel sagen: „Sorry Chef, aber das wird so nichts. Nicht in 10 Jahren und in 20 auch nicht!“. Aber Du hast ja schon geschrieben, dass sie nicht blöd sind
Ich denke, dass das Ding ohne Besatzung irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft (vor 2024) funktionieren wird, ...
Mit Hitzeschild? Weiche Landung auf Mond/Mars/sonstwo und anschliessend der Erde? WIederverwendbar? Ich nehme gerne Wetten in beliebiger Höhe an, dass das im Jahr 2024 nicht der Fall sein wird.
Die Frage, wie sie die kryogenen Kraftstoffe für Monate kalt halten wollen, interessiert mich auch. Bin gespannt welchen Trick sie da aus dem Hut zaubern. Im Prinzip kann man aktiv kühlen, ist halt eine Frage der verfügbaren Leistung. Die Verwendung von Methan statt Wasserstoff ist da sicher hilfreich.
Methan hilft auf alle Fälle. Und solange sie nur im Vakuum operieren (Erdorbit, Mond) geht es vielleich auch ohne Kühlung. Ein paar Infrarot-Teleskope (z.B. „Planck“) haben ja vorgemacht, wie lange man flüssiges Helium im Weltraum aufbewahren kann. Aber selbst die dünne Atmospäre des Mars, und dahin wollen sie ja, schafft da andere Bedingungen.
"Bürokratie":
"Jeder Schraube laufen fünf Ingenieure hinterher.", sagte mir mal einer beim Praktikum bei MBB.
Anders geht es aber nicht (habe mein Praktikum bei ERNO Raumfahrttechnik in Bremen geamacht bevor die von MBB (und später von EADS und jetzt Airbus gefressen wurden)). Fand ich damals auch irgendwie blöd, dass Mechaniker und Qulaitätsmann Hand- und Hand ins Lager gegangen sind um kleine Teile zu holen, für jedes Teil Papiere mit mehreren Durchschlägen ausgefüllt haben um zu dokumentieren, was damit passiert ist. Danach hat es der Mechaniker unter Aufsicht des Qualitätsmanns eingebaut, der jede Einstellung des Drehmomentschlüssels notiert und abgezeichnet und auch sonst sehr viele Papiere ausgefüllt hat. Auf diese Weise hat es ziemlich lang gedauert, bis die relativ kleine zweite Stufe der Ariane zusammengebaut war. Dafür hat davon bis heute meines Wissens keine versagt.
Wenn man einen sehr komplexen Mechanismus aus sehr vielen Teilen zusammensetzt, von denen jedes einzelne am Limit seiner Belastbarkeit ausgelegt und trotzdem für die Funktion entscheidend ist, dann muss man diese Teile behandlen wie die Britischen Kronjuwelen. Alles andere führt zu Fehlschlägen. Wie z.B. Apollo 13, wo ein Ventil beim Einbau beschädigt wurde. Oder El Al Flug 1982, bei dem ein vollbeladener Frachtjumbo in Amsterdam in einen Wohnblock gefallen ist, weil man bei der Befestigung eines Triebwerks einen (!) Bolzen beschädigt hat.
Das haben die Unternehmen der Luft- und Raumfahrtbranche auf die harte Tour lernen müssen, dass man so arbeiten muss. Und wenn Space X das nicht so macht, dann werden sie dieselben Fehlschläge erleiden wie alle anderen auch.
Wenn man sich den Werdegang der SLS-Rakete anschaut, dann muss man sich in der Tat fragen warum Boeing noch existiert. Marktwirtschaftliche Gründe sind es bestimmt nicht.
Boeing macht in diesem Sektor das, was von der NASA oder anderen Regierungsbehörden beauftragt wird. Zu festen Stundensätzen. Denen kann es nur recht sein, wenn sie die Projekte endlos in die Länge ziehen.
Im Gegensatz dazu arbeitet SpaceX nach dem Try-and-Error Verfahren.
Das kann man genau so lange machen, wie der Goldesel Musk sich dafür interessiert. Und Geld keine Rolle spielt. Er hat ja die gesamte Entwicklung der Falcon Raketen, koste es was es wolle, selbst bezahlt. Aber gerade weht auch ihm, vor allem vom defizitären Tesla-Bereich, kalter Wind ins Gesicht. Und im Vergleich zu den Marsraketen ist alles, was er bisher in der Raumfahrt gemacht hat, reinster Kleinkram. Jetzt sprechen wir von mindestens einer Zehnerpotenz mehr an Aufand, Kosten und Risiko. Da kann sich auch ein Herr Musk nicht lange dan „trial and error“ System leisten.
Viele Grüße
Maximilian