hallo zusammen,
zur Diskussion kann ich als Optimierer und Tester auch einen Beitrag leisten
Ich denke es ist ein natürlicher Wunsch jedes Teleskopbesitzers, dass seine Optik so gut wie möglich ist.
Beim Beobachten summieren sich die Optikfehler: Die des Objektives, des Zenitspiegels, des Okulares,
der Ausrichtung der Komponenten aufeinander, und externe Einflüsse wie zB das Seeing.
"Telescopes are a wobbly stack of filters" - Suiter
Je besser also die Einzelkomponenten, desto besser wird das Gesamtsystem funktionieren.
Der Strehlwert ist vor allem bei der Fotografie nur eine Teilkomponente. Bei der Fotografie macht man
in den überbelichteten Sternhalos all das Streulicht sichtbar, welches eben nicht im Beugungsscheibchen versammelt
und gar nicht vom Strehlwert erfasst wird. Ein Objektiv kann 95% Strehl haben, hat man deutlichen Trefoil
so sind die Sterne dreieckig. Hat man eine Druckstelle am Rand der Linsen, so bekommt man einen dunklen Spike.
Hat man einen Keilfehler, so kann komafrei justieren aber auch bei 98% Strehl sind die Farben dann lateral verschmiert.
Hat man einen Vergütungsfehler, kann ein stark asymmetrisches Sternhalo entstehen.
Sitzt das Objektiv auch nur leicht schief am Tubus, dann sind die Sterne in den Bildecken asymmetrisch verzerrt
- überhaupt bei den modernen schnellen Geräten.
Am schlimmsten ist es wenn die Linsen unregelmäßig geschliffen sind, dann beginnt man sie gegeneinander
zu verdrehen und eine Position zu suchen wo sich die Fehler halbwegs aufheben, das kann endlos werden:
Sternformprobleme bei Apos II - Triplett justieren - 107/700 APM Nr.1 Dieser Bericht erzählt von meinem 107/700 Triplett Apo, der trotz ec...
interferometrie.blogspot.com
das mache ich heute nicht mehr, arbeite fast nur noch mit Material wo man mit Arbeit auch was Gutes rausbekommen kann
da hat man ein Gefühl wie ein Gärtner, man pflegt und hegt und die Pflänzchen gedeihen und erfreuen einen:
100/550 Esprit Test Reports here are the interferometric test reports of Esprit100 done for Teleskop-Austria and its customers. Each on...
interferometrie.blogspot.com
Bis Nr.38 hab ich die Tests hochgeladen, das ging so weiter und heute bin ich schon bei Nr. 115.
Wenn man also wirklich optimieren will, muss man eine Menge Fehlermöglichkeiten im Auge behalten,
auf der optischen Bank und fotografisch testen, und immer wieder Aktionen setzen, auf Fehlersuche gehen, einjustieren.
Das ist mit Auspacken und mal kurz durchgucken nicht getan.
Die Interferogramme und ihre Auswertung sind der geringere, und für mich der schönere Teil der Arbeit.
Da habe ich nicht mit verklebten Objektivringen und Justageschrauben zu tun, Taukappen die nicht runtergehen,
Okularauszüge die sich gegen Justage wehren, und all den anderen mechanischen Kram der klemmt hakt und sich plötzlich ausleiert.
Ich habe da schon viel zu tun, aber ich bin glücklich mit der Arbeit: Es kommt was Schönes raus, der Kunde ist (fast immer) zufrieden,
mein Chef drängt mich nicht, ich kann es mir leisten ganz geradeheraus ehrlich zu sein und nichts unter den Tisch fallen zu lassen, es ist win-win für alle.
Aussuchen: Das mache ich nicht im eigentlichen Sinn, denn was geschieht dann mit den aussortieren Teleskopen?
"Das beste von fünf" höre ich machmal, und frage mich was passiert mit den anderen vier? Wer bekommt die dann zu kaufen, oder landen die am Müll?
Wenn ein Objektiv nicht gut ist, sollte man es dem Hersteller freundlich auf den Tisch stellen. Passiert hier sehr selten, aber wir tun genau das - wird retourniert.
Freilich wird dann mal das eine oder andere auch zum Schnäppchen, aber bitte mit Beschreibung warum. Alles andere ist doch irgendwie unehrlich, oder?
Meine Methode ist Arbeit on demand, ich frage nach den Anforderungen und erkläre was ich garantieren kann, dann nehme ich ein Teleskop
und optimiere und teste, und präsentiere es mit original Interferogrammen und Sterntest noch vor dem Versand dem Kunden.
Alternativ, wenn er mir vertraut, kann er es günstiger bekommen: Mit Optimierung und fotografisch und auf der optischen Bank getestet,
aber ohne die Interferometrie, ohne Schreibtischarbeit Interferogramme auswerten, Sterntest Bilder zusammenstellen.
Vertrauen ist sowieso die Basis. Ein Teleskop kann sich beim Versand dejustieren - bei mir selten, weil ich alles tue die Justage zu stabilisieren
und prüfe das auch mit einem kleinen Hämmerchen (seismischer Test) - und dann darf der Kunde nicht alleine gelassen werden.
Soweit ein Einblick wie es sich von meiner Seite her darstellt!
lg Tommy