Guten Morgen zusammen!
Also eine weitere Runde in Sachen Sabine und der GRF. Da ich nun sowieso noch einen Teller Suppe zum Aufwärmen brauche, erzähle ich euch gleich zeitnah davon.
Hier die sachliche Kurzversion:
> Beginn: ca. 22.30 Uhr, Ende kurz vor Mitternacht
> Ort: gewohnter etwas erhöhter Beobachtungsplatz außerhalb der Stadt
> Wetter: sternenklar, aber evtl. etwas hohe Bewölkung; im Tal und der Stadt deutlich sichtbarer Nebel, hier oben schon feuchte Luft, aber kein Nebel, 12 Grad kalt
> Mond: nicht da
> Gerätschaften: mein allseits bekannter 60 mm Refraktor, Verdopplungslinse plus 10 mm Okular für die Detail-Ansicht, das 20 mm Okular zum Orientieren, Blau-Filter, Papier und Bleistift
Beobachtungen
> Jupiter wieder mal nicht wirklich scharf zu bekommen, seine Wolkenbänder mal besser, mal schlechter erkannt; wechselnde Luftunruhe, aber insgesamt etwas weniger "getanzt" als nachts zuvor
> das nördliche Äquatorialband prominent und deutlich zu sehen, das südliche teilweise nur zu erahnen; die südliche Polarregion wieder klar erkennbar dunkler und gegen die hellere Zone darüber auch einigermaßen gut abgrenzbar; die nördliche Polarregion nicht wirklich erkennbar dunkler als der Bereich darunter
> keine Struktur, die eindeutig als GRF ins Auge sprang - weder von der Form noch von der Farbe her
> mit Blau-Filter vermutlich die Band-Strukturen etwas kontrastreicher als ohne; aber ob es in meinem ungeübten Auge einen wirklichen Vorteil brachte - weiß nicht; jedenfalls auch mit Filter nichts gesehen, was ich eindeutig als GRF hätte identifizieren können (wen wundert's??)

> gegen Ende nochmal ohne Filter betrachtet, dabei mehrmals an einer Stelle im südlichen Äquatorialband den Eindruck gehabt, es würde ein wenig nach oben "abknicken" und minimal dunkler sein als der Rest, wobei der weitere Verlauf der Linie nicht mehr klar zu erkennen war (s. Zeichnung); alles recht unsicher gesehen und wahrscheinlicher eine Fata Morgana als wirklich ein Hinweis auf den GRF - aber momentweise schon der Eindruck, dass es wirklich so aussah und sich mit der Zeit auch etwas auf den Rand zubewegte
Fazit
> kein Jubelschrei, aber auch nicht die pure Verzweiflung
> eventuell eine Struktur gesehen, die unter Umständen ein Hinweis auf den Fleck gewesen sein könnte - genausogut aber auch nicht
> Blau-Filter ist durchaus eine Möglichkeit, die noch öfter ausprobiert werden sollte
> wieder mal weit von optimalen Beobachtungsbedingungen entfernt, auch brachte der Wechsel zum Platz außerhalb der Stadt keine wesentliche Verbesserung zum Balkon oder der dunklen Ecke hinterm Haus
Soweit zur Kurzversion.
Wer es hierbei belassen möchte, hole sich bitte auch heute die Verabschiedung und den Gruß noch am Ende des Beitrags ab.
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Und jetzt noch die ausführlichere Beobachtungs-Erzählung für den Genießer...
Wie nicht anders zu erwarten, war mein Dienst alles andere als ruhig und das pünktliche Ende mehr als unwahrscheinlich - wie immer, wenn man anschließend noch etwas vorhat. Trotzdem schaffte ich es irgendwie, gegen 22.30 Uhr an meinem altbekannten Beobachtungsplatz außerhalb der Stadt anzukommen. Ich wollte heute die möglichst besten Voraussetzungen für mein Unternehmen haben, deshalb fuhr ich dorthin und blieb nicht zu Hause.
Kaum hatte ich mein Auto verlassen, stieg der "Gruselfaktor" auf eine mittlere Stufe an. Auf dem Wanderweg, der durch ein Waldstück zu meiner Wiese herauf führte, war Licht. Und ich war mir nicht sicher, ob das sonst auch schon immer dort gewesen war. Ich atmete ein paar Mal durch. Und nachdem sich der Lichtschein nicht bewegte, überzeugte ich mich davon, dass es kein Grund zur Aufregung sei.
Ich baute mein Teleskop zusammen und trug es zusammen mit dem Zubehör und meinem Klapphocker zu der kleinen Anhöhe hinauf, die mein Ziel war. Irgendwie kam es mir heute hier besonders dunkel vor. Dunkler jedenfalls als damals, als ich zusammen mit meinen beiden Freundinnen zuletzt hier gewesen war. Und kälter war es heute auch.
Zuerst ließ ich meinen Blick über den Himmel schweifen. Sofort fiel mir der Delfin ins Auge und ich freute mich, dieses eher unscheinbare Sternbild sofort erkannt zu haben. Ich begann schon zu bereuen, dass ich mein Fernglas zu Hause gelassen hatte. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass dieser Abend nur Jupiter und mir allein gehören sollte. Und da brauchte ich das Fernglas nicht.
Also begrüßte ich meinen Freund und richtete das Teleskop auf ihn. Etwas enttäuscht stellte ich fest, dass auch hier draußen auf der Wiese seine Wolkenbänder nicht scharf zu bekommen waren, egal wie ich an den Rädchen hin und her drehte. Und - natürlich! - war da nichts, das sofort als roter Fleck ins Auge sprang. Ja, schön wär's gewesen. Aber auch keine Überraschung.
Ich ließ mich auf Jupiter ein und nahm alles, was ich sehen konnte, auf. Klarere Phasen und verschwommenere. Ist halt alles Natur - und Universum. Das unscheinbarere der Äquatorbänder, in dem irgendwo der Fleck sein sollte, war sehr sehr schwach. Leider. Ich versuchte es mit indirektem Sehen. Hm. Es war insgesamt alles unscharf und verschwommen. Dann probierte ich den Blau-Filter aus. War nicht schlecht. So richtig gut aber auch nicht.
Immer wieder warf ich einen Blick auf die Uhr und schätzte ab, wo der Fleck gerade ungefähr sein musste. Ungefähr. Wenn die Vorhersage einigermaßen zutraf. Ab und zu hatte ich den Eindruck, vielleicht etwas zu erkennen, das er sein könnte - genauso gut aber auch nicht.
Es wurde immer kälter und klammer. Das Teleskop war inzwischen taunass, meine Kleidung ebenfalls. Ich hatte mich warm angezogen, aber trotzdem kroch mir diese feuchte Kälte allmählich in die Glieder. Meine Finger wurden steif. Irgendwo war ein Geräusch, aber ich wollte es gar nicht hören. Ich wollte nur etwas auf Jupiters Oberfläche sehen, das ein Hinweis auf den roten Fleck sein konnte. Und eigentlich wollte ich wieder irgendwo hin, wo es wärmer war. Mein Nacken tat weh. Mein Kopf auch.
Und doch war mir da schon eine Weile eine Stelle in diesem dünnen Äquatorband aufgefallen, die etwas nach oben abgeknickt schien. Und eine Spur dunkler als der Rest des Bandes. Immer wieder verschwand das alles vor meinem Auge und trat dann wieder deutlicher hervor. Und ich bildete mir ein, dass diese Stelle sich im Lauf der Zeit auch ein Stück auf den Rand zu bewegt hatte. Ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob ich das wirklich so gesehen hatte oder ob ich es mir nur einbildete. Aber ich beschloss, das aufzuzeichnen. Wenn ich schon mal ein wenig das Gefühl hatte, vielleicht wirklich etwas gesehen zu haben, das auf den Fleck hinweisen konnte.
Ich holte die Zeichen-Sachen, die ebenfalls vom Tau angefeuchtet waren, und malte auf, was ich gesehen zu haben glaubte. Sicher bin ich mir da bis jetzt nicht, ob da auf Jupiter etwas wirklich so ausgesehen hatte. Aber es konnte durchaus sein.
Es wurde keine schöne Zeichnung. Das sollte sie auch gar nicht werden. Sie sollte nur diesen Eindruck, den ich hatte, festhalten. So gut das mit steifen, klammen Fingern bei Rotlicht eben ging. Und dann packte ich kurz vor Mitternacht zusammen. Es reichte irgendwie. War ja auch insgesamt schon ein anstrengender Tag gewesen auf der Arbeit.
Ich verabschiedete mich von Jupiter (Saturn hab ich wieder mal völlig außer Acht gelassen. Irgendwann nimmt er mir das übel!), genoss noch einmal den Blick zum Sternenhimmel und fuhr nach Hause.
Dort hieß es dann erst mal wieder, den ganzen Teleskop-Kram auspacken und trockenlegen. Und dann Suppe kochen. Ich brauchte was, um wieder auf Körpertemperatur zu kommen.
Die ist nun wieder hergestellt. Trotzdem liebäugele ich noch mit meiner Wärmflasche. Der August ist vorbei, da kann man das schon wieder guten Gewissens machen. Mein Nacken ist auch immer noch total verspannt. Gut, dass ich was zum Einreiben daheim habe - das braucht man immer öfter, wenn man keine zwanzig mehr ist und sich nachts stundenlang über ein Okular beugt...
Es ist spät geworden und meine Augen sind müde. Und das mit Jupiters Fleck, nun ja, wir versuchen es ein ander Mal wieder!
Gute Nacht oder guten Morgen, wann immer ihr diese Zeilen auch lest, sucht euch das Passende raus.

Seid mir alle ganz herzlich gegrüßt!
Sabine